4. Mai 1945: Warten auf die US-Besatzung in Bozen

Die letzten Kriegstage bedeuten für die meisten Soldaten in Bozen nur noch ein Ausharren und Warten auf die Besatzungsmacht.
Wartende_Soldaten
(Credit: Schmidt 196th Signal Photo Co. National Archives, Washington DC, RG 111: SC-333767)

Die letzten Kriegstage bedeuten für die meisten Soldaten in Bozen nur noch ein Ausharren und Warten auf die Besatzungsmacht. Im Foto marschieren deutsche Soldaten geordnet Richtung Kantine, kurz bevor die ersten US-Amerikaner eintreffen.

Auch in Italien häuften sich im April militärisch die Zeichen für ein baldiges Ende des Krieges. Zum Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April bombardierten die Alliierten das Hauptquartier der deutschen Heeresgruppe C im venezianischen Recoaro. Gleichzeitig gelang alliierten Truppen die Durchbrechung der Frontlinien. Die deutschen Armeen befanden sich auf dem Rückzug über den Po und waren nun zudem massiven Partisanenangriffen ausgesetzt. Noch in der Nacht vom 22. auf den 23. April wurden die Hauptquartiere der Heeresgruppe C von Recoaro nach Südtirol verlegt. Damit gelangten die militärischen Zentren der deutschen Armeen und mit ihnen eine Reihe von Persönlichkeiten des nationalsozialistischen Führungsapparates dorthin.

 

Warten_WACs
(Credit: Schmidt 196th Signal Photo Co. National Archives, Washington DC, RG 111: SC-235244)

Auf dem Bild zu sehen sind junge Frauen und ein deutscher Soldat auf dem Weg zum Empfang der erwarteten Amerikaner, wie der Fotograf vermerkte.

Am 2. Mai 1945 war in Italien der Waffenstillstand in Kraft getreten. Die Heeresgruppe C hatte bedingungslos kapituliert. Auf den Straßen Südtirols strömten tausende deutsche Soldaten unkontrolliert zurück ins Deutsche Reich. Bruno de Angelis vom Comitato di Liberazione Nazionale Alta Italia übernahm unter Androhung des Einmarsches von Partisanenverbänden am 3. Mai von der deutschen Führung in Italien, Vietinghoff-Scheel und Wolff, die Verwaltung des Landes. Er wollte Südtirol als italienische Provinz den Besatzern übergeben. In Bozen sprach sich bald herum, dass sich sowohl Partisanen als auch amerikanische Streitkräfte von mehreren Seiten der Stadt näherten.

Empfangskomitee_Bozen
(Credit: Schmidt 196th Signal Photo Co. National Archives, Washington DC, RG 111: SC-235743)

In Bozen warteten Zivilisten, Soldaten und Offiziere, wie das Foto zeigt, schon seit dem 4. Mai 1945 auf das Eintreffen der Besatzungsarmee. Lt. Col. S. H. White von der Verbindungsmission zur alliierten 15. Armeegruppe traf jedoch erst am 5. Mai ein.

Am 2. Mai um 14:00 Uhr MEZ trat der Waffenstillstand zwischen der deutschen Heeresgruppe C in Italien und den kontinuierlich nach Norden vorrückenden Alliierten in Kraft. Der damalige GI Bill Healey berichtet in seinen Memoiren: „Es war ein wunderbares Gefühl – beinahe unmöglich zu beschreiben. Frieden. Nach zwei Jahren Krieg [für unsere Einheit], Hölle, Beschossenwerden, Zurückschießen, Freunde sterben sehen, Leben in einem Loch im Boden, Essen von kalten Marschrationen etc., konnte ich nicht offen herumspazieren, ohne dabei Angst zu haben. Das alles endete in einem Gefühlsausbruch, wie ich ihn seitdem nie mehr in meinem Leben erlebt habe. Meine Kameraden und ich mussten uns immer wieder gegenseitig versichern, dass es tatsächlich Realität war und nicht Halluzination.“
Für die im Trentino und in Belluno stationierten Amerikaner bedeutete der Waffenstillstand allerdings nur eine kurze Pause. Schon wenige Stunden nach der Nachricht über das Kriegsende erhielten drei Einheiten den Befehl, so schnell wie möglich den Brenner zu erreichen. Dies gelang am 4. Mai 1945. Am selben Tag wurde die Grenze bei Innichen abgeriegelt, am 5. Mai gelang der Zusammenschluss der Armeen in Nauders hinter dem Reschen.

 

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