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Rückblick

In memoriam Raymund Schwager // Tagung „Explorative Theologie“ // Forschungskreis KommTheo // Tagung „Religiöse Symbole“ // Dies facultatis + Diözesantag // TheoCup // 75. Geb. P. Bernhard Kriegbaum SJ // Ausstellung Klangfarben – Farbtöne // Tagung „Künstliche Intelligenz und Theologie“ // Wissenschaftsfest // In memoriam Herlinde Pissarek-Hudelist // Abschied Józef Niewiadomski

In Memoriam Raymund Schwager SJ
Kurzsymposium anlässlich des 15. Todestages
14. – 15. März 2019

Herausgeberteam mit „Lektorin“ v.l.n.r. Niki Wandinger, Christine Eckmair, Józef Niewiadomski, Mathias Moosbrugger, Karin Peter

Das reiche theologische Erbe des Innsbrucker Dogmatikers Raymund Schwager, der im Februar 2004 quasi am Vorabend seiner Emeritierung gestorben ist, hat in den vergangenen 15 Jahren das Leben an der Fakultät weiter stark geprägt. So steht z.B. das von ihm gegründete Forschungszentrum „Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung“ (RGKW) noch immer in vollem Saft und ist vor Kurzem als bestes geisteswissenschaftliches Forschungszentrum der Universität Innsbruck evaluiert worden. Das bald nach seinem Tod eingerichtete „Raymund Schwager-Archiv“ ist u.a. von mehreren Doktoratsstudierenden konsultiert worden und hält noch etliche ungehobene Schätze für zukünftige Forschungsvorhaben bereit. Vor allem aber konnte seit 2014 auf der Grundlage eines FWF-Projekts mit den „Raymund Schwager Gesammelten Schriften“ (RSGS) eine große achtbändige Werkausgabe publiziert werden.

Der erfolgreiche Abschluss dieser Werkausgabe 2018 und das Gedenken an den 15. Todestag inspirierte den Herausgeber Józef Niewiadomski zu einem Kurzsymposion im Gedenken an Raymund Schwager. Nach dem Eröffnungsvortrag der evangelischen Systematikerin J. Christine Janowski widmete sich der folgende Halbtag der intensiven Auseinandersetzung mit wichtigen Teilaspekten von Schwagers theologischem Werk – unter systematischer, religionspädagogischer und kirchenhistorischer Perspektive. Die Vorträge der Mitglieder im Herausgeberkreis Józef Niewiadomski, Karin Peter, Mathias Moosbrugger und Nikolaus Wandinger wurden ergänzt um Überlegungen von Roman Siebenrock. Die engagierte Diskussion im auch von Studierenden gut besuchten Dekanatssitzungssaal hat gezeigt, wie herausfordernd die Impulse aus Schwagers Dramatischer Theologie auch heute – besonders heute – noch sind.

Die Hoffnung lebt, dass die Werkausgabe Schwagers seine tiefgründige, gewaltkritische Theologie weiterwirken lässt. Die Publikation der Vorträge in der ZKTh im kommenden Jahr fühlt sich diesem Anliegen verpflichtet. (Mathias Moosbrugger)

Explorative Theologie
Tagung 21. – 22. März 2019

Tagungsteilnehmer Explorative Theologie

Ende März fand in Innsbruck eine internationale pastoraltheologische Tagung zum Thema „Explorative Theologie“ statt, die über zwanzig etablierte Forschende sowie junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler versammelte. Dabei wurden in einem Mix aus Workshops, Vorträgen und informellen Begegnungen Bedingungen und Möglichkeiten ethnographischen Arbeitens in der Praktischen Theologie ausgelotet.

In den Workshops kamen theologische Feldforschungen an verschiedenen Orten zur Sprache, deren Vielfalt das Potenzial ethnographischen Forschens in der Theologie zeigt: Orte des Scheiterns, der Hamburger Hauptbahnhof, evangelischer Bibelgebrauch, Großgruppenchöre, katholische Citypastoral, Versöhnungsprozesse in Ruanda u.v.m.

Mit Blick auf die abschließende Prozessreflexion war es besonders spannend für die Teilnehmenden, in den zwei Tagen von europäischen Ethnologinnen der Universität Innsbruck in performativer Weise teilnehmend beobachtet zu werden. Die Tagung in drei Stichworten: konkrete Feldforschungen, programmatische Konzeptualisierungen und ein stets mitlaufender Außenblick. Fortsetzung folgt! (Christian Bauer)

Pastoraltheologie am Institut für Praktische Theologie  

Auf der Suche nach Heimaten
Forschungskreis Kommunikative Theologie
22. – 24. März 2019 in Innsbruck

Jadranka Garmaz (Univ. Split) im regen Gedankenaustausch beim Forschungskreis Kommunikative TheologieDie Rede von „Heimat“ ist allgegenwärtig. „Heimat“ als umstrittener und politisch vielfach missbrauchter Begriff hat aufgrund aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen Hochkonjunktur. Die kommunikativ-theologische Auseinandersetzung mit der „vielsinnigen Metapher Heimat“ (M. Scharer) und den damit verbundenen Konflikten um „die Heimat“ zählt seit den Migrationsbewegungen 2015/16 zu den Forschungsschwerpunkten des Internationalen Forschungskreises Kommunikative Theologie, dem sich besonders die Arbeitsgruppe „Moving Home – bewegte Heimat“, bestehend aus Martina Kraml (Innsbruck), Christian Henkel (Tübingen), Jadranka Garmaz (Split), Robert Ochs (Augsburg) und Mary Ann Hinsdale (Boston), widmete. Anknüpfend an ihre Forschungsergebnisse setzte sich bereits das vorjährige Symposion „Vielfältige Heimat(en)“ in Sinj und Split im Kontext der jüngeren kroatischen Geschichte kritisch-konstruktiv mit unterschiedlichen Perspektiven auf den Heimatbegriff auseinander.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Forschungskreises, der an der Theologischen Fakultät in Innsbruck tagte und WissenschaftlerInnen aus den USA, Brasilien, Deutschland, Kroatien und Österreich versammelte, stand die inhaltliche Vorbereitung des 5. Kongresses Kommunikative Theologie, der unter dem Titel „Moving Home“ vom 21.-23. Mai 2020 in Graz stattfinden wird. Eröffnet wurde die Tagung in Innsbruck mit einem Vortrag der systematischen Theologin Mary Ann Hinsdale, die per Skype aus Boston zugeschaltet wurde. Unter dem Titel „Mapping Eco-Theologies“ stellte sie den engen Zusammenhang von Migrationsbewegungen und Klimakrise in den Fokus ihrer Ausführungen und sprach von einem „cosmological turn“ in der Theologie, der bereits in die 1970er-Jahre zurückreicht.

Mit Blick auf das Erstarken rechtspopulistischer und identitärer Bewegungen in Österreich und Europa begab sich Christian Bauer in seinem Vortrag „Jenseits von Blut und Boden“ auf die „Suche nach nichtidentitären Heimatnarrativen“. Die in den anschließenden Gruppenphasen entwickelten Themenfelder versprechen einen höchst interessanten 5. Kongress Kommunikative Theologie, der sich den drängenden Fragen im Kontext der Suche nach Heimat(en) in vielfältiger Weise stellen wird. (Maria Juen)

„Form, Matter, Substance“
Buch Symposium mit Kathrin Koslicki, 8. – 9. Mai 2019

Teilnehmer am Buch Smposium

Anfang Mai fand an unserer Fakultät ein Symposium zum Buch „Form, Matter, Substance“ (Oxford University Press 2018) von Kathrin Koslicki statt. Koslicki stammt ursprünglich aus München, hat Philosophie und klassische Philologie vor allem in den USA studiert, wo sie am Massachusetts Institute of Technology promovierte, und ist Professorin für Philosophie an der Universität von Alberta in Canada. Bereits in ihrem Buch „The Structure of Objects“ (Oxford University Press 2008) verteidigte sie eine neu-aristotelische Theorie der Objekte, von Teilen und Ganzem. In ihrem neuen Buch vertritt sie eine Form des Hylemorphismus, wonach konkrete partikuläre Objekte aus Stoff und Form zusammengesetzt sind.

Da Koslicki einen Studienaufenthalt in Europa verbringt, war es naheliegend, sie an unsere Fakultät einzuladen, an welcher der Hylemorphismus seit eh und je vertreten und weiterentwickelt wurde. Zunächst stellte sie die Hauptthesen ihres neuen Buches vor: Was sie unter „Stoff“ und „Form“ versteht und was ihrer Ansicht nach Substanzen sind. Am folgenden Tag setzten sich namhafte Metaphysiker wie Uwe Meixner aus Augsburg, Benjamin Schnieder aus Hamburg sowie die Innsbrucker Philosophen Christian Kanzian, Winfried Löffler und Josef Quitterer mit der Methode und den zentralen Thesen und Argumenten des Buches auseinander. Koslicki replizierte nach jedem Vortrag, bevor die Zuhörerschaft in die Diskussion einsteigen konnte. In der Sache wurde hart debattiert, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat. (Bruno Niederbacher)

Homepage Kathrin Koslicki  

Religiöse Symbole als Teil der Identität von Religionsgemeinschaften
„Religion und Staat im Brennpunkt“, 9. – 10. Mai 2019

Tagung im Dekanatssitzungssaal

Anfang Mai wurde an der Universität Innsbruck der im Jahr 2015 unter dem Generalthema „Religion und Staat im Brennpunkt“ initiierte Dialog der in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie der staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften mit der fünften Tagung fortgesetzt.

Bei der von Wilhelm Rees vom Fachbereich Kirchenrecht des Instituts für Praktische Theologie der Theologischen Fakultät und Johann Bair vom Fachbereich Rechtsgeschichte des Instituts für Römisches Recht und Rechtsgeschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät organisierten Veranstaltung waren die Römisch-Katholische Kirche, die Griechisch-Orientalische Kirche, die Syrisch-Orthodoxe Kirche, die Evangelische Kirche A. und H.B., die Zeugen Jehovas, die Israelitische Religionsgesellschaft, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die Alevitische Glaubensgemeinschaft sowie die Bahá’i Religionsgemeinschaft, die Vereinigungskirche und die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten vertreten. Teil der Tagung war auch eine Diskussion mit Vertretern der Politik, in der mehr Gelassenheit in Bezug auf religiöse Symbole eingemahnt, die Vereinnahmung religiöser Symbole durch die Politik sowie der Missbrauch religiöser Symbole durch Religionsgemeinschaften angesprochen und die Frage aufgeworfen wurde, ob religiöse Symbole immer in das ihnen zugedachte Umfeld passten.

Im Ergebnis zeigte die Tagung, dass Symbole für alle Religionsgemeinschaften Teil ihrer Identität sind. Dies dann, wenn man religiösen Symbolen nicht nur materiellen, sondern auch immateriellen Charakter zugesteht. Der materielle Charakter zeigt sich in Bildern, Gegenständen, Skulpturen oder Bauten, der immaterielle im Bekenntnis zur Gemeinschaft oder dem Vorhandensein einer Feiertagskultur. Deutlich wurde, dass Symbole in beiden Ausprägungen staatlichen Einschränkungen unterliegen können. Staatlicherseits darf dabei aber nicht übersehen werden, dass jede Einschränkung nicht nur die Identität einer Religionsgemeinschaft, sondern auch die Verbindung der Gläubigen zwischen Dies- und Jenseits berührt. (Wilhelm Rees, Johann Bair)

Homepage Wilhelm Rees  
Homepage Johann Bair   

Nicht von dieser Welt? Religion im öffentlichen Raum
Dies facultatis & Diözesantag am 21. Mai 2019

Bischof Erwin Kräutler mit Roman Siebenrock am Podium

Nicht von dieser Welt? Oder: Wo ist der Ort der Religion in der modernen Gesellschaft? So lautete die Frage, mit der sich die ReferentInnen des diesjährigen Dies facultatis & Diözesantages aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auseinandersetzten. Vor einem gut besuchten Kaier-Leopold-Saal sprachen Vizerektorin Ulrike Tanzer über den Katholizismus in der österreichischen Literatur und der Theologe Ansgar Kreutzer über verschiedene Formen der Öffentlichkeit bzw. den Stellenwert, welcher der Religion dabei je zukommt. Ortsbischof Hermann Glettler plädierte für eine „sympathische und unaufdringliche“ Präsenz der Kirche und dafür, dass sie gerade bei gesellschaftspolitisch wichtigen Themen durchaus kritisch intervenieren dürfe und solle. Überhaupt sprach er sich für eine Rückkehr der Religionen in den öffentlichen Raum aus, „weil Religion etwas Wesentliches unseres Menschseins meint … und nichts in der folkloristischen Dekorkiste zu suchen hat“.

Der brasilianisch-österreichische Altbischof von Altamira-Xingu, Erwin Kräutler, seinerseits argumentierte gegen politische und ökologische Ignoranz und erinnerte daran, dass religiöse Menschen sich nicht in einer Gleichgültigkeit gegenüber der Welt verschanzen dürften. Außerdem nannte er vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen in Brasilien Vorschläge zur Erneuerung der Kirche und schilderte, wie christliche Basisgemeinden zu Keimzellen für einen Aufbruch in Kirche und Gesellschaft werden könnten.

Die Vielfalt der präsentierten Ansätze war für das Publikum eine große Bereicherung, was sich u.a. in den engagierten Debatten zeigte, die auch beim Mittagessen im Jesuitenkolleg noch fortgesetzt wurden. Eine endgültige Antwort dürfte dabei nicht gefunden worden sein, wohl aber konnten die ZuhörerInnen wichtige Impulse zum Nach- und Weiterdenken mit nach Hause bzw. mit in ihren Arbeitsalltag nehmen. (Claudia Paganini)

Theo-Cup: international, ökumenisch und interreligiös
24. – 26. Mai 2019 in Innsbruck

Teilnehmer beim Theo-Cup

Dieses Jahr feiert Innsbruck viele Jubiläen: 350 Jahre Uni Innsbruck. 500 Jahre Kaiser Max. Doch das eigentliche Highlight dieses Jubiläumsjahres sind 15 Jahre Theo-Cup!

Das internationale, ökumenische und interreligiöse TheologInnen-Fußballturnier war heuer das zweite Mal in seiner Geschichte in Österreich und das allererste Mal in Innsbruck zu Gast. 250 Theologiestudierende aus vier Ländern sind für drei Tage zusammengekommen, um miteinander ein großes Fußballfest zu feiern. Unsere Fakultät hat gleich mit vier Mannschaften mitgemischt, von denen zwei interreligiös aufgestellt waren. Bei Innsbrooklyn und den Schluchtenschießern haben Studierende der Islamischen und der Katholischen Theologie gemeinsam gekickt.

Genau genommen ist das Fußballspielen beim Theo-Cup nur ein Vorwand. Im Kern geht es darum, dass sich Theologiestudierende über Länder- und Religionsgrenzen hinweg vernetzen. Doch Bischof Hermann, Schirmherr des Theo-Cups, sieht durchaus eine Gemeinsamkeit zwischen Theologie und Fußball, die er folgendermaßen kommentiert: „Man möchte ein Tor schießen. Tore, die geschossen werden für unsere Gesellschaft, sind Tore der Zuversicht, Tore des Zusammenhalts, der Verbundenheit. Tore auch eines Ausblicks auf einen größeren Horizont. Wenn wir Gott sagen, meinen wir ihn. Also Theologie und Fußball, das gehört schon zusammen.“

Dieser Zusammenhang wurde auch beim diesjährigen Arkadenhoffest gefeiert, das nach dem ersten Turniertag im Rahmen des Theo-Cups stattgefunden hat. Nach der Bischofsmesse haben Studierende und MitarbeiterInnen unserer Fakultät zusammen mit den Gästen bis in die frühen Morgenstunden den Arkadenhof gefüllt und mit Unterstützung von gegrillten Leckereien und kühlen Getränken dem traditionellen Regen getrotzt.

Organisiert hat den Theo-Cup ein kleines Planungsteam aus Studierenden um Hans Laireiter und Nicolas Bleck, das seit Oktober letzten Jahres mit viel Engagement, Freude und Kreativität das Turnierwochenende vorbereitet hat. Nächstes Jahr wird der Theo-Cup in Tübingen stattfinden. (Nicolas Bleck)

Bernhard Kriegbaum SJ feiert seinen 75. Geburtstag
Akademische Feierstunde am 6. Juni 2019

Jubilar und Institutsleiter (stehend)

Wer es noch nicht gewusst hatte, wusste es spätestens nach diesem Abend: Bernhard Kriegbaum ist jemand, der Eindruck hinterlässt! Nach nahezu zwei Jahrzehnten als Professor für Kirchengeschichte und Patrologie in Innsbruck hat er sich mit seiner Begeisterung für sein Fach und seinen markigen Sprüchen geradezu in das kollektive Gedächtnis der Studierenden eingegraben. Die konnten von ihm – mit einem leisen Augenzwinkern – unter anderem lernen, dass die eigentliche Kirchengeschichte spätestens bei Gregor dem Großen Anfang des 7. Jahrhunderts endet. „Und da bin ich noch großzügig; was danach kommt, sind Anhänge.“ Es hat ihn dementsprechend gefreut, dass sein Schüler aus seiner römischen Zeit an der Gregoriana Jörg Ernesti (Professor für Kirchengeschichte in Augsburg und Brixen) in seinem Festvortrag darüber referierte, wie die Kirchengeschichte der Antike auf neuzeitlichen Papstmedaillen weitergewirkt hat. Als Mitglied des Innsbrucker Jesuitenkollegs gehörte Bernhard Kriegbaum mit Karl Heinz Neufeld und Lothar Lies zum legendären „deutschen Dreigestirn“ (B. Repschinski); seit seiner Emeritierung 2012 betreut er die „Außenstelle des Kollegs am Seefelder Plateau“ (Ch. Marte). Die starke Abordnung aus der dortigen Pfarre Reith hat beim Festakt zudem eindrucksvoll gezeigt, dass er auch als Seelsorger tiefe Spuren der Dankbarkeit in der dortigen Gemeinde hinterlassen hat.

Der eine oder andere dürfte am Schluss des gut besuchten Abends mit seinen vielen Grußworten über einen Mann von großem Format dann auch noch einen anderen Bernhard Kriegbaum kennengelernt haben: den Bernhard Kriegbaum der leisen Töne. In seinen Schlussworten sprach er darüber, dass er gerade in den letzten Jahren etwas gelernt habe, „was ich in meinen jungen Jahren nicht immer so gut konnte: zuhören.“ Und wie er heute mehr denn je Tag für Tag die Haltung der Dankbarkeit einübt – nicht zuletzt auch gegenüber Gott.

Danke, Bernhard Kriegbaum! (Mathias Moosbrugger)

Homepage Bernhard Kriegbaum   
Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie   

Klangfarben – Farbtöne
Ausstellungseröffnung Siegfried Antonello Schwendtner
am 7. Juni 2019

Bild Siegfried Antonello Schwendtner

Anfang Juni fand die Eröffnung einer Ausstellung von Siegfried Antonello Schwendtner mit dem Titel „Klangfarben – Farbtöne“ statt. Der Künstler, der nach einer Ausstellung 2004 bereits zum zweiten Mal Gast im Kunstgang der Fakultät war, spielte mit dem Titel auf das verbreitete Reden an, mit dem synästhetische Erfahrungen im Umgang mit den einzelnen Kunstgenres bezeichnet werden. Wir reden umstandslos von Klangskulpturen und Farbtönen. Wir lassen Farben klingen und finden Rhythmus und Harmonien in der Architektur und im Pinselstrich. Schwendtner präsentierte einen Zyklus zu Gustav Mahlers 6., 7., 9. und 10. Symphonie, der einige Wochen vorher bereits in Uruguay gezeigt worden war. Der Zyklus umfasst 14 großformatige Bilder, die seit 2015 entstanden. Der Leiter des Innsbrucker Universitätsorchesters, Claudio Büchler, analysierte in seiner Einführung Mahlers symphonisches Schaffen im Hinblick auf die Formung der Bilder durch den Künstler aus dem Erleben von Mahlers Musik.

Dass sich die künstlerische Sprache Schwendtners besonders gut für einen bildnerischen Ausdruck von Musik eignet, hängt auch damit zusammen, dass der Künstler an der Grenzlinie von Figuration und Ungegenständlichkeit arbeitet, dass in seinen dynamischen Bildern Figuren auftauchen und wieder verschwinden, ganz so, wie das auch in musikalischen Werken der Fall ist. In mehreren Künstlergesprächen erläuterte Schwendtner seine Arbeit anhand von ausgewählten Tonbeispielen. (Bernhard Braun)

Homepage Siegfried Antonello Schwendtner   
Kunst im Gang   

Künstliche Intelligenz und Theologie
Fachtagung am 13. Juni 2019

Tagungsteilnehmer/innen

Auf Initiative von Khalid El Abdaoui organisierte das von Zekirija Sejdini geleitete „Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik“ Mitte Juni eine bemerkenswerte Fachtagung über „Künstliche Intelligenz und Theologie“. Da ich seit 2004 abwechselnd mit Wilhelm Guggenberger die Vorlesung „Ethische Aspekte der Informatik“ am Institut für Informatik unterrichte, arbeitete ich auf Einladung von Khalid El Abdaoui an der Konzeption dieser Tagung mit. Mehrere KollegInnen unserer Fakultät nahmen an der Fachtagung teil, die sowohl ökumenisch, interreligiös und interdisziplinär aufgestellt war. Der Luxemburger Moraltheologe und ehemalige Präsident der Caritas Europa Erny Gillen  eröffnete mit einem Vortrag über den „Tanz um das goldene KI“ und wies auf behavioristische Hintergründe eines sich ausbreitenden Überwachungskapitalismus hin. Aus der Sicht der Informatik zeigte der KI-Experte und Leiter des Forschungsschwerpunktes „Digital Science Center“ Justus Piater auf, dass viele Versprechungen der KI marktschreierisch übertrieben sind, aber die Online-Gesellschaft neben Chancen auch deutliche Risiken aufweist. Der islamische Theologe Abdullah Takim betonte, dass aus islamischer Sicht der Personbegriff nicht auf Systeme der KI übertragen werden könne. Gerold Lehner, Superintendent der Evangelischen Kirche Oberösterreichs, fragte religionskritisch im Blick auf menschliche Zuschreibungen an KI-Systeme, welchen Göttern wir in unserer technischen Welt eigentlich dienen würden. Simon Haller, Systemtechniker am Institut für Informatik, setzte sich kritisch mit KI-Lernsystemen im Umfeld der Schule auseinander. Aus der Sicht des EU-Rechts diskutierte Markus Frischhut  vom MCI ethische Fragen der KI und Robotik. Den Schlusspunkt setzte die Wiener Technikphilosophin Janina Loh mit ihrer Einführung in die Roboterethik. Ihr abschließendes Plädoyer, das den kritischen Umgang mit Fragen der Technik für die Schulausbildung, das Studium, die Ausbildung von TechnikerInnen und für einschlägige Unternehmer einforderte, fand allgemeinen Zuspruch. (Wolfgang Palaver)

Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik   
Digital Science Center  

Das Fest der Wissenschaft
14. – 16. Juni 2019 rund um die Universitätsstraße

Das Foucault'sche Pendel in der Jesuitenkirche

Die Universität Innsbruck feiert heuer ihren 350. Geburtstag. Zu diesem Anlass gibt es eine Reihe von Angeboten. Eines davon war das Fest der Wissenschaft, das Mitte Juni 2019 rund um die Universitätsstraße gefeiert wurde. Dort gaben Wissenschaftler der Universität Einblick in die vielfältige Welt der Forschung. Am Freitagabend konnte man bei sommerlichen Temperaturen das Österreich-Finale des Science Slams miterleben, bei dem die besten Slammer um den Einzug ins Europa-Finale kämpften. Der Gewinner hieß Nikolaus Doppelhammer mit der „Kunst des Atomsiebens“. Der Samstag stand ganz im Zeichen der Wissenschaft. An zahlreichen Stationen, Workshops sowie in Vorträgen wurde anhand von spannenden Fragen mit Experimenten Wissenschaft zum Anfassen für Groß und Klein geboten. Einige Beispiele: Was ist eine Ionenfalle? Transplantationschirurgie: Was ist heute möglich? Wie sprechen Zellen? Die Gletscher verschwinden: Und was passiert dann? Wozu haben Fische eine Schwimmblase und wie kann sie für die Wissenschaft genutzt werden? Kann die Mathematik in den Menschen hineinsehen? Viele Veranstaltungen fanden in den Räumlichkeiten unserer Fakultät statt. Auch von unserer Seite gab es ein reichhaltiges Angebot mit Themen wie: „Hat die Bibel doch Recht?“ „Von Bart Simpson lernen, wie wir Menschen ticken und was das mit Gott zu tun hat.“ „Was soll ich tun? Moralische Zwickmühlen.“ „Moschee, Kirche oder Synagoge – ein Gott in unterschiedlichem Gewand?“ „Glaubensbücher im Christentum und Islam.“ Auch die Nachbarn in der Universitätsstraße waren in das Fest einbezogen: das Volkskunstmuseum und die Hofkirche öffneten ihre Tore, das Haus der Musik, ebenso das Jesuitenkolleg, in dessen Garten das Canisianum der Uni ein Geburtstagsständchen sang. Das Jugendhaus der Jesuiten, MK, führte ein neues Jesuitentheater im Kaiser-Leopold-Saal auf. Die Jesuitenkirche installierte zusammen mit dem Institut für Experimentalphysik ein Foucault‘sches Pendel: in der 40 Meter hohen Laterne der Kuppel fixiert, pendelte es am Stern des Fußbodens, und wer einige Zeit dort stand, konnte auf anschauliche Weise die Erdrotation erleben. Auch der Fall „Galileo Galilei und die Kirche“ wurde thematisiert. Mit einem Jazz-Brunch der Innsbrucker Uni Big Band und der Jazz Combo aus unserer Partneruniversität New Orleans am Sonntagvormittag klang das Fest der Wissenschaft aus. (Bruno Niederbacher)

Jubiläumshomepage   

Mutig vorangehend
Gedenkfeier für Herlinde Pissarek-Hudelist am 18. Juni 2019

Gunda Werner bei ihrem Vortrag

Anlässlich des 25. Todestages von Herlinde Pissarek-Hudelist gedachte die Theologische Fakultät ihrer ehemaligen Dekanin und Professorin für Katechetik/Religionspädagogik.

In Anwesenheit von zweien ihrer Kinder, zahlreichen FreundInnen, ehemaligen Studierenden und KollegInnen erinnerte Dekan Josef Quitterer an die auseinandersetzungsfreudige Professorin. Über Herlinde Pissarek-Hudelist als Religionspädagogin und heutige Herausforderungen im Fachbereich sprach Martina Kraml, zweite Nachfolgerin am Lehrstuhl. Die Lebensbilder, präsentiert von Gertraud Ladner, fingen verschiedene Stationen von Herlinde Pissarek-Hudelist mit der humorvollen Seite der Pionierin ein.

Der Festvortrag von Gunda Werner (Dogmatik/Graz) zeichnete die Debatte um Feministische Theologie und Gendertheorie in vatikanischen Dokumenten ab den 1990er-Jahren nach. In ihrer Analyse arbeitete Werner heraus, dass die Betonung der Würde der Frau nicht zugleich die Anerkennung gleicher Rechte bedeutet, sondern eine Strategie zur Marginalisierung von Frauen sein kann. Sie betonte die Konsistenz der anthropologischen Vorstellungen, insbesondere der marianischen Perspektive, bezogen auf Frauen, seit dem 19. Jahrhundert.

Von der Beharrlichkeit in der Liebe und der Notwendigkeit von Humor angesichts von Anfeindungen sprach Michaela Quast-Neulinger in der Gedenkmesse, zelebriert von P. Martin Hasitschka SJ und musikalisch gestaltet vom Theo-Chor unter Leitung von Marion Prenner. Die anschließende Agape am Karl-Rahner-Platz nutzten die Anwesenden bei sommerlichem Wetter ausführlich zur Vertiefung der Debatte und zum Austausch von Erinnerungen. (Gertraud Ladner)

Dramatisch! Eine Zwischenbilanz
Abschiedsvorlesung Józef Niewiadomski am 25. Juni 2019

Józef Niewiadomski freut sich sichtlich über die Verleihung des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse

Es ist das Ende einer Ära! Von einem kurzen Linzer Intermezzo (1991-1996) abgesehen, ist Józef Niewiadomski ab 1979 zuerst als Assistent und ab 1996 als Professor für Dogmatische Theologie quasi 40 Jahre eine der prägendsten Gestalten der Fakultät gewesen. Von 2004 bis 2013 übernahm er in universitätspolitisch schwierigen Zeiten das Amt des Dekans; keiner seiner Vorgänger ist länger im Amt gewesen. Mit Ende des Studienjahres wird er emeritiert.

Prägend geworden ist er vor allem mit seinem einzigartigen theologischen Stil. Als begeisternder Lehrer hat er für ganze Generationen von Studierenden die faszinierenden Welten der Dogmatik für die Gegenwart erschlossen. Dutzende haben bei ihm Diplom- und Doktorarbeiten geschrieben. Aber es kamen nicht nur ehemalige und aktuelle Studierende. Ganze Heerscharen von Freunden, Bekannten und Bewunderern, die ihn als gewitzten Prediger, feinfühligen Gesprächspartner und begeisternden Gottsucher kennengelernt haben, reisten zum Teil von weit entfernt an.

Ein ganzer Reigen von Grußworten belegte die Spuren, die er in Universität, Diözese und weit darüber hinaus hinterlassen hat. Höhepunkt dabei war sicher die auf Antrag des Rektorats initiierte Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, die höchste staatliche Auszeichnung für wissenschaftliche Leistungen. Daran schloss sich seine Abschiedsvorlesung „Dramatisch! Eine Zwischenbilanz“ an. Und wieder hat er überrascht: Das buntgemischte Publikum wurde von ihm in die Grundlagen der Dogmatik aus dramatischer Perspektive eingeführt. Seine Abschiedsvorlesung wurde so zu einem neuen Anfangen mit der Dramatischen Theologie seines Lehrers Raymund Schwager SJ.

Bei einer solchen Feier durfte natürlich auch ein entsprechendes Geschenk nicht fehlen. Am Schluss wurde eine Festschrift überreicht – bestehend aus seinen eigenen Texten plus einer neunzehnseitigen (!) Tabula gratulatoria. Dieser Band „Dramatische Figuren des Glaubens“ ist nicht nur eine faszinierende Lektüre aus der Feder eines faszinierenden Theologen (vgl. die Neuerscheinungen in diesem Newsletter). Er ist – wie die Abschiedsvorlesung – auch als Impulsgeber für die Zukunft der Dramatischen Theologie gedacht.

Im Anschluss wurde bei einem Buffet weitergefeiert. Natürlich! Denn das Feiern ist ja ein wesentlicher Bestandteil der theologischen Vision Józef Niewiadomskis! (Mathias Moosbrugger)

Homepage Józef Niewiadomski   
Video-Mitschnitt des Festaktes  

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