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Im Fokus

Sophia Institute Innsbruck gegründet

 Josef Quitterer hat bereits vor einiger Zeit gemeinsam mit Kolleg*innen an unserer Fakultät die Idee entwickelt, auch Frauen aus dem globalen Süden jene Studienmöglichkeiten in Innsbruck zu eröffnen, die das Collegium Canisianum seit vielen Jahrzehnten für männliche Studierende bietet. Konkret bedeutet dies, einerseits die Unterbringung und Finanzierung des Studienaufenthalts für Studentinnen im Doktorats- oder PhD-Studium Theologie bzw. Philosophie sicherzustellen, andererseits aber auch eine Anlaufstelle zur Beratung in studientechnischen, bürokratischen und ganz alltäglichen Fragen bereitzustellen. Derlei auf die Füße zu stellen, hat sich als keineswegs kleine Aufgabe erwiesen, woran nochmals deutlich wird, was der Jesuitenorden im Rahmen des Canisianums leistet.

Nun ist aber ein gutes Fundament gelegt: Im vergangenen Herbst konnte eine Fördervereinbarung zwischen der Universität Innsbruck und der Diözese Innsbruck unterzeichnet werden, die die Bezahlung einer Teilzeitmitarbeiter*in ermöglicht. Am 8. November 2021 wurde ein Beirat konstituiert, zu dessen Vorsitzender Regina Brandl, ehemalige Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein und langjährige Universitätslehrerin an der Katholisch-Theologischen Fakultät, gewählt wurde. Aufgabe des Beirates ist ganz wesentlich auch die Einwerbung von Mitteln für die Finanzierung des Projekts, das mittlerweile den Namen „Sophia Institute Innsbruck“ trägt.

Interesse von Frauen aus dem asiatischen und afrikanischen Raum besteht durchaus. Um zumindest einer Handvoll dieser Personen eine akademische Qualifikation in Innsbruck zu ermöglichen, sind wir jedoch auf die finanzielle Unterstützung öffentlicher Stellen und der Zivilgesellschaft angewiesen.

Warum sollte es für Frauen aus dem globalen Süden aber überhaupt von Bedeutung sein, in Österreich eine vertiefte Ausbildung in Philosophie oder Theologie zu erhalten? Generell erweisen sich unsere Fächer immer wieder als gute intellektuelle Grundlage für Menschen, die sich später in unterschiedlichen Berufsfeldern durch einen weiten Horizont und geistige Flexibilität bewähren müssen. Im Besonderen aber ist es wichtig, dass die Stimme von Frauen überall in der Weltkirche deutlicher wahrgenommen wird. Das wird vielfach nur dann gelingen, wenn diese Frauen auch die Chance erhalten, ihre Potenziale zu entfalten und die gleichen formalen Qualifikationen zu erwerben wie Männer. Frauen, insbesondere Ordensfrauen, halten in den Ländern des globalen Südens zahlreiche Sozialprojekte, Krankenhäuser, Schulen etc. am Laufen. Diesen Frauen den Rücken zu stärken, ist nicht nur von innerkirchlicher Bedeutung, sondern hat großen Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung in ihren Heimatländern und kann damit einen Beitrag zu gerechter und nachhaltiger Entwicklung leisten.

Sr. Snehal Marcus D'SouzaWir möchten dazu Sr. Snehal Marcus D'Souza, die kürzlich aus Indien zum Studium in Innsbruck eingetroffen ist, selbst zu Wort kommen lassen:

„In Innsbruck zu studieren ist eine Möglichkeit und Chance, die ich in Indien nie gehabt hätte. In Indien haben wir zwar eine politische Demokratie, aber das Christentum ist eine Minderheit. Deshalb ist akademische christliche Theologie in Indien nicht sehr stark entwickelt. Frauen in Indien sind nach wie vor ganz grundsätzlich unterdrückt und unterprivilegiert; sowohl in Theologie, Bildung oder bei Berufsmöglichkeiten haben Frauen in Indien grundsätzlich nach wie vor geringe Entwicklungsmöglichkeiten. Von diesem Hintergrund her eröffnet die Studienmöglichkeit in Innsbruck schon einen größeren Weit- und Weltblick. Ich kann Theologie dort studieren, wo Katholizismus traditionell noch einen gewissen Stellenwert hat. Dies gibt mir für meine Zukunft ein Fundament, Theologie in Indien zu betreiben und vor allem auch Frauen dort aus dieser Hinsicht eine Perspektive zu vermitteln.“

Wir hoffen auf eine dynamische Entfaltung dieses Projekts, das wir nach dem griechischen Begriff für Weisheit (Sophia) benannt haben, die sowohl in griechischer als auch in deutscher Sprache weiblichen Geschlechts ist. (Wilhelm Guggenberger)

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