rueckblick_1800x1080

Rückblick

Karl-Rahner-Preis 2021 // Tagung „Ancient and Modern Ideas of Possession“ // Tagung „Guardare tutti i fiori“ // InTheSo 2021 // ESWTR-Tagung // 75. Geb. von Matthias Scharer // Projekt Kirche am Hubland // Projekt Hallo Nachbar*in

Karl-Rahner-Preis 2021

Verleihung Karl-Rahner-Preis 2021: v.l.n.r. J. Niewiadomski, Preisträger Aaron Langenfeld, R. Siebenrock, Dekan W. Guggenberger (Credit: Roman Petruniv)Der Karl-Rahner-Preis 2021 wurde am 14. Oktober durch den Rektor des Jesuitenkollegs P. Christian Marte SJ an Aaron Langenfeld (Lehrstuhlvertreter für Fundamentaltheologie in Paderborn) und an Dr. Hernán Rojas SJ (Dozent an der Universidad Católica del Norte in Antofagasta/Chile; digital zugeschaltet) verliehen. Die Arbeiten beider Preisträger weisen sowohl für die Erforschung des Werkes Karl Rahners als auch für die Entwicklung der Systematischen und Spirituellen Theologie ein außerordentlich innovatives Profil auf. Sie legen auf unterschiedliche Weise die Grundmatrix der Theologie Karl Rahners frei: eine Christologie, die im Liebesgebot alle Wirklichkeit durchdringt. Aaron Langenfelds Habilitationsschrift diskutiert ein Grundaxiom Rahners in aller Breite der heutigen theologischen und philosophischen Debatte: Die Nähe zu Gott vollendet den Menschen in Freiheit und Eigenstand. Hernán Rojas entwickelt seine Theologie der Berufung im Durchgang durch das Gesamtwerk Karl Rahners. Mit Aaron Langenfeld hat Roman Siebenrock am Tag darauf die Tagung „Jenseits der Konkurrenzen“ organisiert und durchgeführt. Dabei wurden die These von Langenfeld und das Axiom Karl Rahners noch einmal auf den Prüfstand gestellt. Es hat nicht nur gehalten, sondern sich als inspirativ bis heute erwiesen. (Roman Siebenrock)

Ancient and Modern Ideas of Possession

Nicole Bauer bei ihrem VortragBesessenheit als die Idee, dass eine übernatürliche Macht vom menschlichen Körper Besitz ergreift und diesen steuert, ist ein weit verbreitetes Konzept in unterschiedlichen religiösen Traditionen. Der Diskurs um Besessenheit aus interdisziplinären Perspektiven war Gegenstand der Online-Tagung Ancient and Modern Ideas of Possession, die vom 29. bis 30. September 2021 stattgefunden hat. Nicole Bauer vom Institut für Praktische Theologie und Andrew Doole vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie haben zur Diskussion über Methodologie und Theorien in der Erforschung von Besessenheit eingeladen. Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen haben Besessenheitsvorstellungen mehrerer Kulturen präsentiert und reflektiert und dabei ethnologische Fallstudien aus Bali, Indien, Italien und Argentinien vorgestellt, aber auch die jüdische und christliche Literatur der Antike, psychoanalytische Reflexionen und die Dämonisierung der Anderen in der Politik in den Blick genommen.

Im Rahmen der Tagung hat Carlos Watzka (Sigmund-Freud-Universität, Linz) sein gemeinsam mit Gerhard Ammerer (Universität Salzburg) veröffentlichtes Buch Der Teufel in Graz im Dekanatssitzungssaal und online präsentiert. Im Buch wird der Bericht des Exorzisten Paulus Knorr von Rosenrodt ediert und kommentiert, der um 1600 in Graz drei ‚Besessene‘ exorziert hat. Die neu entdeckten Notizen bieten einen unmittelbaren Einblick in die damalige Exorzismuspraxis.

Durch die Unterstützung des Forschungsschwerpunktes Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte und in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaft konnten neue Einsichten in ein vernachlässigtes Forschungsfeld gewonnen und ein wichtiger Beitrag zur interdisziplinären Diskussion geleistet werden. Die Ergebnisse der Tagung werden demnächst in einem Sammelband veröffentlicht. (Nicole Bauer)

„Guardare tutti i fiori“ – 100 Jahre Chiara Lubich

Augustinus-Spezialistin Nadjia Kebour aus Algerien/Rom (Credit: Johannes Vetter)Zweimal wegen Corona verschoben, dann geteilt in Präsenz und virtuellem Raum konnte eine ganz besondere Tagung in Innsbruck vom 9. – 11. September erfolgreich durchgeführt werden: „Alle Blumen (be)achten – Guardare tutti i fiori“. Seit mehr als zehn Jahren kooperieren Mitglieder der Fakultät mit der Fokolar-Bewegung im interreligiösen Dialog, der ausdrücklich auch die Linken in Europa in diesen Dialog integrieren möchte. In Bezug zu einem zentralen Text der Gründerin der Bewegung Chiara Lubich (1920-2008) sollte jenem „Charisma der Einheit“ nachgegangen werden, das dazu geführt hat, Menschen aller weltanschaulichen Orientierungen in einer Gemeinschaft zu integrieren, ohne dass diese ihre Überzeugungen aufgeben müssten. Immer noch wird es als eine unglaubliche Nachricht empfunden, dass in den Ländern Nordafrikas die Mehrheit der Mitglieder dieser Bewegung muslimischen Glaubens sind und Menschen, die nicht glauben können, ebenfalls willkommen sind. 100 Personen in Innsbruck und ca. 150 im virtuellen Raum waren gemeinsam auf dem Weg und spürten etwas von der Möglichkeit in einer zerrissenen Welt, eine gelebte Alternative zu werden.

Das gute Gelingen der Tagung verdankt sich auch der exzellenten Zusammenarbeit zwischen Fokolar-Bewegung und den Mitarbeiterinnen im Institut für Systematische Theologie. (Roman Siebenrock)

Innsbrucker Theologische Sommertage 2021:
„Digitalisierung, Religion, Gesellschaft“

Foto: ShutterstockDigitalisierung, Religion und Gesellschaft: Das waren die thematischen Schwerpunkte der Innsbrucker Theologischen Sommertage, die vom 6. bis 7. September im Madonnensaal der Theologischen Fakultät stattgefunden haben. Die Digitalisierung hat längst vor der globalen Pandemie unser Leben radikal verändert; in Zeiten von Lockdowns und Versammlungsverboten ist in vielen Bereichen, die bisher von der Digitalisierung kaum berührt worden waren, der virtuelle Raum die neue Wirklichkeit geworden. Die Sommertage haben diese Entwicklungen als Anlass genommen, über Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für die Religion und die Gesellschaft zu reflektieren. Mit welchen Schwierigkeiten ist man als Lehrende im Religionsunterricht in Zeiten der Online-Lehre konfrontiert? Wie hat die Digitalisierung die Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden verändert? Inwiefern lässt das Kirchenrecht eine Digitalisierung der pastoralen Praxis zu? Diese und viele andere Themen sind behandelt worden und haben zu spannenden Diskussionen mit dem Publikum geführt. (Federica Malfatti)

Europäische Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen wählte neuen Vorstand in Innsbruck

v.l.n.r. Halyna Teslyuk, Agnethe Siquans, Sofia Nikitaki, Antonina Wozna, Gertraud Ladner, Aleksandra Michalska (Credit: Aleksandra Michalska)Die Europäische Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen (Asociación europea de mujeres para la investigación teológica / European Society of Women in Theological Research – ESWTR) ist ein Netzwerk für Wissenschaftlerinnen im Bereich Theologie, Religionswissenschaften sowie benachbarter Gebiete. Alle zwei Jahre findet eine internationale Konferenz zu einem aktuellen feministisch-theologischen Thema statt. Da die Konferenz pandemiebedingt auf 2022 verschoben werden musste, traf sich der Vorstand der ESWTR vom 25.-29. August in Innsbruck.

In intensiven Treffen, die teils online, teils in Präsenz, teils hybrid stattfanden, wurden Prioritäten für die kommen Jahre gesetzt. Die ca. 160 Teilnehmenden an den verschiedenen Online-Treffen kamen aus sechzehn Ländern Europas, den USA, Kanada, Mexiko, Argentinien, Brasilien, Chile, Kenia und Indien.

Eine Exkursion zur Theresienkirche auf der Hungerburg und auf das Hafelekar am Vormittag des 28. August brachte den persönlich anwesenden Teilnehmerinnen die Religions- und Wissenschaftsgeschichte von Tirol und die Gefahr rascher Wetterumschwünge nahe, denn am Hafelekar schneite es.

Während der Tagung wählte die Mitgliederversammlung der ESWTR ein neues Vorstandsteam. Unsere Gratulation geht an Gertraud Ladner zur Wiederwahl als Präsidentin und dem neuen Board: Halyna Teslyuk und Jone Salomonsen als Vizepräsidentinnen, sowie Judith König, Sofia Nikitaki, Rebekka Groß, Małgorzata Grzywacz und Antonina Wozna!

Bei den nächsten internationalen Kongressen der ESWTR in Oslo 2022 und Lviv 2023 können sich, so hofft das Team, die ca. 600 Mitglieder der wissenschaftlichen Gesellschaft und ihre Gäste alle wieder persönlich begegnen. (Gertraud Ladner)

Ein Leben in und mit der Vielfalt – Matthias Scharer zum 75. Geburtstag

v.l.n.r. Martina Kraml, Zekirija Sejdini, Matthias ScharerZahlreiche Gäste fanden sich am 25. Mai 2021 im virtuellen Raum ein, um Matthias Scharer zum 75. Geburtstag zu gratulieren. Im Rahmen der Gesprächsreihe „Miteinander Zukunft gestalten“, widmeten die Leiter*innen des Zentrums für Interreligiöse Studien, Martina Kraml und Zekirija Sejdini, diesen Abend dem Denken und Wirken von Matthias Scharer. Rektor Tilmann Märk würdigte ihn in seiner Videobotschaft als herausragenden Forscher und Lehrer und dankte ihm für seinen unermüdlichen Einsatz in verschiedenen Funktionen an der Universität Innsbruck. Ausgehend von biographischen Erfahrungen skizzierte Matthias Scharer seinen „Werdegang der Vielfalt“ und zeigte auf, dass die Anerkennung von Vielheit ein Habitus ist, dem ein lebenslanger Lernprozess zugrunde liegt. Es gehe darum, sich in unterschiedliche Lebenszusammenhänge zu begeben, die gewonnenen Erfahrungen zu integrieren und die bleibende Fremdheit der/des Anderen anzunehmen. Aktuell bestehe die Gefahr, dass „das Recht des Menschen auf Vielfalt“ durch einen „sanften Autoritarismus“ untergraben werde.

Dank moderner Kommunikationsmittel wurde der Abend zu einem „weltumspannenden“ Ereignis. Die Vielzahl an Gratulant*innen, Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen aus Österreich, Deutschland, Kroatien, den USA und Indien, war ein beeindruckendes Zeichen für das Leben in und mit der Vielfalt des Jubilars. (Maria Juen)

Der Vortrag von Matthias Scharer kann unter diesem Link nachgehört werden.

Kirche am Hubland – ein urbanes Pionierprojekt

Workshop im Ideenlabor des Digitalen Gründerzentrum WürzburgDas Würzburger Hubland – ein weitläufiges Konversionsgelände, das ursprünglich der US Army gehörte – ist ein prominenter städteplanerischer Hotspot in Deutschland. Das von der Diözese Würzburg finanzierte Forschungsprojekt erkundet und diskutiert mögliche Formen alternativer pastoraler Präsenz von Kirche in diesem florierenden urbanen Kontext. Eine multidisziplinär-theologische Forschungsgruppe um den Pastoraltheologen Christian Bauer (Anna Asteriadis/Wien, Paulina Pieper/Graz, Christian Henkel/Eichstätt, Lukas Moser/Tübingen) begleitet und evaluiert die ersten Schritte des diözesanen Gründungsteams in mehreren Workshops unter anderem mithilfe sozialgeografischer, kulturwissenschaftlicher und organisationsentwicklerischer Zugänge (z.B. Collective Mapping, Shared walks, Reflexive Fotografie, Design thinking). Im Kontext einer raumsensiblen explorativen Theologie wird dabei nicht nur ein Beitrag zu möglichen Zukunftsgestalten einer transformierten kirchlichen Weltpräsenz geleistet, sondern auch zur methodologisch reflektierten Weiterentwicklung von praktisch-theologischen Diskurswerkzeugen. (Christian Bauer)

Projekt Hallo Nachbar*in!

Kinder und Lehrer der VS montieren mit der Kuratorin Spruchbänder am Zaun der VS (Credit: Wolfgang Lackner)Unter dem Motto „Hallo Nachbar*in“ beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Innere Stadt Innsbruck ein Jahr lang mit der Nachbarschaft ihrer Schule. Sie führten Gespräche mit Menschen aus dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, dem Tiroler Volkskunstmuseum, dem Akademischen Gymnasium, dem Treibhaus und natürlich auch mit der Theologischen Fakultät – mit uns gab es einen regen Briefwechsel. Ein Hausbesuch war leider aufgrund von Covid 19 nicht mehr möglich. Gemeinsam mit den Menschen, die hier arbeiten, lehren und lernen, sollte ein Dialog auf Augenhöhe entstehen. Fazit einer Schülerin: „Sie interessieren sich wirklich für uns.“ Aufbauend auf diese Gespräche und Briefe fanden eine Schreib- und Malwerkstatt statt, dabei wurde das Thema Nachbarschaft in Worte gefasst, den Gebäuden wurde bildnerisch und zeichnerisch eine Gestalt verliehen. Zum Abschluss des Projekts verdichteten sich die entstandenen Werke zu einer Installation unter freiem Himmel. Auf 24 Fahnen präsentierten sich die Bild- und Textcollagen vom 25. Mai bis 5. September an den Fassaden der beteiligten Häuser. Ein Film, der dazu entstanden ist, wurde bei den Architekturtagen 2021 am 11. und 12. Juni online in ganz Österreich gezeigt.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit den Tiroler Landesmuseen durchgeführt und zielt nicht zuletzt darauf ab, Mauern aufzulösen, zwischen dem Inneren der Gebäude, wo sich Kultur und Bildung abspielen, und dem von Zäunen und Hecken begrenzten (halb-)öffentlichen Raum. (Red.)

 

Nach oben scrollen