Peter Goller
Innsbrucker Universitätsjubiläen. Inszenierungen 1877 – 1927 – 1952 - 1969

„Erinnerungskultur“ 1773-1826

Zu einer nicht abgehaltenen Hundertjahrfeier merkt der ehemalige Professor der alttestamentlichen Bibelwissenschaften und Tiroler Gubernialrat Jakob Probst (1791-1870) in seiner Universitätsgeschichte 1869 knapp an: „Dass der Antrag einer Säcularfeier der Stiftung der Universität im Jahre 1773 erfolglos blieb, mag seine Erklärung in der gerade damals erfolgten Aufhebung der Jesuiten finden.“ Offenbar galt schon im 18. Jahrhundert 1673 als das maßgebliche Gründungsjahr, da der Hochschule in diesem Jahr das akademische Graduierungsrecht verliehen worden war. In der ständisch-feudalen Gründungsperiode – geprägt von der jesuitischen „ratio studiorum“ - verlief die Innsbrucker Universitätserinnerung vor allem religiös-sakral über die rituell fixierte Verehrung zahlreicher „Schutzheiliger“.[1]

Schon 1782 verfasste Ignaz De Luca (1746-1799) als Professor der politischen Wissenschaften einen ersten „Versuch einer akademischen gelehrten Geschichte von der Kaiserl. Koenigl. Leopoldinischen Universitaet zu Innsbruck“ - geschrieben im Stil josephinisch Sonnenfels’scher kameralistischer Statistik. Zugleich wurde im Herbst 1782 die Universität aufgehoben und zu einem Lyzeum herabgestuft. Zu einem symbolisch sichtbaren Bruch mit der bisherigen Innsbrucker Universitätstradition wurde etwa das Talarverbot von 1784. Mit Hofdekret vom 11. November 1784 wurde befohlen, „daß die auf den hohen Schullen und Lycäen bey offentlichen Feyerlichkeiten gewöhnliche Tragung der fliegenden Haaren und der reichen und bebramten samntenen Mantelchen der Rektoren und Dekanen (...) gänzlich abgestellet“ ist. Die bisherige barock schmuckvolle Amtskleidung wurde zugunsten der Lyzealkassa versteigert. Mit den einzuschmelzenden Amtsketten wurde ähnlich verfahren.[2]

Bei der ersten Wiedereröffnung der Universität am 15. November 1792 übernahm der Experimentalphysiker und Naturhistoriker Joseph Stadler nicht zufällig das Rektorszepter aus 1673 als Zeichen der Erinnerung an die Gründungsperiode: „Denn er, der akademische Scepter zeiget an, dass das, wornach jederman schon lange sehnlichst verlanget und geseufzet hat, endlich in die volleste Erfüllung übergegangen, und die hiesige hohe Schule zu einer Universität dergleichen sie vormals durch mehr denn hundert Jahre war, wieder erhöhet worden sey. Ja, die alte Leopoldinische Universität lebet wieder zur allgemeinen zärtlichen Freude, (…).“[3]

Aus Anlass der zweiten Restauration der Innsbrucker Universität wiederholte sich dieser symbolisch aufgeladene Vorgang am 30. April 1826. Nach einer Rede des zuständigen Gubernialrats, des „Studien-Referenten und Ehrendomherrn“ Friedrich Wilhelm Sondermann wurde wie 1792 der Rektorsstab als Symbol der geschichtlichen Erinnerung übergeben: „Auf diese Rede folgte der Uebergabsakt des akademischen Szepters, eines heiligen Ueberrestes von der ersten Gruendung der Universität im Jahre 1673. Der gesammte Lehrkoerper erhob sich von seinen Sitzen, und waehrend Se. Exzellenz der Herr Landesgouverneur dieses Symbol der Macht, Doktoren der Rechtsgelehrtheit und Philosophie zu kreiren, dem Rektor [dem Juristen Joseph Maurer] ueberreichte, ertoente Trompeten- und Paukenschall, und das auf dem Rennplatze vor dem Saale paradirende Scharfschuetzen-Korps gab eine General-Decharge.“

Zuvor hatte Sondermann – das übliche Hochamt gehalten vom „Herrn Praelaten von Wilten“ war vorausgegangen, das „Veni creator spiritus“ und das „Te deum laudamus“ waren gerade verklungen – vor dem im Redoutensaal der Hofburg versammelten politischen und gesellschaftlichen Herrschaftsapparat, dem „Herrn Landesgouverneur“, der „hohen Landesstelle“, dem „Herrn Landmarschallamtsverwalter“, den „hohen Ständen“, den Studiendirektoren, den Professoren, den Angehörigen der „Civil-und Militär-Landesbehörden“, dem Adel und der Geistlichkeit „eine der Feier des Tages angemessene gehaltvolle Rede mit Kraft und Wuerde“ gehalten: „Ausdrücklich deßwegen, um durch eine hoehere und allgemeine Bildung das Wohl des Staates und der Kirche zu befoerdern, insbesondere, um den aus Deutschland drohenden Geist einer deformirenden Reformation zu bannen, stiftete Kaiser Leopold I. die hiesige Universitaet. (…) Als religioeses Bollwerk gegen Glaubensirrthum und Kirchenspaltung sollte also unsere Universitaet dastehen, deßwegen wurde sie vom Kaiser Leopold I. gegruendet. Ihre Errichtung fällt in das Jahr 1673; das kaiserliche Diplom ist jedoch erst unterm 26. April 1677 ausgefertigt, und die dießfällige Feierlichkeit fand am 26. November 1677 statt. Die neue Universitaet bekam ihre Einrichtung nach jener von Ingolstadt, die Vorrechte aber gleich jenen von Wien und Prag. (…) So bluehte die Leopoldinische Hochschule durch 105 Jahre, selbst vom Auslande geachtet und besucht, bis sie Kaiser Joseph II. im J. 1782 aus dem Grunde aufhob, und in ein Lyceum umgestaltete, weil nach Aufhebung der Jesuiten der damalige Universitaetsfond nicht mehr zugereicht hat, die Kosten einer so ausgedehnten Anstalt zu decken.“

Als aus der Vergangenheit wichtig wurde von Sondermann, der ebenfalls 1673 als Gründungsjahr ansah, der sukzessive Ausbau der Hochschule erachtet: ab 1674 Gründung der Medizinischen Fakultät, ferner zusätzliche Lehrfächer wie die Weltgeschichte, die orientalische Sprachen: „Selbst die andern Fakultaeten vervollstaendigten sich erst spaeter; in der Theologie wurde im J. 1753 die Kanzel der orientalischen Sprachen; in der Jurisprudenz im J. 1769 die Kanzel der politischen Wissenschaften; und in der Philosophie im J. 1735 die Kanzel der allgemeinen Weltgeschichte, im J. 1753 die Lehrkanzel der philosophischen Beredsamkeit errichtet“. Unerwähnt blieben bei Sondermann etwa zentrale „Reformlehrstühle“ wie die 1737 eingerichtete Chirurgieprofessur für Hieronymus Bacchetoni oder jene knapp zuvor 1733 mit Paul Joseph Riegger besetzte Professur für Naturrecht, deutsche Reichsgeschichte und für öffentliches Recht.

Sondermann hob auch die zunehmende Zurückdrängung des einst „koeniglichen“ Ordens der Jesuiten hervor. Diese mussten in Innsbruck schon von Anfang die Lehre mit Weltgeistlichen und anderen Ordensleuten teilen: „Später wurden die theologischen Kanzeln der heiligen Schrift und der Polemik an Weltpriester, jene des kanonischen Rechts aber im J. 1770 an einen weltlichen Professor verliehen.“

Die erste Universitätsaufrichtung von 1792 stellte Sondermann in die Nähe der Absicht, „in jenen stürmischen Zeiten der franzoesischen Revolution ein politisches Bollwerk zum Schutze der Ordnung und des Gesetzes zu bilden“. Die anfängliche Förderung der Universität durch die bayerische Verwaltung 1806 wurde von Sondermann anerkannt, auch wenn in Folge „der ungluecklichen Zerstueckelung des Landes“ 1810 die zweite Aufhebung erfolgen sollte.

Aktuell rechtfertigte Sondermann die sehr unvollständige Neuausstattung der Universität, seit 1810 fehlte ja eine Medizinische Fakultät mit Promotionsrecht, seit 1822 war die Theologische Fakultät auf Betreiben der Bischöfe wegen ihrer „aufgeklärten“ Ausgerichtetheit kassiert worden. Im staatskirchlichen Sinn „brauchbare Geistliche“ können – so Sondermann – auch an Diözesanseminaren ausgebildet werden. Die Teilrevision der josephinisch verstaatlichten Theologenausbildung findet als Kompromiss Sondermanns Zustimmung: „Theologische Lehranstalten haben wir mehrere im Lande, und ich erwaehne bloß der beiden fuerstbischoeflichen zu Trient und Brixen; sie bilden so wie jede oeffentliche ganz nach demselben System brauchbare Seelsorger, die gerade deßwegen, weil sie unter den Augen ihres Dioezesanbischofs herangezogen werden desto mehr geistlich und wuerdig werden koennen.“

Eine „höhere Medizin“ fehlt seit 1810. 1816 wurde nur ein medizinisch-chirurgisches Wundarzt- und Hebammenstudium eingerichtet, womit nach Sondermann einstweilen das Auslangen gefunden wird: „Durch das medizinisch-chirurgische Studium aber ist das Land fuer seine dringendsten Beduerfnisse geborgen; und selbst der Arzt wird auf unserer Lehranstalt wenigstens bis zur Schwelle seines Berufsstudiums gefuehrt. Tirol ist mit Galizien dießfalls in gleicher Lage. Mehr zu geben, bleibt der Zukunft ueberstellt.“[4]

Die geschichtliche Erinnerung sollte – neben der 1826 bewilligten Namensgebung „Leopold-Franzens-Universität“ – weiterhin nicht – etwa im Sinn eines bürgerlichen Historismus – über zahlenrunde Jubiläen laufen, sondern über eine jährliche Restaurationsfeier im Gedenken an den 30. April 1826.[5] Der „Bothe für Tirol und Vorarlberg“ berichtet am 7. Mai 1827 über die vier Tage zuvor abgehaltene erste Restaurationsfeier: Erstmals wurden neben dem neu hergerichteten alten Rektorszepter die neuen Fakultätsstäbe der philosophischen und juridisch-politischen Studienabteilung präsentiert, zugleich die ebenfalls neu angefertigten Amtsketten für Rektor und für die Dekane, „an denen eine große goldene Medaille in einem rothemaillirten Stern hängt. Auf den Medaillen ist an der Vorderseite das Brustbild Sr. k.k. Majestät, an der Rückseite aber eine Inschrift, welche die großmüthige Widmung ausspricht, angebracht.“ Nach einer Messe „mit dem grandiösen zugleich auch rührenden Oremus pro Imperatore nostro Francisco primo“ fand im Universitätssaal ein Festakt mit einem Vortrag des Juristendekans Cajetan Prockner statt. Prockner sprach unter dem Motto „Justitia Regnorum Fundamentum: „Kräftig schilderte der Redner den schauererregenden Zustand der Gesetzlosigkeit eines Volkes, dem er das reizende Bild der Zufriedenheit und des Glückes, Unterthanen eines gerechten und milden Regenten zu seyn, entgegenstellte.“

Die jährliche Restaurationsfeier wurde alsbald randständig. Das Jahr 1826 mit seiner rudimentären Universitätsanhebung (eigentlich nur im juristischen Promotionsrecht bestehend) geriet in Vergessenheit, zumal die Philosophische Fakultät erst im Zug der Thun-Hohenstein’schen Universitätsreform nach 1848 zu einer geistes- und naturwissenschaftlichen Forschungsstätte ausgebaut, zumal erst 1869 die Medizinische Fakultät neu gegründet werden sollte. 1898/99 beantragte der Akademische Senat deshalb, die Restaurationsfeier durch eine Rektorsinauguration zu ersetzen.

Der Sprachwissenschaftler Friedrich Stolz berichtete am 30. Oktober 1899 aus Anlass der ersten Innsbrucker Rektorsinaugurationsfeier als Prorektor: „Als durch Allerhöchste Entschließung vom 27. Jänner 1826 die Wiederherstellung der im Jahre 1677 gegründeten Innsbrucker Universität, welche in den Jahren 1782-1791 und 1810-1826 zum Range eines Lyzeums herabgesunken war, angeordnet wurde, erfolgt zugleich auch die Bestimmung, dass am 30. April eines jeden Jahres eine Restaurationsfeier mit feierlichem Gottesdienst und einer akademischen Rede begangen werden solle. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Gepflogenheit eingebürgert, diese Feier, deren ursprüngliche Bedeutung schon seit langer Zeit in gänzliche Vergessenheit geraten war, im März oder noch früher abzuhalten. Ferner ist die akademische Feierlichkeit, welche nach Hofdecret vom 2. Dezember 1826 zu Beginn eines jeden Studienjahres angeordnet war, schon seit geraumer Zeit außer Übung. In Berücksichtigung der eben angeführten Umstände, sowie noch insbesondere in der Erwägung, dass jenem Zeitpunkte der Wiederherstellung unserer Hochschule eine wirkliche Bedeutung nicht beigelegt werden kann, da ja ihre Ausgestaltung zu einer vollständigen Universität erst unter der Regierung Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph erfolgte, beantragte der akademische Senat mit Beschluss vom 10. November 1898 beim k.k. Unterrichts-Ministerium, es möge an Stelle der bedeutungslos gewordenen Restaurationsfeier auch an der Innsbrucker Universität, wie dies an den übrigen deutsch-österreichischen Hochschulen längst üblich ist, zu Beginn des Wintersemesters eine feierliche Inauguration des Rectors stattfinden. Dieser Beschluss des akademischen Senates wurde vom Herrn Minister für Cultus und Unterricht mit Erlass vom 29. März 1899 zur genehmigenden Kenntnis genommen.“[6]

 

1877: „… die Schlagworte Liberalismus und Klerikalismus“. Die am „Kulturkampf“ gescheiterte 200-Jahr Feier

Die 1877er-Feier stand im politischen Zusammenhang des Kulturkampfs, des 1873/74 nur teilweise gelösten Streits über die Stellung der „Jesuitenfakultät“ im Universitätsverband, des Konflikts um die (gegenreformatorische) „Stiftungsintention“, um die Stellung der Konfessionen an einer staatlichen Hochschule, so etwa die Auseinandersetzung um die (Nicht-) Teilnahme an der Fronleichnamsprozession oder der Streit um das passive Wahlrecht der Theologen für das Rektorsamt.[7]

Rektor Alphons Huber schrieb am 9. Mai 1877 an das Wiener Unterrichtsministerium, sich wegen der gescheiterten Feierlichkeiten rechtfertigend, nachdem es in der Sitzung des Akademischen Senats am 5. Mai zu einem heftigen Streit gekommen war: „In den ersten Monaten dieses Studienjahres war in Wiener Blättern wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden, dass in dieses Studienjahr die zweihundertjährige Jubelfeier der Innsbrucker Universität falle, da die Stiftungsurkunde derselben am 26. April 1677 von Kaiser Leopold I. ausgestellt worden ist.

Ich glaubte nicht, dass die Majorität des Senates bei dem unter den Professoren bestehenden Conflicte eine Feier dieses Tages beschließen werde, da sonst schon vor Beginn meines Rectorates, das ich am 26. November übernahm, irgend welche Vorbereitungen hätten getroffen werden müssen, und unterließ daher meinerseits jede Anregung.

Durch die erwähnten Zeitungsnotizen waren aber die Studenten auf die Sache aufmerksam geworden und die an unserer Hochschule bestehenden wissenschaftlichen Vereine beschlossen, wenigstens eine studentische Feier zu veranstalten. Vertreter derselben baten mich um die Erlaubniß, zu diesem Zwecke am 8. März eine Studentenversammlung abhalten zu dürfen. Da ich nach § 8 der prov. Disciplinar-Ordnung keinen Anlaß fand, die Erlaubniß zu verweigern, so gestattete ich dieselbe und es wurde die Feier für den 26. April beschlossen. Da aber durch die fast vollzählig erschienenen Theologen und deren Gesinnungsgenossen der Beschluß durchgesetzt worden war, in das Festprogramm auch die Abhaltung eines Gottesdienstes aufzunehmen und den Studirenden der theologischen Facultät im Festcomité sechs und nicht wie den andern Facultäten je vier Vertreter einzuräumen, da die andern Facultäten dadurch mehr als entschädigt würden, dass die wissenschaftlichen Vereine, Corps, Landsmannschaften u.s.w auch je einen Vertreter wählen dürften, so gab das Veranlassung die ganze Feier als eine clericale Demonstration zu bezeichnen, und die Folge war, daß die meisten Studirenden der drei weltlichen Facultäten erklärten, an der Feier sich nicht betheiligen zu wollen.“

Eine große Senatsmehrheit hielt eine Feier im Frühjahr 1877 für überhaupt nicht passend, so Huber im Bericht fortfahrend: „Ich berief daher auf den 13. März eine Sitzung des akad. Senates zur Entscheidung der Frage, ob eine Universitätsfeier abgehalten werden solle oder nicht. Da erhielt ich d.d. 12. März die dem Sitzungsprotokolle beiliegende Eingabe der Majorität des Senats, worin die Unterzeichneten erklären, ‚dass dieselben die Abhaltung einer Universitätsfeier unter den gegenwärtigen Verhältnissen für inopportun halten und gegen den Antrag auf Abhaltung einer solchen Feier stimmen würden.’ Damit betrachtete ich die ganze Sache als abgethan.“[8]

Das geplante Jubiläumsfest war überdies – Huber deutet dies an – von einem Streit innerhalb des liberalen Lagers im Zuge der „Busson/Athesia-Affäre“ überlagert. Ein Konflikt, der wegen vieler Rücktritte fast alle Kollegialorgane lahmlegte.[9]

Allein die Studierenden setzten ihre Vorbereitungen zerstritten fort. Nicht einmal die geplante allgemeine Studentenfeier kam aber zustande. Die einzelnen studentischen Richtungen richteten kleine Sonderfeiern aus.

Der Österreich-Historiker Alphons Huber hatte bereits am 22. April 1877 resignierend an seinen Grazer Fachkollegen Adam Wolf geschrieben: „Bei uns hat die 200jährige Jubelfeier viel Staub aufgewirbelt, doch ist die ganze Sache für ferner stehende natürlich dunkel. Am Beginn des Schuljahres hatten Zeitungsartikel wiederholt auf dieses Fest aufmerksam gemacht und die Abhaltung einer Feier befürwortet. Diese Artikel hörten auf, als ich zum Rector gewählt und bestätigt war. Doch bemächtigten sich jetzt, dadurch aufmerksam gemacht, die Studenten der Angelegenheit und wollten wenigstens eine studentische Feier veranstalten. Sie gingen aber die Sache ungeschickt an und faßten in Folge der Ueberzahl der Theologen solche Beschlüsse, dass man die Schlagworte Liberalismus und Klerikalismus ausspielen konnte und die Feier schien aufgegeben.“[10]

1877 konnten sich die Innsbrucker Universitätsgremien nicht einmal auf eine Delegation für das Tübinger Universitätsjubiläum einigen. Erstmals hatten die Innsbrucker 1860 im Weg der nun üblich werdenden akademischen Glückwunsch-Adresspolitik auf zwei Jubiläen, auf das 50-Jahr-Jubiläum der Berliner Universität und auf das 400-Jahr-Jubiläum der Universität Basel geantwortet. In der lateinisch gehaltenen Adresse an die Berliner Hochschule folgte der Rektor im Oktober 1860 gemeinsam mit den drei Fakultätsdekanen mehr oder weniger dem Berliner Festaufruf, indem sie die Gründung von 1810 als Teil des Kampfes gegen die „drückendste Fremdherrschaft“, der antinapoleonischen „Befreiungskriege“ hinstellten.[11]

Zur „fünfhundertjährigen Jubelfeier ihrer im Jahre 1365 durch Herzog Rudolf den Vierten geschehenen Gründung“ entsandte die Universität Innsbruck im Juli 1865 eine „Deputation bestehend aus dem Herrn Prorektor Prof. Harum und den Herren Professoren Pater Kobler (Theologe), Geyer (Jurist) und Stumpf (Historiker)“ nach Wien.[12]

 

1927 – 250 Jahre: „Anschluss“, „Italien/Südtirol“ – überhöhte Universalität der „alten“ europäischen Hochschulidee wider „völkische Verwurzeltheit“

Soll überhaupt eine Jubiläums-Feier abgehalten werden? Eigentlich stand eine Senatskommission der vier Dekane ursprünglich auf Grundlage eines Referats des Rechtshistorikers Alfred Wretschko der Abhaltung einer – „selbst bescheidenen“ – Feier ablehnend gegenüber. Im entsprechenden Protokoll vom 25. Februar 1927 wird vermerkt: „Es wurde betont, dass gar viele Gründe für eine derartige Feier sprechen“. So wurde 1877 „der Tag der kaiserlichen Bestätigung, der 26. April, feierlich begangen, das legt natürlich auch eine Feier des ersten Vierteljahrtausend im heurigen Jahre nahe.“ Allerdings wurde auch sogleich in Erinnerung gerufen, dass die 1877er-Feier in Wirklichkeit keine „gelungene“ war: „Bereits die Vorbesprechung der Studenten am 7. März [1877] bot Anlass zu schweren Streitigkeiten innerhalb der Studentenschaft, die den Akademischen Senat in unliebsamer Weise beschäftigten. Ein am Vortag geplanter Fackelzug wurde verboten. Der 26. April [1877] bot außer einem Gottesdienst und der Auffahrt der Studenten nur einen doppelten Studentenkommers.“[13]

Für eine Feier sprach nach Ansicht der Kommission der Erfolg der Münchner Zeremonien 1926, ein gewisses Interesse in der (medialen) Öffentlichkeit und vor allem die Möglichkeit, mit einer imposanten Feier finanzkräftige Studenten und spendenfreudige Mäzene aus Deutschland anzuziehen: „Allein trotz dieser gewiss sehr achtenswerten ideellen (sic!) Gesichtspunkte neigten die Teilnehmer dazu, die Gründe gegen eine derartige Feier als weit gewichtiger anzuerkennen. 1) Bereits im Vorjahre hat Hofrat Prof. Dr. Wretschko, vom Akademischen Senate aufgefordert, in einem eingehenden Gutachten bewiesen, dass eine 250-Jahresfeier bereits 1919 oder 1923 anzusetzen gewesen wäre, da im Jahre 1677 nur der letzte Schlussstein der Gründung durch die kaiserliche und päpstliche Bestätigung erfolgt ist. Der damalige Akademische Senat hat dies zur Kenntnis genommen, womit, wie in der Sitzung des Senates am 17. M. betont wurde, der Antrag abgelehnt erscheint. 2) Dazu kommt dass die Feier gerade jenes Jahres oder Tages, an dem die kaiserliche Bestätigung erfolgte, in einer Republik als kein geeigneter Zeitpunkt zu betrachten sein dürfte.“ Letzteres ist überraschend, da die Innsbrucker Professoren den jährlichen Republiktag am 12. November systematisch ignorierten und stets mit gläubiger Inbrunst die „Reichsgründungsfeier 1871“ begingen, so etwa noch einmal zum 18. Jänner 1931, als der zwischen dem nazistischen und austrofaschistischen Lager schwankende „nationalkatholische“ Rechtshistoriker Ferdinand Kogler seine Rede als Rektor mit einem „Das deutsche Volk im Reich und in Österreich über alles, über alles in der Welt!“ beendete, worauf in der Universitätsaula am Innrain „brausende Heilrufe“ im „Deutschlandlied ausklangen“, um dann noch Harold Steinackers Festvortrag über die „Aufgaben einer gesamtdeutschen Geschichtsauffassung“ zu applaudieren.[14]

Ein weiteres Problem schien 1927 wieder die Spaltung der Studentenschaft, die so wie 1877 und so wie am 3. Juli 1926 aus Anlass der Kriegerdenkmalsenthüllung ein geeintes Auftreten unmöglich mache, zumal Zu- und Absagen von studentischen Verbindungen oft nur Tage vor einer Feier erfolgten: „Die traurigen Erinnerungen an das Fernbleiben der einen Gruppe der Studentenschaft bei der Enthüllung des Kriegerdenkmals und der heurigen Inauguration gibt Anlass zu schweren Bedenken.“[15] Vor allem aber fehlten an der Universität Innsbruck alle materiellen Voraussetzungen. Angesichts einer budget- und berufungspolitisch unterdotierten Hochschule sei eine Feier eine nicht zu rechtfertigende Luxusausgabe: „Namentlich wurde betont, dass die erforderlichen Prämissen für eine frohe Festfreude derzeit nicht vorhanden sind, da es der Universität gegenwärtig vielfach am Notwendigsten fehlt. Mehrere Ordinariate wurden in Extraordinariate verwandelt, die Baukredite sind nur mit Schwierigkeiten zu erlangen; die Institute sind mangelhaft dotiert; noch immer fehlt eine Turnhalle und ein Sportplatz, (…) der Platz vor der Universität und namentlich die Zugänge sind in einem jämmerlichen Zustand.“[16]

Die Sorge, dass die Linke bei den Aprilwahlen zum Nationalrat die Mehrheit erlangen könnte, wurde so als Argument gegen eine Jubiläumsfeier vorgebracht: „Die kommenden Wahlen mit ihrer schweren Erregung der ganzen Öffentlichkeit und der unsichere Ausgang machen das heurige Jahr für die in so kurzer Zeit überhaupt nicht würdig durchführbare Vorbereitung eines Festes nicht geeignet.“ Der Sieg der sozialistischen Linken fiel dann nicht so aus, dass er das Bildungsbürgertum zu beunruhigen brauchte. Vielmehr demonstrierte der bürgerliche Klassenstaat – so auch der bei den Universitätsfeierlichkeiten Ende Juni 1927 omnipräsent posierende Tiroler Regierungsapparat – seine Macht und schlug Mitte Juli 1927 („Justizpalastbrand“) Protest und Generalstreik der Arbeiter im Verbund mit der paramilitärisch faschistischen Heimwehr nieder.[17]

Schon im März 1926 war jedenfalls Alfred Wretschko vom Akademischen Senat mit der Erstellung eines geschichtlichen Gutachtens beauftragt worden. Mit Blick auf die faktische Gründung 1669 und auf das 1673 verliehene „Privilegium, gelehrte Grade zu verleihen“, lehnte Wretschko eine Jubiläumsfeier für 1927 ab. Für Wretschko war die Universität Innsbruck vielmehr mit 1673 „rechtlich vollendet“: „Dies scheint auch die Auffassung jener Zeit gewesen zu sein, denn das Universitätssiegel enthielt am Schlusse der Inschrift das Jahr 1673 und noch Prof. De Luca sagte in seiner Geschichte der Universität zu Innsbruck (1782), dass der ‚Urtag’ der Universität eigentlich in das Jahr 1673 fällt (S. 11). Die so genannten Stiftungsurkunden wurden für die Universität allerdings erst später, nämlich im Jahre 1677 ausgestellt, die Privilegien und Statuten erst 1681 von Kaiser Leopold genehmigt. Aber keines dieser Jahre kann und darf als Gründungsjahr der Universität bezeichnet werden, da sie doch vorher auch schon von rechtswegen als Universität existiert hat. Die so genannte kaiserliche Stiftungsurkunde vom 26. April 1677 ist der äußeren Form nach überhaupt kein Diplom, sondern eine einfache Hofresolution, ausgestellt in der Hauptsache aus dem Grunde, weil der päpstliche Nuntius, der um die Erwirkung der päpstlichen Bestätigung für die Universität gebeten wurde, eine authentische Erklärung darüber verlangte, wie der Kaiser die Universität errichtet, konfirmiert und dotiert habe (Probst, Geschichte der Universität Innsbruck S. 10). Am 28. Juli 1677 erteilte dann Papst Innozenz XI. in einer Pergamentbulle die kirchliche Bestätigung für die neue Studienanstalt. Beide Entschließungen wurden am 16. November 1677 bei einer Universitätsfeierlichkeit von Vizerektor Mayr in der Jesuitenkirche verkündigt. Nach Ausfertigung der päpstlichen Konfirmation schritt auch die theologische Fakultät zur Vornahme von Promotionen, obwohl ihr diese Befugnis vom Kaiser schon 1673 zuerkannt worden war und der Papst, wie die kaiserliche Urkunde betont, schon früher seine Zustimmung zur Errichtung der Universität erteilt hatte. Das 250jährige Jubiläum ihres Bestandes hätte die Universität daher im Jahre 1919 oder 1923 begehen müssen, diese Jahre 1926 oder 27 bieten keinen Anlass zu einer 250jährigen Gründungsfeier.“[18]

Offensichtlich veränderten in Aussicht gestellte reichliche Geldmittel von Seite einer „reichsdeutsch“ dominierten „Gesellschaft der Freunde der Universität“ die Sicht der hierfür immer empfänglichen Professorenschaft. In einer Sondersitzung beschloss der Akademische Senat am 16. März nämlich nun opportuner Weise einstimmig die Abhaltung der 250 Jahresfeier, festgesetzt auf den Zeitraum 24. bis 26. Juni 1927.

Überschattet wurden die Feiern von der „Einladungsfrage“ Richtung italienischer Universitäten. Stadtrat Walter Pembaur protestierte am 14. Juni 1927 namens einer „deutschvölkischen Arbeitsgemeinschaft“ gegen den Akademischen Senat, der die historisch besonders ehrwürdigen italienischen Universitäten zur Feier eingeladen hatte. Das Schicksal Südtirols müsse vor die Idee der internationalen Gemeinschaft der Hochschulen, selbst mit so traditionsreichen wie jenen in Bologna oder in Padua treten: „Die ‚Deutschvölkische Arbeitsgemeinschaft’ zu Innsbruck, welche die Vertretung aller völkisch eingestellten Körperschaften Innsbrucks inne hat, hat mit höchstem Befremden von dem Beschlusse des akademischen Senates Kenntnis genommen, durch den zur diesjährigen Universitätsfeier auch die Universitäten Italiens eingeladen wurden. Wir hatten es selbstverständlich vorausgesetzt, dass sich der Innsbrucker Senat die Stellungnahme der deutschen Gelehrten Eucken und Kerschensteiner zu eigen macht. Die internationale Einstellung unserer Universität in dieser Frage musste umso mehr überraschen, als sie in unmittelbarer Nähe der widerrechtlichen Grenzen geschah; sie geschah in einer Zeit, da die deutschen Volksgenossen Südtirols ihrer alten Kultur beraubt werden, in den Tagen, in denen das Kaiserjägerdenkmal zu Bozen von welschen Barbaren gesprengt wird, um einem ruhmlosen ‚Siegerdenkzeichen’ Platz zu machen, sie geschah während ein Deutscher in Verbannung auf einer Verbrecherinsel schmachtet, der nichts anderes verbrochen hat, als dass er deutschen Kindern den Unterricht in der Muttersprache sichern wollte.“

Die Universität sei ihrem Einsatz für Südtirol, für die Landeseinheit untreu geworden. In Südtirol selbst wirke diese Einladung „durch unsere Grenzhochschule niederschmetternd“, denn „die bedrückten Südtiroler fühlen sich verraten und verkauft, wenn man an ihren Leiden achtlos vorübergeht und die Urheber ihrer Bedrückung – darunter einen Geschichtsfälscher Tolomei – zu deutschen Festen einlädt.“[19]

Das Rektorat wand sich mit dem Argument, es wird ohnedies keine italienische Universität der Einladung wirklich folgen, heraus. Befürchtet wurde ein Eklat für den Fall, dass das faschistische Italien gerade nun aus der Einladungs-Frage eine Prestigeangelegenheit machen könnte. Da sich die „deutschvölkische Arbeitsgemeinschaft“ auf die Münchner Professoren Rudolf Eucken (Philosophie) und Georg Kerschensteiner (Pädagogik) berufen hatte, wandte sich der dann 1938 aus „rassischen Gründen“ vertriebene Physiologe Ernst Theodor Brücke als Rektor unvermittelt mit Erfolg an Kerschensteiner, der auch im Namen des inzwischen verstorbenen Eucken am 20. Juni 1927 der Haltung des Senats beitrat: „Die Bezugnahme auf meinen inzwischen verstorbenen Collegen Eucken und mich in der angeführten Sache beruht wohl auf einem Missverständnis. Eucken und ich waren eingeladen auf dem internationalen Moralkongress in Rom ein Referat zu übernehmen. Wir lehnten die Aufforderung ab mit der Begründung, dass es uns unmöglich ist, in einem Staate über Moralfragen zu sprechen, dessen Regierungsform gegenwärtig, namentlich in Sachen der deutschen Südtiroler, jeder Moral widerspricht. Die Einladung ging dabei nicht von einer Universität aus, sondern teils von dem internationalen in London sitzenden Comite, teils von dem Ortscomite in Rom. Außerdem stand der Kongress unter dem Protektorat des Herrn Mussolini. Weder Eucken noch ich hätten daran Anstoß genommen italienische Universitäten, resp. italienische Professoren einzuladen, wenn der Kongress in Deutschland stattgefunden hätte. Die italienischen Universitäten sind doch nicht verantwortlich für die gegenwärtige Regierungsform in Italien. Dass eine erkleckliche Anzahl italienischer Gelehrter den Faschismus verurteilen, weiß ich ganz bestimmt. Sie können es nur nicht wagen ihre Anschauung zur Zeit zu äußern. Ich sehe also in der Einladung der italienischen Universitäten zur Jubelfeier der Innsbrucker Universität keine Verletzung nationalen Empfindens. Ich bin auch überzeugt, dass Kollege Eucken in der gleichen Weise sich äußern würde, wenn er noch am Leben wäre.“

Lange blieb offen, ob die Spaltung zwischen den klerikal-konservativen und den national völkischen Studenten für den Moment der Feier überwunden werden kann. Chargieren alle?  Am 19. März 1927 schrieben die „freiheitlich-nationalen und waffenstudentischen Verbindungen“ (Burschenschaften „Brixia“, „Germania“, „Suevia“, „Pappenheimer“ und „Landsmannschaft Tyrol“) an den Senat: „Während es im Deutschen Reiche der deutschen Burschenschaft und den übrigen großdeutschen studentischen Verbänden gelungen ist, die katholischen Verbände dem großdeutschen Gedanken näher zu bringen, haben in Österreich die dahin gerichteten Bestrebungen bis heute nur vereinzelt Fortschritte gebracht. Infolge des beherrschenden Einflusses politischer Faktoren in den österreichischen katholischen Studentenverbänden haben sich diese, trotz der im Wachsen begriffenen nationalen Gesinnung ihrer Mitglieder, jeder eindeutigen Kundgebung für den Gedanken des Zusammenschlusses des deutschen Volkes nicht nur bewusst entzogen, sondern im Gegenteil, wo immer sich Gelegenheit bot, den großdeutschen Gedanken bekämpft.“

Nur unter der „Voraussetzung der großdeutschen Einstellung“ wären die nationalen Korporationen zur Zusammenarbeit mit katholischen Studentenvereinen bereit, nur unter der Bedingung, „dass diese Verbände in Zukunft nicht mehr den Anschlussbestrebungen feindlich gegenüber stehen, sondern diese mit allen Kräften zu fördern bereit sind“.

Schlussendlich kam es im Juni 1927 doch zu einem Fackelzug der „vereinigten Studenten Innsbrucks“ hin zum neuen, 1923/24 bezogenen Hauptgebäude am Innrain. Der Universitätskalender schildert die düstere Vorstellung: „Vor dem Denkmal der getreuen, im Weltkrieg gebliebenen Kommilitonen warfen sie die Fackeln zu letztem lodernden Brand zusammen, nachdem ernst und getragen die Tiroler Volkshymne und das deutsche Lied Hoffmanns v. Fallersleben in die Nacht hinauserklungen.“

Die bei einem solchen Jubiläum besonders blühenden Ehrungs-Tauschgeschäfte konnten ebenfalls weitgehend harmonisch und konfliktfrei, fast wie geschmiert abgewickelt werden. Nur in der theologischen Fakultät kam es zu einer Meinungsverschiedenheit betreffend ein Ehrendoktorat für den geistlichen Kriegshetzer Anton Müller (bekannt als „Bruder Willram“). Der Moral- und Pastoraltheologe Johann Umberg schlug Bruder Willram so vor: „Die causa motiva literarische Tätigkeit im Interesse unserer theologischen Weltanschauung (im Sinne christlicher Pädagogik) ist zwar schwach; um so stärker sind die causae impulsivae: Ehrung eines Tirolers u. zwar Südtirolers, in dem sich alle Tiroler geehrt fühlen, Ehrung des Tiroler Weltklerus, stärkere Verwurzelung unserer Fakultät im Tiroler Volk“. Bernhard Franzelin, Professor der scholastischen Philosophie, widersprach: „Ich bin gegen die Verleihung des Ehrendoktorats an Br. Willram, bei dem von wissenschaftlichen Leistungen keineswegs die Rede sein kann.“

Wissenschaftspolitisch ranghoch verankerte „angesehene“ Vertreter der österreichischen bürgerlichen Wissenschaft, wie die (Rechts-) Historiker Oswald Redlich, Hans Voltelini oder Otto Zallinger, allesamt nach Wien berufene vormalige Innsbrucker Universitätsprofessoren, wurden mit Ehrendoktoraten ausgezeichnet.

Daneben dominierten Auszeichnungen für „reichsdeutsche“ Gelehrte wie den Scholastikforscher Martin Grabmann oder den „Kathedersozialisten“ Heinrich Herkner, für Naturwissenschafter wie Albrecht Penck (physikalischer Geograph) oder Karl Heider (vor seiner Berufung nach Berlin 1917 in Innsbruck Zoologie lehrend).

Unter den neuen Ehrenmitgliedern findet sich exponiert ein Josef Biederlack, Ideologe der antisozialistischen katholischen Moral- und Soziallehre, oder der aus Innsbruck-Hötting stammende Alois Brandl, zuletzt an der Universität Berlin lehrender „erster Anglist des Reichs“.[20]

Auch eine internationale Ehrungspolitik Richtung Frankreich oder Groß-Britannien war wieder möglich. Schon 1922 war US-Präsident Herbert Hoover als „Organisator der amerikanischen Hungerhilfe für Österreich“ die Ehrenmitgliedschaft verliehen worden. Italienische Gelehrte blieben hingegen unter dem Punkt „Ehrungspolitik“ wohlweislich weiter außen vor.

Zu einem Streit wegen einer „nationalen/internationalen“ Ehrung kam es dann zwei Jahre später Ende 1929: die Internationale der Wissenschaft geht vor, so die Professoren Metz, Sander, Klebelsberg. Die internationalen wissenschaftlichen  Beziehungen würden trotz der Kriegsfeindschaft 1914-1918 wieder funktionieren.

Für den französischen Alpengeologen Pierre Termier beantragten Ende 1929 der dann 1934 als illegaler Nazi nach Deutschland flüchtende Geographieprofessor Friedrich Metz, der deutschnationale Geologe Raimund Klebelsberg und der politisch nicht aus scheinbarer bürgerlicher Neutralität hervortretende Mineraloge Bruno Sander wegen dessen Verdiensten um die Erforschung auch der (südtirolischen) Zentralalpen ein philosophisches Ehrendoktorat: „Wennschon für die Unterzeichneten politisch-nationale Bedenken nicht gegeben waren, hat der Ausschuss doch auch diese Seite der Frage näher geprüft und hiezu folgendes festgestellt.

In den zunächst in Betracht kommenden Fachkreisen (Geologie, Mineralogie) sind die internationalen Beziehungen längst wieder uneingeschränkt und ohne jede Benachteiligung der Deutschen aufgenommen. (…) Auch in den meisten anderen naturwissenschaftlichen Fachkreisen sind die Beziehungen wieder aufgenommen, selbst bei den Chemikern und Geographen, bei denen die Verhältnisse aus teils sachlichen, teils persönlichen Gründen am schwierigsten lagen. (…) Unter diesen Umständen würden die Unterzeichneten auch dann keine politischen Bedenken sehen, wenn mit ihrem Antrage zum erstenmale deutscherseits eine Ehrung eines französischen Gelehrten erfolgte. Das ist aber nicht der Fall, (…).“

Metz, Sander und Klebelsberg listen unzählige gegenseitige wissenschaftliche Kooperationen, Auszeichnungen, Ehrungen auf: „Was Professor Termier selbst betrifft, hat er sich während des Krieges und in der ersten Folgezeit den Deutschen gegenüber so neutral verhalten, bzw. jeder feindseligen Äußerung oder auch nur Teilnahme an französisch-nationalistischen Kundgebungen sich so sehr enthalten, dass ihm beinahe daraus Schwierigkeiten erwachsen wären. Aus der Zeit nach dem Kriege sind seine Sympathien für Südtirol bekannt geworden.“

Der katholisch-klerikale Innsbrucker Neuzeitordinarius Ignaz Philipp Dengel wollte im Einvernehmen mit dem Literaturhistoriker Moriz Enzinger die Ehrung für Termier aber nicht akzeptieren, da gleichzeitig sein Antrag „auf Verleihung des Ehrendoktorates an Prof. Anton Müller (Bruder Willraum) aus Anlass seines 60. Geburtstages“ vom Tisch gewischt worden war. Der Einsatz von Müller für Südtirol sei ein solcher, dass der Franzose Termier in diesem Zusammenhang nicht einmal erwähnt werden dürfe. Am 14. Jänner 1930 schrieb der mit Mussolinis faschistischen Vorstellungen von Ordnung durchaus sympathisierende Dengel in seiner Eigenschaft als Direktor des Österreichischen Historischen Instituts in Rom an das Dekanat: „Ich habe gewiss nichts dagegen, dass Ausländer, die sich um unsere Heimat oder um die Universität in wissenschaftlicher, kultureller oder nationaler Hinsicht besonders verdient gemacht haben, und gegen die keine politisch-nationalen Bedenken vorliegen, bei bestimmten Anlässen in entsprechender Weise geehrt werden. Es ist das ein geeignetes Mittel zur notwendigen Wiederherstellung der geistigen und kulturellen Beziehungen mit dem ehemals feindlichen Auslande, an der mitzuwirken ich auch durch meine Stellung in Rom berufen bin. Bei dem zeitlichen Zusammentreffen der beiden Anträge hätte es aber meiner Meinung nach die Gerechtigkeit und die nationale Würde, die über allem Internationalen stehen muss, verlangt, dass man über einen Mann von der Bedeutung Bruder Willrams, der in unzähligen literarischen Leistungen mit gewaltiger Wirkung Heimat und Volk gefeiert hat, der dem deutschen Jungwuchs zum flammenden Wortführer in dem schweren Kampfe um Freiheit und Recht geworden ist und dessen Name in allen deutschen Gauen besten Klang hat, nicht einfach zur Tagesordnung überging, sondern dass man ihm zum mindesten das dem Franzosen zugebilligte Recht zugestand, von einem Fachausschusse auf seine Würdigkeit geprüft zu werden.“ Raimund Klebelsberg schreibt später in seinen 1953 veröffentlichten „Innsbrucker Erinnerungen“, dass auch die Theologen die Ehrung Termiers unterstützt haben, da dieser ein „frommer“, sich offen religiös bekennender Naturwissenschaftler war.[21]

Das Festprogramm am letzten Wochenende des Juni 1927 selbst hatte den gewohnt bürgerlich „getragenen“, also „würdigen“ Verlauf genommen: Der erwähnte Fackelzug der Studenten am Vorabend, am Samstag 25 Juni hielt „Bischof Dr. Waitz bei dem Festgottesdienste in der Universitätskirche ein Pontifikalamt. Der akademische Senat sitzt am Presbyterium auf der Epistelseite.“ – daran schließt – einsetzend mit einem „Gaudeamus igitur“ – der Festakt mit Reden, Glückwunschadressen, neben der Gratulation des österreichischen Bundespräsidenten Hainisch überbringt der „Gesandte des Deutschen Reiches den Gruß des deutschen Reichspräsidenten v. Hindenburg“ – abschließend ein „Festessen im Hotel Tirol“.

Zur Hebung der provinziellen Bildungsbürgerlichkeit bot das in Innsbruck gastierende Wiener Burgtheater im Abendprogramm „Friedrich Hebbel’s Tragödie ‚Gyges und sein Ring’“, „mit Herrn Aslan als Gyges“.

Für das ausklingende Sonntagsprogramm war vorgesehen: „Am 26. Juni werden die auswärtigen Gäste vormittags kleine Ausflüge in die Umgebung unternehmen; nachmittags vereinigt sie ein Empfang beim Landeshauptmann Dr. Stumpf in der Hofburg. Den würdigen Abschluss dieses Tages und damit der ganzen Festlichkeiten werden die lodernden Höhenfeuer bilden, die heuer ganz besonders ausdruckvoll werden dürften, da ein hocherfreulicher Beschluss des Sonnwend-Ausschusses es ermöglich hat, die von den Vertretern der beiden politischen Richtungen sonst an getrennten Tagen veranstalteten Höhenfeuer an dem gleichen Tage leuchten zu lassen.“

Über der ganzen Jubiläumsinszenierung schwebte noch vor der „Italienerfrage“ und der „Landeseinheit“ das „Anschluss“-Thema. Allein in den Glückwunschadressen deutscher Universitäten wurde vom „deutschen Familienfest“ oder von Kiel als einer „Nordmark“-Hochschule und von Innsbruck als der südlichen „Grenzlanduniversität“, als der Universität der „Südmark“ getönt.

Der politische Ökonom Hermann Schullern hielt die im „das ganze Deutschland muss es sein“ gipfelnde geschichtliche Festrede: Universitätsgeschichte ist ein „Kapitel der gesamtdeutschen Kulturgeschichte“. Das „Tiroler Volk“ hat als „Bestandteil des deutschen Gesamtvolks“ die „Mission, Grenzbollwerk des Deutschtums nach Süden zu sein“, „trotz seiner traurigen und schmerzlichen Zertrümmerung“: „Wenn also die Universität dabei mitwirkt, den deutschen Charakter des tirolischen Volkes und damit seinen spezifisch tirolischen Charakter zu wahren und zu stärken, so dient sie der gesamten deutschen Nation.“ Schullern beschwört den „Geist von 1813 – der Leipziger Völkerschlacht“, der von der Wissenschaft etwa im Sinn der (Savigny’schen) rechtshistorischen Pflege gewachsener „deutscher Volksrechte“ wach gehalten wurde. Schullern vermisst den „Geist von 1914“ – diesen „Seelenaufschwung“. Schullern fordert eine Universitätserneuerung aus dem Geist der deutschnational reaktionär gedeuteten Reden von Fichte an die deutsche Nation. Schullern wärmt die „Dolchstoß-Legende“ auf: Angesichts dessen, dass trotz eines „militärisch siegreichen Krieges uns ein besonders wertvoller Teil unserer Volksgenossen entrissen wurde“, soll „mit den uns zu Gebote stehenden Waffen des Geistes“ an einer revanchistischen Revision gearbeitet werden, damit „das Wort ‚Das ganze Deutschland soll es sein’ einst zur Wahrheit“ wird: „Dass dieser Gedanke, vor allem in der studierenden Jugend lebendig werde und bleibe, unter Zurückdrängung aller Kleinlichkeiten und Vorurteile, möge als eine der Aufgaben unsere Universitäten erkannt werden, die ja die Trägerinnen der höchsten geistigen Ideale der Nation sein und zu diesen Idealen ihre Schüler empor reißen sollen.“

Für die „reichsdeutschen“ Universitäten sprach nach einigem internen Gerangel – zur Auswahl standen auch der Staatsrechtler Heinrich Triepel (Rektor in Berlin) und der romanistische Philologe Karl Vossler (Rektor in München) – der Heidelberger Rektor Friedrich Panzer. Damit konnten die Innsbrucker gut leben, denn Friedrich Panzer, 1914 erprobter „Kriegsgermanist“ für den „Deutschen Weltkrieg“, seit 1919 Direktor des Deutschen Seminars an der Universität Heidelberg, stellte auch seine philologischen Forschungen zu mittelalterlichen deutschen Volkssagen und Märchen unter die Kategorien von „sittlich überlegenem Deutschtum“, von „deutscher Sittlichkeit“, „deutscher Art“ oder von „deutschem Volkstum“.[22]

Panzer versuchte in seiner Rede eine Art Auflösung des Widerspruchs von übernational „rein geistiger“ Wissenschaft einerseits und völkischer Verankertheit aller geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschung: „Wissenschaft hat Formen und Ziele, die übervölkisch sind, weil sie über Menschliches hinaus einem reinen Geisterreiche zustreben, in dem alle menschlichen Gebundenheiten sich lösen. Wissenschaft wird daher immer auf internationale Verbindung gewiesen sein, (…).“ Wissenschaft sei aber auch der „Eigenart“ der „Volkheiten“ verbunden („völkische Gebundenheit“).

Panzer verfiel in allerhand Walter von der Vogelweide- und Rosengarten-Mystik. Panzer verwies auf die „teuren Volksgenossen jenseits des Brenner, die heute in einem so schweren Kampfe um die Bewahrung ihres Volkstums stehen“, auf das „eine Volkstum von der Etsch bis an den Belt“, an den „deutschen Geist dort unten“, waltend in der „Deutschen Heldensage“, im „Rosengarten“, in den „Liedern deutscher Minnesänger“.

Und über allem steht für Panzer die Hoffnung auf das „großdeutsche Reich“, auf den „Anschluss“ Österreichs: „Mit geistigen Waffen wird unser Volk den großen Kampf für seine Einheit und Freiheit zu führen haben, der unsrem Geschlechte auferlegt ist. Und so wird es sehr wesentlich an uns liegen, den Hütern geistiger Dinge, dass es wach und gerüstet sei für solchen Streit. Wir werden ihn vielleicht nicht mehr anschauen, den ersehnten Tag der deutschen Einheit und Freiheit: möge er unsere Söhne mit seinem hellsten Glanze umleuchten, wenn sie, ein ungeschiedenes, glückliches Volk, den nächsten Jubeltag der Innsbrucker Hochschule mit befreiten Herzen begehen.“ Panzer nannte konkrete Schritte, um die österreichische Wissenschaft mit Hilfe deutscher Forschungsprogramme („Notgemeinschaft“, etc.) zu unterstützen.[23]

 

1952 – 275-Jahre: beleidigtes Schweigen über den NS-Faschismus – Flucht in geschichtliche Irrationalitäten und konservatives Naturrecht

Wie war die gesellschaftliche Lage? Die allermeisten Nazi-Professoren waren wieder akademisch reintegriert. Motive einer „abendländischen“ „Werte“-Restauration prägten den universitär ideologischen Überbau. Gespenstisch wurde vor dem Krieger-Denkmal im Stil herkömmlichen Heldengetöses über die faschistische Periode geschwiegen.

Innsbrucks Hochschulakademiker waren sichtlich beleidigt über den „Zusammenbruch“ von 1945. „Universität und Nazismus“ sind allenfalls sehr abstrakt, allgemein „schicksalhaft“ angesprochen ein Thema. Von der Befreiung von 1945 war am 5. Juni 1952 an der Universität Innsbruck keine Rede. Die meisten Nazi-Professoren saßen wieder in ihren Ämtern, ohne ihre politischen Positionen wirklich in einem republikanisch-demokratischen Sinn revidiert zu haben.[24]

Hoffmann von Fallerslebens „Deutschland, Deutschland über alles“ musste – aus Professorensicht leider – wegen des „Zusammenbruchs“ im Vergleich zu 1927 entfallen. Die katholischen (Cartell-) Verbindungen dominieren das Feierbild, aber auch die „Nationalen“ (Brixia etc.) sind wieder dabei. Auch sie senden wieder ihre „Alten Herren“ zum Festakt.

Der Chirurgieprofessor Burghard Breitner, der soeben als Bundespräsidentschaftskandidat für den VdU angetreten war, jener Breitner, der zehn Jahre zuvor einen „Arisierungskrieg“ gegen die NS-Bürokratie gewonnen hatte, jener Breitner, der nach 1945 angab, von der Haushälterin und/oder von den Assistenten ohne eigenes Wissen zur NSDAP angemeldet worden zu sein, verfällt am 5. Juni 1952 in seiner Jubiläumsrede „am Ehrenmal der Universität“ in existentialistisches Pathos: „In einer chaotischen Zeit …im Wanken gläubig übernommener Wertungen … inmitten eines tragischen Missverständnisses … in einer Zeit, in der der heroische Mensch gleichermaßen am Pranger steht wie der demütig dienende – in dieser Zeit tritt die Universität Innsbruck unbeirrt im Gefühl einer tiefen Verpflichtung vor das Denkmal ihrer gefallenen Söhne. Denn über allem Wort steht die Tat. Über aller Lehre das Beispiel. Über allem Bekenntnis das Opfer. Es gibt Dinge im menschlichen Leben, die über den politischen Wirren, über ihren Tollheiten und Bedenklichkeiten, über den Ekstasen des Machtwillens und über der Heuchelei wankender und wandelbarer Überzeugungen in die fernen Himmel menschlicher Größe führen. Treue und Tapferkeit haben diesem Stein seine Seele gegeben.“ Breitner endet vulgär-existentialistisch: „Das Leben ist im Grunde nichts. Der Gedanke, dem es dient, ist alles.“ Der Redner der Hochschülerschaft folgte dem und gedachte der „Opfer der beiden großen Kriege“, die gefallen seien, „damit ihr Volk in Friede und Freiheit leben könne“. (sic!)

Rektor Eduard Reut-Nicolussi, schon Anfang der 1930er Jahre von NS-Studenten und dann vom NS-Regime als Völkerrechts-Professor wegen seiner Haltung in der Südtirol-Frage, also der Ablehnung der deutsch-italienischen „Achsenpolitik“ („Option 1939“) schikaniert, kam in Anwesenheit von Bundespräsident Theodor Körner mit ein, zwei eher unkonkreten Andeutungen am ehesten noch auf die Rolle der Universität Innsbruck in NS-Jahren 1938-1945 zu sprechen, dabei aber die aktiv euphorische Rolle seiner Professorenkollegen ausblendend und das Geschehen in das allgemein Schicksalhafte auslagernd, sowie die Verfolgung von Dozenten 1938 mit der so genannten „Entnazifizierung“ gleichsetzend. Gleichsam wie ein Fatum brach ein gesellschaftlich „Böses“ über eine bloß in der bürgerlichen Ideologie existente „akademische Freiheit“ herein: „Wie hätte aber erst nach 1938 bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die Berufung auf die akademische Freiheit Eindruck machen können? Eine ganze Fakultät wurde geschlossen, Professoren ohne Verfahren entlassen, wichtige Fächer aus politischen Gründen lahmgelegt, die Lehre in eine Zwangsjacke gesteckt. Schließlich brachten feindliche Fliegerangriffe den wissenschaftlichen Betrieb fast zum Stillstand. Sie warfen einen Teil unserer Institute in Trümmer.

Auch das Ende der Kampfhandlungen bedeutete noch nicht den Abschluss eines Ex-lex-Zustandes. Es folgte eine neue Diskriminierung von Dozenten und Studenten mit umgekehrten Vorzeichen.“

Reut-Nicolussi plädiert für eine Selbst-Exkulpierung und für ein Schlussstrich-Ziehen, die meisten nazistisch aktiven Professoren waren ja wieder aktiv: „Wie konnte nach solchen Jahrzehnten der Leiden und Verfolgungen der Akademische Senat eine Jubelfeier beschließen? Wir konnten sie beschließen, weil jene erschütternde Periode unserer Universitätsgeschichte hinter uns liegt, weil wir sie überwunden haben.“

Franz Huter (1899-1997), der angehende „Hohepriester der Tiroler Landesgeschichte“, eben nach einer harmlosen, als schweres „Unrecht“ empfundenen „Entnazifizierung“ wieder in „Amt und Würden“, fiel als geschichtlichem Festredner etwa dies auf: So viele deutsche Studierende frequentieren 1952 wieder wie seinerzeit 1933 zum Zeitpunkt unmittelbar vor der „Tausendmarksperre“. Abschließend verfällt Huter, wie Hermann Schullern schon 1927 in völlige Geschichtsmystik: „Wir dachten heute am hainumkränzten Ehrenmal der Helden aus den beiden Weltkriegen, der Opfer des Volkes für Ideal und Pflicht.“[25]

Passend zur naturrechtlich untermauerten Flucht aus der (Zeit-) Geschichte wurde in das Jubiläumsprogramm die Verleihung eines Ehrendoktorats für den Völkerrechtler Rudolf Laun eingebunden. Reut-Nicolussi hatte den Kontakt zu seinem Fachkollegen hergestellt.

Rudolf Laun stand nach seinem Weggang aus Wien 1919 als Völkerrechtsprofessor dem rechten Flügel der SPD nahe. An seinen Ideen für einen „ethischen Sozialismus“ hielt er auch nach 1945 fest. Von Hamburg aus hatte er sich bis 1933 auch für den „Anschluss“ Österreichs eingesetzt. In NS-Jahren hielt Laun – in die „innere Emigration“ zurückgezogen – im Unterschied etwa zu rabiat nazistischen Fakultätskollegen wie Hans Peter Ipsen – an den humanistischen Prinzipien des Völkerrechts, besonders an der Haager Landkriegsordnung fest.[26]

Laun war so als „nichtbelasteter“ Anti-Nazi geeignet, „altösterreichisch“ habsburgische Ideologien über die Niederlage des Nazismus hinaus in ein „neues Europa“ hineinzutragen. Laun war so auch geeignet, die Interessen der „volksdeutschen Vertriebenen“ zu formulieren.

Laun, der auf seine Mitgliedschaft „in der von Kaiser Karl eingesetzten Verfassungs-Reformkommission, im deutsch-österreichischen Staatsamt des Äußeren 1918/19 und in St. Germain“ verwies, pries in seiner Aula-Festrede „Neues Europa und altes Österreich“ ohne Blick für die verschärften sozialen und nationalen Widersprüche im Habsburgerregime die späten defensiven nationalen „Ausgleichsversuche“ (Mähren 1905 oder Bukowina 1910), das „Völkerverbindende und Völkerversöhnende in der Staatsidee des alten Österreich“, „das friedliche, geordnete Zusammenleben der verschiedenen Völker“ ohne „gewalttätigen nationalen Imperialismus“ (sic!) für ein „künftiges Europa“ an. Laun suchte verklärend nach dem „Vorbildlichen“ im österreichischen Nationalitätenrecht, beginnend mit dem Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger 1867. Karl Renner erschien Laun als ein Fortsetzer dieser Bemühungen.

Laun sprach von einer geschichtlichen Mission der österreichischen „Türkenabwehr“ im 17./18. Jahrhundert. Österreich habe im 19. Jahrhundert die russische „Dampfwalze“ aufgehalten, es „war die letzte Tat der europäischen Ostmark“: „Austria erit in orbe ultima. – Das Völkerversöhnende wird das Letzte sein.“

Zur nur ja nicht konkreten Auseinandersetzung mit dem NS-Faschismus passte auch die den Positivismus scheltende Begründung des unter einem an Laun verliehenen Ehrendoktorats:

Launs ethischer Rechtsidealismus, sein Gustav Radbruchs Rechtsphilosophie ähnelndes (Kantisches) Naturrechtsdenken wird im Innsbrucker Antrag deshalb besonders hervorgehoben und umgehend für die Tiroler Landeseinheit mobilisiert. Im April 1952 schieben der Innsbrucker Juristendekan Erich Sachers und Eduard Reut-Nicolussi in billiger, wenngleich opportuner Weise dem Rechtspositivismus die Verantwortung für die Gewalt im System der internationalen Beziehungen und auch für die faschistische Barbarei in Bausch und Bogen in die Schuhe: „Laun war auch Mitglied der Friedensdelegation in St. Germain und erlebte so auch die Tage der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles und St. Germain. Von diesem Tage an bekämpfte er nun die Lehre der Entstehung von ‚positiven Rechten’ durch ‚Verträge’ und dies führte ihn zu seinen philosophischen Forschungen nach dem wahren Recht und seinen Quellen. Er folgte dem Rufe an die Universität Hamburg als Ordinarius für öffentliches Recht und Rechtsphilosophie im Herbst 1919 aus Frankreich wiederum nach Österreich zurückgekehrt, und begann nun in Hamburg seinen Kampf gegen den juristischen Positivismus. Er wies in mehreren Schriften darauf hin, dass auf Gewalt aufgebautes Recht wiederum nur zu Willkür, Krieg, Anarchie und Nihilismus führe. Dieser Lehre des Rechtspositivismus mit der Identifizierung von Recht und Gewalt stellt er seine Lehre von ‚Recht und Sittlichkeit’ gegenüber.“

In der Innsbrucker Begründung wurde gesondert hervorgehoben, dass Rudolf Laun seit 1945 „die ganze Welt“ darauf aufmerksam macht, dass „der völkerrechtliche Schutz mit seinen Vorschriften auch dem deutschen Volke nicht vorenthalten werden dürfe“.[27]

1877 waren von katholischer Studentenseite „Gedenkblätter an die zweihundertjährige Jubelfeier der k.k. Universität Innsbruck“ mit dem Kernstück einer Übersetzung der Stiftungs-Urkunden herausgegeben worden. 1898 haben die österreichischen Hochschulen das Regierungsjubiläum des Kaiser Franz Joseph zum Anlass genommen, um in gesonderten Festschriften die Geschichte seit der Revolution von 1848 aufzuarbeiten.

Die Begleitpublikation zu den 1927er-Feiern ist im Herbst 1928 unter dem Titel „Die Universität Innsbruck. Aus Geschichte und Gegenwart“ veröffentlicht worden: Sie hat u.a. einen historischen Abriss von Landesarchivar Otto Stolz enthalten. Stolz verwies gerade im Licht der Abtrennung Südtirols auf die ihm bedrohlich erscheinende „nationale Utraquisierung“ durch den Ausbau des italienischen Rechtsstudiums im Vorfeld der „Fatti di Innsbruck“ 1904. Richard Heuberger, Professor der mittleren Geschichte und der historischen Hilfswissenschaften, beschrieb die „Geschichte der Akademischen Legionen der Innsbrucker Universität“. Die geschichtspolitisch zentralen Beiträge lieferten der Literaturwissenschaftler Moriz Enzinger über „die Innsbrucker Universität und die deutsche Literatur“, sowie im Sinn seiner „gesamtdeutschen“, später offen nazistischen Auffassung Harold Steinacker über „Julius Ficker und die deutsche Geschichtswissenschaft“.

Nun – 1952 – übergab Franz Huter den ersten Band der „Matrikel der Universität Innsbruck“, die „Matricula philosophica 1671-1700“.

                                            

1969 – 300 Jahre- „Hochschulreform-Moderne“?

Nicht nur der politische „Restaurationsdiskurs“ von 1945 wurde brüchig, auch die

statische Interessensidentität zwischen konservativer ministerieller Bildungsbürokratie und konservativer „Ordinarienschaft“ – noch einmal festgeschrieben im „Hochschulorganisationsgesetz“ (HOG 1955) – war zerfallen. Die „Modernisierung“ von bürgerlicher Gesellschaft und Ökonomie rief von sich nach „Rationalisierung“ der Studieninhalte, nach neuen Fächern, wie den Ausbau der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften anstelle des bisher dominierenden „Juristenmonopols“, nach Anwendung orientiert technischen Fächern, nach erweiterten Lehramtsstudien, Ausdruck findend im „Allgemeinen Hochschul-Studiengesetz“, AHStG 1966. Die konservative Auffassung von der „autonomen“ Ordinarienuniversität entsprach nicht mehr den Anforderungen an ein effizient bürgerliches Bildungswesen.

Mit diesen Fragen kapitalistischer Modernisierung gingen notwendig Fragen eines geöffneten Zugangs zur Hochschule (ausgebaute Stipendien, „Arbeiterkinder“, Abbau des sozialen numerus clausus) und die direkt umstrittene Frage der organisatorischen Strukturreform (Institutskonferenzen), Fragen der Mitbestimmung von Studenten und Assistenten („Drittelparität“), also der lange Weg vom HOG 1955 zum UOG 1975, der noch unter der Ägide der „konservativen Reformer“ der ÖVP-Klaus-Alleinregierung beschritten wurde, einher. Der „aufgeklärte Konservativismus“ konnte nicht mehr da fortfahren, wo die Ära des mächtigen Sektionschefs der Nachkriegsjahre Otto Skrbensky geendet hatte.

Die Zahlendimensionen haben sich seit 1952 verschoben: Eine Universitätsorganisation mit 2000 bis 3000 Studierenden und rund 200 Lehrenden passte nicht mehr auf eine Hochschule auf dem Weg zu 10.000 Studierenden und gegen die eintausend Lehrende:

Im „Jubeljahr“ 1951/52 waren 69 Professoren, 146 Hochschulassistenten, 148 Verwaltungsmitarbeiter aktiv, 2629 Studierende eingeschrieben.

18 Jahre später im „Jubeljahr“ 1969/70 waren 146 Professoren, 524 Hochschulassistenten, 335 Verwaltungsmitarbeiter tätig, 5888 Studierende, auf dem Weg zum 10.000er 1974/75. Weniger stark stiegen die Abschlüsse von 381 im Jahr 1951/52 auf 548 in 1969/70 an.[28]

Damit zerfiel auch – ganz unabhängig von der Wegmarke „1968“ – der bildungshumanistische „Mandarinen“-Diskurs (Fritz Ringer). Der konservative Diskurs über Abendland, Tradition bedurfte einer „pluralistischen“ Adaptierung. Symbolisch sichtbar wurde dies etwa im zeremoniellen Überbau: Die Rektorsinauguration des Jesuiten Emerich Coreth erfolgte Ende 1969 außeruniversitär im Stadtsaal – und ohne Talare!

Und: Hertha Firnberg, soeben seit einigen Wochen erste sozialdemokratische Wissenschaftsministerin, spricht Anfang Juni 1970 im Rahmen des Innsbrucker Festakts immerhin das akademische Demokratie-, das Mitbestimmungs-Wort aus.[29]

Eine Gedenkfeier konnte 1969/70 – im Vorfeld war in Gutachten von Franz Huter, Nikolaus Grass und Hans R. Klecatsky über das eigentliche Gründungsdatum (1669 oder 1677?) gestritten worden – nicht mehr so geschlossen elitär, akademisch kultisch – wie noch 1952 geschart um das „Gefallendenkmal“ und eingeschlossen in eine Aula, in der nach 1945 ein „Hitler Mosaik“ durch eine „in veritate libertas“-Inschrift – also durch den Wahlspruch der CV-Verbindung „Austria“ – ersetzt worden war,  abgehalten werden. Die Inszenierung erfolgte Richtung eines pseudo-historisierend angelegten „Altstadtfestes“ (in Barock-Kostümen, u.a. mit einer vor dem Goldenen Dachl nachgestellten Ansprache Kaiser Leopold I.) oder im Weg über eine öffentlich zugängliche Gastvorlesungswoche mit von auswärts eingeladenen Fachkollegen.[30]

Das akademische Ehrungsgeschäft lief wie 1927 auf rückwärts gewandten Hochtouren, aufgeschmückt durch ein paar Ausnahmen mit fortschrittlichen Professoren wie Viktor Kraft (Wiener Kreis, vorgeschlagen von Gerhard Frey) und Hans Thirring (vorgeschlagen von Ferdinand Cap). 

Wie wenig die universitär faschistische Vergangenheit auch 1970 Thema war, zeigt die eigentlich zentrale Ehrung des 300-Jahr-Festakts: Hanns Martin Schleyer, der Leiter des nazistischen „Studentenwerks Innsbruck“ vom Jahr 1938/39, der 1940 in der Aula Innsbrucks Studierenden Horst Wessel als Vorbild empfohlen hatte, wurde als Funktionär des so genannten „Deutschen Freundeskreises der Universität Innsbruck“, als nunmehriger, gegen Streikkämpfe scharf machender Kapitän des „Bundes deutscher Industrieller“ buchstäblich an die Tiroler Hochschule heimgeholt, indem ihm wegen „der besonderen Verdienste um die von der Universität Innsbruck vertretenen wissenschaftlichen und kulturellen Ziele“ die Würde eines Ehrensenators verliehen wurde.[31]

Nicht zufällig verlor sich die Universität 1969/70 in unzähligen weiteren In-sich-Feiern, so in einer Hundertjahrfeier zur Wiedererrichtung der Medizinischen Fakultät im Sommer 1969, in der jährlichen Zelebration der erstmals in NS-Jahren verliehenen „grenzlandvölkischen“ „Mozart-Preise“, finanziert aus dem Stiftungsnetzwerk des Hamburger Getreidespekulanten Alfred Toepfer, dem die Universität Innsbruck 1968 ihrerseits den Ehrensenator-Titel umgehängt  hatte.[32]

Es war folglich kein Zufall, dass weder Rektor noch Akademischer Senat, noch die Dekane und die Hochschülerschaft im April 1970 einen würdigen Rahmen für die Erinnerung an die Befreiung Österreichs, an die Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945 finden wollten.

Es ist in diesem Zusammenhang etwa auch politische Absicht, wenn die hiesigen Geschichteprofessoren dem Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes Herbert Steiner im Weg über den Innsbrucker antifaschistischen Widerstandskämpfer Edwin Tangl am 26. Mai 1971 folgende scheinheilig akademische Begründung zukommen lassen sollten: „Zu dem Ansuchen des ‚Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes’, während des Österreichischen Historikertages, d.h. vom 4. bis 8. Oktober 1971 in der Universität eine Ausstellung über den österreichischen Freiheitskampf 1938-1945 zu veranstalten, teile ich [Prof. Herbert Hassinger, Vorstand des Historischen Instituts – Anm.] im Einvernehmen mit den Professoren Hampl, Kramer, Pivec und Rainer mit, dass wir diese an sich sehr wertvolle Ausstellung beim Innsbrucker Historiker-Tag nicht befürworten können, weil sie in keinem Zusammenhang mit den auf der Tagung behandelten Themen steht. Technische Schwierigkeiten, die auch nicht zu übersehen sind, waren für diese Stellungnahme nicht ausschlaggebend. Es wäre daher zu begrüßen, wenn die nächste Tagung durch ihre Themen Anlass zu dieser Ausstellung bieten würde.“[33]

 

 


[1] Vgl. Jakob Probst, Geschichte der Universität Innsbruck seit ihrer Entstehung bis zum Jahr 1860, Innsbruck 1869, 211 und Rainer Sprung, Die Verehrung des Heiligen Ivo an der Universität Innsbruck, in: Peter Leisching (Hg.): Ex Aequo et Bono. Willibald Plöchl zum 70. Geburtstag, Innsbruck 1977, 129-173.

[2] Gerhard Oberkofler, Einleitung zu: Die Matrikel der Universität Innsbruck III. Abteilung: Matricula Universitatis, 4. Band 1782/83-1791/92, Innsbruck 1984, XXVIII.

[3] Zitiert nach Gerhard Oberkofler und Peter Goller, Geschichte der Universität Innsbruck 1669-1945, Frankfurt 1996, 70-72.

[4] Vgl. Restauration der kaiserl. Koenigl. Universitaet Innsbruck gefeiert am 30. April 1826, Innsbruck, gedruckt mit Wagner’schen Schriften [Innsbruck 1826]. Hierüber und zum 1836 mit den „Zillertaler Inklinanten“ zum Protestantismus übergetretenen Festredner vgl. Helmut Tschol, Gubernialrat Franz Wilhelm Sondermann. Seine Tätigkeit als Geistlicher Referent in Innsbruck 1824-1836 und seine Stellung zu Kirche und Staat, phil. Dissertation, Innsbruck 1966, 85-87.

[5] Aus der allgemeinen Literatur u.v.a.m. Winfried Müller, Inszenierte Erinnerung an welche Traditionen? Universitätsjubiläen im 19. Jahrhundert, in: Rüdiger vom Bruch (Hg.): Die Berliner Universität im Kontext der deutschen Universität nach 1800, um 1860 und um 1910, München 2010, 73-92.

[6] Die Feierliche Inauguration des Rectors der Leopold-Franzens-Universität zu Innsbruck für das Studienjahr 1899/1900 am 30. October 1899, Innsbruck 1899, 5-7.

[7] Vgl. Gerhard Oberkofler, Die Petitionen der drei weltlichen Fakultäten um Aufhebung der Jesuitenfakultät vom Jahre 1873. Ein Beitrag zur Geschichte des Kampfes zwischen kirchlichem und freiem Denken an der Universität Innsbruck, in: Tiroler Heimat 37 (1973), 77-91 und Sybille Terzer, Universitätsrektoren im Tiroler Landtag 1862-1918, phil. Diplomarbeit, Innsbruck 2003.

[8] Universitätsarchiv Innsbruck, Reihe „Senatssitzungsprotokolle“, Protokoll 5. Mai 1877, samt Beilage: Rektor Alphons Huber am 9. Mai 1877 an das Ministerium für Cultus und Unterricht.

[9] Vgl. Julius Jung, Julius Ficker. Ein Beitrag zur deutschen Gelehrtengeschichte, Innsbruck 1907, 505-507.

[10] Gerhard Oberkofler und Peter Goller (Hg.): Alfons Huber. Briefe 1859-1898, Innsbruck-Wien 1995, 448f. Auch Andreas Bösche, Zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Schönerer. Die Innsbrucker Universität und ihre Studentenbewegung 1859-1918, Innsbruck 2008, 59.

[11] Universitätsarchiv Innsbruck, Karton „Festlichkeiten, Jubiläen 1 – 1804ff. - Vgl. Georg Kreis, Tradition, Variation und Innovation. Die Basler Universitätsjubiläen im Lauf der Zeit 1660-1960, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 60 (2010), 437-459.

[12] Zum politischen Umfeld der Wiener 500-Jahr-Feier 1865 vgl. Katharina Kniefacz und Herbert Posch, Selbstdarstellung mit Geschichte. Traditionen, Memorial- und Jubiläumskultur der Universität Wien, in: Katharina Kniefacz, Elisabeth Nemeth, Herbert Posch, Friedrich Stadler (Hg.): Universität – Forschung – Lehre. Themen und Perspektiven im langen 20. Jahrhundert. (=650 Jahre Universität Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert I), Göttingen 2015, 381-409.

[13] Im Folgenden nach Universitätsarchiv, Sammelakt „Universitätsfeiern, Jubiläumsfeier 1927, 1952 und 1969“.

[14] Neueste Zeitung. Abendausgabe der Innsbrucker Nachrichten vom 18. Jänner 1931.

[15] Vgl. Gerhard Oberkofler, Das Innsbrucker Universitätsdenkmal. Ein Gebrauchsgegenstand der Professorenwelt, in: Das Fenster 70 (2000), 6794-6797.

[16] Vgl. zur „Sparpolitik“ Peter Goller und Gerhard Oberkofler, Geschichte der Universität Innsbruck 1669-1945, Frankfurt 1996, 305-315 und Gerhard Oberkofler, Krise der Wissenschaftspolitik und Faschismus an Österreichs Universitäten. Zur materiellen Basis der „Anschlussideologie“ am Beispiel der Universität Innsbruck, im speziellen des Innsbrucker Zoologen Otto Steinböck, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Jahrbuch 1996, Wien 1996, 101-122.

[17] Vgl. Gerhard Oberkofler, Der 15. Juli 1927. Regionale Bürokratie und Arbeiterbewegung, Wien 1982.

[18] Vgl. Gottfried Mraz, Geschichte der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck von ihrer Gründung bis zum Jahr 1740, Innsbruck 1968.

[19] Vgl. Gerhard Oberkofler, Der Kampf der Universität um die Einheit des Landes Tirol (1918-1920), in: Tiroler Heimatblätter 55 (1980), 78-89.

[20] Im „Innsbrucker Universitätskalender für das Studienjahr 1927/28“, Innsbruck 1928, 89 sind alle Ehrungen aufgelistet!

[21] Universitätsarchiv Innsbruck, Reihe Ehrendoktorate.

[22] Vgl. Ingrid Kasten, Friedrich Panzer (1870-1956), in: Christoph König u.a. (Hg.): Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in Porträts, Berlin 2000, 152-161.

[23] Die Reden von Schullern und Panzer sind abgedruckt im „Innsbrucker Universitäts-Kalender für das Studienjahr 1927/28“, Innsbruck 1928, 87-96.

[24] Vgl. Peter Goller und Gerhard Oberkofler, Universität Innsbruck. Entnazifizierung und Rehabilitation von Nazikadern (1945-1950), Angerberg 2003. Auch Gerhard Oberkofler und Peter Goller, Betrachtungen zur bürgerlich-restaurativen Universitätsideologie am Beispiel der Innsbrucker Universität nach 1945, in: Hermann Klenner (Hg.): Repraesentatio Mundi. Festschrift zum 70. Geburtstag von Hans Heinz Holz, Köln 1997, 379-409.

[25] Vgl. Gerhard Oberkofler, Franz Huter. Soldat und Historiker Tirols, Innsbruck 1999, 65-91.

[26] Vgl. Rudolf Laun, Ethischer Sozialismus (14. Jänner 1947), in: derselbe, Reden und Aufsätze zum Völkerrecht und Staatsrecht, Hamburg 1947, 12-16. Dazu Norman Paech und Ulrich Krampe, Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät – Abteilung Rechtswissenschaft, in: Eckart Krause (Hg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“. Die Hamburger Universität 1933-1945, Berlin-Hamburg 1991, Band II, 867-912, hier 897.

[27] Alle Reden zum 275-Jahr-Jubiläum sind im Anhang zum „Nachrichtenblatt der Universität Innsbruck für das Studienjahr 1951/52“ (Innsbruck 1952) abgedruckt. –  Dazu Dimitri S. Constantopoulos, Rudolf Laun, Leben und Werk, in: Die Gegenwartsprobleme des internationalen Rechtes und der Rechtsphilosophie. Festschrift für Rudolf Laun zu seinem siebzigsten Geburtstag, Hamburg 1953, 11-25. Reut-Nicolussi lieferte einen Festschriftbeitrag „zum Problem der Friedenssicherung durch Strafgerichtsbarkeit“. Wolfgang Abendroth schrieb etwa über die „völkerrechtliche Bindung Gesamtdeutschlands durch Verträge seiner Staatsfragmente“. – Zusätzlich verlieh die Universität Innsbruck am 5. Juni 1952 ein Ehrendoktorat der Theologie an Guido Müller SJ, 1866-1953.

[28] Referiert nach Susanne Preglau-Hämmerle, Die politische und soziale Funktion der österreichischen Universität. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Innsbruck 1986, 192-269.

[29] Ansprache der Frau Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Hertha Firnberg, in: Dreihundertjahrfeier der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Innsbrucker Universitätsreden III, Innsbruck 1970, 25-27.

[30] Vgl. im Detail: 300-Jahr-Feier vom 1. Juni bis 6. Juni 1970. Vorlesungsverzeichnis und Festprogramm, Innsbruck 1970.

[31] Vgl. Peter Goller, Innsbrucker „Studentenbewegung“ 1967-1974, in: in bewegung. Gaismair-Jahrbuch 2011, Innsbruck 2010, 13-24. Zur Schleyer-Ehrung vgl. Gerhard Oberkofler, Universitätszeremoniell. Ein Biotop des Zeitgeistes, Wien 1999, 49-58. Ferner Stefan Geretschläger, Studentische Bewegung in den siebziger Jahren im Spannungsverhältnis der Hochschulreform. Am Beispiel der Kommunistischen Gruppe Innsbruck, phil. Diplomarbeit, Innsbruck 1995.

[32] Vgl. Karl Heinz Roth, Alfred Toepfer. Großkaufmann, Kulturimperialist und Kriegstreiber. Ein Dokument aus dem Jahr 1937, in 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 2/99, 110-129.

[33] Unterlage Edwin Tangl 1912-1990. 1989 dem Verfasser übergeben! Über den Widerstandskämpfer Edwin Tangl (1912-1990) vgl. Hans Landauer in Zusammenarbeit mit Erich Hackl, Lexikon österreichischer Spanienkämpfer 1936-1939, Wien 2003, 225.

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