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INTRAWI unterwegs: Erfahrungsberichte

 

Mein Auslandssemester an der DUBLIN CITY UNIVERSITY

Katharina Weiss
Erasmus in Dublin, Wintersemester 2017/18

 

Die Entscheidung, wo ich meinen Erasmusaufenthalt verbringen wollte, fiel mir leicht. Ich hatte schon zu meiner Schulzeit einige Monate in Irland gelebt und mich in die schöne Landschaft, die gastfreundlichen Menschen und einfach das ganze Land verliebt. Da ich damals in einer Kleinstadt gewohnt habe, erschien mir Dublin als Groß- und Hauptstadt diesmal ideal. Ich wollte noch mehr über Irland erfahren und mein Verständnis des irischen Englisch verbessern. Außerdem reizte es mich, dass Dublin direkt am Meer liegt.

Bei der Kurswahl stand ich vor einigen Schwierigkeiten. Ich war bereits in meinem dritten Mastersemester, weshalb mir nicht mehr viele zu absolvierende Kurse blieben. Als Masterstudentin an der DCU durfte man damals außerdem nur Bachelorkurse wählen. Ich brauchte jedoch unbedingt die Terminologiekurse, die auch in Dublin nur Teil des Masterprogramms sind. Ich musste daher einige Personen an der DCU anschreiben, bis mir das Belegen dieser Kurse schließlich ausnahmsweise erlaubt wurde. Ich würde daher allen empfehlen, ihren Erasmusaufenthalt so früh wie möglich im Masterstudium zu machen und sich vor der Wahl der Destination über die Kursmöglichkeiten der verschiedenen Universitäten zu informieren. Diese Hürde hat mich nämlich einiges an Nerven gekostet, da ich bis Mitte des Sommers immer noch nicht wusste, ob ich im September nun wirklich nach Dublin gehen konnte oder nicht. Andere Kurse standen für mich nicht zur Auswahl, um die benötigten 30 ECTS zu erreichen. Außerdem sollte bei der Kurswahl bedacht werden, dass an unserem Institut einige Kurse nicht jedes Semester angeboten werden und es deshalb eventuell zu einer Verzögerung des Studiums kommt, wenn man nicht im Ausland die Kurse entsprechend dem eigenen Studienverlauf auswählt.

Die restliche Vorbereitung verlief aber ohne Probleme. Bei Fragen halfen mir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des International Relation Office der Universität Innsbruck stets weiter.

Ich hatte mich dazu entschieden, bei einer Gastfamilie zu wohnen. Dies hatte mehrere Gründe. Die Zimmer auf dem Campus der DCU waren um einiges teurer und in eine WG wollte ich nicht einziehen, ohne dass ich die Leute dort kannte oder die Wohnung vorher gesehen hatte. Durch eine ehemalige Erasmusstudentin konnte ich Kontakt zu einer Familie aufbauen. Ich wurde richtig in das Familienleben integriert und verbrachte viel Zeit mit meinen kleinen Gastgeschwistern. Gleichzeitig hatte ich immer jemanden, an den ich mich wenden konnte und der mir etwas über die Kultur und das Land erzählte. Ich konnte nämlich, genauso wie die meisten Erasmusstudierenden, kaum Kontakt zu irischen Studierenden aufbauen. Zwar gibt es an der DCU einige societies (von Harry Potter über Buchclubs bis hin zu jeder erdenklichen Sportart), denen ich gerne beigetreten bin, aber selbst dort war es schwierig. Meistens entwickelten sich zwei Gruppen: Erasmusstudierende hier und einheimische Studierende dort. Zwar unterhielt ich mich mit einigen Ir:innen, aber richtige Freundschaften entstanden leider keine. Dies ist ein weiterer Grund, warum ich Gastfamilien empfehle.

Das Klima an der Universität war sehr entspannt. Die wöchentliche Vorbereitung auf die Kurse bestand meistens aus dem Lesen einiger Artikel oder dem Schreiben kurzer Essays, die dann teilweise benotet wurden. Die Zahl der Studierenden in meinen Kursen schwankte zwischen 10 und 30. Ich habe die Chance genutzt und mich für Kurse entschieden, die es in Innsbruck nicht gibt (anrechenbar als Wahlmodule laut Mastercurriculum), wie Kurse zum Nordirlandkonflikt oder zur internationalen Kinderliteratur. Die Kurse fanden bis Mitte Dezember statt. Prüfungen sind erst im Januar. Meine Kurse wurden allerdings nur mittels Essays bewertet, weshalb ich im Januar nicht nach Dublin zurückkehren musste. Auch dies sollte man bei der Kurswahl bedenken.

Das International Office der DCU hat einiges für Erasmusstudierende organisiert, zum Beispiel eine Welcome-Grillfeier und eine Weihnachtsfeier. Interessant ist auch der Languaculture Space. Hier werden von Studierenden aus verschiedenen Ländern Sprachkurse, Filmabende und ähnliches abgehalten. Am Ende des Semesters wurde gemeinsam ein Weihnachtsmarkt mit kleinen Spezialitäten aus jeder vertretenen Nation veranstaltet.

Dublin hat für einen viermonatigen Aufenthalt sehr viel zu bieten. Es gibt zahlreiche interessante Museen und schöne Parkanlagen. Die Küste ist mit dem Zug einfach zu erreichen und bietet einige atemberaubende Spazier- und Wanderwege (auch für den Winter). Bis zum nächsten Nationalpark ist es auch nicht weit. Nicht vergessen darf man natürlich die zahlreichen typischen Pubs. Die Stadt ist sehr jung und lebendig. So trifft man zum Beispiel in der Grafton Street, der Haupteinkaufsstraße, alle paar Meter auf sehr talentierte Straßenmusikant:innen und -künstler:innen. Außerdem gibt es einige Vereine oder Kulturzentren, denen man beitreten kann bzw. die immer wieder Veranstaltungen organisieren, wie das Irish Writers Centre und die Dubliner Quidditch-Mannschaft. Von Dublin aus fahren regelmäßig Busse in alle übrigen Landesteile. Meistens handelt es sich sogar um direkte Verbindungen. Wer die ganze Insel entdecken möchte, ist daher mit Dublin gut bedient. In der Stadt selbst kommt man mit den Bussen eigentlich überall hin. Von der DCU braucht man mit dem Bus ca. eine halbe Stunde ins Zentrum. Viele Erasmusstudierende haben sich auch ein Fahrrad gekauft. Es herrscht jedoch meist viel Verkehr, Fahrradwege gibt es wenige (und wenn dann direkt neben der Fahrspur ohne Abgrenzung), dafür umso mehr vielbefahrene und vielspurige Straßen.

Angemerkt sei noch, dass Dublin eine relativ teure Stadt ist. Das merkt man nicht nur an den hohen Mieten, sondern auch in den Restaurants und Pubs. Trotzdem würde ich einen Erasmusaufenthalt in Dublin allen empfehlen. Man lernt nicht nur ein wunderschönes Land kennen und erweitert seine Sprachkenntnisse, sondern es entstehen auch internationale Freundschaften und vor allem entwickelt man sich selbst weiter, lernt selbstständiger und offener für Neues zu sein.

 

Text: Katharina Weiss

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