Entstehung und Entwicklung der Kommunikativen Theologie

Im Forschungsprogramm Kommunikative Theologie vernetzen sich mehrere Fäden: 

  • Seit 1990 arbeiteten Bernd-Jochen Hilberath (Prof. für Dogmatik und ökumenische Theologie, Tübingen) und Matthias Scharer (em. Prof. für Katechetik/Religionspädagogik, Innsbruck) an einem Konzept lebendigen und theologisch bedeutsamen Lehrens und Lernens. B. J. Hilberath brachte zunächst die von ihm entwickelte Communio Theologie ein; M. Scharer arbeitete an einer kommunikativen Praktischen Theologie und Religionspädagogik, die eng mit Haltung und Methode der Themenzentrierten Interaktion nach R.C. Cohn verbunden war.
  • 2003 kam Bradford Hinze (damals Prof. für Dogmatik in Milwaukee USA, jetzt an der Fordham University, New York) mit seinem Ansatz der Dialogischen Theologie hinzu; kurze Zeit später Mary Ann Hinsdale (Prof. für Dogmatik am Boston College). Seit seiner Berufung nach Innsbruck (1997) war Franz Weber mit seinem interkulturell-missionswissenschaftlichen, weltkirchlichen und gemeindetheologischen Schwerpunkt an der Entstehungen Kommunikativer Theologie beteiligt. Später kamen der Dogmatiker und Fundamentaltheologe Roman Siebenrock mit seinem Entwurf einer Loci-Theologie und der Kirchenrechtler Wilhelm Rees hinzu.
  • Neben den LeiterInnen der jeweiligen Forschungseinrichtungen leisteten deren  MitarbeiterInnen von Anfang an entscheidende Beiträge zur Entstehung und Entwicklung Kommunikativer Theologie. An der Theologischen Fakultät Innsbruck waren/sind das insbesondere: Christoph und Christine Drexler, Anni Findl-Ludescher, Maria Juen, Martina Kraml, Elke Langhammer, Teresa Peter, Johannes Panhofer.

  • Die Verbindung von Theologie und TZI kam besonders in Langzeitcurricula (5 – 6 Seminarwochen) zum Tragen. Seit den 90er Jahren waren die Theologischen Fakultäten Tübingen, Innsbruck, wie auch das Theologisch-Pastorale Institut Mainz, das Dezernat für LehrerInnenfortbildung der Diözese Mainz, das Bildungshaus St. Michael/Matrei am Brenner, die Erwachsenenbildung München-Freising und eine Reihe anderer universitärer und außeruniversitärer Forschungs- und Bildungsstätten Träger von Langzeitcurricula und Forschungsinitiativen im Hinblick auf eine lebendige Verbindung von Theologie und der Themenzentrierten Interaktion nach Ruth C. Cohn. Eine Reihe von  TheologInnen mit TZI-Ausbildung bzw. TZI-Lehrbefugnis arbeiteten in den Curricula von Anfang an mit: S. Habringer-Hagleitner, R. Hintner, I. Kögler, K. Ludwig, H. Modesto, U. Willers.
  • Eine große Bedeutung für die Entwicklung Kommunikativer Theologie hatte auch die Fachgruppe Theologie und TZI im Ruth Cohn Institute for TCI - International; diese ökumenische Plattform wurde für die Bearbeitung theologischer Fragen im Kontext von TZI geschaffen. In jährlichen Fachsymposien wird der Diskurs zu Theologie und TZI weiter geführt.

  • Die langjährigen Erfahrungen in der Verbindung von Theologie und TZI ermöglichten es, an der Theologischen Fakultät Innsbruck von 2000-2012 einen fünfsemestrigen Universitätslehrgang (Master- und Lizentiatslehrgang) für Kommunikative Theologie einzurichten und die theologischen Lehr-/Lernprozesse zu beforschen. Der Universitätslehrgang ist 2009-2012 in der vierten Folge gelaufen. Das wissenschaftliche Leitungsteam des Universitätslehrganges bestand aus Matthias Scharer (Katechetik/Religionspädagogik und graduierter Lehrbeauftragter in TZI), der Erfahrungen in theologischer Arbeit mit TZI einbringt, Józef Niewiadomski (Dogmatik), welcher Aspekte Dramatischer Theologie beitrug, und Franz Weber (Interkulturelle Pastoraltheologie), dessen Anliegen die weltkirchliche Perspektive war. Mit der Anerkennung des Universitätslehrganges Kommunikative Theologie durch die Kongregation für das Katholische Bildungswesen als theologisches Lizentiat mit dem Schwerpunkt "Kommunikative Theologie" war eine kirchenoffizielle Akzeptanz dieses theologischen Ansatzes gegeben.

  • Seit 1997 ist Kommunikative Theologie in das Forschungszentrum (früher Froschungsschwerpunkt) der Theologischen Fakultät "Religion-Gewalt-Kommunikation-Weltordnung" integriert, wo sie gemeinsam mit der Dramatischen Theologie an gemeinsamen Forschungsschwerpunkten (Handeln Gottes, Zeichen der Zeit-Kairologie) arbeitet. Eine Reihe von Symposien, Kongressen und Publikationen entstanden aus dieser Zusammenarbeit.
  • Seit 2002 besteht der interdisziplinäre und internationale Forschungskreis Kommunikative Theologie, der sich zu regelmäßigen Symposien trifft. Im Forschungskreis wird Kommunikative Theologie weiter entwickelt, werden Kongresse, Symposien und Publikationen geplant und Erfahrungen mit Projekten ausgetauscht. Bisher wurden vier Kongresse zur Kommunikativen Theologie durchgeführt.
  • Seit 2002 bzw. 2003 bestehen zwei Buchreihen, in denen die Kommunikative Theologie diskutiert und praktiziert wird.
  • Seit 2006 besteht am Institut für Praktische Theologie der Universität Innsbruck eine Forschungsgruppe Empirie, in der WissenschaftlerInnen der unterschiedlichen Fachbereiche zusammenarbeiten. In Fachtagungen und Symposien wird die Verbindung von Theologie und (qualitativer) empirischer Sozialforschung bearbeitet und in diesem Kontext die Methodologie der Kommunikativen Theologie weiter geschärft.
  • Von 2008 bis 2014 bestand ein gemeinsames Forschungsseminar für HabilitandInnen und DoktorandInnen zwischen Innsbruck und Tübingen, in dem Grundsatzfragen und einschlägige Forschungsprojekte bearbeitet wurden.
  • Weiters ist die interreligiöse Dialogforschung ein wichtiges Anliegen Kommunikativer Theologie: Seit dem Kongress "Heilig-Tabu" in Telfs, der den muslimisch-christlichen Dialog zum Gegenstand hatte, besteht eine intensive Zusammenarbeit mit muslimischen GesprächspartnerInnen auf unterschiedlichen Ebenen. Seit 2008 werden regelmäßig Symposien und gemeinsame muslimisch-christliche Friedensgebete durchgeführt. 2010 hat ein muslimisch-christliches Symposium zu interreligiösen Handlungsfeldern, veranstaltet vom Cluster Kommunikative Theologie, stattgefunden. 2011 haben MitarbeiterInnen der Kommunikativen Theologie – gemeinsam mit allen Instituten der Theologischen Fakultät –das Symposium "Im Dialog bleiben" (Auseinandersetzung mit dem Projekt "Corpus Coranicum") veranstaltet.
  • Es besteht eine intensive Zusammenarbeit mit der Islamisch-Religionspädagogischen Forschungseinrichtung an der Universität Wien (u.a. Gastprofessur von M. Scharer und gemeinsamer Forschungsantrag "Conflict Areas and Peace Potentials in the Context of the Presence of Christians and Muslims at Schools").
  • Aus diesen Bemühungen ist eine weitere, gesellschaftspolitisch sehr wichtige Initiative entstanden:  Ab dem WS 2011/12 bestand die Möglichkeit, auch an der Universität Innsbruck ein MA-Studium Islamische Religionspädagogik – in Kooperation mit dem Institut für Islamische Religionspädagogik Wien - zu absolvieren.

  • Im September 2012 wurde die Errichtung eines Bachelorstudiums der Islamischen Religionspädagogik auf Initiative des Vizerektorats für Lehre und Studierende sowie der Theologischen Fakultät Innsbruck und des Instituts für Islamische Religionspädagogik Wien in Angriff genommen. Mit 1. Oktober 2013 trat der Studienplan des BA Islamische Religionspädagogik, das an der Fakultät für LehrerInnenbildung situiert ist, in Kraft. Mit dem WS 2013/14 wurde ein BA-Studium Islamische Religionspädagogik an der Universität eingerichtet, seit 2018/19 auch ein MA-Studium. 2015 wurde das Lehramtsstudium für das Unterrichtsfach Islamische Religion eingerichtet. Seit 1. Jänner 2017 besteht ein eigenständiges Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Fakultät für LehrerInnenbildung an der Universität Innsbruck, das von Univ.-Prof. Dr. Zekirija Sejdini geleitet wird.


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