Forschungsthema Literaturkritik als Gender-Diskurs
Ziel des geplanten Projektes ist eine umfassende Untersuchung zur Bedeutung der Kategorie Geschlecht für die Literaturkritik, in ihrer biologischen, sozialen und kulturellen Dimension. Hautaugenmerk liegt auf der Positionierung der Frau im Wertungsdiskurs der Literaturkritik, gleichzeitig soll aber auch die Relevanz von Männlichkeit sowie die geschlechtliche Codierung von Wertungsakten analysiert werden. Das am Innsbrucker Zeitungsarchiv angesiedelte Projekt verfolgt zwei Ziele: Zunächst soll erstmals eine valide Datengrundlage über die Geschlechterverteilung in literaturkritischen Diskursen im deutschsprachigen Feuilleton geschaffen werden. Als Materialbasis dienen 10 überregionale Tages- und Wochenzeitungen sowie Zeitschriften, nämlich Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Süddeutsche Zeitung, Der Standard, Neue Zürcher Zeitung, Die Presse, Der Spiegel, die tageszeitung (taz), Die Zeit und Die Welt.
Folgende weiterreichende Fragestellungen werden dabei verfolgt:
Das quantitative Verhältnis von männlichen und weiblichen Kritikern im gesamten Corpus sowie der besprochenen AutorInnen
Eine Diachrone Darstellung der weiblichen Kritiker im Vergleich mit den männlichen im Material insgesamt (Gibt es Unterschiede oder Kontinuitäten im historischen Verlauf?)
Geschlechterverteilung der KritikerInnen auf einzelne Printmedien
Geschlechterverteilung der KritikerInnen auf Genres unterschiedlicher Wertigkeit (Kinder- und Jugendliteratur, Kriminalliteratur, Science Fiction, „Frauenliteratur“)
Synchrone Darstellung der weiblichen Kritiker anhand ausgewählter Beispiele kanonisierter Autoren im Vergleich (z. B. Günter Grass, Peter Handke, Thomas Bernhard u. ä.)
Synchrone Darstellung der weiblichen Kritiker im Vergleich mit den männlichen Kritikern am Beispiel weiblich markierter Texte (z. B. Elfriede Jelinek, Anna Mitgutsch, Charlotte Roche u. ä.)
Geschlechterverteilung der besprochenen Autoren und Autorinnen gesamt und in den einzelnen Printmedien
Im zweiten Teil soll die Literaturkritik bzw. darüber hinaus die Literaturberichterstattung im Feuilleton aus diskursanalytischer Sicht untersucht werden, wobei Fragen nach der geschlechtlichen Codierung von Wertungsakten und die geschlechtliche Inszenierung von Wertung und Autorschaft im Mittelpunkt steht.
Im Oktober 2020 fand die internationale Tagung "Geschlecht – Kritik – Gegenwartsliteratur", organisiert von Veronika Schuchter und Peter Pohl statt. Ein Band in der edition text+kritik ist in Arbeit und wird 2021 erscheinen.
Bericht über das Forschungsthema in Schweiz am Wochenende: Ann-Sophie Scholl: "Oben ist die Luft für Frauen dünn. Im Literaturbetrieb liegt die Macht immer noch bei Männern." In: Schweiz am Wochenende, Ausgabe 30, Nr. 173.
Herausgeberschaft
Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur. Herausgegeben gemeinsam mit Peter C. Pohl. München: edition text+kritik 2021.
Ernst Toller. Briefe 1915-1939. Kritische Ausgabe. 2 Bände. Wallstein 2018. Mit Stefan Neuhaus, Gerhard Scholz, Irene Zanol, Martin Gerstenbräun, und Kirsten Reimers (Hg.) unter Mitarbeit von Peter Langemeyer.
"... doch nicht nur für die Zeit geschrieben". Zur Rezeption Ernst Tollers Person und Werk im Kontext. Mit Michael Pilz und Irene Zanol (Hg.). Schriftenreihe der Ernst-Toller-Gesellschaft, Bd. 8. Würzburg: Königshausen & Neumann 2018.
Ultima Ratio? Räume und Zeiten der Gewalt. Gerhard Scholz und Veronika Schuchter (Hg.): Ultima Ratio. Räume und Zeiten der Gewalt. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013.
Ernst Toller's Letters from Exile, 1933–1939. In: German Life and Letters 75/2, (2022) S. 220 - 235.
Adam und Eva der Literaturkritik. Literaturkritik als Männlichkeitsdiskurs. In: Peter C. Pohl und Veronika Schuchter (Hg.): Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur. Herausgegeben gemeinsam mit Peter C. Pohl. München: edition text+kritik 2021, S. 46-64.
Pohl, Peter C.; Schuchter, Veronika (2021): Die Ausweitung einer Kampfzone. Geschlecht, Literatur und Kritik nach 1989. In: Pohl, Peter C.; Schuchter, Veronika: Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur. München: edition text+kritik, S. 7 - 21.
Gegenderte Gegenwart? Zur unterschiedlichen Bewertung männlicher und weiblicher Gegenwartsbezüge. In: Sven Bordach / Carsten Rommel / Elisabeth Tilmann / Jana Vijayakumaran / Jian Xie (Hrsg): Zwischen Halbwertszeit und Überzeitlichkeit. Stationen einer Wertungsgeschichte literarischer Gegenwartsbezüge. Hannover: Wehrhahn 2021, S. 85-107.
Gemeinsam mit Gerda E. Moser u. Renate Giacomuzzi: Literarische Wertungen im Vergleich. Face-to-face Lesegruppen und das deutschsprachige Feuilleton im Umgang mit Romanen von T. C. Boyle, John Williams, Urs Widmer, Zsuzsa Bánk, Nadine Kegele und Herta Müller. In: Claudia Dürr, Doris Moser (Hrsg.): Über Bücher reden. Literaturrezeption in Lesegemeinschaften. Göttingen: V&R unipress 2021 (=digilit 003), S. 143-260.
»(E)inige aufschlußreiche und einige rührende Stellen«. Zu Ernst Tollers Briefen. In: Text+Kritik: Ernst Toller. Heft 223, Mai 2019. S. 96-104 (mit Irene Zanol)
Giacomuzzi, Renate; Schuchter, Veronika (2019): Literaturvermittlung als Fachbereich der Angewandten Literaturwissenschaft. In: Philipp, Hannes; Weber, Bernadette; Wellner, Johann: Kosovarisch-rumänische Begegnung. Beiträge zur deutschen Sprache in und aus Südosteuropa. Regensburg: Universität Regensburg (= Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, 8)., ISBN 978-3-88246-425-2, S. 146 - 167.
Familie; Psychoanalyse; Krankheit und Tod. In: Neuhaus, Stefan (Hg.): Effi Briest Handbuch. Stuttgart: Metzler., ISBN 978-3-476-04873-8.
Gender Studies. Männlichkeits- und Weiblichkeitskonstruktionen; Rituale. In: Mattern, Nicole; Neuhaus, Stefan: Buddenbrocks Handbuch. Stuttgart: Metzler., ISBN 978-3-476-04649-9
Ernst Toller. Digitale Briefedition. Mit Stefan Neuhaus, Gerhard Scholz, Irene Zanol, Martin Gerstenbräun (Hg.). http://tolleredition.de/
Ewig wiederentdeckt. Die Rezeption Ernst Tollers im Feuilleton nach 1955. In: Michael Pilz, Veronika Schuchter, Irene Zanol (Hg.): "... doch nicht nur für die Zeit geschrieben". Zur Rezeption Ernst Tollers Person und Werk im Kontext. Schriftenreihe der Ernst-Toller-Gesellschaft, Bd. 8. Würzburg: Königshausen & Neumann 2018.
Giacomuzzi, Renate; Schuchter, Veronika (2018): Theorie und Praxis der Literaturvermittlung als Lehr- und Forschungsgebiet. In: Informationen zur Deutschdidaktik 1, S. 8 - 20.
Immer noch zwischen den Stühlen. Die Jugendliteraturkritik harrt ihrer Emanzipation. In: Kritische Ausgabe. Zeitschrift für Germanistik & Literatur 34, S. 49 - 55.
Literaturkritik in Zahlen. Eine statistische Auswertung des Innsbrucker Zeitungsarchivs zur deutsch- und fremdsprachigen Literatur. (mit Michael Pilz). In: Literaturkritik.de, Nr. 1, Januar 2017.
Von der 'epileptischen Kapriole' zum Nobelpreis: Die Blechtrommel als Paradigma der deutschsprachigen Literaturkritik. In: Jos Joosten u. Christoph Parry (Hg.): The Echo of Die Blechtrommel in Europe. Studies on the Reception of Günter Grass's The Tin Drum. Leiden u. Boston: Brill 2016 (=Radboud Studies in Humanities Bd. 6), S. 41-62.
Historische Maskerade. Felicitas Hoppes Romane als bachtinischer Karneval. In: Svenja Frank und Julia Ilgner (Hg.): Ehrliche Erfindungen. Felicitas Hoppe als Erzählerin zwischen Tradition und Transmoderne. Bielefeld: transcript 2017, S. 237-256).
Frauennummern und feministische Perspektiven. Zur Repräsentation der Frau in der Arunda. In: Christine Riccabona u. Erika Wimmer (Hg.): Arunda. Vierzig. Innsbruck: Limbus 2016 (S. 171-178).
„Das ist wahrscheinlich nicht von mir, deswegen kann ich mich nicht daran erinnern.“ Helene Hegemann: Establishment gegen Literatur 2.0. In: Bartl, Andrea u. Kraus, Martin (Hg.): Skandalautoren. Zu repräsentativen Mustern literarischer Provokation und Aufsehen erregender Autorinszenierung. Würzburg: Königshausen & Neumann 2015 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Natur, 10.2)
Das Zimmer der Frau Conzemius. Utopische und emotionale Heimat im Erzählwerk Felicitas Hoppes. In: Jenny Bauer, Claudia Gremler und Niels Penke (Hg.): Heimat - Räume. Komparatistische Perspektiven auf Herkunfsnarrative. Berlin: Ch. A. Bachmann Verlag 2014 (Studia Comparatistica Bd. 3), S. 235-246.
"halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas": Sibylle Lewitscharoffs Angst vor der Reproduktionstechnologie. In: Wolf-Andreas Liebert, Stefan Neuhaus, Dietrich Paulus u. Uta Schaffers: KÜnstliche Menschen. Transgressionen zwischen Körper, Kultur und Technik. Würzburg: Königshausen & Neumann 2014 (Film - Medium - Diskurs Bd. 59), S. 261-275.
Kultivierung der Ränder. In: Lili. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. Heft 172, S. 65-67.
Von mordenden Tanten und versehrten Körpern. Legitimierungsstrategien weiblicher Täterschaft im Mainstream-Kino. In: Gerhard Scholz und Veronika Schuchter (Hg.): Ultima Ratio. Räume und Zeiten der Gewalt. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013.
Keine Einwände - Schützenhilfe für Frau Karasek. Veronika Schuchter zur Verleihung des Literaturnobelpreises 2013 an Alice Munro. In: literaturkritik.at, Winter 2013.
Queere Utopie oder maskierter Mainstream? Zur Darstellung von Gay Communities im TV. In: Timo Heimerdinger, Eva Hochhauser u. Erich Kistler (Hg.): Gegenkultur. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013 (S. 241-261).
Hegemoniale Debattenführung. Über die bedenkliche Art und Weise, wie auf die Entfernung diskriminierender Ausdrücke aus Kinderbüchern reagiert wird. In: literaturkritik.at – Online-Zeitschrift für Literaturkritik, Sommerausgabe 2013.
Textherrschaft. Zur Konstruktion von Opfer-, Heldinnen- und Täterinnenbildern in Literatur und Film. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013.
Out of the closet. Homosexualität zwischen Mainstream und Subkultur. In: Stefan Neuhaus (Hg.): Figurationen der Liebe in Geschichte und Gegenwart, Kultur und Gesellschaft. Würzburg: Königshausen & Neumann 2012 (S. 115-132).
Männer werten anders. Frauen auch. Die Literaturkritik als Gender-Diskurs. In: literaturkritik.at – Online-Zeitschrift für Literaturkritik, Herbstausgabe 2012.
Erfundene Laienkritik. In: literaturkritik.at – Online-Zeitschrift für Literaturkritik, Winterausgabe 2012.
Schund oder Trash? Von »Sadomasochistische[m] Schmuddelkram“ zu »Orgie[n] von Gewalt und Schönheit«. In: Kritische Ausgabe, Nr. 20, Frühjahr 2012.
Alles nur „bäh!!!!“? Von Sternen und Daumen in der Laienkritik. In: literaturkritik.at, Frühjahrsausgabe 2012.
Der Fall Hegemann. Analyse einer Debatte. In: literaturkritik.at, 7.5.2010
Das Kinderbuch in der Literaturkritik. Eine Stiefkindgeschichte. In: literaturkritik.at, März 2010
Wahnsinn und Weiblichkeit. Motive in der Literatur von William Shakespeare bis Helmut Krausser. Marburg: Tectum 2009.
Versteh einer die Menschen. In: Spuren. Zeitung für Gegenwärtige. Ausgabe Mai 2012.
Entglorifizierung eines Idols. Sebastian Schleys "Kataloge der Wahrheit". In: literaturkritik.at – Online-Zeitschrift für Literaturkritik, Frühjahrsausgabe 2013.
Sprechen über Kitsch. Zugänglichkeitsdiskurse in der Literatur. In: literaturkritik.at – Online-Zeitschrift für Literaturkritik, Sommerausgabe 2012.
Das Geschlecht der Kritik oder Werten Frauen anders? Feldkircher Literaturtage 2022, Feldkirch, 14.05.2022.
Literatur in Bewegung. Die Rezeption von Literatur und ‚migrantischer‘ Literatur aus dem postjugoslawischen Raum im österreichischen Feuilleton. Vortrag auf der Jahrestagung der Austrian Studies Association "Nationale und postnationale Perspektiven in/aus/auf Österreich", Posen, 1.7.2021.
Adam und Eva der Literaturkritik: Literaturkritik und literarische Wertung als Männlichkeitsdiskurs. Vortrag auf der Tagung „Geschlecht – Kritik – Gegenwartsliteratur“, Innsbruck, 8.-9.10.2020
“Sie ist die Lieblingsautorin meiner Frau“. Literaturkritik und literarische Wertung als Männlichkeitsdiskurs. Vortrag im Rahmen der Reihe „Männlichkeiten des CePOG Universität Trier, 11. 12.2019.
‘Die Nazis wissen recht gut, was ich draußen getan habe...‘: Ernst Tollers Briefe aus dem Exil, 1933-1939. Vortrag auf der Tagung: "Remembering Ernst Toller (1893-1939): Exiles and Refugees between Europe and the US", 30.5-2.6.2019, Roosevelt House Public Policy Institute at Hunter College, New York City 1.6.2019.
Literaturvermittlung als Leer- und Lehrstelle – ein Beitrag zur näheren Begriffsbestimmung. Plenarvortrag gemeinsam mit Renate Giacomuzzi bei "1. Internationale Tagung zur Angewandten Germanistik", Universität Bukarest, 2.-4. Juni 2017.
Das Zimmer der Frau Conzemius – Utopische Heimat im Erzählwerk Felicitas Hoppes. Vortrag auf der Tagung: Heimaträume. Zur Verortung von Heimatdiskursen zwischen spatial turn und Imagologie. Göttingen, 16.05.2013.
Historische Maskerade. Felicitas Hoppes "Johanna" als bachtinischer Karneval". Tagung: Geschichts(er)findungen. Felicitas Hoppe als Erzählerin zwischen Tradition und Transmoderne, Oxford 1.12.2012.
Von mordenden Tanten und versehrten Körpern. Legitimierungsstrategien weiblicher Täterschaft. Vortrag auf der Tagung „Ultima Ratio? Internationale und interdisziplinäre Tagung für Nachwuchswissenschaftlerinnern zu Räumen und Zeiten der Gewalt“, Innsbruck, 19.10.2012.
Out oft the closet. Homosexualität zwischen Parallelwelt und Populärkultur. Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Figurationen der Liebe an der LFU Innsbruck. 10.11.2011.