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Rückblick

Verabschiedung Wolfgang Palaver // 80. Geb. P. Martin Hasitschka SJ // Theologische Sommertage // Gastvortrag zu Anderl von Rinn

Vorlesung und Festakt zur Verabschiedung von Wolfgang Palaver

Wolfgang Palaver bei seiner Abschiedsvorlesung im Kaiser-Leopold-Saal, Foto: Dietmar RegensburgerUnser Kollege und Professor für christliche Sozialethik, Wolfgang Palaver, verabschiedete sich am 6. Oktober 2023 in den „Ruhestand“. Man darf dies getrost in Anführungszeichen setzen, wenn man um seine andauernde, rege Forschungs- und Publikationstätigkeit weiß.

Die Fakultät wollte Wolfgang aber nicht ziehen lassen ohne Abschiedsvorlesung und ohne ihm gebührend zu danken. Dekan Wilhelm Guggenberger verglich die rege Sammeltätigkeit Palavers mit der eines Eichhörnchens, nur dass Ersterer keine Nüsse für den Winter, sondern Literatur für die Wissenserweiterung einlagere. Vizerektor Bernhard Fügenschuh hob Palavers ruhige und überlegte Art aus dessen Zeit als Dekan hervor, Domprobst Prälat Florian Huber verlas ein Grußwort von Bischof Hermann Glettler und würdigte die nicht ganz alltägliche Bildungskarriere Wolfgangs. Bruno Niederbacher sprach Palaver den Dank und die Anerkennung der Gesellschaft Jesu für sein vielfältiges Engagement aus.

Wolfgang Palaver erläuterte in seiner Abschiedsvorlesung „Geschwisterlichkeit angesichts von Geschwisterrivalitäten: Voraussetzungen von Demokratie und Frieden“, wie wichtig es für die gesamte Menschheit wäre, sich als geschwisterlich wahrzunehmen. Die These Carl Schmitts, dass es Feindschaft im Politischen brauche, wies Palaver entschieden zurück, machte aber drauf aufmerksam, dass – mit Helmut Schmidt – Streit zur Demokratie gehöre. Es gehe also darum, eine geschwisterliche Streitkultur zu entwickeln, die auch jene, mit denen man streitet, als gleichwertig akzeptiert. Er wies darauf hin, dass eine Verengung von Geschwisterlichkeit zu Brüderlichkeit allzu leicht in männerbündlerische Gewalt abgleite. Die Bibel führe uns dies deutlich vor Augen. Echte Geschwisterlichkeit brauche daher eine kenotische Absage an die Gier nach Macht und Besitz.

Schließlich wurde Wolfgang vom Institut für Systematische Theologie eine Ikone Franz von Assisis überreicht und eine Festschrift, die in diesem Newsletter auch vorgestellt wird.

Den Ausklang bildeten ein letztes Musikstück der Formation Saxofemmes+ und ein Buffet. (Nikolaus Wandinger)

P. Martin Hasitschka SJ wurde 80

Anstoßen im Dekanatssitzungssaal, Foto: Bernhard Kathrein-WieserVor wenigen Wochen vollendete unser früherer Universitätsprofessor für Neutestamentliche Bibelwissenschaft, P. Martin Hasitschka SJ, sein 80. Lebensjahr.

Die ArgeAss (Arbeitsgemeinschaft der Assistentinnen und Assistenten an bibelwissenschaftlichen Instituten in Österreich) gratulierte P. Hasitschka bei ihrem Treffen am 25. September 2023 im Dekanatssitzungssaal unserer Fakultät und überreichte dem Jubilar das erste Exemplar der ihm gewidmeten aktuellen Ausgabe der „Protokolle zur Bibel“ (Heft 32/2, in Kürze open access abrufbar): https://www.protokollezurbibel.at

Martin Hasitschka ist an unserer Fakultät in hohem Maße präsent und in der Forschung aktiv, besonders im Forschungszentrum „Synagoge und Kirchen“ und in der (Mit-)Betreuung von Qualifizierungsarbeiten.

Wir schließen uns den Glückwünschen an – ad multos annos!

 

Innsbrucker Theologische Sommertage

Vorträge im Madonnensaal, Foto: Federica MalfattiAm 4. und 5. September 2023 fanden an der Theologischen Fakultät die Innsbrucker Theologischen Sommertage zum Thema „Körper:Gender:Sexualität als Chance für die Theologie“ statt. Ein brennendes Thema, das in einem voll besetzten Madonnensaal zu spannenden Diskussionen mit dem Publikum geführt hat. Zum ersten Mal in der Geschichte der Innsbrucker Theologischen Sommertage gab es mehr weibliche als männliche Referent*innen.

Als Auftakt schilderte Ingrid Waibl ihre Reflexionen zum Thema, wie eine leibfreundliche religiöse Bildung aussehen kann. Mira Stare und Martin Hasitschka SJ berührten das Thema der Gleichstellung von Frauen und Männern im Urchristentum. Tobias Simonini ging der Frage nach, ob Genesis 1,27 („Gott erschuf den Menschen als sein Bild … Männlich und weiblich erschuf er sie“) als „das letzte Wort Gottes“ zu interpretieren sei. Angelika Walser, Professorin für Moraltheologie in Salzburg, vertiefte das Thema der traditionellen und alternativen Grenzziehungen in ihrem gut besuchten Abendvortrag. Am zweiten Tag ging es weiter mit dem Vortrag von Daniel Wehinger, der eine philosophische Analyse des Körpers vorschlug. Gertraud Ladner entwickelte eine kritische Reflexion zur Körperkultur unserer Zeit. Anschließend sprach Anna Kraml über Körperlichkeit, Sexualität und sexuelle Einvernehmlichkeit im Alten Testament. Willibald Sandler führte die Reflexion zum Thema des Körpers weiter mit Bezug auf Sein, Sünde und Erlösung. Der Vortrag von Nikolaus Wandinger zum Thema der Sakramentalität des Leibes schloss die Veranstaltung ab.

Wer die Sommertage verpasst hat, hat die Möglichkeit, sich die Vorträge anzuhören: Diese werden im Rahmen der Sendereihe „Sonntagsakademie“ von Radio Grüne Welle ausgestrahlt und sind für mehrere Wochen in dessen Audiothek verfügbar. (Federica Malfatti)

Gastvortrag zu Anderl von Rinn: Applying System Theory to a Case of Blood Libel

Votrag von Prof. Ariel Glucklich im Dekanatssitzungssaal, Foto: Patrizia KösslerDas Anderl von Rinn fasziniert noch immer. Faszinierend ist dieses angebliche Märtyrerkind nicht nur für die immer kleiner werdende Gruppe von Verehrern, die sich trotz des von Bischof Reinhold Stecher erlassenen kirchlichen Verbots des Kults immer noch jährlich zum Gedenken im Rinner Ortsteil Judenstein trifft. Faszinierend ist es – natürlich aus anderen Gründen – auch für die Forschung.

Bei seinem von Dominik Markl SJ und Mathias Moosbrugger (Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie) organisierten Gastvortrag zeigte Ariel Glucklich von der Georgetown University am 23. Juni 2023, dass die frühneuzeitliche antijüdische Ritualmordlegende um dieses Anderl nicht nur historische und theologische Fragestellungen provoziert, sondern auch aus religionswissenschaftlicher Perspektive herausfordert. Die von ihm in diesem Zusammenhang vorgeschlagene systemtheoretische Einordnung des Anderl-Kults in die spezifischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Tirol des 17. Jahrhunderts löste – angeregt auch von der durchdachten Response von Nikolaus Hagen (Institut für Zeitgeschichte) – unter den sehr zahlreich erschienenen Zuhörern weit über die Fakultäts- und sogar Universitätsgrenzen hinaus eine rege und sehr engagierte Diskussion aus. Und wer weiß: Vielleicht könnte von hier ausgehend ein neues Kapitel in der Forschungsgeschichte zu diesem schwierigen Kapitel der Tiroler Kirchengeschichte aufgeschlagen werden! (Mathias Moosbrugger) 

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