Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften



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Islamische Schule (Paris, Bibliothèque Nationale, al-Hariri, "Maquamat", 12. Jh.)

Das Fach "Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften" vermittelt im Rahmen des Studienplans Einsichten in politische, struktur- und kulturgeschichtliche Entwicklungen im Zeitraum von etwa 500 bis 1500 sowie das methodische Handwerkszeug zum Umgang und zur Interpretation der Quellen aus dieser Zeit. Verbindet sich mit dem populären Verständnis des Begriffs „Mittelalter“ vielfach die Vorstellung einer einheitlichen Epoche, so lässt allein schon dieser lange Zeitraum von ca. eintausend Jahren bedeutende historische Wandlungen vermuten, die an den Eckpunkten offensichtlich werden:
Am Beginn stehen neue ethnische und politische Strukturen, die das Erscheinungsbild Europas bis zum heutigen Tag prägen, sowie die Ausformung des so genannten christlichen Abendlandes und der islamischen Welt. Am Ende weisen Humanismus und Renaissance, die Entdeckung der außereuropäischen Welt und die Intensivierung von Herrschaft den Weg in die Frühmoderne.

Friedrich II. als thronender Kaiser und Lehrer der Vogeljagdkunst (Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana. "Falkenbuch" um 1260)

Ob aus dem Mund von Politikern oder im Alltag, häufig hört man von – keineswegs wünschenswerten – Zuständen „wie im Mittelalter“. Diese negative Einschätzung des Mittelalters hat eine lange Tradition und geht letztlich auf den Humanismus zurück, als man die Antike und die eigene Zeit als glanzvoll ansah, die dazwischen liegende Epoche aber als barbarisch bewertete. Auch wenn sich solche Vorurteile zum Teil bis zum heutigen Tag gehalten haben, so war doch dieses angebliche „saeculum obscurum“ alles andere als „finster“, und ebenso wenig kann von einem "statischen" Zeitalter gesprochen werden. Gerade im Hohen Mittelalter (ca. 950–1250), veränderte sich die Welt von Grund auf. Der damals in allen Bereichen von Gesellschaft und Kultur einsetzende Wandel ist von seiner Bedeutung her durchaus mit der Industriellen Revolution zu vergleichen: Es ist eine Zeit, in der sich Dörfer und Städte bilden und die heutige Kulturlandschaft grundgelegt wird, in der Universitäten begründet werden, rationale Wissenschaftsmethoden aufkommen und Intellektuelle sich im Wettstreit der Argumente messen. Damals entstehen aber auch unsere Nachnamen und somit wesentliche Elemente unserer Identität. Die im Spätmittelalter einsetzende „Kommunikationsrevolution“ weist schließlich den Weg hin zur modernen Kommunikationsgesellschaft. Überall ist Mittelalter“ lautet ein Buchtitel (Horst Fuhrmann), und tatsächlich ist das Mittelalter in zahlreichen, zentralen Bereichen Grundlage und Voraussetzung unserer heutigen Existenz. Freilich ist mittelalterliche Geschichte nicht nur als Vorgeschichte zur Gegenwart von Interesse. Denn im Hinblick auf Mentalitäten, Normensysteme und soziale wie politische Organisationsformen finden sich markante Unterschiede zum 20. und 21. Jahrhundert – Unterschiede, die man mit dem Begriff „anderes Mittelalter“ zu umschreiben versucht. Durch diese Gegensätzlichkeit vermag das Mittelalter als Vergleichsmaßstab für heutige Denkweisen, Ordnungsprinzipien und Modelle des Zusammenlebens zu dienen. 

Historische Hilfswissenschaften

Erste Nennung Österreichs (996) in einer Urkunde Ottos III. (München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv)Die so genannten Historischen Hilfswissenschaften sind das unverzichtbare Handwerkszeug von HistorikerInnen und beschäftigen sich mit Teilbereichen der Geschichtsforschung, die als Grundlagen der historischen Erkenntnis dienen; deshalb werden sie bisweilen auch als Grundwissenschaften bezeichnet. Zum klassischen Kanon der Hilfswissenschaften zählen:

  • Paläographie (Schriftkunde)
  • Diplomatik (Urkundenlehre)
  • Sphragistik (Siegelkunde)
  • Heraldik (Wappenkunde)
  • Epigraphik (Inschriftenkunde)
  • Chronologie (Zeitrechnung)

Die traditionell im Bereich der mittelalterlichen Geschichte vermittelten, vertieften Kenntnisse in den Historischen Hilfswissenschaften ermöglichen den direkten Zugang zu Quellen in ihrer überlieferten Form, erleichtern die Abfassung von Diplom- und Doktorarbeiten und erweisen sich zunehmend auch als Einstiegshilfen bei einer beruflichen Tätigkeit.

Historische Bilddatenbank

Der Mittelalter-Bestand der Historischen Bilddatenbank (HIBIDAT) umfasst mehr als 16000 Bilder in digitalisierter Form (großteils auch als Diapositive verfügbar) zu vielen Themen mittelalterlicher Geschichte.


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