Theologie II: Franz Schupp (1973/74)

Emerich Coreth SJ notiert 1996 in seiner Fakultätsgeschichte „Die Theologische Fakultät Innsbruck. Ihre Geschichte und wissenschaftliche Arbeit von den Anfängen bis zur Gegenwart, Innsbruck 1995“ (im folgenden „Coreth 1995“), Seite 148: „In dogmatischer Theologie war P. Franz Schupp (geb. Wien 1936, Doz. 1969, o. Prof. 1971) nur wenige Jahre tätig. Er veröffentlichte seine Habilitationsschrift ‚Die Evidenz der Geschichte. Theologie als Wissenschaft bei J.S. Drey‘ (I 1970), später auf dem ‚Weg zu einer kritischen Theologie‘ (Freiburg 1974) und ‚Glaube - Kultur - Symbol. Versuch einer kritischen Theorie sakramentaler Praxis‘ (Düsseldorf 1974). Überdies liegen umfangreiche Vorlesungsmanuskripte von ihm vor. Sein Anliegen war ‚kritische Theologie‘ im Anschluss an moderne Wissenschaftstheorien (des kritischen Rationalismus u.a.). Er schied 1974 aus dem theologischen Lehramt.“

Dieses „Ausscheiden“ aus der Innsbrucker Professur (Ruhestandsversetzung zum 1. März 1975) war aber kein stilles, sondern vielmehr mit einer veritablen „Fakultätskrise“ verbunden, dem „Fall Schupp“.

2002 sprach Franz Schupp, mittlerweile emeritierter Paderborner Theologieprofessor, mit zwei ehemaligen Schülern und Mitarbeitern über seine Innsbrucker Jahre (Zur Biografie von Franz Schupp, in: Walter Raberger und Hanjo Sauer (Hrg.): Vermittlung im Fragment. Franz Schupp als Lehrer der Theologie (Ein Interview 2002), Regensburg 2003, 271-314):

„Sauer: Bist Du auf Wittgenstein und die analytische Philosophie erst in der Tübinger Zeit aufmerksam geworden?

Schupp: Nein, bereits in Pullach, vermittelt über Vladimir Richter [später Prof. in Innsbruck – Anm.]. Aber Richter hat in Pullach keine sehr große Rolle gespielt, weil sein Denken nicht in die Neuscholastik gepasst hat.“ (hier Seite 282)

In Innsbrucker Dozentenjahren habe er, Schupp, sich nicht an das konventionelle Lehrprogramm der klassischen Dogmatik gehalten: „Statt ‚De deo creante et elevante‘ hielt ich eine Vorlesung über ‚Schöpfung und Sünde‘ und statt eine Vorlesung über ‚De sacramentis in genere‘ eine über ‚Glaube – Kultur – Symbol‘.“ (hier Seite 284) Letztere Vorlesungen hätten auch zu den vom späteren Bischof Reinhold Stecher angeleiteten Protesten von Tiroler Religionslehrern bei der Innsbrucker Diözesanleitung geführt. Bischof Rusch hat von Anfang an darauf gedrängt, den „wissenschaftsmethodologischen Stoff“ in philosophische Lehr-programme auszulagern. Für Schupp hingegen war dies zentral: „Der Methodenstreit zwischen Popper und Adorno war eines der am meisten diskutierten Themen dieser Jahre, und ich hatte zu dieser Zeit begonnen, mich intensiv mit der Philosophie Poppers zu beschäftigen.“ (hier Seite 286) Schlussendlich legte Schupp 1974 knapp vor seinem Ausscheiden aus den kirchlichen Ämtern bei Gerhard Frey und Hans Windischer an der Philosophischen Fakultät Innsbruck eine Dissertation „Historische Erklärung und Interpretation. K.R. Poppers Methodologie der Geschichtswissenschaft“ vor. (Faksimile im Anhang)

1973/74 warfen zwei anonyme Gutachter aus dem Jesuitenorden Schupp vor, seine „Theologie sei für die Priesterausbildung schädlich“. Nach Entzug der kirchlichen Lehrbefugnis durch den Ortsbischof wurde Schupp von der Republik Österreich 1975 gemäß Konkordat in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Ein Hörerstreik zu Beginn des Wintersemester 1974/75 stürzte die Theologische Fakultät in eine mittlere Krise. Die Innsbrucker „Uni-Press“ (herausgegeben von der ÖH Innsbruck) widmete dem „Fall Schupp“ ein halbes Heft. (Faksimile im Anhang!)

 

In welchem Umfeld stand Schupp? Dazu einige weitere jüngere Entwicklungen an der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck, referiert nach „Coreth 1995“.

  • Emerich Coreth selbst legte als Professor der Christlichen Philosophie 1961 eine „Metaphysik“ im Sinn „transzendentaler Begründung“ vor. Coreth im Vorwort 1960: „Metaphysik kann daher ihrem Wesen gemäß nur durch transzendentale Reflexion, die den geistigen Vollzug aus den vorgängigen Bedingungen seiner Möglichkeit begreift, kritisch begründet und sachlich vollzogen werden. Das soll hier geschehen. Dabei weiß sich die vorliegende Metaphysik vor allem Thomas von Aquin zutiefst verpflichtet, wenn auch nicht im engen Sinn ‚thomistischer‘ Schultradition.“ Nach Coreths Emeritierung 1989 konnte sich die „analytische Religionsphilosophie“ an der Innsbrucker Fakultät etablieren.
  • Kirchengeschichte lehrten Hugo Rahner (1900-1968) und Ferdinand Maaß (1902-1973). Schupp war als junger Jesuit persönlicher Mitarbeiter des früh schwer erkrankten Hugo Rahner. Während Hugo Rahner vor allem über „Kirchenverständnis und Mariologie frühchristlicher Zeit“ oder zu Ignatius von Loyola forschte, (Coreth 1995, 124f.), widmete sich Ferdinand Maaß in abwehrendem Sinn dem „Problemkreis des Josephinismus“. Laut Coreth war die Kritik an Maaß‘ fünfbändigem Quellenwerk „Der Josephinismus in Österreich 1760-1850“ trotz einiger „Einseitigkeiten“ nicht „gerecht“. (Coreth 1995, 132f.)
  • Coreth listet alle seine prominenten Jesuitenkollegen wie Josef Andreas Jungmann, Engelbert Gutwenger, Franz Lakner, Paul Gächter, Richard Gutzwiller, Josef Miller, Gottfried Heinzel u.v.a.m. auf. In kaum einer der jüngeren Innsbrucker „Theologenbiographien“ fehlt der Name Karl Rahner (1904-1984), des von 1949 bis 1964 in Innsbruck Dogmatik und Dogmengeschichte lehrenden „Konzilstheologen“. Coreth liefert einige Stichworte zu Karl Rahner wie das vom Heidegger-Studium herrührende Etikett „Existenztheologie“. Herbert Vorgrimler, um 1950 Hörer der Rahner-Brüder in Innsbruck, später Karl Rahners Nachfolger in Münster verweist u.v.a.m. auf Rahners öffnenden „Dialog mit den Naturwissenschaften“, den „Dialog mit dem Marxismus“. In Münster emeritiert kam Rahner im Wintersemester 1972/73 gelegentlich als kommentierender Gast in Franz Schupps Vorlesung „Zum Begriff der ‚Offenbarung‘“. Walter Raberger und Hanjo Sauer haben 2003 Schupps Vorlesungsmanuskript und Rahners Kommentare veröffentlicht. Aus der weitverzweigten Rahner-Forschung nur ein paar wenige Literaturangaben: Die von Karl Heinz Neufeld 1994 veröffentlichte Doppelbiographie „Die Brüder Rahner“. Neufeld lehrte seit 1989 an der Fakultät Fundamentaltheologie. Er übernahm von seinem Vorgänger Walter Kern auch die Leitung des damals in Innsbruck angesiedelten Karl Rahner-Archivs. Weiters aus der unübersehbaren Rahner-Literatur Herbert Vorgrimler: Karl Rahner. Leben – Denken – Werke, München 1964 und unter neuen Vorzeichen Herbert Vorgrimler: Karl Rahner verstehen. Eine Einführung in sein Leben und Denken“, Freiburg 1985.
  • Neuere Innsbrucker theologische Tendenzen seit Mitte der 1970er Jahre zeigen im Rahmen einer so genannten „dramatischen Theologie“ teils auch Konzilskritik, teils Ökumene-Skepsis. Der in Nachwirkung der „Schupp-Krise“ erst 1977 berufene Dogmatiker Raymund Schwager SJ (1935-2004) zeigte sich immer wieder distanziert gegenüber einer (vermeintlichen) Assimilation des theologischen Diskurses an eine liberal, Fortschritt sichere optimistische bürgerliche Gedankenwelt, blindmachend für Fragen von „Gewalt“ oder „Opfer“. Nicht zufällig wurde von Schwager-Schülern auch an die „politische Freund/Feind-Theologie“ eines Carl Schmitt angeknüpft. Nicht zufällig finden sich im Briefwechsel von Schwager mit René Girard Namen wie „Shakespeare“ oder „Dostojewskij“. Schwager fühlte sich in einem Brief an Girard vom 30. August 1981 falsch verstanden: „Ich bin auf unglaubliche Missverständnisse gestoßen. Ein Professor aus Münster z.B. [Erich Zenger], der eine sehr negative Kritik meines Buches [„Brauchen wir einen Sündenbock?“, 1978] geschrieben hat, sagte mir nach einer privaten Diskussion, dass er vorher nicht verstanden hatte, dass ich einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Sakralen (Gewalt) und der Heiligkeit des christlichen Gottes mache. Er meinte, dass ich das ganze Christentum durch die Gewalt erklären wolle. Der Mund ist mir offen geblieben!?!!“ (Seite 255)
  • Mittlerweile ist der Briefwechsel aus dem „Schwager-Archiv“ veröffentlicht, einige weitere Zitate (Raymund Schwager: Gesammelte Schriften Band 6. Briefwechsel mit René Girard, hrg. von Nikolaus Wandinger und Karin Peter, Freiburg 2014): „Vor 2 Tagen habe ich erfahren, dass der Bischof von Innsbruck endlich sein ‚Placet‘ für meine Ernennung zum Professor gegeben hat.“ Nach der „Schupp-Krise“ hatte Bischof Paulus Rusch nun Zweifel an den „christologischen Positionen“ von R. Schwager. (Schwager am 26. Mai 1977 an Girard, Seite 101)
  • Im Zeichen der iranischen Revolution schreibt Schwager am 27. November 1979: „Chomeini erregt viele Emotionen auch in Europa. Diese Angelegenheit zeigt einmal mehr die enge Verbindung zwischen Religion und Gewalt. Sie zeigt auch, wie die Aggression Gegenaggression hervorruft. Trotzdem will die Mehrheit der Leute – auch in unserer Gemeinschaft – diese Verbindung (oder diese Identität) nicht sehen.“ (Seite 197)
  • Zu seinem Verständnis von Geschichtsphilosophie merkt Schwager am 20. April 1980 etwa an: „Ich habe gerade einen kleinen Artikel ‚Geschichtsphilosophie und Erlösungslehre‘ veröffentlicht: Ich greife Ideen eines deutschen Philosophen wieder auf, der zeigt, dass die Geschichtsphilosophie, die den Menschen als Subjekt und Akteur der Geschichte betrachtet, zwangläufig zur Suche nach einem Sündenbock führt (weil die Menschen es langfristig nicht ertragen, verantwortlich für die Verbrechen der Geschichte zu sein). Dieser Philosoph (Odo Marquard) mag seine eigenen Schlussfolgerungen nicht; er gibt also die Geschichtsphilosophie auf, die er selbst zuvor verteidigt hat, und versinkt im Skeptizismus. Ich versuche zu zeigen, dass nur eine Theologie der Erlösung uns aus dieser Sackgasse herausführen kann.“ (Seite 207)
  • 1986 erklärt Girard die sich ihm als Post-Konzilskrise darstellende Lage der römisch katholischen Kirche als Ergebnis eines theologischen „Progressismus“, dank verschiedener Publikationen des Kardinal Ratzinger könne man derartiges äußern, ohne gleich als „Lefebvrist“ zu gelten, so Girard am 10. Jänner 1986: „Ich habe Entretien sur la foi von Ratzinger gelesen. Auf Englisch The Ratzinger Report und obwohl ich nicht mit ihm in allem übereinstimme, empfinde ich das, was seit dem Konzil geschehen ist, auf die gleiche Weise wie er. In Amerika wie in Frankreich habe ich den Eindruck einer wirklichen Auflösung der Kirche. In Frankreich hat das Ressentiment (im mimetisch-nietzscheanischem Sinn) eines Teils des Klerus eine große Rolle gespielt, hier [in den USA] motiviert der Wunsch nach Integration in die amerikanische Gesellschaft einen sehr repressiven und jansenistischen Katholizismus, der vom Protestantismus mit Verachtung behandelt wird.“ Die Antwort von Schwager ist nicht bekannt, möglicherweise verloren, jedenfalls schreibt Girard nochmals am 18. Mai 1986 – offenbar in zumindest teilweisem wechselseitigen Konsens – über die „progressistische Selbstgefälligkeit“ in Kirchenkreisen: „Einverstanden wegen Ratzinger. (…) Das Gute an Ratzinger ist, dass man von jetzt an gewisse Dinge aussprechen kann, ohne als Lefebvrist zu gelten. Ich selbst habe natürlich nie unter der repressiven und reaktionären Kirche vor dem Konzil gelitten.“ – Sehr wohl aber unter dem angeblichen „intellektuellen Terror des linken Totalitarismus seit dem Ende des Krieges.“ Dieser sei immer noch „Norm“ im aktuellen akademischen Establishment Westeuropas und der USA. (Seite 345-355) 1988 wurde René Girard auf Betreiben von R. Schwager Ehrendoktor der Universität Innsbruck.
  • Im Vorwort zur 3. Auflage von „Brauchen wir einen Sündenbock?“ schreibt Schwager 1993 bemerkenswert u.a.: „Seit der Ausarbeitung dieser Studie hat sich die Weltlage stark verändert. Beim ersten Erscheinen und auch noch in den 80er Jahren hörte ich oft die Kritik, René Girard, auf den ich mich hier wesentlich stützte, überschätze das Phänomen der Gewalt. Die Welt wäre viel friedlicher, wenn es nur die Kommunisten nicht gäbe. Sie seien vor allem an den weltweiten Spannungen schuld. Dem gegenüber ergab sich für mich von den biblischen Texten und der Girardschen Deutung her schon 1979 die These, dass jede ‚objektive Überlegung‘ von der Einsicht auszugehen hat, ‚dass die Menschen in allen Ländern grundsätzlich gleich gut oder gleich schlecht sind‘. Die Polarisierung auf den ‚bösen‘ Osten hat auch für den Westen ein stabilisierendes Element. Große Probleme würden zu erwarten sein, wenn dieser Gegensatz einmal wegfallen werde.“ (Raymund Schwager: Gesammelte Schriften Band 2. Brauchen wir einen Sündenbock? Gewalt und Erlösung in den biblischen Schriften, Freiburg 2016, 46)
  • 2000 merkte Raymund Schwager in Ökumene skeptischer Tendenz an, dass das „Ringen um Wahrheit“ gerade angesichts einer „weltweiten Explosion des evangelikalen Protestantismus“ von kirchlicher Relevanz bleibt. Mit Blick auf einen freien Religionsmarkt und auf Studien über „Winners and Losers in our Religious Economy“ notiert Schwager: „Kirchen, die eine klare Eigenart vertreten und sich von der Umwelt abheben, zählen zu den ‚Gewinnern‘ in der ‚religiösen Ökonomie‘, und diese Kirchen sind normalerweise an der Ökumene wenig interessiert.“ Schwager veröffentlichte diesen Aufsatz als Beitrag zu einer Festschrift für seinen im ökumenischen Prozess federführenden Fakultätskollegen Lothar Lies. Fakultätsinterne Irritationen blieben nicht aus! ( Raymund Schwager: Frustration und neue Aufgabe in der ökumenischen Bewegung, in: Die Glaubwürdigkeit christlicher Kirchen. Auf dem Weg ins 3. Jahrtausend. Festschrift für Lothar Lies SJ, hrg. von Silvia Hell, Innsbruck-Wien 2000, 55-70)
  • Die 1984 für Religionspädagogik und Katechetik berufene Herlinde Pissarek-Hudelist profilierte sich als „Wegbereiterin einer feministischen Theologie“, wie ihr Mitarbeiter Günther Bader 1994 in einem Nachruf in der „Zeitschrift für katholische Theologie“ anmerkt: Die feministische Theologie „versucht Wissenschaftsproduktion, Wissenschaftsaneignung und die bisherigen Resultate der Wissenschaft kritisch auf Einseitigkeit, Halbheit und Androzentrismus zu untersuchen und zugleich eine neue Sicht zu entwickeln.“ 1945 wurden Hörerinnen zum Studium an österreichischen katholisch-theologischen Fakultät zugelassen. Pissarek-Hudelist zählte ab 1950 zu den ersten Theologiestudentinnen. Sie berichtet 1989: „Dass an der Innsbrucker Theologischen Fakultät damals das Dreigestirn Karl und Hugo Rahner und Josef Andras Jungmann leuchtete, unterstützt von so begabten Professoren wie Engelbert Gutwenger, Richard Gutzwiller, Alfons Gommenginger und anderen, merkte ich erst im Laufe des Studiums …“ (Herlinde Pissarek-Hudelist: Leben in Fülle, in: Lebenswege und religiöse Erziehung. Religionspädagogik als Autobiographie II, hrg. von Rainer Lachmann und Horst F. Rupp, Weinheim 1989, 253-263)
  • Coreth spricht u.v.a.m. den Umstand an, dass mit der Unterrichtssprache „Latein“ in den fünfziger Jahren auch die Lehrbücher zahlreicher Innsbrucker Jesuitenvorgänger überholt waren: „Nicht nur die Zeit der lateinischen Lehrbücher wie [Hieronymus] Noldin ([1838-1922], Moral), [Josef] Donat ([1868-1946], Philosophie) und [Ludwig] Lercher ([1864-1937], Dogmatik) war vorbei; sie fanden längst keinen Absatz mehr. Auch die Zeit der lateinischen Vorlesungen, Skripten und Prüfungen, die sich in Innsbruck bis in die fünfziger Jahre gehalten hatten, war lange vorüber, die engere Neuscholastik war zu Ende.“ (Coreth 1995, 139)
  • Coreth spricht den Umstand an, dass die Innsbrucker Fakultät nicht zuletzt aus Mangel an Ordens-Nachwuchskräften seit den 1970er Jahren zunehmend ihren „jesuitischen Charakter“ – seit 1933 sogar durch ein Konkordat abgesichert - verloren hat. Ein Merkmal, das übrigens hundert Jahre zuvor im „Kulturkampf“ der 1870er Jahre von den liberalen Innsbrucker Professoren bekämpft worden war: „Die ersten Nicht-Jesuiten, die 1977 zu o. Professoren berufen wurden, waren Dr. Adolf Darlap [für Kirchengeschichte] und P. Dr. Hermann Stenger [Redemptorist, für Pastoraltheologie]. Es folgte 1984 Fr. Dr. Pissarek Hudelist.“ (Coreth 1995, 156-158, vgl. auch Irmgard Rath-Kathrein, Herbert Kalb und Karl Weber: Rechtsfragen der Habilitation an katholisch-theologischen Fakultäten staatlicher Universitäten, in: Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 37 (1987), 305-328 und dieselben: Die „Eigenart“ der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Überlegungen zu Artikel V § 1 Abs 4 Konkordat 1933/34, in: Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 38 (1989), 486-493.)

Viele andere theologische Entwicklungen wären für eine künftige generelle Gesamtdarstellung der jüngsten Universitätsgeschichte zu erheben, zumal sich diese Debatten in einem katholisch geprägten Land zu allgemein „zivilgesellschaftlichen“ entwickelten, wie der knappe Gesamtüberblick in „Coreth 1995“ zeigt. Für eine solche Gesamtstudie wäre angesichts der weltweiten Studierendenschaft in Fortsetzung der älteren Matrikeledition auch eine sozialgeschichtliche Auswertung der Inskriptionsunterlagen vorzunehmen. 

Dokumente im Folgenden:

 

 

 

 

 

 



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