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Rückblick

3. Herlinde-Pissarek-Hudelist-Vorlesung // Gedenkabend für Adolf Darlap // Tagung zum Religionsunterrricht // Workshop „Mixed Methods“ // interreligiöse Lehrveranstaltung

Heiß umstritten: Katholische Kirche und die Frauen
3. Herlinde-Pissarek-Hudelist-Vorlesung am 23.11.2017

Johanna Rahner

„Noch nie war sie so wertvoll wie heute…“, unter diesen Titel stellte Univ.-Prof.in Dr.in Johanna Rahner (Universität Tübingen) am 23. November 2017 die 3. Herlinde-Pissarek-Hudelist-Vorlesung. Rahner verdeutlichte, dass die sogenannte „Frauenfrage“ den innersten Kern von Kirche und Gesellschaft berührt, Kirche und Theologie aber weitgehend daran scheitern, eine produktiv-kritische Rolle in den aktuellen Genderdiskursen einzunehmen. Für Rahner sind die antimodernistischen Strukturen in der katholischen Kirche weiter wirksam. Offenbar werden sie in der stereotypen Zuschreibung von Geschlechterrollen und den entsprechenden exklusivistischen Formaten. Dafür werden auch systematisch Allianzen eingegangen zwischen katholischen Traditionalisten und politisch ewig Gestrigen vom rechten Rand.

Einen Schwerpunkt setzte Rahner auf die Ämterfrage. Die theologischen Grundlagen einer Öffnung des sakramentalen Amtes für Frauen sind für Johanna Rahner lange geklärt, die Umsetzung sei eine bloße Frage des Kampfes um Macht. Entsprechend erläuterte die Dogmatikerin: Wird Frauen weiterhin der Zugang zu sakramental anerkannten Ämtern verweigert, so handelt die katholische Kirche ihren eigenen systematisch-theologischen Grundlagen zuwider und riskiert langfristig selbst Schaden zu nehmen.

Dem Vortrag folgte eine intensive Debatte über die Ursachen des Versagens von Kirche und Theologie an einer systematisch-produktiven Auseinandersetzung mit der aktuellen Geschlechterforschung. Ebenso heftig diskutiert wurde, inwieweit die dogmatischen Grundlagen einer Ordination von Frauen geklärt sind und der weitere Ausschluss tatsächlich nur eine Frage der Macht ist. (Michaela Neulinger)

Sophia forscht   

Adolf Darlap: Gedenkabend zu seinem 10. Todestag am 27.11.2017

Gedenkabend Adolf Darlap

Adolf Darlap hat als Professor für Kirchengeschichte in Innsbruck (1977-1994) viele seiner Studierenden und Mitarbeiter nachhaltig beeindruckt. Einige von ihnen hat er so nachhaltig beeindruckt, dass sie am 27. November 2017 einen Gedenkabend anlässlich des zehnten Jahrestags seines Todes organisiert haben.

Dieser Abend bot Weggefährten und Freunden in nicht zuletzt musikalisch gediegenem Ambiente die Gelegenheit, sich mitunter launige Episoden aus dem Leben Adolf Darlaps dies- und jenseits der akademischen Welt wieder ins Gedächtnis zu rufen. Darlap sollte aber auch als engagierter Wissenschaftler zu seinem Recht kommen. Em. Univ.-Prof. DDr. Walter Raberger (Linz), in den 1970ern Assistentenkollege in Innsbruck, hob das bleibend große wissenschaftliche Ethos Darlaps in den Konjunkturen des universitären Betriebs hervor. Der Hauptorganisator des Abends Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl (Salzburg) rückte Darlap als einen Lehrer ins Zentrum, der Kirchengeschichte als echt theologisches Fach verstanden habe, dem es um das große Ganze der Geschichte – christlich: Heilsgeschichte – gehen müsse. Univ.-Prof. DDr. Mariano Delgado (Fribourg) nahm schließlich den spezifisch heilsgeschichtlichen Ansatz Darlaps aus der Perspektive des „aufgeklärten Inklusivismus“ in den Blick. Am Ende erinnerte sich Mag. Patrick Darlap mit sehr berührenden Worten an seinen Vater. Überhaupt fiel bei der gut besuchten Veranstaltung die zahlreiche Anwesenheit der Familie Darlap auf. Es erinnern sich also nicht nur viele Schüler und Kollegen gern an den Gelehrten Adolf Darlap zurück; auch bei seinen nächsten Angehörigen hat er offensichtlich weit über seinen Tod hinaus bleibende Spuren hinterlassen.

So bot dieser stimmungsvolle Abend beiden – den akademischen Weggefährten und der Familie – die Möglichkeit, Adolf Darlap nicht nur zu gedenken, sondern ihm auch für ein reiches Erbe zu danken. (Mathias Moosbrugger)

Tagung zur Zukunft des Religionsunterrichts in Österreich am 4./5.12.2017

Tagung Zukunft Religionsunterricht

Die Zeichen stehen auf Kooperation. Auf Initiative der Institute Praktische Theologie und Islamische Theologie und Religionspädagogik trafen sich in Innsbruck Verantwortliche der Schulämter, der Aus-, Fort- und Weiterbildung, der Religionsgemeinschaften, Religionslehrer_innen und Studierende, um miteinander über zukunftsfähige religiöse Bildung ins Gespräch zu kommen.

Norbert Mette aus Dortmund erinnerte in seinem Hauptreferat daran, dass Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Thema Religion zum Bildungsauftrag der Schule gehören. Aufgrund der Pluralisierung der Gesellschaft seien Suchbewegungen für einen zukunftsfähigen Religionsunterricht angesagt. Stichworte dafür: konfessionell – kooperativ – kontextuell. Mette plädierte für einen von Religionen gemeinsam verantworteten Religionsunterricht, der auf die neuen gesellschaftlichen Bedingungen zugeschnitten ist, „ein langfristig anzugehendes Unternehmen“.

Der Leitfaden Kooperation zog sich durch die gesamte Tagung. Neben der Arbeit in Gruppen, wo Zukunftsperspektiven mit konkreten ersten Schritten erdacht wurden, gaben einzelne Referent_innen Anregungen und Denkanstöße. Thomas Krobath von der KPH Wien/Krems präsentierte Studienergebnisse zum dialogisch-konfessionellen Religionsunterricht in Wien, Martina Kraml und Zekirija Sejdini gaben Einblicke in interreligiöse Bildungsprozesse in Schul- und Hochschulkontexten. Der Kirchenrechtler Wilhelm Rees zeigte rechtliche Rahmenbedingungen für Kooperationen auf. Andrea Lehner-Hartmann aus Wien sprach über Neuorientierungen und machte religiöse Bildung als Beitrag zu demokratischem Denken und Handeln stark. Das Resümee am Ende der Tagung zog Wolfgang Weirer aus Graz. (Annemarie Hochrainer)

Video Vortrag Norbert Mette  
Institut für Praktische Theologie  
 
Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik   

Forschungstag „Mixed Methods“ am 19.12.2017

Udo Kuckartz links

Was nicht einfach ist – Gerüchten österreichischer Universitäten zufolge –, gelang unserer Empirie-Gruppe am Institut für Praktische Theologie: Wir konnten den renommierten Empiriker und Erziehungswissenschaftler em. Univ.-Prof. Kuckartz für einen Forschungstag zum Thema „Mixed Methods“ am 19. Dezember 2017 an der Theologischen Fakultät gewinnen. Der aus Aachen stammende Udo Kuckartz war nach einer disziplinübergreifenden wissenschaftlichen Karriere ab 1999 Professor für Empirische Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Er entwickelte 1989 das mittlerweile zum Fachrepertoire eines Empirikers gehörende Textanalyseprogramm MAXQDA zur computergestützten Analyse qualitativer Daten. Er wurde zum Experten für „Mixed Methods“, als er erstmals den angloamerikanischen Diskurs der Methodenverknüpfung (Verbindung von quantitativen und qualitativen Forschungsprozessen) in den deutschsprachigen Raum „übersetzte“.

Der öffentlich zugängliche Forschungstag fand als Vortrag mit anschließendem Workshop statt. Der Vortrag rückte zentrale Begriffe, Forschungsgeschichte, Grundfragen und Forschungsdesgin in den Mittelpunkt. Im Workshop konnten die beachtenswerten Aspekte an konkreten Beispielen dargestellt werden. In verständlicher Weise führte Prof. Kuckartz durch die Phasen eines solchen Mixed-Methods-Prozesses.

Der erfreulich rege Besuch durch interessierte WissenschaftlerInnen – auch anderer Fakultäten (Soziologie, Erziehungswissenschaft, Psychologie usw.) – zeigte den hohen Bedarf an Fortbildung in diesem jungen Spezialbereich empirischer Forschung. Der Tag war ein „Schmankerl“ für alle empirisch Forschenden. (Johannes Panhofer)

Homepage Udo Kuckartz   
Institut für Praktische Theologie   

Basispraktikum: Unterrichten lernen in religiös gemischten Gruppen

TeilnehmerInnen Basispraktikum

Was an Theologischen Fakultäten in Deutschland und Österreich als Vision angedacht wird, ist an unserer Fakultät bereits Realität. Muslimische und katholische Studierende bereiten sich nicht nur in Lehrveranstaltungen, sondern auch in Schulpraktika gemeinsam auf ihre künftige berufliche Praxis als Religionslehrerinnen und Religionslehrer vor. So absolvieren die Studierenden in religiös gemischten Gruppen beispielsweise ein vierwöchiges Praktikum an Volksschulen. Diese ersten Schritte in die Unterrichtspraxis werden in einer universitären Lehrveranstaltung begleitet und reflektiert. Seit dem WS 2014/15 ist auch das Leitungsteam dieser Lehrveranstaltung interreligiös besetzt. Mag. Nalan Gelengec und Dr. Maria Juen, die diese Lehrveranstaltung in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam geplant und geleitet haben, schätzen die gute interreligiöse Kooperation. Der Fokus liegt auf dem Unterrichten-Lernen im Fach Religion. Viele Fragen, mit denen die Studierenden in der Unterrichtspraxis konfrontiert werden, stellen sich sowohl im katholischen als auch im islamischen Religionsunterricht. Eine zentrale Herausforderung besteht für die angehenden Religionslehrerinnen und Religionslehrer etwa darin, theologisch komplexe Glaubensinhalte elementarisieren zu können. „Wichtig ist“, so betont Nalan Gelengec, „dass die Studierenden genug Raum bekommen, um sich interreligiös, aber auch intrareligiös auszutauschen. Phasen des ‚Unter-sich-Theologisierens‘ erlaubten es, inhaltsbezogene Fragen der Studierenden aus katholischer und muslimischer Perspektive zu besprechen und methodisch-didaktische Fragen zu reflektieren. Der Austausch im Plenum fördert dann auch das interreligiöse Lernen in der Gruppe.“ (Maria Juen)

Institut für Praktische Theologie  


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