65. Geburtstag Reinhard Meßner

Zum Abschluss des Abends wurde Reinhard Meßner mit einer Festschrift überrascht, die unter dem Titel „Kult – Magie – Ritual“ ein gleichermaßen religionswissenschaftlich wie theologisch relevantes Themenfeld absteckt, dem der Jubilar in jüngster Zeit sein besonderes Interesse zugewandt hat.
Der Festvortrag von Harald Buchinger stand ebenfalls unter dem Titel „Kult – Magie – Ritual“ und stellte alte und neue Forschungsbefunde zur liturgischen Kontextualisierung und christlichen Interpretation des Sanctus (Jes 6,3) vor: einer der für jüdische wie christliche Liturgie bedeutendsten biblischen Verse, zu dem es immer wieder neue archäologische, literatur- und liturgiegeschichtliche sowie theologische Entdeckungen gibt.
(Liborius Lumma)
Workshop zu wissenschaftlichen Kontroversen um Körper und Geist

Viele haben schon die Erfahrung gemacht, dass sie zum Arzt gingen und gesagt bekamen, alles sei in Ordnung, obwohl sie wussten, dass dies nicht stimmte. Krankheiten mit anhaltenden Symptomen, die sich nicht biomedizinisch erklären lassen, gewinnen zunehmend an Bedeutung – nicht zuletzt chronische Schmerzen und Long Covid. In den Gesundheitswissenschaften gibt es heftige Debatten darüber, wie solche Erkrankungen zu erklären sind. Die Debatte kreist dabei um grundlegende ontologische Voraussetzungen über die Beziehung zwischen Körper und Geist. Traditionelle biomedizinische Ansätze sehen zwischen diesen eine scharfe Trennung, während neuere Ansätze – die aus fachübergreifenden Kooperationen stammen, z. B. zwischen der Immunologie, Endokrinologie, Psychiatrie, Neurologie usw. – von der Hypothese eines holistischen Gesamtsystems ausgehen. Gerungen wird aber nicht nur um die metaphysische Natur des Menschen, sondern auch um die Wissenschaftlichkeit eines ganz neuen gesundheitswissenschaftlichen Paradigmas. Wie bei der Entstehung der meisten neuen Paradigmen scheiden sich die Geister darüber, ob es sich um eine wissenschaftliche Revolution oder vielmehr um Pseudowissenschaft handelt. Für Patient:innen mit anhaltenden Symptomen, die sich biomedizinisch nicht erklären lassen, steht dabei viel auf dem Spiel.
Am Workshop haben Wissenschaftler:innen aus drei Kontinenten eine Reihe an interdisziplinären Vorträgen gehalten, etwa aus der Geistesphilosophie, Wissenschaftstheorie, Gesundheitspsychologie, der Psychiatrie und der Medizin. Drei der Vortragenden – Karin de Punder (Klinische Psychologie II), Daniel Wehinger sowie Katherine Dormandy (beide Christliche Philosophie) – haben die Universitäten Innsbrucks vertreten. Auf Basis des Workshops wird eine Sondernummer der peer-reviewed Zeitschrift Journal of Psychosomatic Research mit dem Titel „Symptoms, Mind and Body: Interdisciplinary Perspectives“ geplant, herausgegeben von Katherine Dormandy gemeinsam mit dem Oxforder Professor Michael Sharpe.
(Katherine Dormandy)
Innsbrucker Theologische Sommertage 2025

Der zweite Tag begann mit exegetischen Perspektiven: Martin Hasitschka SJ und Mira Stare analysierten die Hymnen im Philipper- und Kolosserbrief als frühe Christusbekenntnisse, die bereits eine entwickelte Christologie erkennen lassen. Michael Dormandy ergänzte dies mit einer Untersuchung zur Entstehung des nizäischen Glaubensbekenntnisses als Verdichtung biblischer und frühkirchlicher Tradition. Einen kulturgeschichtlichen Akzent setzte Johannes Härting mit seiner Analyse der Rezeption des Seefelder Hostienwunders von 1384. Im Anschluss erläuterte Liborius Lumma, wie einzelne Regelungen des Konzils – etwa zur Festlegung des Osterdatums oder zur Gebetshaltung – auch heute in ökumenischen und liturgischen Diskussionen von Bedeutung sind. Den Schlusspunkt setzte Josef Quitterer mit einer philosophisch-theologischen Reflexion über die Zwei-Naturen-Lehre Jesu: Er diskutierte, wie sich die wahre Gottheit und Menschheit Christi mit der Einheit seiner Person vereinbaren lassen.
Im Rahmen des Festaktes betonte Bischof Hermann Glettler die bleibende Relevanz von Nizäa. Das Jubiläum könne als „kulturelle Ressource“ dienen und neue Impulse gegen spirituelle Ermüdung geben. Zugleich erinnerte er daran, dass das Konzil nicht nur ein Glaubensbekenntnis formulierte, sondern auch in enger Verflechtung mit der römischen Staatsmacht stand – eine Spannung, die bis heute Fragen nach prophetischer Glaubwürdigkeit aufwirft. Begleitend zur Veranstaltung erschien wie gewohnt eine Publikation in der Reihe theologische trends, die die Vorträge in überarbeiteter Form dokumentiert, und online zum kostenlosen Download zur Verfügung steht.
(Claudia Paganini)
Epistemic Horizons: Symposium zu Ehren von Christoph Jäger

Mit einem Vortrag von René van Woudenberg (VU Amsterdam) im Rahmen des traditionellen philosophischen Forschungsseminars wurde das Symposium am Mittwoch feierlich eröffnet. Van Woudenberg widmete sich den aktuellen erkenntnistheoretischen Herausforderungen angesichts Künstlicher Intelligenz. Er ging der Frage nach, inwieweit epistemische Subjekte weiterhin erkenntnismäßige Autonomie beanspruchen dürfen, können und sollten, wenn ihnen im Erkenntnisprozess künstlich-intelligente Hilfsmittel zur Verfügung stehen.
Am darauffolgenden Donnerstag setzte sich das Symposium im Dekanatssitzungssaal mit einem dicht gedrängten Programm fort. Es bot eine konzentrierte und facettenreiche Auseinandersetzung mit zentralen epistemischen Themen im Werk von Christoph Jäger – philosophische Selbsterkenntnis, epistemische Empathie, Wahrheitsansprüche, Willensfreiheit und der Umgang mit (vermeintlichen) Autoritäten. Internationale Kolleginnen und Kollegen sowie Freundinnen und Freunde aus ganz Europa – u. a. aus Amsterdam, Genua, Bonn, Köln und Haifa – nutzten die Gelegenheit, Jägers Beiträge zur Erkenntnistheorie, zur Theorie der Emotionen und zum Problem der Willensfreiheit zu würdigen, weiterzudenken und aktuelle epistemologische Fragestellungen gemeinsam zu reflektieren.
Besonders bereichernd war die Vielfalt der Perspektiven: Die Debatten reichten von Fragen der KI-Relevanz über logische Probleme bis hin zu ethischen und pädagogischen Implikationen des Wissens- und Autoritätsbegriffs.
(Federica Malfatti)
Workshop zu 1700 Jahre Erstes Ökumenisches Konzil von Nizäa (325)

Die acht Vorträge von Lehrenden der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck gaben Einblicke in die geschichtlichen Hintergründe des Konzils, in das terminologische und dogmatische Ringen, in die auf dem Konzil festgelegten rechtlichen Bestimmungen, in die Metaphysik in Bezug auf die Christologie, in die Perspektive des Konzils als Ort der Glaubensvertiefung und in das Ringen um einen gemeinsamen Ostertermin mit konkreten Vorschlägen für heute. An jeden Vortrag schloss sich eine engagierte Diskussion an, in der das Gesagte vertieft wurde. In den drei Pausen sorgten Handan Öztürk, Sibel Günes und Martin Teißl für Erfrischungen und kleine Köstlichkeiten und die Pausengespräche wurden zur Vertiefung mancher Diskussionen genutzt.
Bei den Vorträgen wurde deutlich, wie sehr das erste Konzil von Nizäa wegweisend war und bis heute den Glauben und das kanonische Recht prägt. Am bekanntesten ist das Nizänische Glaubensbekenntnis, das vermutlich auf dem ersten Konzil von Konstantinopel (381) erweitert wurde und heute als Nizäno-Konstantinopolitanum (Großes Glaubensbekenntnis) fast alle christgläubigen Menschen verbindet. Vielleicht darf gesagt werden: Das erste Konzil von Nizäa ist zwar sehr lange her, ist aber ein grundlegend und bleibend prägender Schatz für die christlichen Kirchen bis heute.
Geplant ist, die Vorträge zu veröffentlichen.
(Mathias Moosbrugger, Markus Schmidt SJ)
