
Die Katholisch-Theologische Fakultät ist mit voller Besetzung ins neue Studienjahr gestartet. Die Vakanz der Professur für Pastoraltheologie und Homiletik ist zu Ende. Professor Andree Burke konnte mit 1. Oktober seine Stelle in Innsbruck antreten. Das Team der Pastoraltheologie wird durch Sarah Pieslinger als Praedoc-Assistentin komplettiert. Auch finanziell ist die Situation im Augenblick trotz Budgetnot und nationalen Sparpaketen stabil, da die in den Leistungsvereinbarungen zwischen Universität und Ministerium vereinbarten Mittel bis 2027 gesichert sind. Danach freilich können auch auf die österreichischen Universitäten Zeiten knapper Finanzierung zukommen, die gerade eine kleine Fakultät wie die unsere in deutlichem Maß zu spüren bekommen kann. Auch unsere Studierendenzahlen sind stabil, wenngleich wir freilich gut noch einige Hörer:innen mehr vertragen könnten. So gehen wir also nicht ganz unbeschwert aber durchaus optimistisch in die kommenden Monate.
Die gesamtgesellschaftliche Situation bleibt jedoch von großen Herausforderungen geprägt. Nicht die geringste davon ist die Verschiebung des sozialen Klimas hin zu mehr Polarisierung, Härte und schwindender Solidarität. In diesen Kontext hinein spricht Papst Leo XIV. mit seinem ersten längeren Schreiben, der Exhortation Dilexit te. Den Spuren von Papst Franziskus folgend stellt Leo die vorrangige Option für die Armen ins Zentrum seines Textes. Da das Kirchenoberhaupt damit meines Erachtens sehr präzise den Finger auf einen wunden Punkt unserer Gegenwart legt, erlaube ich mir, an dieser Stelle ein längeres Zitat aus der Nr. 97 seines Schreibens anzuführen. Es heißt dort:
„Daher ist es die Aufgabe aller Glieder des Gottesvolkes die Stimme auf unterschiedliche Weisen zu erheben, damit sie aufrüttelt, anprangert und sich auch dann exponiert, wenn dies bedeutet, als „dumm“ angesehen zu werden. Die Strukturen der Ungerechtigkeit müssen mit der Kraft des Guten erkannt und zerstört werden, durch einen Gesinnungswandel, aber auch mit Hilfe der Wissenschaften und der Technik, durch die Entwicklung wirksamer politischer Maßnahmen zur Umgestaltung der Gesellschaft. Es ist stets zu bedenken, dass das Anliegen des Evangeliums nicht bloß in einer individuellen und innigen Beziehung zum Herrn besteht. Das Anliegen ist viel umfassender: Es »ist das Reich Gottes (vgl. Lk 4,43); es geht darum, Gott zu lieben, der in der Welt herrscht. In dem Maß, in dem er unter uns herrschen kann, wird das Gesellschaftsleben für alle ein Raum der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Würde sein. Sowohl die Verkündigung als auch die christliche Erfahrung neigen dazu, soziale Konsequenzen auszulösen. Suchen wir sein Reich.«“
Mir scheint, dass mit dem Aufruf die Stimme gegen herrschende Trends zu erheben um aufzurütteln und die Umgestaltung der Gesellschaft voranzubringen auch das Wesen von Wissenschaft und Universität insgesamt angesprochen ist. Aus christlicher Perspektive und mit der Motivation des Glaubens können wir als Katholisch-Theologische Fakultät dazu beitragen. Die Suche nach dem Reich Gottes in dieser Welt kann freilich nicht mit Mitteln der Macht betrieben werden, sondern lebt aus der aufmerksamen und liebevollen Zuwendung zum Anderen, wie es in genanntem Dokument ebenfalls heißt.
All das mag Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, als altbekannt erscheinen, es bleibt dennoch eine enorme Herausforderung es in unserer akademischen Arbeit und in unserer Verantwortung in Kirche und Gesellschaft tatsächlich zu realisieren. Mein Anliegen als Dekan ist es, dass wir Studierende, Lehrende und Freunde unserer Fakultät gemeinsam daran arbeiten, dieser Realisierung näher zu kommen. Ansätze um dieses Bemühen, so bin ich überzeugt, können Sie in etlichen der Beiträge unseres aktuellen Newsletters finden.
Wilhelm Guggenberger, Dekan
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