Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Der Arbeitsbereich Neuere deutsche Literaturwissenschaft begreift seinen Gegenstand als Praxeologie, d. h. als wissenschaftlich fundierten Umgang mit literarischen Texten und ihren Kontexten, wofür die Vermittlung philologischer und interpretatorischer Arbeits- und Analysetechniken in der Lehre eine notwendige Voraussetzung bildet. Zur literaturwissenschaftlichen Praxeologie zählen Tätigkeiten wie Produzieren und Publizieren, Sammeln und Archivieren, Bibliographieren und Edieren von Literatur. Die Medialität und Materialität von Texten rückt damit ebenso in den Fokus wie Verfahren der Interpretation, der Kritik und der Reflexion ästhetischer Artefakte. Letztere werden mithin nicht isoliert betrachtet, sondern kultur-, medien- oder wissensgeschichtlich kontextualisiert und perspektiviert.

In diesem Zusammenhang werden am Arbeitsbereich auch literatursoziologische Zugänge gepflegt, die nach den Möglichkeitsbedingungen relativ autonomer Literatur fragen und dabei die Rolle des gesamten, kompetitiv organisierten Literaturbetriebs mit seinen verschiedenen Akteuren und Institutionen sowie ihren vielfältigen Beziehungen und Wechselwirkungen in den Blick nehmen – von der Produktionsästhetik über die Inszenierung von Autorschaft bis hin zu unterschiedlichen Rezeptionsweisen von Literatur. Denn literarische Texte entstehen nicht allein dadurch, dass sie geschrieben, sondern dass sie durch komplexe Prozesse und Praktiken im literarischen Feld als solche konsekriert werden, womit der Literaturbetrieb nicht als notwendiges, weil heteronomes Übel, sondern als Entstehungsbedingung moderner Literatur fungiert.

Schwerpunkt Literaturvermittlung / Angewandte Literaturwissenschaft

Ganz in diesem Sinne steht der Literaturbetrieb als Forschungsgegenstand im Zentrum der Tätigkeit des Innsbrucker Zeitungsarchivs zur deutsch- und fremdsprachigen Literatur (IZA), das als integraler Bestandteil des Arbeitsbereichs dessen anwendungsbezogene Schwerpunktsetzung repräsentiert. In seiner Funktion als größte universitäre Dokumentations- und Forschungsstelle für Literaturkritik und mediale Literaturvermittlung im deutschsprachigen Raum ist das IZA im Rahmen der Instituts-Infrastruktur eine Besonderheit: Als sammelnde Quelleninstitution stellt das IZA die dokumentarisch-bibliographische Basis für die Untersuchung aktueller Prozesse im literarischen Feld seit den 1960er Jahren bereit und leistet damit Grundlagenarbeit für die Feuilleton-, Literaturkritik- und Literaturbetriebsforschung weit über Innsbruck hinaus. Neben der Dokumentation literaturwissenschaftlich relevanter Quellen vom klassischen Zeitungstext bis hin zum ‚born-digital‘-Material von Online-Magazinen und Literaturblogs betreibt das IZA zudem eigene Forschung und bedient mit seinen MitarbeiterInnen das curricular verankerte Lehrangebot im Bereich Literaturvermittlung / Angewandte Literaturwissenschaft.

Kooperationspartner Brenner-Archiv

Mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv verbindet der Arbeitsbereich eine langjährige Kooperation in Forschung und Lehre.

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