Bestände

altes Schriftstück


Das Universitätsarchiv verwahrt die historischen Aktenbestände der 1669 gegründeten Hochschule. Erst mit dem Ende des
18. Jahrhunderts setzt eine kontinuierliche Aktenüberlieferung ein.  Aus dem Gründungsjahrhundert sind nur einzelne Aufzeichnungen erhalten geblieben, so als ältestes Dokument ein 1671 einsetzendes Verzeichnis der Studierenden der Theologischen Fakultät („Matricula Facultatis Theologicae Oenipontanae ab anno MDCLXXI“- bis 1740) oder die ebenfalls knapp nach 1670 einsetzenden, von den jeweiligen Dekanen geführten Tagebücher der theologischen und juristischen Fakultät.

Bis 1968 wurde das Universitätsarchiv nebenamtlich von Mitarbeitern der Rektoratskanzlei, wie dem seit den 1920er Jahren um das Archiv besonders verdienten Amtsrat Rudolf Steiner, sowie von einzelnen Professoren wie dem 1899 nach Innsbruck berufenen Rechtshistoriker Alfred Ritter von Wretschko oder dem 1908 ernannten Österreich-Historiker Hermann Wopfner betreut.

Franz Huter, Wopfners Nachfolger in der Professur der Österreichischen Geschichte, hat mit Blick auf das Universitätsjubiläum 1952 als ehrenamtlicher Archivleiter sowohl die zerstreuten Aktenbestände in eigenen Kellerdepoträumen im Hauptgebäude am Innrain zusammengeführt als auch zugleich die systematische Erforschung der Innsbrucker Universitätsgeschichte in Angriff genommen.

Gerhard Oberkofler, jahrelanger Leiter des Archivs ab 1968, hat die historischen Bestände 1970 erstmals im Detail in einem Archivinventar aufgelistet: Geschichte und Bestände des Universitätsarchivs Innsbruck. [=Forschungen zur Innsbrucker Universitäts-geschichte 8], Innsbruck 1970.

Seit 1848 sind die für die wissenschafts- und universitätsgeschichtliche Forschung wichtigen Akten des Rektorats und der vier damaligen Fakultäten fast ohne Verlust erhalten, so etwa die:

  •  Protokolle des Senats, die Protokolle der Fakultätskollegien,
  •  die Verwaltungsakten des Rektors und der Dekane, unter diesen auch jene aus NS-Jahren 1938-1945,
  •  die Personalakten,
  •  die Berufungsakten,
  •  die Habilitationsakten,
  •  die Prüfungs-, Promotions- und Sponsionsprotokolle,
  •  speziell die Dissertationsgutachten
  •  und ganz besonders wichtig die Studierendenevidenz, erst bis 1967 geführt in Form der so genannten „Nationalien“, das sind Semester für Semester von den Studierenden eigenhändig ausgefüllte Inskriptionsblätter, die dann von der Universitätsverwaltung alphabetisch nach Fakultäten getrennt sortiert und gebunden wurden. Seit Einführung der Matrikelnummer 1967 sind die Studierenden nach diesem Nummernsystem in „Evidenzakten“ erfasst.

Seit Jahren sammelt das Archiv auch die wissenschaftlichen Nachlässe von Lehrenden und Forschenden der Universität Innsbruck. Unter diesen Nachlässen finden sich viele Bestände von im nationalen und internationalen Zusammenhang namhaft renommierten Wissenschaftler/inn/en der Universität Innsbruck, so unter anderen jene

  • von Franz Hillebrand (1863-1926), Professor für Philosophie und Begründer des Innsbrucker experimentalpsychologischen Instituts 1897,
  • von Theodor Erismann (1883-1961), ebenfalls Professor der Philosophie und Psychologie, bekannt wegen der wahrnehmungspsychologischen Forschung zu den „Umkehrbrillensystemen“, gemeinsam mit seinem Schüler Ivo Kohler,
  • von Ivo Kohler (1915-1985), Nachfolger von Theodor Erismann,
  •  von Franziska Mayer-Hillebrand (1885-1978), Experimentalpsychologin und Erforscherin des Werks des Philosophen
    Franz Brentano,
  • von Bruno Sander (1884-1979), Professor der Mineralogie, Begründer der statistischen Gefügekunde der Gesteine,
  • von Helmut Gams (1893-1976), Professor für Botanik, Pflanzengeograph, Limnologe,
  • von Wolfgang Gröbner (1899-1980), seit 1947 Mathematikprofessor in Innsbruck, Protagonist der algebraischen Geometrie und federführend in der Weltraumforschung,
  • von Ferdinand Cap (1924-2016), theoretischer Physiker, Kernfusionsforschung,
  • von Erika Cremer (1901-1996), physikalische Chemikerin
  • oder der Nachlassbestand von Hans R. Klecatsky (1920-2015), sowohl Unterlagen aus seiner Zeit als Bundesminister für Justiz 1966 bis 1970 als auch Korrespondenzen und umfangreiche Forschungsmaterialien eines der wichtigsten Verfassungsrechtlers der Zweiten Republik.

 

Heute dient das Archiv vor allem als „aktuelles“ Verwaltungsarchiv der Universität, d.h. als Sammelstelle für die laufenden Akten der (zentralen) Dienststellen.

 

 

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