Borsippa


Teil 1: Die archäologische Oberflächenuntersuchung (Survey) [mit Tafelband 1-3)
Teil 2: Das Ezida-Heiligtum von der neubabylonischen bis sasanidischen Zeit [mit Tafelband 4-5)


Habilitationsschrift


Sandra Heinsch-Kuntner


Die Habilitationsschrift „Borsippa“ ist die Vorlage der archäologischen Ergebnisse der Forschungstätigkeiten in der antiken Stadt Borsippa, im Irak, wie sie im Rahmen der österreichischen Irak Expedition unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. H. Trenkwalder und Dr. W. Allinger-Csollich von der Universität Innsbruck durchgeführt wurden. Die Studie ist Teil des langjährigen Projektes „Vergleichende Studien Babylon Borsippa“, welche im Jahr 1980 bis 2003 durch Ausgrabungen und Oberflächenuntersuchungen (Survey) erforscht und diese jüngst nun im Rahmen des fortbestehenden gleichnamigen Auswertungsprojektes vorgelegt werden.

Borsippa_Lage

Borsippa (Quelle: google maps)


Die Untersuchungen gliedern sich in zwei Hauptthemenfelder: Teil 1 umfasst die Ergebnisse der archäologischen Oberflächenuntersuchungen (Survey), welche in den Jahren 1980 bis 1988 durchgeführt wurden und resultieren in einer Befundbesprechung zu einer Untersuchungsfläche von etwa 720 Hektar. Die ältesten fassbaren Siedlungskonzentrationen datieren in die frühdynastische Zeit und fokussieren die Hügelgruppe, nördlich des Ibrahim el-Chalils. Die Oberflächenfundbild belegt ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. die Verlagerung der Siedlungsaktivität gegen Süden und eine ab der neuassyrischen Zeit einsetzende intensive Siedlungstätigkeit, welche ihre größte Ausdehnung in parthischer Zeit erfährt; in sasanidischer Zeit ist hingegen eine markante Reduktion der Siedlungsfläche zu erkennen, die sich ab der frühislamischen Zeit auf den Ibrahim el-Chalil konzentriert. Die Ausarbeitungen zu den architektonischen Resten, Gräbern, Werkstoffen, Produktionsrückstände und Fundgegenstände, ermöglichen unter Berücksichtigung der keilschriftlichen und historischen Quellen schlussendlich eine Rekonstruktion verschiedenen historischen Zuständen der Stadt, die eine Laufzeit und Nutzungsdauer von mehr als 3000 Jahren belegt.
Der zweite Teil der Arbeit fokussiert die Ergebnisse der Ausgrabungen am Hauptheiligtum von Borsippa unter Berücksichtigung der freigelegten Architektur, Stratigraphie und Funde. Die Befundbeschreibung gliedert sich nach den vier Hauptgebäuden, dem Stufenturm, dem „Peribolos“, dem Tempel Ezida und der `parthischen Befestigungsanlage´. Im ersten Teil der Arbeit erfolgt die baustratigraphische Gesamtauswertung zu den einzelnen Baukörpern des Stufenturms. Dabei gilt es für die älteren Baukörper, dem sog. älteren Kern und dem sog. älteren Mantel, die Datierungsfrage ihrer Gründung und Nutzung anhand der vergesellschafteten Funde und der bautechnischen Befunde zu erörtern. Die Ergebnisse datieren die Gründung des älteren Kerns in die frühdynastische Zeit. Die detailreich aufgenommenen Baubefunde ermöglichen ebenso ein Extrahieren der ältesten Strukturen mit einer Tempelterrasse aus plankonvexen Ziegeln mit einer Höhe von 18m. In der Ur III-Zeit erfolgt der Bau des älteren Mantels. Dessen `Anbau´ an den älteren Kern dürfte sich erstmalig auch das Aussehen dahingehend verändert haben, als dass der Bau nun über zwei bzw. drei Stufen verfügt.
Für die jüngeren Baukörper des Stufenturms, dem sog. jungen Kern, dem jungen Mantel, dem Verbindungsbau und Oberbau, deren Gründung in der spätbabylonischen Zeit aufgrund der abertausend gestempelten Ziegel aber auch Funde außer Frage steht, geht es um die Bestimmung der Laufzeit und Datierung der im Baubefund greifbaren Veränderungen und Erneuerungen der Bausubstanz, wie sie etwa an der Mitteltreppe oder den Seitentreppen zu beobachten sind. Der zweite Teil beinhaltet die Ausgrabungen im Bereich der Stadtgrabungen und versucht anschließend einen Bezug zu dem im Norden gelegenen „Peribolos“. Der dritte Teil der Arbeit widmet sich dem ergrabenen Baubefund am Tempel Ezida und schlägt eine neue Datierung der Baugeschichte dieses Gebäudes anhand der Auswertungen der stratifizierten Funde vor. Den Abschluss dieses Kapitels bildet auf die Baugeschichte des Tempels Ezida aufbauend eine kritische Stellungnahme der Grundrissentwicklung des babylonischen Tempels im 1. Jahrtausend v. Chr. Der letzte Teil der Arbeit schließt die Frage der Laufzeit des Heiligtums ab und präsentiert die Baubefunde und Funde des in parthischer Zeit beginnenden Ausbaus des Stufenturms und Tempels zu einem Festungsbau, dessen Nutzung bis in die sasanidische Zeit wehrt, ehe ein am Stufenturm anzusetzender Brand, dessen Einwirkungen auch heute noch am Plateau des Stufenturms in Form von glasierten Brocken zu erkennen sind, das Ende der Nutzung einleitet.

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Borsippa. Das Ezida-Heiligtum. Der Tempelkomplex (Foto: W. Allinger-Csollich)

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