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Rückblick

Aktionstage Kreuz und Queer* // Rom-Exkursion des Instituts für Systematische Theologie // Tagung Petrus Canisius (1521-1597) // Dies facultatis und Diözesantag 2021 // Tagung Religion und Staat im Brennpunkt

Kreuz und Queer* – Wer nur schwarz-weiß denkt, übersieht den Regenbogen

Begegnungszone am Karl-Rahner-PlatzVon 30. Mai bis 2. Juni 2021 fanden die Aktionstage Kreuz und Queer* an der und um die Theologische Fakultät statt. Geplant und durchgeführt wurde die Veranstaltung in erster Linie von einer engagierten Studierendengruppe. Finanzielle sowie personelle Unterstützung kamen dazu vom DAHOP (Diözesaner Arbeitskreis Homosexuellenpastoral), der HOSI-Tirol (Homosexuellen-Initiative) und dem B3 (Zentrum für Theologiestudierende) Innsbruck sowie der ÖH-Innsbruck. Den Anfang bildete ein PRIDE prayer, also ein Wortgottesdienst in der „Kirche im Herzen der Stadt“ (Spitalskirche), wo wir mit dem Zeichen des Regenbogens die Liebe Gottes zu ALLEN Menschen betonten. Jakob Bürgler von der Missionarischen Pastoral stand diesem Gottesdienst vor. In den darauffolgenden Tagen gab es täglich Online-Workshops unter der Leitung von Lehrenden, Studierenden (ein Workshop fand innerhalb eines Seminars statt und wurde von Studierenden gestaltet) und von Personen aus der pastoralen Praxis. Ein gewisses Highlight der Veranstaltung stellte das Podiumsgespräch am Montagabend dar. Christoph Perntner OPraem (DAHOP, Pfarrer in Völs), Markus Möller (Obmann der HOSI-Tirol), Romana Thurnes (Seelsorgerin der Tiroler-Hospizgemeinschaft) und Henry Frömmichen (ehemaliger Priesterseminarist aus München) sprachen – moderiert von Anni Findl-Ludescher – über ihre Erfahrungen mit der Kirche, die sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder ihres Einsatzes für die LGBTIQ*-Community erlebt haben.

Jeden Tag gab es zwischen den Workshops die Möglichkeit, sich auszutauschen. Am Karl-Rahner-Platz direkt vor der Theologischen Fakultät gab es Getränke und Infobroschüren, Ansprechpersonen und rainbow-goodies – es war für jede*n etwas dabei.

Vorrangiges Ziel der Aktionstage war es, das Thema LGBTIQ* und Kirche an die Fakultät zu holen und ins Gespräch zu bringen. Und es war bestimmt nicht die letzte Aktion auf dem Weg zu einer „queer-friendly church“! (Magdalena Pittracher)

Rom – theologischer Ort. Virtuelle Exkursion des Instituts für Systematische Theologie, 25. bis 27. Mai 2021

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. 

Screenshot von der Rom-ExkursionIm Studienprogramm unserer Fakultät gibt es ein besonderes Modul: „Exkursion“. Das wäre doch auch etwas für die Systematische Theologie, dachte ich. Und dann ging uns ein Licht auf: „Rom – als theologischer Ort“. Also: „theologische Orte“ sind „Fundgruben“, die für das Verstehen und die lebendige Realisierung des Evangeliums Autorität gewinnen. Sie öffnen sich innerhalb und außerhalb der Kirche.

Natürlich ist Rom das Zentrum der katholischen Weltkirche – Besuche bei verschiedensten Dikasterien waren daher selbstverständlich. Rom aber ist „La Città / die Stadt“, also auch: schräge Wege, ungewohnte Perspektiven auch mit Filmen, das muss sein. Dass diese Stadt mit dieser Geschichte noch existiert, und zwar vital und wunderbar unübersichtlich, das grenzt an ein Wunder. Und dann natürlich die Stadt der Kunst: also hin zu diesen einzigartigen Wallfahrtsorten, ohne dabei ein gutes „Gelato“ oder einen „Espresso“ zu vergessen.

So der erste Plan, doch dann kamen das Leben und die reale Unübersichtlichkeit. Wir wissen alle, was uns dann zugestoßen ist: Covid-19. Zuerst haben wir um ein Jahr verschoben, dann auf Sicht geplant und schließlich im Feber beschlossen: Wir gehen virtuell! Und das kam dabei heraus. Neben unseren virtuellen Kunstexkursionen, die für alle Interessierten geöffnet wurden, waren wir mit zwei kurialen Dikasterien und zwei Forschungszentren in Begegnung: dem Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog (PCID), dem Päpstlichen Rat für die Förderung der Einheit der Christen (PCPUC), dem „Pontifical Institute for Arabic and Islamic Studies“, sowie dem „Center of Child Protection“, das an der Gregoriana von einem Doktoranden von P. Lies SJ geleitet wird und heute im Brennpunkt der Erneuerung und Aufarbeitung des Missbrauchs steht: Dr. Hans Zollner SJ. Überrascht hat uns alle der indonesische Verantwortliche für den Dialog mit dem Islam im pazifischen Raum: Markus Solo. Er hatte bei P. Neufeld SJ in Innsbruck promoviert. Wir werden ihn bald einmal in Innsbruck begrüßen können.

Alle waren überzeugt: Es war gut, dass wir wenigstens virtuell in Rom waren. Wie unsere Studierenden diese Woche erlebt haben, können Sie selbst erfahren:

„Das Spannendste für mich war sicherlich, dass man durch die Gespräche mit den Vertretern der jeweiligen Institution ein Gefühl dafür bekommen hat, wer dort hinter den Kulissen arbeitet, dass der Institution ein Gesicht verliehen wurde.“ Noah Jenewein

„Trotz des coronabedingten Ausfalls der Reise nach Rom ist es gelungen, durch die virtuellen Medien einen erstaunlich guten Ersatz zu gestalten. … Die Diskussion erlaubte offene Fraqen und es gab erstaunlich ehrliche Antworten. …. Insgesamt erlebten wir wirklich eine starke Woche.“ Josef Walser

„Das Treffen mit der Institution PISAI und deren Vorsitzenden Prof. Fr. Diego Sarrió Cucarella war ein sehr tiefgreifender Einschnitt in die Geschichte der christlich-muslimischen Beziehung und deren theologische Hintergründe, …“ Michael Strasser

„Besonders beeindruckend und zugleich überraschend war für mich die Tatsache, dass in Rom mehr ‚Weltkirche‘ vorhanden ist, als man meinen könnte, … und zugleich auch mit Verwunderung erfahren, dass der Dialog mit den anderen christlichen Konfessionen vor allem den Fokus auf die Freikirchen legt, die sich ja allgemein enorm im Aufwind befinden. Die römischen Institutionen haben auf mich generell einen recht offenen und gesprächsbereiten Eindruck gemacht.“ Elias Weissengruber

(Roman Siebenrock)

Petrus Canisius SJ (1521–1597)
Zwischen alten Traditionen und neuen Zeiten

Tagung zu Petrus CanisiusPetrus Canisius hat sogar in Innsbruck, wo er als Diözesanpatron fungiert, das Schicksal einer historischen Jubiläumsberühmtheit. Obwohl er tatsächlich eine Schlüsselfigur des hochdramatischen 16. Jahrhunderts ist, kennen ihn auch historisch interessierte Zeitgenossen oft kaum bis gar nicht – außer ein 400. Todestag oder ein 500. Geburtstag steht an und die Historiker nützen die Chance, ihren Petrus Canisius hinter dem Vorhang oft jahrelanger kleinteiliger und mühsamer Forschungsarbeit hervorzuholen. 

Ein solches Jubiläum war auch der Aufhänger für die historische Fachtagung anlässlich seines 500. Geburtstages vom 26. bis 28. Mai, die aufgrund der bekannten Umstände als Online-Veranstaltung durchgeführt werden musste. Dabei hat sich glücklicherweise gezeigt, dass solche Jubiläen nicht nur Anlass zum Abfeiern oder zum gefühligen Gedenken einer geschichtlichen Figur sein müssen, sondern tatsächlich auch Platz für ernsthafte historische Forschung bieten. In insgesamt elf Vorträgen von ausgewiesenen Fachleuten wurde eindrucksvoll vor Augen geführt, dass die Persönlichkeit von Petrus Canisius nuancierter und vieldimensionaler war, als nicht selten gemeint wird.

Nach dem fulminanten Eröffnungsvortrag des gegenwärtig wohl wichtigsten deutschsprachigen historischen Jesuitenforschers Markus Friedrich (Hamburg) ist in zehn historischen Tiefenbohrungen aber auch klar geworden, dass sich mit Hilfe der Gestalt des Petrus Canisius auch die großen Themenfelder seiner Zeit – der Humanismus, die Konfessionalisierung, die Ordensgeschichte, die Theologiegeschichte, die Mentalitäts- und Ideengeschichte, die Frömmigkeitsgeschichte – nuancierter und vieldimensionaler in den Blick nehmen lassen. Die Interessierten, die sich über den Livestream zugeschaltet haben, haben hoffentlich die Botschaft mitgenommen: Petrus Canisius ist eine faszinierende historische Persönlichkeit, die es wert ist, dass man sich auch zwischen Jubiläen an sie erinnert!

Die Publikation der Tagung soll im kommenden Jahr in der renommierten Reihe „Reformationsgeschichtliche Studien und Texte“ erfolgen. (Mathias Moosbrugger)

500 Jahre Petrus Canisius SJ: Spiritualität – Bildung – Ökumene – Mission
Dies facultatis & Diözesantag am 27. April 2021

Referent H. Schumacher, Moderatoren A. Findl-Ludescher u. H. Fleißner im Dekanatssitzungssaal (v.l.n.r.)Wie in den vergangenen Jahren wurde auch heuer der Dies facultatis der Theologischen Fakultät als Joint-venture-Veranstaltung gemeinsam mit der Diözese Innsbruck und damit auch als Diözesantag durchgeführt. Kaum einmal war das auch thematisch so unmittelbar naheliegend wie diesmal: Immerhin fungierte Petrus Canisius als Stichwortgeber, dessen Geburtstag sich am 8. Mai 2021 zum 500. Mal jährte. Als Diözesanpatron und Gründer des Innsbrucker Jesuitenkollegs – und damit indirekt auch der Universität Innsbruck und der Theologischen Fakultät – ist er ein wichtiger (wenn auch erstaunlich unbekannter) historischer Bezugspunkt für Diözese und Fakultät.

Das Anliegen des Dies facultatis bestand nicht in einer bloßen Erinnerung an diesen maßgeblichsten Vertreter der Katholischen Reform nördlich der Alpen. Es ging vielmehr darum, ausgehend von den Herausforderungen, die er im hochdramatischen 16. Jahrhundert zu meistern hatte, für die großen Herausforderungen des Christentums in einer postreligiösen Umwelt sensibel zu machen. Nach einem historischen Eröffnungsvortrag zum spirituell-missionarischen Selbstverständnis von Petrus Canisius wurde den entsprechenden Themenfeldern Spiritualität, Bildung, Ökumene und Mission jeweils ein Hauptvortrag von praktischen bzw. theoretischen Fachleuten gewidmet; flankiert wurden diese Hauptvorträge von Koreferaten aus der Fakultät bzw. der Diözese. Das Spektrum war entsprechend breit: von der kirchlichen Jugendarbeit jenseits des kirchlichen Tellerrandes über die Gestaltung eines modernen Religionsunterrichts und die Herausforderung des Christseins in einer multireligiösen Kultur bis hin zu Ideen für eine selbstbewusste Missionsarbeit jenseits von vergangenen Selbstverständlichkeiten.

Der Dies facultatis musste online durchgeführt werden; so ertragreich dieser Tag auch gewesen ist, ist aber klargeworden, wie sehr ein solches Format von Begegnungen und Gesprächen abseits des offiziellen Programms lebt. Hoffentlich wird das 2022 wieder möglich sein! (Mathias Moosbrugger)

Religion und Staat im Brennpunkt

Religionen SymboleVom 26. bis 27. April 2021 wurde an der Universität Innsbruck der im Jahr 2015 unter dem Generalthema „Religion und Staat im Brennpunkt“ initiierte Dialog der in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften und staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften in Form einer 6. Tagung mit dem Thema „Die Stellung der Frau im Blickfeld von Kirchen und Religionsgemeinschaften und ihre Rolle in Staat und Gesellschaft“, diesmal allerdings virtuell, fortgesetzt. Die Veranstaltung wurde von Wilhelm Rees vom Fachbereich Kirchenrecht des Instituts für Praktische Theologie der Theologischen Fakultät und von Johann Bair vom Fachbereich Rechtsgeschichte des Instituts für Römisches Recht und Rechtsgeschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät organisiert.

Im Ergebnis kristallisierte sich im Verlauf der Tagung heraus, dass in Bezug auf die Rolle der Frau in den Kirchen und Religionsgemeinschaften zwei Gruppen zu unterscheiden sind: Auf der einen Seite finden sich jene, die – dem gesellschaftlichen Trend entsprechend – die Rolle der Frau innergemeinschaftlich neu bewertet haben und zu einer mit dem staatlichen Recht vergleichbaren Gleichstellung von Mann und Frau gekommen sind. In dieser Gruppe sind Frauen sämtliche Ämter und Funktionen in der Gemeinschaft zugänglich. Nicht zu übersehen ist aber auch, dass tief verwurzelte Traditionen Frauen daran hindern können, die ihnen grundsätzlich offenstehenden Funktionen und Ämter auch zu übernehmen.

Auf der anderen Seite stehen jene Kirchen und Religionsgemeinschaften, die mit der gesellschaftlichen Entwicklung der Gleichstellung von Mann und Frau nicht mitgegangen sind und ein Modell vertreten, welches Mann und Frau innergemeinschaftlich verschiedene Aufgaben zuweist, die sich jedoch in einer Gesamtbetrachtung zu einem Ganzen zusammenfügen. Dies kann allerdings nicht verbergen, dass bestimmte Funktionen und Ämter – insbesondere jene, die mit Leitungs- bzw. Machtanspruch verbunden sind – in diesem Modell ausschließlich Männern vorbehalten sind. Damit zementiert dieses Modell letztendlich aber – dies in eindeutigem Widerspruch zur gesellschaftlichen Entwicklung und dem staatlichen Recht – bewusst und unmittelbar den innergemeinschaftlichen Herrschaftsanspruch von Männern über Frauen. (Johann Bair, Wilhelm Rees) 

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