Index

› Über Uns
Hilfe
MyLibrary: Sammlung von Literatur, Büchern und Artikeln - Notizbuch,Journal
Glossar
Lernmaterialien: Allgemein
Lernmaterialien: Wissenschaftstheorie
Lernmaterialien: Methodologie
Lernmaterialien: Methoden
Lernmaterialien: Wissenschaftliches Arbeiten
Lernmaterialien: Philosophie
Lernmaterialien: Erziehungswissenschaft
Lernmaterialien: Sozialwissenschaften
Lernmaterialien: Psychologie
Lernmaterialien: Medienwissenschaft
Lernmaterialien: Informationswissenschaft


 

Begriffe zu: Wissenschaftstheorie, Methodologie, Methoden, Wissenschaftliches Arbeiten

Abduktion 

Dirnhammer Günther

 Föger Helmut

Abstract

Dirnhammer Günther

Abstraktion

Dirnhammer Günther

Ambivalenz

Stüger Michael

Axiom

Nagy Andrea

Schumacher Philipp

Begriff

Kolb Alexandra

Begründung

Burtscher Cristof

Bibliographie

Wolfgang Haupt

Deduktion

Beugnies Annelies

Dirnhammer Günther

Deduktion – Induktion

Göhlert, Bernhard

Deduktion – Induktion
(verfasst von: Göhlert, Bernhard)

Zu beginnen ist mit Deduktion, da die Induktion in weiterer Folge daraus entwickelt wird:
Das lat. Wort 'deducere” ist gleichzusetzen mit ableiten, mit hinunterführen, wegführen.
Deduzieren bedeutet das Ableiten aus dem Allgemeinen i.Ggs. zur Induktion, die das Spezielle ins Allgemeine erhebt ( in der Mathematik: z.B. :die vollständige Induktion ).
Die Denkrichtung der Ableitung – das heißt die Methode, aus vorausgesetzten elementaren Sätzen komplizierte Sätze korrekt abzuleiten – nennen wir daher auch die deduktive Methode oder Deduktion.
Es ist aber auch die entgegengesetzte Richtung möglich. Wir kennen bereits einen komplizierten Satz und beweisen seine Richtigkeit, indem wir auf einfachere Sätze zurückgehen. ' so können wir z.B. im Beweisverfahren vom Quadrierungssatz:
(a+b)² = a² +2ab +b² auf den Distributiv – und den Kommutativsatz zurückschreiten (lat.: regredi), Regression also. Wir können also von regressiver Deduktion sprechen.
Deduktion à regressive Deduktion ( Beweis )
Der regressiven Deduktion in der Richtung gleich ist die sogenannte Induktion:
Induktion
Diesen Zusammenhang müssen wir uns kurz mit dem Axiom beschreiben.
Das Prinzip der Deduktion erlaubt uns, eine Aussage aus der vorhergehenden, reibungslos erwachsen zu lassen. Stoßen wir aber immer weiter zurück, schrittweise zu den sogenannten vorhergehenden, so müssen wir bald erkennen, dass am Anfang ein 'bewiesener” Satz gar nicht beweisbar ist. An den Anfang kommen wir nicht, wir müssen etwas 'erfinden”: nämlich das Axiom ( den Anfang 'aller Dinge” ). Axiome werden immer in ein deduktives System eingebaut. Der Mathematiker und Philosoph Pascal forderte, dass Axiome ”selbstevident” sein müssten. 'Selbstevidente Sätze kann und soll man aber nicht beweisen: Man dürfe 'keines von den Dingen beweisen wollen, die so selbstevident sind, dass es nichts noch Klareres mehr gibt, um sie zu
Mit Hilfe der Hermeneutik geht’s einfacher: Zwar können wir einen wissenschaftlichen Gegenstand erforschen, wenn wir wissen wollen, was er ( aus wiss. Perspektive ) 'ist”. Aber dazu müssen wir schon vorher wissen, was für ein Gegenstand das 'ist”, weil wir sonst ja nicht wüssten, was wir wiss. erforschen sollen.
Denken wir mal konstruktiv:
Wir können keinen absoluten Anfang setzen, sondern befinden uns immer schon mitten im Leben und der Umgangssprache.
Trotzdem können wir es aber unternehmen, die Wissenschaftssprache von Anfang an systematisch aufzubauen.
INDUKTION
Grundsätzlich heißt induzieren das Schließen vom Speziellen auf das Allgemeine. Die Methode, die Richtigkeit eines Satzes durch Überprüfung aus Einzelfällen ( Speziellem ) in der Wirklichkeit zu beweisen, nennen wir also die induktive Methode oder die Induktion.
Nochmals: 'Induktion” bedeutet also das 'Schließen” von Einzelfällen auf allgemeingültige Sätze.
In den Erfahrungswissenschaften jedoch – und zu ihnen zählen bereits zwei der Mathematik so nahestehende Wissenschaften wie die Astronomie und die Physik – sind nur induktive Schlüsse möglich. Denn hier haben wir es mit Einzelfällen zu tun, die wir zwar als solche mehr oder weniger genau registrieren, beobachten, messen können – aber diese Fälle machen niemals die Gesamtzahl aller möglichen gleichartigen Fälle aus, so dass wir streng genommen über die nicht registrierten gleichartigen Fälle nichts aussagen können.
Das ist der grundlegende Terminus der induktiven Methode, nämlich die Beobachtung.
Aufgrund empirischer Beobachtungen stellen wir Hypothesen auf. Diese beziehen sich in der Naturwissenschaft auf Gesetzeshypothesen (allgemeine Gesetzmäßigkeiten), in den Geisteswissenschaften auf Einzelsachverhalte, z.B. von welchem Autor ein bestimmtes Literaturwerk stammt.
Aus den Gesetzeshypothesen schließen wir auf von uns bisher noch nicht beobachtete Einzelvorgänge.
Wir nehmen also gewissermaßen eine Art 'Deduktion” innerhalb der Induktion vor, indem wir aus dem aufgestellten vermutlichen Gesetz Einzelfälle ableiten (in Wirklichkeit allerdings a priori und nicht bloß empirisch).Die Forschungseinrichtung der Induktion kehrt sich an dieser Stelle um und wird zur Deduktion: wir leiten aus einem vermuteten Gesetz Einzelfälle so ab, als ob das Gesetz in einem deduktiven System stünde. Wir haben es hier mit einer progressiven Induktion zu tun.
Während die gewöhnliche 'Induktion” vom Einzelvorgang zu einer Erklärung aus einer Gesetzmäßigkeit zurückgeht, leitet die 'progressive Induktion” noch nicht eingetretene Einzelfälle ab.
Die Voraussage in den induktiv – empirischen Wissenschaften hat zunächst nur heuristische Bedeutung. Das heißt eigentlich, wir machen keine Voraussagen, um Voraussagen zu machen, sondern um Hypothesen auf ihre Wirklichkeit zu prüfen. Von einer 'Voraussage” im gewichtigen Sinne einer 'Prognose” kann hier also nicht die Rede sein

Definition

Dirnhammer Günther

 Definition
(lat. definitio: Begrenzung, Bestimmung)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Unter 'Definition' versteht man das Resultat des 'Definitionsprozesses', in dem Begriffe bestimmt werden oder die Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks festgelegt wird. Der zu definierende Ausdruck wird als Definiendum, der definierende als Definiens bezeichnet. In der Logik bzw. Mathematik wurde eine 'Theorie der Definition' ausgearbeitet, die aber für die Wissenschaftstheorie der Erfahrungswissenschaften wenig relevant ist. Grundsätzlich kann man zwischen 'deskriptiven (beschreibenden) Definitionen' und 'Abkürzungsdefinitionen' ('stipulative Definitionen') unterscheiden. In der 'deskritptiven Definition' oder 'meaning analysis' wird die bereits akzeptierte Bedeutung eines Begriffs angegeben. Mitunter stellt sich das Problem, herauszufinden, was ein bestimmter Begriff bedeutet; das ist eine empirische Aufgabe. Der empirische Satz, welcher einen bestimmten Sprachgebrauch beschreibt, kann wahr oder falsch sein. In der 'Abkürzungsdefinition' werden Abkürzungen für eine zu lang gewordene und unpraktische Symbolsequenzen eingeführt, es wird eine Vereinbarung zur Verwendungsweise eines Ausdrucks getroffen. 'Stipulative Definitionen' können nach ihrer Angemessenheit beurteilt werden. Das Definiendum, die Abkürzung, hat keinen Wahrheitswert.

Winkler Alexandra

 Definition
(verfasst von: Winkler Alexandra)

Definition bedeutet die Bestimmung der wesentlichen Merkmale eines Begriffs. Die
Erkenntnistheorie unterscheidet die das Wesen eines Gegenstandes angegebene Real-Definition (Wesens-Definition) und die Nominal-Definition. (Worterklärung), die durch Konvention (Festlegung) oder den vorgegebenen Sprachgebrauch bestimmt wird. Diese Einteilung ist weitgehend neutral gegenüber formalen Einteilungsgesichtspunkten, die auch nicht frei von Überschneidungen sind. Von einer Definition wird gefordert, dass das Definiendum, der zu definierende Begriff, in Zusammenhängen, in denen er auftaucht, durch sein Definiens, das Definierende, das seine Bedeutung angibt, ersetzbar ist.
(Brockhaus, Enzyklopädie, F.A. Brockhaus Mannheim, 5 COT-DR)
Zuerst möchte ich die Bedeutung des Begriffs näher erläutern, da die Definition die wesentlichen Merkmale eines Begriffes bestimmt.
Begriff ist mit einem bestimmten Wort bezeichneter Vorstellungsinhalt, der sich auf Merkmale, Merkmalskombinationen und Beziehungen zwischen Merkmalen beziehen kann.
Wichtig finde ich auch das Verfahren der Definition:
Verfahren, mit dem Worte und Vorstellungsinhalte als 'Begriffe' festgelegt werden
Der gesamte Vorstellungsinhalt mit seinen Einzelmerkmalen (Definiens) wird auf ein Wort (Definiendum) übertragen. Z. B. Wort 'Student' (=Definiendum) - Vorstellungsinhalt 'Jugendlicher, männliches Geschlecht, Abschluss der Höheren Schule, Universitätsbesucher ' (=Definiens)
Gleichungsform: Definiendum = Definiens
Wozu gebraucht man Definitionen?
Damit klare Vorstellungsinhalte zur Verfügung stehen.
Damit kurze Aussagen ermöglicht werden.
Es ist dabei darauf zu achten, dass die in einer Definition verwendeten Begriffe ihrerseits vollständig eindeutig und verständlich sind und bleiben.
Interessant finde ich auch die Gültigkeit der Definition:
Realdefinition: Kriterium ist das 'Wesen einer Sache'
Nominaldefinition: Kriterium ist Zweckmäßigkeit
Die Brauchbarkeit einer Definition lässt sich nur im Hinblick auf ein genaues Untersuchungsziel entscheiden.
Literatur: (Brockhaus, Enzyklopädie, F.A. Brockhaus Mannheim, 5 COT-DR)

Dialektik

Kuenz Astrid

 Dialektik
(verfasst von: Kuenz Astrid)

Dialektik: (griech. dialekte techne, 'Unterredungskunst'); Denkweise, die die inneren Widersprüche in der Seinsverfassung der endlichen Dinge herausarbeitet und die spannungsreichen Probleme von Einheit und Vielheit, von Einzelsein und Allgemeinsein, von Bestand und Bewegung begrifflich zu entfalten sucht.
Ursprünglich Kunst der Gesprächsführung (Sophisten); von Sokrates und Platon zur philosophischen Methode ausgebildet; Wahrheitsfindung durch Rede (These) und Gegenrede (Antithese). Als formale Logik war D. neben Grammatik und Rhetorik im Mittelalter das dritte Bildungselement des Triviums im Rahmen der Artes Liberales.
Der Begriff erhielt seine heutige Prägung durch Hegel, der in der Dialektik die Grundmethode seines Philosophierens sieht.
Sie ist für ihn Denkgesetzlichkeit wie Wirklichkeitsgesetzlichkeit, da Wirklichkeit nichts anderes sei als entfalteter Geist.
Die dialektische Methode versucht das Wirkliche, vor allem sein Werden und Geschehen, durch Einbeziehung des Widersprüchlichen, des Negativen und Gegensätzlichen, zu bestimmen: Was ist und geschieht, ist und wird nur durch notwendige Korrelation zum Anderen. Die Wirklichkeit wie auch das Denken wird dann zur Einheit, zur Synthese aus These und Antithese. Mit der dreifachen Interpretation 'aufheben' (lat. negare, 'beseitigen', conservare 'bewahren', tolere 'auf eine neue Ebene hinaufheben') versucht Hegel, das dialektische Geschehen auch sprachlich zu fassen.
Die Dialektik im Hegelschen Sinne spielt heute eine große Rolle im dialektischen Materialismus, in der Existenzphilosophie (Existenz- D., Real- D.), der allgemeinen Geisteswissenschaft sowie der evangelischenTheologie (dialektische Theologie). Abgelehnt wird die D. weitgehend vom scholastischen, grundsätzlich vom wissenschaftsphilosophischen und positivistischen Denken.
Dialektische Pädagogik: argumentierende Unterredungskunst, war in Antike und Mittelalter Teil der artes liberales. Von der Pädagogik kann seit dem deutschen Idealismus als dem Versuch geredet werden, Antinomien bzw. Gegensätze zwischen päd.Theorie und erzieherischer Praxis entweder im Hegelschen Sinne auf einer höheren Stufe aufzuheben oder im Schleiermachschen Sinne über eine wechselseitige Korrektur von Prinzipien und Hypothesen zu problembewußterem und reflektierterem praktischen Handeln zu führen.
Während des pädagogsichen Aktualismus G. Gentiles den Hegelschen Gedanken aufs äußerste zugespitzt, meint die Pädagogik in der Regel den Aufweis polarer Strukturen und Spannungen (Theorie - Praxis) zum Zwecke der sachgerechteren Erkenntnis und differenzierteren Aufhellung pädagogischer Probleme und erzieherischer Handlungssituationen.
Literatur: Bertelsmann Lexikon: Band 2, 1972
Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik. Verlag Kröner, 2000.

Leitgeb Simone

 Dialektik
(verfasst von: Leitgeb Simone)

Der Begriff Dialektik entstammt dem griechischen Wort 'dialégein' und bedeutet 'sich unterhalten, Rede und Gegenrede führen'. Er bezeichnet eine 'innere Gegensätzlichkeit' und steht hauptsächlich für eine philosophische Arbeitsmethode, als deren herkömmliche Form die klassische Triade (Dreischritt) aus These, Antithese und Synthese gilt:
Eine Ausgangsposition wird durch gegensätzliche Behauptungen (These und Antithese) in Frage stellt, um in der Zusammenführung beider Positionen (Synthese) eine Erkenntnis höherer Art zu gewinnen.
Dialektik bezeichnet also die Logik des Widerspruchs und hat im Laufe der Geschichte der Philosophie unterschiedliche Bestimmungen erfahren, z.B.:
Die Kunst, mittels geschickter Unterscheidungen scheinbar widersprüchliche Lehren annehmbar zu machen (griech. Philosophie),
Die Methode, über die Wahrheit oder Falschheit der für wahr gehaltenen Meinungen zu entscheiden (Aristoteles),
Die 'Logik des Scheins', d.h. die Lehre von erklärbaren, aber nicht auflösbaren Widersprüchen (Kant).
Bei Schelling findet sich bereits die von Fichte eingeführte dialektische Triade. Hegel sah in der Dialektik die absolute Methode des Erkennens - jede These beinhaltet bereits ihre Antithese, und beide werden in der Synthese aufgehoben.
Neben der am häufigsten gebrauchten Definition von Dialektik als oben beschriebene Arbeitsmethode wird der Begriff auch als Bezeichnung
für die sich in nicht auszugleichenden Widersprüchen bewegende Entwicklung von Geschichte, Ökonomie und Gesellschaft (dialektischer Materialismus)
oder für die Fähigkeit, einen Diskussionspartner in Rede und Gegenrede zu überzeugen
verwendet.
Literatur: Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hg.): Duden Fremdwörterlexikon; Mannheim, Wien, Zürich: Dudenverlag 1990
Meyers Lexikonredaktion (Hg.): Meyers großes Taschenlexikon; Mannheim, Wien; Zürich: BI-Taschenbuchverlag 1995
Redaktion für Philosophie des Bibliographischen Instituts (Hg.): Meyers kleines Lexikon Philosophie; Mannheim, Wien; Zürich: Bibliographisches Institut 1987
Kunzmann Peter; Burkard Franz-Peter; Wiedmann Franz: dtv-Atlas zur Philosophie. Tafeln und Texte; München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG: 1991

Steiner Iris

 Dialektik
(verfasst von: Steiner Iris)

Im Laufe der Geschichte wurde der Begriff in verschiedenen Bedeutungen verwendet, die einen gemeinsamen Bezugspunkt in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes 'dialegesthai' (griech.: sich unterreden; dialektike : Unterredungskunst) besitzen. Dialektik hat ihren Ursprung im Dialog, d.h. im Hin und Her von Rede und Gegenrede, bis entweder einer der Gesprächspartner sich mit seiner Argumentation durchsetzt oder beide Partner sich schließlich bei einer gemeinsam akzeptierten Ansicht treffen, die als wahr anerkannt werden muss, insofern sich kein Widerspruch mehr erhebt.
Dieser Ursprung verweist bereits auf das später unter dieser Bezeichnung entwickelte Verfahren der Erkenntnisgewinnung, dessen Grundgedanke die dialektische Triade, der Dreischritt von These, Antithese und Synthese bildet. Der Kampf zwischen These und Antithese führt zu ständigen Modifikationen der Theorien und kann schließlich beendet werden, wenn eine der Thesen für alle am Wissenschaftsprozess Beteiligten zustimmungsfähig geworden ist oder wenn die Synthese durch eine überlegene neue Idee gefunden wird. Diese Methode entspricht auch dem Kritischen Rationalismus (>negative Dialektik ), da dieser das methodische Schwergewicht nicht auf die Bestätigung, sondern auf die Widerlegung von Theorien legt.
Die Dialektik versucht nicht bei der Analyse isolierter Größen zu verharren, sondern versucht die Wechselwirkungen (Rückkoppelungsprozesse, die sich in allen Bereichen der Wirklichkeit beobachten lassen) und daraus resultierende Veränderungen im System zu erfassen. Wirklichkeit ist demnach nicht als statisch aufzufassen sondern unterliegt einer dynamischen Entwicklung.
Karl Marx entwickelt mit Hilfe der Dialektik eine ideologiekritische Gesellschaftstheorie. Demzufolge hat der Begriff vor allem in der marxistischen Diskussion zahlreiche Erörterungen erfahren.
Literatur: H. Seiffert, G. Radnitzky ( Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie,
Ehrenwirth, München, 1989
W. Fuchs, R. Klima, R. Lautmann (Hrsg.): Lexikon der Soziologie,
2. Auflg., Westdeutscher Verlag, Opladen, 1988

Diskurs

Egle Petra

 Diskurs
(verfasst von: Egle Petra)

Diskurs (vom Lateinischen discursus = das Hin- und Herlaufen, das Auseinanderlaufen) bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch Gedankenaustausch, Erörterung, Wortwechsel, aber auch wissenschaftliche Abhandlung.
Die neuere pädagogische Literatur betont die Diskursfähigkeit als wesentliches Lernziel des selbstverantwortlichen, mündigen Menschen. Möglichkeiten zur Verwirklichung des Diskurses im pädagogischen Bereich ergeben sich v.a. im Vollzug der Metakommunikation (= kritisch reflektierende Kommunikation) und des Metaunterrichts, in dem z.B. Lerninhalte, Unterrichtsmethoden, Medien, Verhaltensnormen kritisch untersucht werden.
Diskurs kann weiters allgemein als das sukzessive, logische Fortschreiten von einem bestimmten Argument zu einem anderen durch begriffliches ('diskursives') Denken (im Gegensatz zum 'Intuitiven Denken') bezeichnet werden.
Bei M. Foucault bedeutet Diskurs spezifisch geregelte Verknüpfungen oder Formationen von Aussagen. Darunter versteht Foucault weder die Proposition (die deskriptive Aussage) noch den grammatikalischen Satz oder Sprechakt. Demgegenüber sollen die 'Aussagen' die völlig individualisierte, kontingente und reine Materialität des zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort wirklich Gesagtes bezeichnen.
Der Begriff 'Diskurs' bedeutet bei J. Habermas die durch Argumentation gekennzeichnete Form der Kommunikation, in der problematisch gewordene Geltungsansprüche zum Thema gemacht und auf ihre Berechtigung hin untersucht werden. Über die Wahrheit von Behauptungen bzw. die Richtigkeit von Aufforderungen entscheidet das Ergebnis des Diskurses (Konsesustheorie).
Das Anliegen der Diskurstheorie trifft sich in den entscheidenden Pointen mit der auf den Begriff des Dialos gestützten Argumentationstheorie der konstruktiven Wissenschaftstheorie.
Literatur: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Band 1. Herausgegeben von Jürgen
Mittelstraß. Verlag J. B. Metzler. Stuttgart 1995
Köck Peter/Ott, Hanns: Wörterbuch für Erziehung und Unterricht. 3100 Begriffe aus den
Bereichen Pädagogik, Didaktik, Psychologie, Soziologie, Sozialwesen. 5., völlig neu
bearbeitete und erweiterte Auflage. Ludwig Auer GmbH 1994
Lautmann, Rüdiger/Rammstedt, Ottheim/Wienold, Hans: Lexikon zur Soziologie. 3., völlig
neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Herausgegeben von Werner Fuchs-Heihritz.
Westdeutscher Verlag. Opladen 1994

Sparber Angelika

 Diskurs
(verfasst von: Sparber Angelika)

Der Begriff 'Diskurs' geht auf das lateinische 'discurrere' (auseinander-, durcheinander-, umherlaufen)zurück, aus dem später 'discursus' (sich-ergehen über etwas, Mitteilung) entsteht.
In weiterer Folge bedeutet 'Diskurs' soviel wie (lebhafte oder langatmige) Erörterung, (wissenschaftliche) Abhandlung, Rede, Ansprache und anderes mehr.Heute wird der Begriff in vielfältiger und oft auch verwachsener Bedeutung verwendet.
Spezielle Bedeutungen sind dabei immer an den jeweiligen Kontext bestimmter Denktraditionen, wissenschaftlicher oder philosophischer Strömungen bzw. an die Werke von Autoren gebunden.
So kann 'Diskurs' etwa als eine erfahrungsfreie und handlungsentlastete Form der Kommunikation zur Begründung von Geltungsansprüchen verstanden werden.
Literatur: Hierdeis, Helmwart & Hug, Theo: Pädagogische Alltagstheorien und erziehungswissenschaftliche Theorien, 2. Aufl., Bad Heilbrunn (Klinkhardt) 1997.

Veronika Fuchs

 Diskurs
(verfasst von: Veronika Fuchs)

Der Diskurs (lat.: discurrere = hin- und herlaufen) ist eine Methode, die Behauptungen oder Aufforderungen, die im Widerspruch liegen, durch eine dialogische Argumentation prüfen soll.
Das Ziel ist es, eine allgemeingültige Übereinstimmung zu finde, der alle im Diskurs Beteiligten durch Einsicht zustimmen können. Um zu diesem Ziel zu gelangen, werden oft Mehrheitsbeschlüsse gefällt.
Der Diskurs unterliegt drei Regeln:
Das Ziel der Teilnehmer darf nur die kooperative und argumentative Findung eines Kompromisses sein. Sie sollten sich von keinem anderen Motiv leiten lassen.
Alle Teilnehmer sind gleichberechtigt.
Das Argument, welches mehr Zustimmung erlangt, wird vorgezogen.
Diese Regeln sind aufgestellt, um die allgemeine Wahrheit und Rechtfertigung von Behauptungen und Aufforderungen so gut es geht zu erlangen.
Auf der bildungssprachlichen Ebene versteht man unter Diskurs eine systematisch aufgebaute (wissenschaftliche) Abhandlung, eine (lebhafte) Erörterung bzw. einem heftigen Wortstreit zwischen zwei Personen.
Sprachwissenschaftliche Bedeutung: Die Äußerung eines Gesprächteilhabers, die je nach seiner sprachlichen Kompetenz formuliert und tatsächlich ausgesprochen wird

Dokumentation

Sandra Nagele

 Dokumentation
(verfasst von: Sandra Nagele)

= die Zusammenstellung von Dokumenten zur Information= die Sammlung von Dokumenten und Daten; die Zusammenstellung von Unterlagen zu einem Thema oder Fachgebiet= das Sammeln, Ordnen, Nutzbarmachen/gezieltes Wiederauffinden von Dokumenten aller Art (Zusatz: ohne Rücksicht darauf, ob die dazu gehörigen 'Schriftstücke' verfügbar sind oder nicht!)Dokument = Informationsträger beliebiger Form (reproduzierbar):- Primärdokument/Informationsquelle = dokumentarische Bezugseinheit- Sekundärdokument = DokumentationseinheitDokumentationsarten:- Literaturdokumentation- Datendokumentation- FaktendokumentationZugriffsarten:- direkte Dokumentation (z.B. Volltext)- indirekte Dokumentation- Referral (Hinweis auf Institutionen)Dokumentationsobjekte:- Individuen- Ereignisse- Gegenstände- Bild/Ton- Begriffe- Numerische Daten- Publikationen
Literatur: "der kleine Duden" 1991"das Österreichische Wörterbuch" 1998"Rolf G. Henzler: Informationen und Dokumentation. Berlin u.a.: Springer, 1992"

Eklektik

Hasler Karoline

 Eklektik
(verfasst von: Hasler Karoline)

Der geistige Ertrag aller großen Philosophen müßte sich irgendwie vereinigen lassen. Irgendwie - aber wie genau? Die großen Denker widersprechen sich einander. Der Synkretismus - wie man ihn früher nannte - beruht auf dem durchaus berechtigten Respekt gegenüber den Leistungen älterer Denker. Er muß aber scheitern, weil diese sich in ihrer Sache weigern, auf einen Nenner gebracht zu werden.
Die großen Philosophen können nicht alle gleichzeitig recht gehabt haben. Aber sie waren auch nicht vollständig im Irrtum gefangen. Und so führt die Frage, wie sich der Philosoph der Geschichte der Philosophie stellen sollte, zwangsläufig zum Gedanken, überall das Beste auszuwählen: EKLEKTIK. Diese antwortet dem Synkretismus: Überall nach Wahrheit zu suchen, ist richtig; überall Wahrheit zu finden, ist unmöglich - man muss auswählen.
Man braucht nicht vor der Geschichte wegzulaufen, man braucht nicht auf widersprüchliche Weise das Ganze der Philsosphiegeschichte für die Summe der Wahrheit zu erklären - man wählt das richtige aus. Und tut das nicht im Grunde jeder Philosoph?
Wenn aber jeder Philosoph irgendwie eine Auswahl trifft - wäre es nicht viel besser, er täte dies bewußt? Diese Frage ist nicht nur eine Empfehlung der Eklektik, sondern gleichzeitig eine Frage der Eklektik.
Eine sehr wichtige Frage der Eklektik, ist, nach welchen Kriterien sie auswählt bzw. welche ihre Methode der Auswahl ist. Dazu kommt noch die Frage, ob sich nicht zwischen Auswählen und Selbstdenken ein Spannungsverhältnis auftut: Kein Philosoph kann doch bloß zuschauen, was die anderen so machen bzw. gemacht haben, und dann auswählen. Wenn aber jede Auswahl zugleich eine selbständige Verarbeitung bedeutet - ist diese dann nicht wichtiger als alle bewußte oder unbewußte Auswahl?
Eklektisch philosophieren heißt für Thomasius kritisch, nämlich in eigener Erkenntnisverantwortung philosophieren: das Bekenntnis zur Eklektik ist ein Bekenntnis zur Freiheit des Philosophierens.
Dennoch erlebt die Eklektik eine neue Blütezeit.
Gerade im negativen Sinn von 'unschöpferisch nachahmend', 'epigonal' wird der Begriff 'Eklektizismus' (dazu 'eklektisch', 'eklektizistisch') heute auf Kunst, Kultur und Architektur angewendet, und zwar gern und häufig. 'Eklektizismus' gehört zu den 'brisanten Wörtern des öffentlichen Sprachgebrauchs'.
Einer der vielen Gründe, warum der Begriff so herunterkommen und sein Sinn sich fast in das Gegenteil (unselbständige Vermischung) des ursprünglichen Gemeinten (selbständige Auswahl) verkehren konnte, ist die in der älteren Philosophiegeschichtsschreibung überall zu findende Überstülpung eines vorgefaßten negativen (Unselbständigkeit meinenden) Eklektik-Begriffs auf die Philosophiegeschichte, ohne daß man sich um historische Belege gekümmert hätte.
Dass Eklektik schwer präzis zu definieren ist, sofern man Genaueres wissen will 'als die Auswahl des Besten aus allen Philosophen', kann aber auch historisch beeinflußbar sein und sich im Lauf der Geschichte ändern.
Wer sich gerne mit Eklektik genauer befassen möchte, könnte das Buch 'Eklektik. Eine Begriffsgeschichte mit Hinweisen auf die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte' von ALBRECHT Michael (Stuttgart / Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog, 1994) zur Hilfe nehmen.
Literatur: "Eklektik. Eine Begriffsgeschichte mit Hinweisen auf die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte" von ALBRECHT Michael (Stuttgart / Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog, 1994)

Empathie

Redlechner Angelika

 Empirie
(verfasst von: Pfoser Sandra und Pirchmoser Daniela)

Eine Theorie, also eine wissenschaftliche Aussage, ist an einen methodisch geregelten Forschungsprozess gebunden. Dieser Forschungsprozess wird durch bestimmte Regeln und Mittel überprüft, um wissenschaftliche Ergebnisse hervorzubringen.
Empirie bedeutet griechisch die Erfahrung. Im eigentlichen Sinne ist damit jedoch nur die auf methodischem Weg, durch Beobachtung und Versuche, gewonnene Erfahrung gemeint.
Empirie ist somit ein Verfahren, das sich auf Erfahrung stützt, um Erkenntnisse zu gewinnen, wobei die Wiederholbarkeit und die Quantität der Untersuchungen ausschlaggebend sind.
„Eine einzelne sinnliche Wahrnehmung ist noch keine Erfahrung zu nennen; wenigstens gehören mehrere Erfahrungen dazu, um eine relative Gewissheit zu erlangen.“ (URL: http://wikipedia.org, 09.12.2005)
Empirische Methoden, auch quantitative Forschung genannt, können das Experiment, die Beobachtung, eine Befragung oder der Test sein.
Die Empirie hat wohl ihre größte Bedeutung für die Naturwissenschaften und die Medizin. Dennoch spielt sie auch für geisteswissenschaftliche Disziplinen, beispielsweise für die Philosophie, Soziologie, aber auch in der Pädagogik eine Rolle.
Zu empirischen Methoden ist kritisch anzumerken, dass die Erkenntnismöglichkeiten nur reduziert und eingeschränkt möglich sind, da durch die Verallgemeinerung und der Standardisierung des Forschungsumfeldes über den Einzelfall keine gültigen Aussagen zustande kommen können. Es gibt keine absoluten Wahrheiten. Somit kann jede, auch wissenschaftlich belegte Erfahrung jederzeit berichtigt und widerlegt werden.

Literatur: Gudjons; Herbert: Pädagogisches Grundwissen. 7.Auflage. Bad Heilbrunn (Julius Klinkhard), 2001. Schaub, Horst; Zenke, Karl G.: Wörterbuch Pädagogik. 5.Auflage. München (Deutscher Taschenbuch Verlag), 2002. Internetquellen Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Hypothese. Dokument erstellt am 04.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypothese (Stand: 09.12.2005). Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Theorie. Dokument erstellt am 07.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Theorie (Stand: 09.12.2005). Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Empirie. Dokument erstellt am 04.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Empirisch (Stand: 09.12.2005). Lexikon sociologicus- Gesellschaft. Lexikon der Grundbegriffe: Theorie. Dokument erstellt am 05.07.1999, Online im WWW abrufbar unter URL: http://www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/s_z/theorie.htm (Stand: 09.12.2005).

anonymus

 Empathie
(verfasst von: anonymus)

Empathie ist die die Fähigkeit, in der mittelbaren und unmittelbaren Interaktion das Erleben einer anderen Person nachvollziehen und damit besser verstehen sowie deren zukünftige Handlungsweisen genauer abschätzen zu können. Nach L. Krappmann muss Empathie zusammen mit Rollendistanz, Ambiguitätstoleranz und Identitätsdarstellung im Sozialisationsprozess erlernt werden, damit Ich-Identität überhaupt erst möglich werden kann.
Literatur: Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik, (15.Aufl.), 2000, Stuttgart

Empirie

Pfoser Sandra und Pirchmoser Daniela

 Empirie
(verfasst von: Pfoser Sandra und Pirchmoser Daniela)

Eine Theorie, also eine wissenschaftliche Aussage, ist an einen methodisch geregelten Forschungsprozess gebunden. Dieser Forschungsprozess wird durch bestimmte Regeln und Mittel überprüft, um wissenschaftliche Ergebnisse hervorzubringen.
Empirie bedeutet griechisch die Erfahrung. Im eigentlichen Sinne ist damit jedoch nur die auf methodischem Weg, durch Beobachtung und Versuche, gewonnene Erfahrung gemeint.
Empirie ist somit ein Verfahren, das sich auf Erfahrung stützt, um Erkenntnisse zu gewinnen, wobei die Wiederholbarkeit und die Quantität der Untersuchungen ausschlaggebend sind.
„Eine einzelne sinnliche Wahrnehmung ist noch keine Erfahrung zu nennen; wenigstens gehören mehrere Erfahrungen dazu, um eine relative Gewissheit zu erlangen.“ (URL: http://wikipedia.org, 09.12.2005)
Empirische Methoden, auch quantitative Forschung genannt, können das Experiment, die Beobachtung, eine Befragung oder der Test sein.
Die Empirie hat wohl ihre größte Bedeutung für die Naturwissenschaften und die Medizin. Dennoch spielt sie auch für geisteswissenschaftliche Disziplinen, beispielsweise für die Philosophie, Soziologie, aber auch in der Pädagogik eine Rolle.
Zu empirischen Methoden ist kritisch anzumerken, dass die Erkenntnismöglichkeiten nur reduziert und eingeschränkt möglich sind, da durch die Verallgemeinerung und der Standardisierung des Forschungsumfeldes über den Einzelfall keine gültigen Aussagen zustande kommen können. Es gibt keine absoluten Wahrheiten. Somit kann jede, auch wissenschaftlich belegte Erfahrung jederzeit berichtigt und widerlegt werden.

Literatur: Gudjons; Herbert: Pädagogisches Grundwissen. 7.Auflage. Bad Heilbrunn (Julius Klinkhard), 2001. Schaub, Horst; Zenke, Karl G.: Wörterbuch Pädagogik. 5.Auflage. München (Deutscher Taschenbuch Verlag), 2002. Internetquellen Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Hypothese. Dokument erstellt am 04.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypothese (Stand: 09.12.2005). Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Theorie. Dokument erstellt am 07.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Theorie (Stand: 09.12.2005). Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Empirie. Dokument erstellt am 04.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Empirisch (Stand: 09.12.2005). Lexikon sociologicus- Gesellschaft. Lexikon der Grundbegriffe: Theorie. Dokument erstellt am 05.07.1999, Online im WWW abrufbar unter URL: http://www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/s_z/theorie.htm (Stand: 09.12.2005)

Empirische Sozialforschung

Schertler Patrizia

 Empirische Sozialforschung
(verfasst von: Schertler Patrizia)

empirisch = mit Sinnesorganen erfassbare Erfahrung Die empirische Sozialforschung ist ein System zur Erfassung und Deutung sozialer Tatbestände. Das heißt, dass die empirische Sozialforschung soziale Tatbestände (wie z.B.: das menschliche Verhalten,...) untersucht. Die Regeln sind dabei veränderbar. Das Erfassen von Aspekten der sozialen Wirklichkeit ist Theorienbezogen (Theorien sind Erklärungsversuche gesellschaftlicher Zusammenhänge). Die empirische Sozialforschung umfasst jenen Bereich der theoretischen Aussagen die an den realen Erfahrungen geprüft werden können. Es gibt qualitative und quantitative Forschungsmethoden. (Qualitative wären z.B. Standardisierte, strukturierte Interviews. Quantitative hingegen wären unstrukturierte, eher individuell gestaltete Interviews.) Bei der empirischen Sozialforschung gibt es jedoch keine ideale Methode, sondern nur geeignete oder ungeeignete. Empirismus = Philosophische Lehre die als einzige Erkenntnisquelle die Sinneserfahrung, die Beobachtung und daExperiment gelten lässt.
Literatur: Quelle: Duden, Das Fremdwörterbuch, Band 5, Prof. Dr. Günther Drasdowski (Hg.,u.a.)

Empirismus

Kronthaler Astrid

 Empirismus
(verfasst von: Kronthaler Astrid)

Empirismus (gr.- lat.) der;-:philosophische Lehre, die als einzige Erkenntnisquelle die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten läßt; empirisch - erfahrungsgemäß; aus der Erfahrung, Beobachtung lernen.
Die Lehre, dass alle Gegebenheit nur Erfahrungsgegebenheit, vor allem, dass alle Erkenntnis nur empirische Erfahrung sei. Eine absolute Gültigkeit von Gesetzen, Werten und Normen wird abgelehnt, ebenso alles An- und Eingeborensein bestimmter Ideen, Grundsätze im Menschen. Was er jeweils ist, sei er geworden durch Erfahrung, Gewohnheit, eventuell auch Erziehung. Da als Erfahrung im Allgemeinen nur die Sinneserfahrung gilt, ist der Empirismus immer auch ein Sensualismus. Hauptvertreter: F. Bacon, J. Locke , D. Hume , J. S. Mill.
Erkenntnistheoretische Position, die die sinnliche Erfahrung als einzige Quelle der Erkenntnis zuläßt.
Der Empirismus ( Erfahrung) bildete sich in England und ging von John Locke aus. Er behauptete, dass nichts in unserem Verstand sein kann, was wir nicht beobachtet haben. So war die Beobachtung die Grundlage für alle wissenschaftlichen Aussagen . Die gelehrten der damaligen Zeit wollten nun für die Geistesbewegung einen leicht verständlichen Namen finden. So kam es, dass das Wort Aufklärung sich als bestbietendes Wort anbot. Die Aufklärung war eine geistige Bewegung, die vom ständischen Bürgertum getragen wurde. Das oberste Ziel der Aufklärung war es, den Menschen zu einer von Vernunft geleiteten Persönlichkeit zu machen. Man glaubte, dass dem Verstand des Menschen keine Grenzen gesetzt sind, und man deshalb auch zu vollständigen und höchsten Vollkommenheit kommen kann.
Der phänomenalistische Empirismus behauptet, alle Erfahrung von physischen Objekten aus der Erfahrung von Sinnesdaten rekonstruieren zu können. Er bestreitet jede Form von Notwendigkeit für Erfahrungssätze und führt die Notwendigkeit von Sätzen auf Konventionen oder Bedeutungspostulate zurück, so daß uns notwendige Sätze nichts über die Wirklichkeit mitzuteilen vermögen.
Grundbegriffe des Empirismus
von Werner Stangl
Dem Wissenschaftler geht es darum, Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung aufzudecken, die zum Verständnis der von ihm beobachteten Phänomene beitragen. Dabei lassen sich zwei 'Typen' von Wissenschaftlern bzw. zwei Vorgangsweisen unterscheiden:
Der Empiriker argumentiert, daß man nur genügend Einzelbeobachtungen zusammentragen muß, um das komplexe Beziehungsgefüge zwischen diesen isolierten Informationen erkennen zu können. Der Empiriker lehnt die Vorwegnahme dieser Beziehungen ab und steht so im Gegensatz zum
Theoretiker, der von einem Bezugssystem ausgeht und sich in seinen Forschungen von den daraus abgeleiteten Implikationen führen läßt (Argument der Ökonomie!)
Das englische Gegenstück zum deutschen Rationalismus, der Empirismus, macht die Erfahrung zu einer zentralen Grundlage seiner Philosophie:
Jedes Wissen ist abhängig von der Erfahrung und unterliegt ihrer Kontrolle
Gedanken zur Objektivität
Empirismus
Das Bedürfnis teils eines konkreten Inhalts gegen die abstrakten Theorien des Verstandes, der nicht für sich selbst aus seinen Allgemeinheiten zur Besonderung und Bestimmung fortgehen kann, teils eines festen Halts gegen die Möglichkeit, auf dem Felde und nach der Methode der endlichen 8/106 Bestimmungen alles beweisen zu können, führte zunächst auf den Empirismus, welcher, statt in dem Gedanken selbst das Wahre zu suchen, dasselbe aus der Erfahrung, der äußeren und inneren Gegenwart, zu holen geht.
Zusatz. Der Empirismus verdankt seinen Ursprung dem Bedürfnis eines konkreten Inhalts und eines festen Halts, welchem Bedürfnis die abstrakte Verstandesmetaphysik nicht zu genügen vermag. Was hierbei das Konkrete des Inhalts anbetrifft, so ist es überhaupt darum zu tun, daß die Gegenstände des Bewußtseins als in sich bestimmt und als Einheit unterschiedener Bestimmungen gewußt werden. Nun aber ist, wie wir gesehen haben, dies bei der Verstandesmetaphysik, nach dem Prinzip des Verstandes, keineswegs der Fall. Das bloß verständige Denken ist auf die Form des abstrakt Allgemeinen beschränkt und vermag nicht zur Besonderung dieses Allgemeinen fortzuschreiten. So begab sich z. B. die alte Metaphysik daran, durch das Denken auszumitteln, was das Wesen oder die Grundbestimmung der Seele sei, und es hieß dann, die Seele sei einfach. Diese der Seele zugeschriebene Einfachheit hat hier die Bedeutung der abstrakten Einfachheit mit Ausschließung des Unterschiedes, welcher, als Zusammengesetztheit, als die Grundbestimmung des Leibes und dann weiter der Materie überhaupt betrachtet wurde. Nun aber ist die abstrakte Einfachheit eine sehr dürftige Bestimmung, wodurch der Reichtum der Seele und dann weiter des Geistes keineswegs zu erfassen ist. Indem so das abstrakt metaphysische Denken sich als unzureichend erwies, sah man sich genötigt, zur empirischen Psychologie seine Zuflucht zu nehmen. Ebenso verhält es sich mit der rationellen Physik. Wenn hier z. B. gesagt wurde, daß der Raum unendlich sei, daß die Natur keinen Sprung tue usw., so ist dies durchaus unbefriedigend der Fülle und dem Leben der Natur gegenüber.
Der Empirismus hat diese Quelle einerseits mit der Metaphysik selbst gemein, als welche für die Beglaubigung ihrer Definitionen - der Voraussetzungen sowie des bestimmteren Inhalts - ebenfalls die Vorstellungen, d. h. den zunächst von der Erfahrung herrührenden Inhalt zur Gewähr hat. Andernteils ist die einzelne Wahrnehmung von der Erfahrung 8/107 unterschieden, und der Empirismus erhebt den der Wahrnehmung, dem Gefühl und der Anschauung angehörigen Inhalt in die Form allgemeiner Vorstellungen, Sätze und Gesetze usf. Dies geschieht jedoch nur in dem Sinne, daß diese allgemeinen Bestimmungen (z. B. Kraft) keine weitere Bedeutung und Gültigkeit für sich haben sollen als die aus der Wahrnehmung genommene, und kein als in der Erscheinung nachzuweisender Zusammenhang Berechtigung haben soll. Den festen Halt nach der subjektiven Seite hat das empirische Erkennen darin, daß das Bewußtsein in der Wahrnehmung seine eigene unmittelbare Gegenwart und Gewißheit hat.
Es liegt im Empirismus dies große Prinzip, daß, was wahr ist, in der Wirklichkeit sein und für die Wahrnehmung da sein muß. Dies Prinzip ist dem Sollen entgegengesetzt, womit die Reflexion sich aufbläht und gegen die Wirklichkeit und Gegenwart mit einem Jenseits verächtlich tut, welches nur in dem subjektiven Verstande seinen Sitz und Dasein haben soll. Wie der Empirismus, erkennt auch die Philosophie nur das, was ist; sie weiß nicht solches, was nur sein soll und somit nicht da ist. - Nach der subjektiven Seite ist ebenso das wichtige Prinzip der Freiheit anzuerkennen, welches im Empirismus liegt, daß nämlich der Mensch, was er in seinem Wissen gelten lassen soll, selbst sehen, sich selbst darin präsent wissen soll. - Die konsequente Durchführung des Empirismus, insofern er dem Inhalte nach sich auf Endliches beschränkt, leugnet aber das Übersinnliche überhaupt oder wenigstens die Erkenntnis und Bestimmtheit desselben und läßt dem Denken nur die Abstraktion und formelle Allgemeinheit und Identität zu. - Die Grundtäuschung im wissenschaftlichen Empirismus ist immer diese, daß er die metaphysischen Kategorien von Materie, Kraft, ohnehin von Einem, Vielem, Allgemeinheit, auch Unendlichem usf. gebraucht, ferner am Faden solcher Kategorien weiter fortschließt, dabei die Formen des Schließens voraussetzt und 8/108 anwendet und bei allem nicht weiß, daß er so selbst Metaphysik enthält und treibt und jene Kategorien und deren Verbindungen auf eine völlig unkritische und bewußtlose Weise gebraucht.
Zusatz. Vom Empirismus erging der Zuruf: Laßt das Herumtreiben in leeren Abstraktionen, schaut auf eure Hände, erfaßt das Hier des Menschen und der Natur, genießt die Gegenwart, - und es ist nicht zu verkennen, daß hierin ein wesentlich berechtigtes Moment enthalten ist. Das Hier, die Gegenwart, das Diesseits sollte mit der leeren Jenseitigkeit, mit den Spinnengeweben und Nebelgestalten des abstrakten Verstandes vertauscht werden. Hiermit wird dann auch der in der alten Metaphysik vermißte feste Halt, d. h. die unendliche Bestimmung gewonnen. Der Verstand klaubt nur endliche Bestimmungen heraus; diese sind an sich haltlos und wankend, und das auf denselben errichtete Gebäude stürzt in sich zusammen. Eine unendliche Bestimmung zu finden, war überhaupt der Trieb der Vernunft; es war aber noch nicht an der Zeit, dieselbe im Denken zu finden. So faßte denn dieser Trieb die Gegenwart auf, das Hier, das Dieses, welches die unendliche Form an sich hat, wenn auch nicht in der wahrhaften Existenz dieser Form. Das Äußerliche ist an sich das Wahre, denn das Wahre ist wirklich und muß existieren. Die unendliche Bestimmtheit also, die die Vernunft sucht, ist in der Welt, wenngleich in sinnlich einzelner Gestalt, nicht in ihrer Wahrheit. - Näher ist nun die Wahrnehmung die Form, worin begriffen werden sollte, und dies ist der Mangel des Empirismus. Die Wahrnehmung als solche ist immer ein Einzelnes und Vorübergehendes; dabei bleibt jedoch das Erkennen nicht stehen, sondern dasselbe sucht in dem wahrgenommenen Einzelnen das Allgemeine und Bleibende auf, und dies ist der Fortgang von der bloßen Wahrnehmung zur Erfahrung. - Um Erfahrungen zu machen, bedient sich der Empirismus vornehmlich der Form der Analyse. In der Wahrnehmung hat man ein mannigfach Konkretes, dessen Bestimmungen auseinandergelegt werden sollen wie eine Zwiebel, deren Häute man ablöst. Diese Zergliederung hat also den Sinn, daß man die zusammengewachsenen Bestimmungen auflöst, zerlegt und nichts hinzu tut als die subjektive Tätigkeit des Zerlegens.

Epistemologie

Mair Veronika

 Epistemologie
(verfasst von: Mair Veronika)

'Der Ausdruck 'Epistemologie' wird oft gleichbedeutend mit 'Erkenntnislehre' bzw. 'Erkenntnie-' oder 'Wissenschaftstheorie' verwendet und ist vor allem im französischen und anglo-amerikanischen Sprachraum verbreitet. im engeren Sinne beziehen sich epistemologische Fragen auf Probleme der Strukturierung von Aussagen im Hinblick auf Begriffe wie 'glauben', 'meinen', 'wissen', 'für wahr halten' oder'für wahrscheinlich halten' bzw. deren Verwendungszusammenhänge.'
Literatur: Hierdeis, Helmwart; Hug , Theo: Pädagogische Alltagstheorien und erziehungswissenschaftliche Theorien, Ein Studienbuch zur Einführung, 2.Auflage, Bad Heilbrunn 1997 (Klinkhardt),S. 24

Erkenntnistheorie, Epistemologie

Wiedemann Uwe

 Erkenntnistheorie, Epistemologie
(verfasst von: Wiedemann Uwe)

'Die Erkenntistheorie bzw. Epistemologie (engl. theory of knowledge oder epistemology; franz. théorie de la connaissance) ist die philosophische Disziplin, die die menschliche Erkenntnis hinsichtlich ihrer Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen untersucht. Sie ist eng verwandt mit der epistemischen Logik.Bruno Erdmann bestimmt die Erkenntnistheorie als die Wissenschaft, deren Aufgabe es ist, die allen Einzelwissenschaften gemeinsamen Voraussetzungen über die materialen Grundlagen unseres Erkennens zu untersuchen.Der Terminus Erkenntnistheorie entstammt dem Gedankenkreis der Kantianer der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Krug, Reinhold). In die philosophische Terminologie wurde er endgültig durch Zeller eingeführt. (Über Aufgabe und Bedeutung der Erkenntnistheorie, 1862).Als Begründer der Erkenntnistheorie kann Parmenides angesehen werden. Er erklärte Wahrnehmung und Denken aus der Mischung der Stoffe im Körper. Im Denken sah er eine natürliche Tätigkeit des menschlichen Körpers. Wir finden bei ihm eine klare Unterscheidung von Sinneserkenntnis und Denken, die einander allerdings unvermittelt gegenüberstehen. Nach Parmenides kann nur das Denken zur Erkenntnis des wahren Seins führen.Empedokles versucht das Wesen der Sinneserkenntnis durch seine Theorie der Poren und Ausflüsse zu erklären. Er nahm an, daß die Sinnesorgane Poren besitzen, in welche die Ausflüsse, die sich von allen Körpern in Form unsichtbarer Teilchen absondern, eindringen.Nach Demokrit werden alle Körper durch die Vereinigung der ewigen, unteilbaren Atome gebildet. Die verschiedenen Gegenstände mit ihren Eigenschaften sind der sinnlichen Wahrnehmung unmittelbar zugänglich. Die Wahrnehmung und die darauf gründende Meinung ist nur eine dunkle Erkenntnis. Um das Wesen der Dinge, die Atome und das Leere, zu erkennen, muß das Denken, die echte Erkenntnis hinzutreten. Demokrit versuchte, den unmittelbaren Charakter der Sinneswahrnehmung zu erklären, indem er alle Wahrnehmungen auf eine Art Berührung der Atome zurückführte. Er schuf eine Abbildtheorie, nach der alle Körper ständig Atome aussenden, die Bilder (eidola), welche Sinnesorgane berühren und dadurch die Wahrnehmung ermöglichen.Nach Platon kommt wahres Sein nur den ewigen und unveränderlichen Ideen zu. Gegenstände bilden lediglich Nachbildungen, Abschattungen der Ideen und nehmen eine Mittelstellung zwischen Sein und Nichtsein ein. (Phaedon 48, 49, 50). Die Erkenntnis der Ideen wird durch die Seele vollzogen, die ihr Werk am besten verrichten kann, wenn sie von den Einflüssen des Körpers befreit ist. Alles Erkennen ist nur Wiedererinnern, denn die Seele besitzt bereits alle Kenntnisse (Phaedon 20). Sie erinnert sich der Ideen, die sie früher, in ihrer körperlosen Existenz schaute. Die Erkenntnis der Ideen, die in Form der Begriffe erfolgt, ist für Platon allein wahre Erkenntnis. Daneben unterscheidet Platon noch die mathematische Erkenntnis, die zwischen Vernunft und bloßer Meinung steht, und die Sinneswahrnehmung, die kein Wissen, sondern nur Meinungen ergibt (Staat VI, 21; Theätet 30). Platons Erkenntnistheorie ist eine frühe Variante des Apriorismus.Von großer Bedeutung für die Entwicklung der Erkenntnistheorie sind die Auffassungen des Aristoteles. Er kritisiert eingehend die Ideenlehre von Platon, die das Allgemeine verselbständigt und verabsolutiert (Metaphysik A 9). Er sucht im Gegensatz zu Platon das Allgemeine in den Einzeldingen und erklärt es für die ewige Form, die der Materie gegenüber primär sei, ihr Gestalt und Bewegung verleihe und ihr Wesen bilde (Metaphysik B 3, 4). Die Form (oder Gestalt) des menschlichen Körpers ist die Seele (De anima II 1). Mit ihrem Wahrnehmungsvermögen erkennt sie die einzelnen Gegenstände und Eigenschaften, mit dem Denkvermögen, das vom Körper unabhängig ist, die Formen, das Wesen, wobei sie die Vorstellungsbilder, die aus der Wahrnehmung zurückbleiben, benutzt (De anima III 8). Die Erkenntnis muß mit der sinnlichen Wahrnehmung beginnen und dann zum Denken übergehen, welches das Sinnenmaterial verarbeitet.Francis Bacon begründet den Empirismus. Der Ursprung alles Wissens liegt in der Sinneserfahrung. Bacon stellt die Aufgabe, 'die Stufen der Gewißheit zu bestimmen, die sinnliche Wahrnehmung durch Rückführung auf ihre Gründe zu sichern, aber das den Sinnen folgende Spekulieren des Geistes zu verwerfen, um so dem Verstande einen neuen, unfehlbaren Weg von der sinnlichen Wahrnehmung aus zu eröffnen und zu sichern' (Organon, Vorrede). Die Erkenntnis ist nach Bacon darauf gerichtet, die Eigenschaften und Gesetze der Natur zu vermehren. Sie muß von den Sinnen und vom Einzelnen ausgehend durch Vergleich und Experiment stufenweise zu immer höheren Verallgemeinerungen aufsteigen, so daß man erst auf dem Gipfel zu den allgemeinen Sätzen gelangt. (Organon I 19, 104). Die wahre Methode der Erkenntnis ist die Induktion, die mit planmäßig durchgeführten Experimenten zu verbinden ist.Die wichtigste erkenntnistheoretische Aufgabe bestand für Descartes in der Ausarbeitung einer allgemeinen Methode, die es gestattet, zu sicheren und beweisbaren Erkenntnissen zu kommen, die einen solchen Grad von Klarheit und Gewißheit haben wie die Mathematik (Regeln zur Leitung des Geistes IV 2; IV 4 - 5). Unter der Methode verstand er sichere und einfache Regeln, mit denen jeder, der sie peinlich genau beachtet, zu wahrer Erkenntnis gelangen kann. Der Hauptinhalt der Methode besteht aus vier Regeln, die folgendes besagen:Nur das als wahr anzuerkennen, was klar und ohne jeden Zweifel ist; alle Schwierigkeiten in möglichst viele Teilprobleme zerlegen, um sie nacheinander zu lösen; stets bei den einfachsten und am leichtesten zu erkennenden Gegenständen zu beginnen; überall vollständige Übersichten und Aufzählungen anzufertigen (Abhandlung über die Methode II 14 - 17). Der Erkenntnisbegriff von Descartes ist an der Geometrie orientiert. Erkennen bedeutet, einen Gegenstand in seine einfachsten Elemente zu zerlegen und ihn daraus aufzubauen. Daher ist das Wichtigste zunächst das Erfassen des Einfachsten. Darin besteht das Geheimnis der ganzen Methode (Regeln zur Leitung des Geistes VI 5). Die einfachen Elemente werden intuitiv erkannt, und von ihnen werden alle weiteren Erkenntnisse deduktiv abgeleitet. Intuition und Deduktion sind die beiden Erkenntnisweisen, die zur Wahrheit führen. Alle anderen Erkenntnisweisen, wie die Erfahrung, sind als verdächtig und irreführend zurückzuweisen (Regeln zur Leitung des Geistes III 4; III 9). Die einfachen, intuitiv erfaßten Wahrheiten, die das Fundament aller weiteren deduktiven Erkenntnis bilden, sind von Natur in unseren Seelen, es sind angeborene Ideen, die der Verstand bereits in sich vorfindet (Abhandlung über die Methode VI 6).Nach Descartes besteht alles Erkennen in reiner Verstandestätigkeit, im intuitiven Erfassen der angeborenen Ideen und in der deduktiven Ableitung. Nur der Verstand ist befähigt, die Wahrheit zu erkennen, die Sinneswahrnehmung ist keine Quelle der Erkenntnis, kann aber den Verstand in gewissen Fällen unterstützen (Regeln zur Leitung des Geistes VIII 12).Aus allen Verstandeserkenntnissen folgt nicht, daß es eine materielle Welt gibt, sondern nur daß es sie geben kann. Um die Existenz der objektiven Realität zu beweisen, macht Descartes den Umweg über den Beweis der Existenz Gottes. Aus Gottes Wahrhaftigkeit leitet er ab, daß die sinnlichen Wahrnehmungen Wirkungen der materiellen Gegenstände seien, weil Gott den Menschen nicht betrügen könne (Betrachtungen über die Grundlagen der Philosophie VI).Spinoza geht von der einen unteilbaren Substanz aus, die durch sich selbst existiert, deren Wesen zugleich die Existenz einschließt. Das Wesen der Substanz - das Spinoza auch Gott oder Natur nennt - kommt in ihren Attributen zum Ausdruck, deren es unendlich viele gibt. Attribute der Substanz sind Ausdehnung und Denken, die Substanz ist zugleich ein ausgedehntes und ein denkendes Ding (Ethik II 1; II 2). Die Substanz mit ihren Attributen tritt in Erscheinung in Gestalt der Modi. Die materiellen Körper sind Modi des Attributs Denken, die beide miteinander übereinstimmen, da sie die gleiche Ursache haben (Identität von Denken und Sein).Nach Spinoza ist die Ordnung und Verknüpfung der Ideen dieselbe wie die Ordnung und Verknüpfung der Dinge (Ethik II, 7). Dadurch, daß die Ideen mit den Dingen übereinstimmen, sind sie wahr (Ethik I, 6). Das Erkennen ist auf die Dinge gerichtet, nicht auf die Ideen, es soll ein getreues Bild der Natur liefern (Abhandlung über die Läuterung des Verstandes 22).Spinoza unterscheidet drei Gattungen der Erkenntnis. Die Erkenntnis der ersten Gattung umfaßt die unsichere Erfahrung, die verworrene sinnliche Wahrnehmung der Einzeldinge und die Erkenntnis aus Zeichen, d. h. aus Lernen oder Mitteilung. Die Ideen dieser Erkenntnisarten sind inadäquat und verworren, sie sind die einzige Quelle der Falschheit. Die Erkenntnis der zweiten Gattung ist das Vernunftwissen aus den Gemeinbegriffen (notiones communes) und adäquaten Ideen, und die dritte Gattung ist die anschauende und intuitive Erkenntnis. Nur die zweite und dritte Gattung der Erkenntnis führen zur Wahrheit (Ethik II 40 Anm 2; 41, 42; Abhandlung über die Läuterung des Verstandes 15 - 16). Ausgangspunkt der Erkenntnis sind die einfachen Begriffe, die klar und deutlich und folglich wahr sind. Mit Hilfe der Definitionen und der klaren und deutlichen Gemeinbegriffe können die weiteren Ideen in der Ordnung abgeleitet werden, die der Ordnung der Dinge entspricht.Hobbes sieht in der sinnlichen Wahrnehmung die Grundlage allen Wissens (Lehre vom Körper I 6, 1). Die Wahrnehmungen im menschlichen Bewußtsein sind Abbilder der Dinge. Jedoch sind Sinnesqualitäten wie Farbe, Wärme, Ton usw. nicht in den Objekten, sondern nur im wahrnehmenden Bewußtsein, obgleich sie durch die Einwirkung der Objekte auf die Sinne erzeugt werden. Um die Vorstellungen und Ideen von den Dingen im menschlichen Bewußtsein zu bezeichnen und das Wissen anderen Menschen mitteilen zu können, haben die Menschen in Form der Worte Namen geschaffen, welche Zeichen für die Gedanken und mittelbar auch für die Gegenstände sind. Das Denken besteht nach Hobbes darin, daß die Namen miteinander verbunden oder getrennt werden. Es ist ein Rechnen mit Zeichen (Lehre vom Körper I 1, 2).Locke stellt sich die Aufgabe, den Ursprung, die Sicherheit und die Ausdehnung des menschlichen Wissens zu untersuchen (Über den menschlichen Verstand I 1, 2). Er begründet den Sensualismus ausführlich. Locke setzte sich ausführlich mit der Theorie der angeborenen Ideen auseinander und versuchte eine umfassende und detaillierte Analyse der Bewußtseinsprozesse beim Erkennen zu geben.Wie Bacon und Hobbes sah Locke in der Sinneserfahrung die Quelle aller Erkenntnis. Doch anders als diese unterschied er zwischen Sinneswahrnehmung (sensation) und Selbstwahrnehmung (reflection). Diese beiden Formen der Erfahrung sind die Quelle aller Ideen (Über den menschlichen Verstand II 1, 2). Locke unterschied zwei Arten von Ideen, nämlich einfache und zusammengesetzte (Über den menschlichen Verstand II 2, 1). Die einfachen Ideen entstehen unmittelbar aus der äußeren und inneren Erfahrung. Die zusammengesetzten sind Kombinationen von einfachen Ideen, die der Verstand schafft. Die einfachen Ideen der äußeren Erfahrung, die Wahrnehmungen der Gegenstände, haben einen objektiven Ursprung und sind teils Abbilder der Eigenschaften der Gegenstände, teils aber haben sie keine Ähnlichkeit mit den Eigenschaften, durch die sie verursacht werden. Die ersten Eigenschaften nennt Locke primäre Qualitäten. Dazu rechnet er Solidität, Ausdehnung, Gestalt, Bewegung, Ruhe und Anzahl. Die zweiten nennt er sekundäre Qualitäten, wozu er Farben, Töne, Geschmack, Geruch usw. rechnet. Die sekundären Abbilder sind keine, aber sie entstehen durch die Wirkung der primären Qualitäten der unsichtbaren Teilchen auf die Sinnesorgane und hörten auf, sekundäre Qualitäten zu sein, wenn wir die primären ihrer kleinsten Teilchen entdecken könnten (Über den menschlichen Verstand II, 8, 9, 10; 23, 11).Die einfachen Ideen bilden das einzige Material, das dem Verstand für seine Tätigkeit zur Verfügung steht. Es ist nichts im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war. Die Verstandestätigkeit besteht im Unterscheiden, Vergleichen und Zusammensetzen der einfachen Ideen. Durch Abstraktion bildet der Verstand allgemeine oder zusammengesetzte Ideen, d. h. er faßt die einzelnen Ideen einer Reihe von Gegenständen zusammen, wodurch sie zu Repräsentanten für viele Dinge und ihre Namen zu allgemeinen Namen werden (Über den menschlichen Verstand II, 11, 9). Die allgemeinen Ideen werden nur gebildet, um jede Idee gesondert zu bezeichnen. In der Realität entspricht den allgemeinen Namen nichts. Alle Erkenntnis beschränkt sich darauf, die Eigenschaften der Einzeldinge zu erfassen. Das Wesen der Dinge ist unerkennbar (Über den menschlichen Verstand II 23, 29).Locke unterscheidet drei Arten der Erkenntnis, die intuitive, die demonstrative und die sensitive. Die intuitive Erkenntnis ist die klarste und sicherste. Sie besteht darin, daß der Geist die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung zweier Ideen unmittelbar durch Anschauung erfaßt. Bei der demonstrativen Erkenntnis stellt der Geist die Übereinstimmung der Ideen nicht unmittelbar, sondern unter Zuhilfenahme anderer Ideen, durch Schlußfolgerung und Beweis fest. Die sensitive Erkenntnis ist unsicherer, doch vermittelt sie ein sicheres Wissen von der Existenz der einzelnen sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände (Über den menschlichen Verstand II 2, 1, 2; 2, 14).Leibniz verfaßte zu Lockes Werk Über den menschlichen Verstand eine Gegendarstellung unter dem Titel Neue Versuche über den menschlichen Verstand. Auf Lockes programmatische Feststellung, daß nichts im Verstand sei, was nicht zuvor in den Sinnen war, erwiderte Leibniz, daß dieser Satz einer Erkenntnis bedürfe: Es ist nichts im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war, mit Ausnahme des Verstandes selbst (Neue Versuche über den menschlichen Verstand II 2, 2). Während nach Descartes Gott anläßlich jedes Erkenntnisaktes eingreifen muß, um die Übereinstimmung zwischen Körper und Geist herzustellen, hat Gott nach Leibniz eine prästabilierte Harmonie sowohl zwischen den Dingen als auch zwischen dem Körper und dem Geist geschaffen, so daß sie wie zwei gleichgehende Uhren immer übereinstimmen (Neue Untersuchungen über den menschlichen Verstand IV 11).Locke hat in seinem Essay behauptet, daß unmittelbares Objekt des Wissens und Erkennens die Ideen (Wahrnehmungen, Vorstellungen, Begriffe) in unserem Bewußtsein seien (Über den menschlichen Verstand IV 1,1). Berkeley akzeptiert diese These und zog daraus den Schluß, daß alle Objekte nur im Bewußtsein existieren, daß folglich Existieren gleich Wahrnehmen ist (Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis I III).Auch für Hume stammen alle Bewußtseinsinhalte aus der Erfahrung, doch im Unterschied zu Berkeley, für den sie alle Ideen sind, unterscheidet Hume zwischen Gedanken oder Vorstellungen (ideas) und Eindrücken (impressions). Die Eindrücke, die Wahrnehmungen sind die unmittelbaren Gegebenheiten. Sie sind daher stark und eindringlich. Die Gedanken oder Vorstellungen sind nur Abbilder der Eindrücke und daher schwach und weniger eindringlich. Die Gedanken beruhen sämtlich auf unseren unmittelbaren Wahrnehmungen. Soll unseren Begriffen ein Sinn zukommen, dann muß man die zugrunde liegenden Wahrnehmungen zeigen können. Läßt sich nicht zeigen, daß einem Begriff eine Wahrnehmung entspricht, dann ist er einfach sinnlos, dann ist das Wort nur eine Zusammensetzung von Lauten ohne Inhalt (Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand II). Daraus folgt, daß alle Begriffe, die etwas Allgemeines widerspiegeln, keinen Sinn haben, denn für das Allgemeine läßt sich keine Wahrnehmung zeigen.Erkennen besteht für Hume in der Assoziation von Bewußtseinsinhalten, wobei die assoziative Verknüpfung nach bestimmten Regeln erfolgt, die auf die Relationen zwischen den Vorstellungen zurückgehen. Die Relationen sind teils unveränderliche, teils veränderliche. Die ersten, die relations of ideas, ergeben sich intuitiv durch bloße Vergleichung der Ideen im Bewußtsein. Sie bilden den Gegenstand der Geometrie, Algebra und Arithmetik und werden durch die reine Tätigkeit des Verstandes entdeckt. Die zweiten dagegen, die matters of fact, sind nicht gewiß. da sie der Erfahrung entstammen (Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand IV). Hume spricht den mathematisch-logischen Erkenntnissen eine von der Erfahrung unabhängige Geltung und Gewißheit zu.Alle Verknüpfung von Tatsachen gründet sich auf die Beziehung von Ursache und Wirkung, denn nur vermöge dieser Vorstellung können wir über die Evidenz unseres Gedächtnisses und unserer Sinne hinausgehen. Die Beziehung von Ursache und Wirkung läßt sich nicht durch Denken erkennen. Sie stammt aus der Erfahrung, und das bedeutet, daß sie lediglich eine Folge unserer Gewohnheit ist. Die wahre Erkenntnis beschränkt sich also auf die - nach Hume - von der Erfahrung unabhängige Mathematik, in allen anderen Bereichen aber ist der menschliche Verstand schwach. Die letzten Grundkräfte und Prinzipien sind der menschlichen Wißbegierde und Forschung ganz und gar verschlossen.Kant ging von der Existenz der Dinge an sich aus. Die Dinge an sich, die außerhalb des Bewußtseins existieren, affizieren die Sinne und bewirken dadurch die sinnliche Anschauung. Durch diese werden uns Gegenstände gegeben. Doch die Anschauung allein bleibt blind, wenn nicht das begriffliche Denken hinzutritt. Alle Erkenntnis entspringt aus der sinnlichen Anschauung und dem Verstand. Während bei den englischen Empiristen die empirische Erfahrung mit der Sinneswahrnehmung zusammenfällt, unterscheidet Kant in der sinnlichen Anschauung ebenso wie im Denken reine und empirische Elemente.Weitere wichtige erkenntnistheoretische Positionen sind der Skeptiszismus,, der Realismus, der Idealismus, die stoische Erkenntnistheorie und der Solipsismus.Zu den interessantesten Probleme und Beispielen der Erkenntnistheorie gehören das Admetos-Dilemma, der Genius malignus und das Honig-Beispiel.'
Literatur: http://www.phillex.de/epistem.htm

Erklären vs. Verstehen

Disztinger Christiane

Mark Petra - Cornelia

Essay

Bott Alexandria Andrea

Evaluation

Endrizzi Markus

Fritsch Elisabeth

Plattner Karin

Exkurs

Claudia Seewald

Experiment

Dirnhammer Günther

Stöger Sonja

Explikation

Dirnhammer Günther

Exposé
- Ossanna Natascha

Exzerpt

eva wopfner

Ezyklopädie

Aussermaier Anina

Fallstudie

Sief Birgit

Falsifikation

Weissbacher Magda

Falsifizierbarkeit

Klaus Niedermair

Fragebogen

Wolf Oli

Frauen- und Geschlechterforschung

Prantner Isabella

Funktionalismus

Dirnhammer Günther

Gesetz

Dirnhammer Günther

Graue Literatur

Maria Bahl

Hardcover

Teresa Droop

Hermeneutischer Zirkel

Dirnhammer Günther

Geisler Sabine

Morandell Barbara

Vogler Gerlinde

Heuristik

Dolle Kitty

Haller Evelyn

Hypothese

Dirnhammer Günther

Hypothese
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

'Hypothesen' sind vorläufige Annahmen über Zusammenhänge zwischen realen Phänomenen; sie besitzen meist die Struktur von Wenn-dann oder Je-desto-Aussagen. Wesentliche Kriterien für 'Hypothesen' sind die logische und empirische Überprüfbarkeit, die Beziehung zu bestimmten Theorien, die Begründbarkeit sowie Informativität und relative Neuheit. Nach Auffassung Poppers soll die wissenschaftliche Vorgehensweise dahingehend angelegt sein, aufgestellte 'Hypothesen' zu widerlegen (Falsifikationismus). 'Hypothesen' gelten in diesem Sinne nur als vorläufig wahr, und zwar so lange, bis sie falsifiziert werden.

 Pfitscher Johannes

 Hypothese
(verfasst von: Pfitscher Johannes)

'Hypothese [zu griechisch hypòtheisis 'die Grundlage'] eine wiederspruchsfreie Aussage, deren Geltung nur vermutet ist und die in den Wissenschaften als Annahme eingeführt wird, um mit ihrer Hilfe schon bekannte, wahre Sachverhalte zu erklären.Hypothetische, allgemeine Geltung beanspruchende Aussagen gelten als empirisch begründet, wenn sie durch passende Verallgemeinerung (Generalisierung) endl. vieler singulärer Tatsachen gewonnen sind. Die mit wahrscheinlichkeitstheoretischen Methoden beurteilte Bestätigung empirischer Hypothesen schließt die in der Regel experimentelle Überprüfung der Folgerungen aus diesen Hypothesen mit ein. Werden Hypothesen zur Erklärung von Tatsachen nur versuchsweise eingeführt, so spricht man von Arbeitshypothesen, den in der Regel ersten Schritt auf dem Weg zu einer wissenschaftlich begründeten empirischen Theorie.'
Literatur: herausgegeben von der Lexikonredaktion des Bibliographischen Instituts; aus Meyers Grosses Taschenlexikon, Band 10; Begriff: Hypothese, Seite 152; 1981, Mannheim-Wien-Zürich

 Raffeiner Sara

 Hypothese
(verfasst von: Raffeiner Sara)

'Hypothese H. sind Vorahnnahmen über Bedingungszusammenhänge. Als wissenschaftliche H. müssen sie einige formale Kriterien erfüllen. In diesem Sinne sind sie empirisch überprüfbare Vorahnnahmen über den Zusammenhang zwischen unabhängigen - also determinierenden - Variablen und abhängigen, also determinierten Variablen. Der unterstellte Zusammenhang darf sich nicht auf einmalige oder zufällige Kontingenzen zwischen den Variablen beziehen, sondern muß eine berechenbare Regelhaftigkeit unterstellen. Forschungsh. können nur dann als empirisch überprüfbar angesehen werden, wenn sie als Beobachtungssätze formuliert sind, deren Richtigkeit oder Unrichtigkeit anhand exakter Beobachtung, Messung, Befragung anhand standardisierter Instrumente oder exakter Inhaltsanalyse (Dokumentanalyse) überprüft werden kann. Als regelhaft kann der Zusammenhang zwischen Determinanten und Determiniertem dann angesehen werden, wenn die Häufung des raum -zeitlichen Zusammentreffens von mindestens 2 Variablen nicht mehr durch den bloßen Zufall erklärt werden kann, das Ergebnis also 'signigfikant' (Signifikanz) ist. Die Regelhaftigkeit in sozialwissenschaftlichen H. ist niemals absolut, sondern kann lediglich in Wahrscheinlichkeitstendenzen (Wahrscheinlichkeit) ausgedrückt werden. Die Grenzen, innerhalb derer eine H. als 'richtig' akzeptiert werden kann, beruhen auf Konventionen. Sie sind also wissenschaftliche Vereinbarungen. Die Prüfung der H. zielt im übrigen nicht auf den Beweis , dass der angenommene Bedeutungszusammenhang richtig ist, sondern darauf, dass er nicht widerlegt werden kann (Falsifikationsprinzip nach Popper). Eine überprüfte H. hat nur Gültigkeit, solange sie empirisch nicht widerlegt werden kann. Sozialarbeiter arbeiten sowohl in ihrer diagnostisch-begutachtenden als in der beratenden und intervenierenden Arbeit ständig mit H. Im ersten Bereich formulieren sie Erklärungsh. - etwa über die Entstehungsbedingungen einer kriminellen Karriere im Jugendgerichtsbereich -, im intervenierenden Bereich gehen sie davon aus, dass bestimmte Maßnahmen oder Interventionen bestimmte Effekte beim Klienten hervorrufen werden. In der praktisch diagnostischen (Diagnose) oder beratenden Arbeit (Beratung) wird sehr gern auf - in der Psychologie oder Soziologie entwickelte - General- oder Omnibus-H. (=alles erklärende H.) zurückgegriffen. so z.B. auf die sogenannte Broken-Home-H., nach der sehr verschiedenartige Devianzprobleme von Kindern oder Jugendlichen - z.B. Schuleschwänzen, Suchtprobleme, Aggressivität, Resignation, suicidale Tendenzen - aus gestörten Familienverhältnissen erklärt werden. Solche Omnibus-H. sind insofern in der praktischen Arbeit unbrauchbar, weil sie nicht erklären können, wieso im Fall a) Drogenprobleme und im Fall b) Eigentumsdelikte aus den gestörten Familienverhältnissen resultieren. Der Sozialarbeiter ist immer dann zur Formulierung eigener H. gezwungen, wenn ihm im Zusammenhang mit richterlichen Entscheidungen Prognosen oder Kausalerklärungen abverlangt werden. I.d.R. ist festzustellen, dass sozialarbeiterische H. eher dem Kriterium der subjektiven Evidenz oder des 'common sense' folgen als dem Kriterium der Falsifizierbarkeit.'
Literatur: Manfred Laimer Herausgegeben vom deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge: Fachlexikon der sozialen Arbeit; Frankfurt, 1986, 2. Auflage.

Wegmann Viktoria

 Hypothese
(verfasst von: Wegmann Viktoria)

Hypothese: Behauptung einer Tatsache, deren Überprüfung noch aussteht. Hypothesen werden als Hilfsmittel empirischer Forschung verwendet: Aus einer Theorie über einen Forschungsgegenstand werden Hypothesen abgeleitet, deren empirische Überprüfung anhand wissenschaftlicher Forschungsmethoden entweder der Theorie nicht widerspricht oder im Falle eines Widerspruchs eine Änderung der Theorie veranlaßt etc. In der Inferenzstatistik (als Werkzeug empirischer Forschung) werden zwei Arten von Hypothesen unterschieden: Die aus einer neuartigen Theorie sich ergebende eigentliche Forschungshypothese (z.B. 'die Populationen A und B unterscheiden sich.') wird als Alternativhypothese bezeichnet. Dieser wird eine Nullhypothese zur Seite gestellt, welche anhand herkömmlicher, häufig einfacherer theoretischer Überlegungen das Gegenteil der Alternativhypothese behauptet (z.B. 'Die Population A und B unterscheiden sich nicht. Beobachtbare Stichprobenunterschiede sind das Ergebnis von Zufallseinflüssen.'). Geprüft wird sodann die Nullhypothese: Haben die empirisch festgestellten Ergebnisse bei angenommener Gültigkeit der Nullhypothese eine sehr geringe, zuvor festgelegte Auftretenswahrscheinlichkeit, dann entscheidet man sich gegen die Nullhypothese, anderenfalls behält man sie bis auf weiteres bei.
Literatur: D. Leutner Günter Endruweit, Gisela Trommsdorff: "Wörterbuch der Soziologie". Stuttgart (Deutscher Taschenbuchverlag, Enke Verlag) 1989.

Zoglauer Markus

  Hypothese
(verfasst von: Zoglauer Markus)

Hy·po·the·se <f.; -,="" -n="">
1 unbewiesene Voraussetzung, Unterstellung
2 noch unbewiesene Annahme als Hilfsmittel für wissenschaftl. Erkenntnisse
[Hypothesen sind Konstrukte von fragmentarischen Informationen
Wenn von vielen als geeignet angesehen = Wahrscheinlichkeit
Hypothese = Vermutung von Gesetzmäßigkeit, Vermutete Antwort (vielleicht)
Hypothese [die; griechisch, 'Unterstellung”], Annahme, Voraussetzung; ein Mittel zur Erkenntnisgewinnung (auch Heuristik), zu den wissenschaftlichen Methoden gehörig.
Die Hypothese soll erklären, geht also über die bloße Beschreibung hinaus. Sie gibt Gründe an, die (nur) wahrscheinlich sind. Hypothesen sind Vorstufen zur Theorie. Für ein und denselben Sachverhalt kann es mehrere Hypothesen geben, die miteinander in Wettbewerb treten. - Arbeitshypothesen sind nicht auf endgültige Erklärung, sondern auf Beschleunigung und Erleichterung der wissenschaftlichen Arbeit gerichtete Hypothesen. Oft sind Theorien aus erkenntnistheoretischen Gründen nicht erreichbar, z. B. in der Metaphysik; hier ist die Hypothese das letzte Mittel bzw. die letzte Stufe der Klärung.
Hypothese (griechisch: Voraussetzung, Grundlage), in Philosophie und Naturwissenschaft Bezeichnung für eine wahrscheinlich richtige Annahme, mit Hilfe derer bestimmte Tatsachen erklärt werden können. Eine Hypothese ist immer (noch) nicht begründet oder bewiesen. Doch wären ohne ihre Annahme beobachtete Phänomene bzw. errechnete oder gemessene Werte nicht erklär- bzw. deutbar. In den Wissenschaften haben Hypothesen zudem die Funktion, Voraussagen über zukünftige Ereignisse zuzulassen. Werden Hypothesen durch gewonnene Erkenntnisse bestätigt (verifiziert), kann aus dem System von Annahmen, Folgerungen und Begründungen eine verbindliche Theorie entstehen. In den Naturwissenschaften ist zudem der Terminus der hypothetisch-deduktiven Methode gebräuchlich (siehe Deduktion); hierbei wird das System von Hypothesen, auf denen eine Theorie beruht, gestützt bzw. widerlegt durch Beobachtung im Experiment, bisweilen auch durch einfache Erfahrung. Eine Hypothese ist eine Aussage, die ohne mit Sicherheit als wahr erkannt zu sein, für bestimmte Zwecke angenommen wird, z.B. für wissenschaftliche Erklärungen oder Voraussagen. Der Ausdruck 'Wissen wird heute so allgemein verwendet, daß er solches 'hypothetisches Wissen” einschließt. Gemäß dem aristotelischen und später dem rationalistischen Erkenntnisideal ist wissenschaftliche Erkenntnis auf sicheres Wissen (Episteme) beschränkt. Hypothetisches Wissen wäre danach zum bloßen Meinen (Doxa) zu zählen und dürfte in der wissenschaftlichen Entwicklung höchstens ein Provisorium bilden. Das Vordringen der empirischen Wissenschaften hat zunächst diese alten Wissenschaftlichen nicht in Frage gestellt, sondern nur die Forderung nach einer Neubegründung gestützt: nicht die Vernunft, sondern die sinnliche Erfahrung sollte der Pfeiler werden, der alles Wissen trägt noch im Positivismus der Dreißigerjahre wurde die Verifizierbarkeit aller nichttautologischen Aussagen verlangt. Diese Forderung diente sogar zur Formulierung eines empiristischen Sinnkriteriums: was nicht prinzipiell verifizierbar ist, wäre danach nicht bloß wissenschaftlich nicht fundiert, sondern kognitiv sinnlos.
Diese Auffassung erwies sich angesichts der Zielsetzungen der Naturwissenschaften als unhaltbar. Denn diesen Wissenschaften geht es um die Aufstellung von Gesetzen, die prinzipiell nicht verifizierbar sind. Die Einsicht, daß Naturgesetze empirisch unbeweisbar sind, geht letztlich auf D. Hume zurück. Er hatte nämlich gezeigt, daß es logisch ausgeschlossen ist, von wahren Aussagen über die Vergangenheit rein logisch auf wahre Sätze über die Zukunft zu schließen. Gäbe es verifizierbare Naturgesetze, so hieße dies, daß die fraglichen Gesetze aus wahren Beobachtungsaussagen über Vergangenes logisch abgeleitet worden wären. Da man mit Hilfe solcher Gesetze Aussagen über die Zukunft herleiten kann, wäre uns damit eine Ableitung von Zukünftigen aus Vergangenem geglückt, im Widerspruch zu der erwähnten Einsicht. Popper formulierte daher das Falsifizierbarkeitskriterium, welches die prinzipielle empirische Widerlegbarkeit von Aussagen verlangt. Er setzte sich damit in einen zweifachen Gegensatz zum älteren Wiener Kreis: Erstens sollte dadurch der logischen Natur wissenschaftlicher Gesetzesaussagen, welche stets die Form von Allsätzen haben, Rechnungen getragen werden. Zweitens war dieses Kriterium von Popper nicht als Sinnkriterium, sondern nur als Abgrenzungskriterium zwischen Wissenschaft und Metaphysik intendiert.
Mit der These von der prinzipiellen Falsifizierbarkeit oder empirischen Widerlegbarkeit der Naturgesetze hatte die Einsicht in den hypothetischen Charakter alles naturwissenschaftlichen Wissens aber nur die erste Stufe erklommen. Eine bestimmte Fehlerquelle menschlichen Ratens auf wissenschaftlicher Ebene war lokalisiert worden:: Falsches wird aufgrund bisheriger positiver Daten für richtig gehalten. Dazu gibt es die duale Gefahr, daß man Richtiges aufgrund scheinbar dagegen sprechender Daten für falsch hält und verwirft. Statistische Hypothesen bilden gerade deshalb ein schwieriges Thema, weil wir hier gleichzeitig beiden Irrtumsgefahren ausgesetzt sind. Analoges gilt für kombinierte strikt All- und Existenzsätze.
Am radikalsten vertritt Quine den Gedanken vom hypothetischen Charakter all unseres Wissens. Ein Vergleich mit den überkommenen Vorstellungen von der Erkenntnis soll dies verdeutlichen, wobei wir uns teilweise der kantianischen Terminologie bedienen. Während sehr langer Zeit glaubte man an drei Grundpfeiler unseres Wissens: synthetische Erkenntnisse a priori, analytische Wahrheiten und diejenigen Gewißheit, die auf Sinneserfahrung beruhen. Die verschiedenen Schulen unterscheiden sich in erkenntnistheoritischer Hinsicht hauptsächlich dadurch, wie sie die Hauptlast des Wissens auf diese drei Pfeiler verteilen. Kant engte den Umfang der ersten Erkenntnisart beträchtlich ein: erfahrungsunabhängiges Wissen beschränkt sich auf die Mathematik sowie auf die letzten Prinzipien der naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Frege und der Logizismus ordneten auch die mathematische Erkenntnis dem logisch-analytischen Wissen zu. Und die modernen Empiristen negierten überhaupt die Existenz synthetisch-apriorischer Prinzipien. Als Begründer dafür werden u.a. die radikalen wissenschaftlichen Umwälzungen in der Physik der letzten hundert Jahre herangezogen. Wäre z.B. das Kausalprinzip wirklich, wie Kant glaubte, eine apriorische Voraussetzung der Naturwissenschaften, dann wäre die Quantenphysik mit ihren Indeterminismus nicht nur falsch, sondern nicht einmal theoretisch möglich. Auf diese Weise wurde die Anzahl der Pfeiler, die unser Wissen tragen, auf zwei reduziert.
Doch auch die absolut sichere Beobachtungsasis ist eine Fiktion. In dieser Hinsicht geht Quine konform mit einer Reihe anderer Denker, wie Popper und Goodman, die ebenfalls Argumente gegen das von den älteren Positivisten 'Gegebene” und das sichere Wissen davon vorgebracht hatten. Andererseits haben einige neuere Denker, wie Polányi und Kuhn der 'Theorienbeladenheit aller Beobachtungen” der Erfahrung alle Objektivität absprechen und jeder wissenschaftlichen Theorie eine 'eigene Welt” zuordnen. Der sich in diesen Auffassungen widerspiegelnde kulturelle Relativismus schmälert nach Quine in unberechtigter Weise die Rolle der Beobachtungen in den modernen Naturwissenschaften. Allerdings können wir nach ihm, zum Unterschied von der Auffassung der Empiristen und auch von Popper, niemals isolierte Hypothesen mit den Beobachtungen konfrontieren, sondern nur unser gesamtes Wissensgebäude.
Mit seinen scharfsinnigen Argumenten gegen die analytisch-synthetisch-Dichotomie hat Quine den letzten noch verbliebenen Pfeiler sicheren Wissens zerstört. Der Begriff der Analytizität beruht
auf dem höchst problematischen Begriff der Bedeutung eines Ausdrucks. Undeutlich und verschwommen ist der Bedeutungsbegriff, weil es kein klares Kriterium der Bedeutungsgleichheit gibt. Die Auszeichnung gewisser Sätze als analytisch hat oft für die Wissenschaften nachteilige Folgen, da hierdurch gewisse Sätze von jeder möglichen Revision ausgenommen und damit der wissenschaftlichen Fortschritt zunächst gehemmt und später im Rückblick trivialisiert wird. Erklärt man etwa das zweite Gesetz von Newton für eine bloße Definition der Kraft oder den relativistischen Zusammenhang zwischen Masse und Energie für eine Neudefinition von 'Energie”, so erweckt man den Eindruck, als werde z.B. durch die spezielle Relativitätstheorie 'nichts weiter” geleistet als einige Begriffe neu zu definieren, während ursprünglich der Versuch solcher 'bloßer Neudefinitionen” den Widerstand gegen die neue Theorie begründete. Nach Quine soll nichts von möglicher wissenschaftlicher Revision ausgenommen werden. So gelangt er zu der Konsequenz, daß es überhaupt keine Wissenspfeiler gibt. Er drückt die Situation, in der wir uns als erkennende und forschende Wesen befinden, gern durch das Bild v. Neuraths aus, wonach wir Schiffern gleichen, die ihr Schiff auf hoher See umbauen müssen, ohne jemals einen Hafen anlaufen zu können, um es dort aus vollkommenen Bestandteilen neu aufzubauen.

Theorien werden häufig mit Hypothesen oder mit Systemen von Hypothesen gleichgesetzt. Diese Gleichsetzung ist, zumindest im Fall naturwissenschaftlicher Theorien, sowohl aus historischen wie aus systematischen Gründen inadäquat. Über 2.. Jahre hielten die Physiker an der Theorie Newtons fest: doch sie verknüpft mit dieser Theorie zahllose verschiedene Hypothesen. Auch in den modernsten Theorien finden an der Peripherie fast tägliche Änderungen statt, ohne daß die Theorie dadurch ihre Identität verlöre. Der Strukturalismus versucht, diesen intuitiven Unterschied zu präzisieren. Die Basis einer physikalischen Theorie besteht danach aus zwei Teilen, nämlich einer mathematischen Grundstruktur und einer Menge von intendierten Anwendungen, die sich teilweise ausschließen, zum Teil aber überdecken. Der Basis entspricht eine empirische Grundhypothese, welche besagt, daß die mathematische Struktur in allen Anwendungen gilt, und daß darüber hinaus diese Anwendungen durch 'Nebenbedingungen” miteinander verknüpft sind. Spezielle Gesetze der Theorie werden in analoger Weise gedeutet, wobei die mathematische Struktur speziellere Gestalt hat und die Anwendungen nur einen Teil der Basis zugeordneten Anwendungen ausmachen. Die einem Spezialgesetz zugeordnete empirische Hypothese wird ganz analog gebildet wie im Fall der Basis. Alle diese geordneten Paare, bestehend aus einer mathematischen Struktur und einer Menge intendierter Anwendungen, heißen Theorienelemente. Sie fügen sich für die einzelnen historischen Zeitpunkt zu einem Netz über der Basis zusammen. Und diesem Netz entspricht die Hierarchie der den Elementen dieses Netzes korrespondierenden Hypothesen. Dem Strukturalismus ist es einerseits geglückt, konkrete physikalische Theorien in ihrem inneren Aufbau zu analysieren. Andererseits konnte dadurch die Kluft zwischen Wissenschafstheorie und Wissenschaftshistoriker überbrückt werden. Dies ist deshalb von großer Wichtigkeit, weil die Arbeiten führender Wissenschaftshistoriker bei den Theoretikern den Eindruck hinterließen, daß in deren geschichtlicher Betrachtungsweise die Naturwissenschaften und deren Hypothesen wie irrationale Phänomene behandelt werden, was einen radikalen historischen Relativismus impliziere. Unberechtigte Anklagen solcher Art wurden vor allem gegen T. S. Kuhn erhoben.
3 Merkmale v. Hypothesen
* Generalisierbarkeit (allgemein)
* in einem sinnvollen Konditionalsatz (wenn, dann)
* falsifizierbar (widerlegbar sein)
Typen von Hypothesen
Grundvoraussetzung: Allgemeinheitsgrad (keine Singulärsätze)
Universelle Hypothese: für alle Fälle (eines Bereiches) (Alle Menschen haben best. Emotionen.)
Existentielle Hypothese: mindestens ein Fall (einer kann sich 70 Zahlen merken)
Hypothese über Anteile: Behauptung über begrenzten Anteil (80-95% Rechtshänder)
stochastische Hypothesen = nicht deterministisch
Zusammenhangshypothese: z.B. wenn es kalt ist erkranken Menschen eher an Grippe, als wenn es warm ist.
Unterschiedshypothese: zwischen zwei Gruppen z.B. Mann und Frau – Temperament
Veränderungshypothese: z. B. Rezidivrisiko von Deprissiven (bei Medikation oder keiner Medikation)
Entstehung von Hypothesen
- alltägliches wird fragwürdig
- kein echtes Verfahren, Hilfstechniken Datenanalyse
- intensive Beschäftigung und gute Beschreibung
- Erkundungssuche
- kreativer Prozeß
- Diskussion von Fragestellungen
- egal wie -> Überprüfung
in Psychologie
- empirische Hypothesen, d.h. Aussage über die Wirklichkeit
- Logik als Instrument
- Vergleich mit Daten aus der Wirklichkeit
- Vorgehensweise
Verifizierung - Falsifizierung – Bestätigung
Wahrheit - Falschheit
Verfizierung: Hypothese als wahr bewiesen
Falsifiziert: Hypothese als falsch bewiesen.
Vorbedingungen für Überprüfbarkeit
Widerspruchsfreiheit:
Hypothesen, Komplex, Theorie ohne inneren Widerpsruch,
d.h. nicht Behauptung & Gegenteil in einem
(Allkohol senkt und steigtert Rekationszeit)
oft schwierig feststellbar -> formale Sprache wenig Beachtung
Kritisierbarkeit:
mögliche Ergebnisse, die Falsifizieren oder Bewährung senken
nicht kritisierbar: 'Kräht der Hahn auf dem Mist, änder sich...'
immer wahr, d.h. erklärt alles und nichts prinzipiell: aus logischen Gründen unüberprüfbar
faktisch: mangelnde Operationalisierung, vage Begriffe
Operationalisierung:
Begriffe einer Hypothese -> beobachtbare Daten aggressives Verhalten -> Beschimpfung, Schlagen, Anrempeln...Hypothese vor Prüfung: Hypothese soll nicht täuschen sondern nützen
Qualitätskriterien für Hypothese und Prüfung
empirischer Gehalt: Grad der transportierten Information unkritisierbare Hypothese: keine Information Informationsgehalt ~ Zahl der Falsifikationsmöglichkeiten
Literatur: Das Grosse Bertelsmannlexikon 2001. © 2000
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000
Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe Band II / Josef Speck
Internet:
http://www.informatik.uni-muenchen.de/~michahel/RefServ/expsych.htm

 Idealtypus

Niedermair Klaus

 Idealtypus
(verfasst von: Niedermair Klaus)

Das Konzept des Idealtypus ist von Max Weber [1864-1920] im Rahmen seiner verstehenden Soziologie entwickelt worden und ein Arbeitsmittel interpretativer Sozialforschung. "Er wird gewonnen durch einseitige Steigerung eines oder einiger Gesichtspunkte und durch Zusammenschluß einer Fülle von diffus und diskret, hier mehr, dort weniger, stellenweise gar nicht, vorhandenen Einzelerscheinungen, die sich jenen einseitig herausgehobenen Gesichtspunkten fügen, zu einem in sich einheitlichen Gedankengebilde" (Weber 1968 S. 235; ursprünglich 1904; Hervorhebungen im Original). Idealtypen sind durch Interpretation gewonnene prägnante bilder z.B. der typischen Unternehmerpersönlichkeit.Verdichtung und Übersteigerung machen die eigentümliche Zwischenstellung des Idealtypus zwischen Theorie und Empirie aus. "Er ist keine Hypothese, aber will der Hypothesenbildung die Richtung weisen. Er ist nicht eine Darstellung des Wirklichen, aber er will der Darstellung eindeutige Ausdrucksmittel verleihen" (Weber 1968 S. 234). Da die Konstruktion von Idealtypen durchaus den Anspruch erhebt, neue Einsichten in die Wirklichkeit zu vermitteln, ist die wie immer vermittelte umfassende Kenntnis der Bezugsrealität unerläßlich.
Quelle: http://www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal/glossar/html/i3.htm

 Impressum

BM

 Impressum
(verfasst von: BM)

Impressum,
das; -s,-pressen 1. Vermerk des presserechtlich Verantwortlichen in Zeitungen, Zeitschriften oder auf einem Flugblatt 2. Anzeige des Verlagsortes, der Druckerei, der Auflage und des Copyrights in Büchern
Literatur: Aus Langenscheidts Fremdwörterbuch (http://www.langenscheidt.aol.de/ergebnis.htm)

Index

Nagele Nadja

 Index
(verfasst von: Nagele Nadja)

Laut Wörterbuch ist ein Index ein 'alphabetisches Verzeichnis' von Namen, Orten, Bezeichnungen, usw. Unser Index ist ein dynamisches Verzeichnis von Internet- und Newsgroup-Seiten. Mit jedem neuen Interneteintrag wächst dieser Index weiter - Tag für Tag. Außerdem durchsucht unsere Suchtechnologie täglich die Verknüpfungen auf weitere neue Inhalte. Mittels Ihrer Suchanfrage per Wort- oder Satz-Eingabe setzen Sie diese komplexe Technologie in Gang, die Sie schnell und gründlich zur gesuchten Information bringt.
Netguide pflegt einen Volltextindex, d. h. jedes Wort und sei es noch so einfach, wird indexiert. Dies ermöglicht vor allem die Suche nach Textstellen wie 'Sein oder Nichtsein'. www.netguide.at/help/ - 12k

Webster's Dictionary beschreibt einen 'Index' als sequentielle Anordnung von Material. Unser Index ist eine große, wachsende, organisierte Ansammlung von Web-Seiten und Diskussionsgruppen-Seiten aus der ganzen Welt. Der 'Index' wird jeden Tag größer, während Leute die Adressen neuer Web-Seiten dort eintragen. Wir haben auch ein Verfahren, um das Web nach Verweisen auf neue Seiten zu durchsuchen. Wenn Sie unseren Suchdienst verwenden, durchsuchen Sie die gesamte Ansammlung mit Hilfe von Schlüsselwörtern oder Phrasen.
www.archaeologie-online.de/suche.php - 22k

Unser Index ist eine große, wachsende, organisierte Ansammlung von Web-Seiten und Diskussionsgruppen-Seiten aus der ganzen Welt. Der 'Index' wird jeden Tag größer, Sie können auch Adressen neuer Web-Seiten eintragen. Mit einem speziellen Verfahren werden wir dann alle Inhalte unter dieser Adresse durchsuchen.
www.videoforum.de/suchtips.shtml - 8k

 Induktion

Dirnhammer Günther

 Induktion
(lat. includere: einführen, herbeiführen)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

'Induktion' bezeichnet den Schluß vom beobachtbaren Einzelfall auf allgemeine Gesetze. Diesem Schluß liegt die Annahme zugrunde, daß die Eigenschaften einer Reihe gleichgearteter Dinge allen gleichgearteten Dingen eigen sind. In der modernen Wissenschaftstheorie bezeichnet 'Induktion' eine Form von Schlüssen, in der aus einzelnen Aussagen über einen Gegenstandsbereich eine allgemeine Aussage abgeleitet wird, ohne daß sich die Folgerung sich logisch notwendig ergäbe.

Kölbersberger Sonja

 Induktion
(verfasst von: Kölbersberger Sonja)

Das Wort Induktion stammt vom lateinischen 'inductio' - Einführung und bezeichnet philosophisch den logischen Schluß vom Besonderen auf das Allgemeine, in der Annahme, daß die Eigenschaften eine Reihe gleichgearteter Dinge, allen gleichgearteten eigen sind.
Induktion vom lateinischen 'das Hineinführen' ab und wird als wissenschaftliche Methode definiert, vom besonderen Einzelfall auf das Allgemeine, Gesetzmäßige zu schließen, wobei die Deduktion als Gegensatz zur Induktion verstanden wird.
Das Induktionsprinzip wird u.a. als Methode in den empirischen Erziehungswissenschaften angewandt. Dabei werden von besonderen allgemeine Sätze abgeleitet, aus welchen man schließlich eine Hypothese oder Theorie erstellt, die dann folglich entweder verifiziert oder falsifiziert wird. Somit ergibt sich z.B. aus der Beobachtung von weißen Schwänen die Hypothese 'alle Schwäne sind weiß', die dann allerdings durch die Tatsache, daß es auch schwarze Schwäne gibt, falsifiziert wird.
Literatur: Fremdwörterlexikon, Richard von Kienle 1964
Duden Fremdwörterbuch 1997

Induktion versus Deduktion

Marold Christian

  Induktion versus Deduktion
(verfasst von: Marold Christian)

Induktion: [lat. inducere einführen, herbeiführen, veranlassen] es gibt verschiedene Bereiche, wo das Wort Induktion gebraucht wird, wie zum Beispiel in der Physik, der Genetik, der Psychopathologie, der Mathematik und der Logik. Genau bei den letzten zwei genannten wird es für uns interessant, denn Mathematik und Logik hängen zwar nicht sehr eng beieinander, sind aber wichtig für wissenschaftliches Arbeiten.
In der Mathematik vollständige I: Läßt sich ein Satz für die vollständige Zahl 1, eine beliebige natürliche Zahl n und n+1 beweisen, so gilt er für alle natürlichen Zahlen. Logisch ist die vollständige I. ein deduktiver Schluss, da sie das Bildungsgesetz der natürlichen Zahlen als Obersatz verwendet.
In der Logik: wahrheitskonservierender Erweiterungsschluss, d.h. Schluss von beobachteten Gegebenheiten auf die (meist potentiell unendliche) Menge nicht beobachteter gleichartiger Gegebenheiten, also von Besonderem auf Allgemeines oder von Beobachtungen auf Gesetzmäßigkeiten. I.schlüsse lassen sich nicht mit einem mechanisch anwendbarem Regelsystem, wie dem der deuktiven Logik(--> Deduktion) begründen oder beweisen.
Das führt auf das I.problem der Erfahrungswissenschaften: Wie können - wenn nicht logisch- wissenschaftliche Allgemeinaussagen gewonnen und ihre Geltung begründet werden? Während der logische Empirismus die Realwissenschaften als induktive Wissenschaften verstand und induktive Methoden zu entwickeln sucht, ist heute Poppers Lösung der Theoriegewinn durch kreative, intuitive Verallgemeinerung und der Theorieprüfung durch Vergleich deduktiver Folgerung mit Erfahrungsdaten weithin anerkannt.
Induktion (Logik), in der Logik das Verfahren, vom besonderen Einzelfall auf das Allgemeine, Gesetzmäßige zu schließen, im Gegensatz zum umgekehrten Vorgang der Deduktion. Der Induktion liegt die Annahme zugrunde, daß, wenn sich etwas bei einer Reihe von beobachteten Ereignissen als wahr erweist, es sich bei allen gleichartigen Ereignissen als wahr erweisen wird. Die Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit hängt dabei von der Anzahl der beobachteten Ereignisse ab. Eines der einfachsten Beispiele für ein induktives Vorgehen ist die Auswertung von Meinungsumfragen, bei denen die Antworten eines relativ geringen Prozentsatzes der Gesamtbevölkerung auf diese hochgerechnet werden.
Alle Kater sind schwarz.
Felix ist ein Kater.
Felix ist schwarz.
Das war eine Deduktion (Schluss von der Praemissa maior und der Praemissa minor auf die Conclusio). Aus (A) und (B) folgt (C ) zwingend. Diese Form des Schließens finden wir häufig in der Mathematik und in der klassischen Logik. Der Deduktionsschluss ist apodiktisch, das heißt notwendig wahr. Er ist also wahrheitsbewahrend und insoweit konservativ.
Deduktion: [lat. deducere ableiten, herleiten], Wahrheitsdefinite, nach den Regeln der formalen Logik mechanisch beweisbare Ableitungen von Sätzen aus anderen, gegebenen Sätzen. Haben die abgeleiteten Sätze einen kleineren Geltungsbereich als die gegebenen Sätze, so ist die Deduktion der Schluss vom Allgemeinen auf das Besondere (vs. Induktion). Die deduktive Prüfung ist ein Grundbestandteil moderner Lösungen des Induktionsproblems.
Deduktion (lateinisch deducere: ableiten, herleiten), in der Logik jene Art der Beweisführung, bei welcher eine bestimmte Aussage aus einer oder mehreren anderen Aussagen abgeleitet werden. In gültigen deduktiven Beweisführungen muß ein Schluß wahr sein, wenn alle Prämissen wahr sind. Geht man von der Voraussetzung aus, daß alle Menschen fehlbar sind, und Philosophen Menschen sind, dann kann man logisch folgern, daß Philosophen fehlbar sind. Dieses ist ein Beispiel für einen Syllogismus , ein Beweis bei dem zwei Prämissen gegeben sind und ein logischer Schluß gezogen wird. Deduktion ist immer korrekt, wenn alle Ableitungsschritte durch logische Dedutkionsregeln gerechtfertigt sind. Die formale Logik bestimmt dabei, welche Schlüsse zulässig sind.
Es gibt dann noch die Möglichkeit der Abduktion, hier ist die Möglichkeit, dass die Konklusion wahr ist relativ gering. Ein Beispiel:
Alle Kater sind schwarz.
(C )Felix ist schwarz.
Felix ist ein Kater. (??) --> Kohle oder Schornsteinfeger sind auch schwarz
Literatur: Dorsch Psychologisches Wörterbuch, hrsg. Von Hartmut Häcker, Verlag Hans Huber
"Induktion" (Logik), Microsoft Encarta 97 Enzyklopädie. 1993 - 1996 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
"Deduktion", Microsoft Encarta 97 Enzyklopädie. 1993 - 1996 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
[141 Aufrufe]

Interaktionistischer Konstruktivismus

Schlatter Sarah

 Interaktionistischer Konstruktivismus
(verfasst von: Schlatter Sarah)

Der Interaktionistische Konstruktivismus ist ein neuer konstruktivistischer Ansatz,
der stärker als die bisherigen Ansätze, wie zum Beispiel der subjektorientierte Radikale Konstruktivismus oder der eher sprachtheoretische methodische Konstruktivismus, die Bedeutung der kulturellen und lebensweltlichen Interaktionen bei der Re/De/Konstruktion von Wirklichkeiten beachtet und analysiert. Er ist also ein kulturell und sozial orientierter Ansatz, der im Kontext der Geistes-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften entwickelt wird. Durch die umfassende Auseinandersetzung mit anderen Ansätzen in der Geistes- und Kulturgeschichte wird versucht, den Konstruktivismus als Ausdruck einer Kulturentwicklung und kultureller Praktiken zu verstehen und zu verdeutlichen.
Für den Interaktionistischen Konstruktivismus sind zwei Herleitungen besonders wichtig:
der Konstruktivismus als erkenntniskritische Orientierung
der Interaktionismus als Voraussetzung für Verständigung
Unter dem Schlagwort 'Konstruktivismus' ist eine Theorie der Erkenntnis bekannt geworden, die ein anderes Verhältnis von Wirklichkeit als das übliche kultiviert, nämlich dass diese Wirklichkeit nicht von sich aus da und uns rezeptiv zugänglich ist, sondern dass diese konstruiert, erfunden und gemacht sei.
Der 'Interaktionismus' stellt die aktive Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer sozialen und materiellen Umgebung in den Mittelpunkt, wobei der Möglichkeit des Perspektiven- wechsels in der sozialen Interaktion, dem Gebrauch gemeinsam geteilter bedeutsamer Symbole (wie der Sprache) sowie der Interpretation von Elementen der eigenen Lebenswelt durch die Subjekte ein besonderer Stellenwert zukommt.
Einer der sich sehr stark mit dem Interaktionistischen Konstruktivismus beschäftigt hat, ist KERSTEN REICH. Seine wichtigsten Gedanken bezüglich dieses neuen Ansatzes kann man in seinem zweibändigen Buch 'Die Ordnung der Blicke' (Neuwied: Luchterhand, o.J.) nachlesen.
Abschließend sei noch gesagt, dass der Interaktionistische Konstruktivismus nur einer von vielen Ansätzen ist und deshalb nicht als der letzte Schlüssel zur Weisheit aufgefasst werden kann, sondern lediglich die bisherigen Ansätze ergänzt und erweitert.

 Interpretation

Ungerank Barbara

 Interpretation
(verfasst von: Ungerank Barbara)

Interpretation (lat.), 'Auslegung', 'Deutung', in der Empirischen Sozialforschung die
Beurteilung von wissenschaftlichen Ergebnissen dadurch, daß die Beziehungen zwischen dem aufbereiteten und ausgewerteten Forschungsmaterial und den Ausgangshypothesen und geeigneten theoretischen Ansätzen geprüft werden. Bei Entscheidungen darüber, ob bestimmte Ergebnisse eine Hypothese bestätigen oder ob Hypothesen dadurch die empirische Überprüfung falsifiziert wurden, stößt man immer wieder auf das Problem, daß empirisch gewonnene Daten (z.B. Meßwerte) sehr stark von Entscheidungen über gewählte Methoden und über Wertumfänge bzw. Wertabgrenzungen (z.B. Meßskalen) abhängen.
Literatur: Wörterbuch der Soziologie von Karl-Heinz Hillmann, 4., überarbeitete u. ergänzte Auflage 1994
Interpretation (von lat. interpretari, dolmetschen, auslegen, erklären, deuten, verstehen, beurteilen) im allgemeinen wissenschaftlichen Wortgebrauch wird ursprünglich der Dolmetscher (im Staatsdienst), der Vermittler von Kaufgeschäften, der Deuter des göttlichen Willens (Augur) sowie juristischer (und anderer) Texte genannt. Im allgemeinen und ursprünglichen Sinne kann sich Interpretation beziehen auf Naturgegenstände, Artefakte, Handlungen, Maximen und Texte; sie findet Anwendung in Philosophie, Theologie, Jurisprudenz, Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Psychologie, Logik und Mathematik, in den Natur-, Sozial- und Kunstwissenschaften. Die Vielfalt von Interpretationsgegenständen und -absichten führt jeweils zu unterschiedlichen Interpretationsmethoden in den einzelnen Wissenschaften. In einem speziellen Sinne bedeutet Interpretation in den Geisteswissenschaften das kunstgemäße, regelgeleitete, methodisch herbeigeführte Verstehen der Bedeutung eines Textes; sie zählt damit zu den wichtigsten Aufgaben der Hermeneutik. Voraussetzung für die Notwendigkeit einer Interpretation in diesem Sinne ist, (1) dass der Text Verstehensschwierigkeiten bietet (sonst könnte man ihn unmittelbar, d.h. ohne besondere Methodologie, auf dem Wege der >Direktinterpretation< (W. Stegmüller( verstehen), (2) dass der Text wenigstens zum Teil unmittelbar verständlich ist (völlig unverständliche Texte, z.B. die kretische Linear-A-Schrift, können nicht interpretiert werden), (3) dass die Verstehensschwierigkeiten nicht durch Befragung des Autors behoben werden können, (4) dass der Text als wichtig angesehen wird.
Eine systematische Theorie der philosophischen Interpretation die dem Dogmatismus- , Ideologie- und Traditionalismusvorwurf entgehen will, darf die Wahrheit der zu interpretierenden Texte nicht voraussetzen (und muss dem Argument und dem Problem vor der nur historischen Autororientierung den Vorrang geben). Eine philosophische Theorie der (Text) Interpretation, die (im Unterschied zur Paraphrase, zur Glosse und zum Kommentar alle für die Erarbeitung eines Textverständnisses relevanten methodischen und systematischen Aspekte in geordneter Abfolge und in einem kontrollierbaren Verfahren darlegen und begründen soll, muss dabei folgende Probleme erörtern:
das Vorverständnis des Interpreten, die Interpretationsabsicht, den Interpretationsgegenstand, die Interpretationsmethode und die Rechtfertigung der Interpretation.
Literatur: Wörterbuch der Soziologie von Karl-Heinz Hillmann, 4., überarbeitete u. ergänzte Auflage 1994
Enzyklopädie, Philosophie u. Wissenschaftstheorie herausgegeben von Jürgen Mittelstraß, korr. Nachdr. 1995

Intersubjektivität

Diem Helga

 Intersubjektivität
(verfasst von: Diem Helga)

... dasjenige, was mehreren Personen gemeinsam gegeben ist bzw. in ihnen vorgeht, wiewohl es jeder für sich erlebt. Alles Erleben ist jeweils intrasubjektiv, jedoch insofern, als mehrere Personen Gleiches wahrnehmen, sind Erlebnisse intersubjektiv. Bei allen 'objektiven' Beobachtungen handelt es sich in Wirklichkeit um intersubjektive Beobachtungen. Der Begriff der Intersubjektivität ist besser geeignet als der mehrdeutige Objektivitätsbegriff, wenn empirische Tatsachen gemeint sind.
Literatur: Dorsch, Psychologisches Wörterbuch, 13. Auflage, Hrsg. Hartmut Häcker und Kurt Stapf Bern (Huber) 1998

Interview

Pehm Raimund

 Interview
(offenes, strukturiertes)
(verfasst von: Pehm Raimund)

Allgemein erfolgt eine Unterscheidung in stark-, teil-, wenig strutkuriertes und narratives Interview (auch als wenig strukturiertes Interview geführt).
Je strukturierter der Befragungstyp, desto weniger lassen sich qualitative Aspekte ('verstehend Interpretieren') erfassen, dafür treten quantitative Aspekte in den Vordergrund ('Messen'). Je weniger strukturiert der Befragungstyp, desto notwendiger wird eine fundierte Schulung des Interviewers.
Der Begriff 'unstrukturiert' ist im Zusammenhang mit Befragungstypen unzutreffend und daher abzulehnen, da jede soziale Situation, auch die 'soziale Situation Interview', gewisse Strukturen aufweist.
1 Stark strukturiertes Interview
Das Interview erfolgt mittels eines Fragebogens, der die zu stellenden Fragen und ihre Reihenfolge wörtlich festlegt und unbedingt einzuhalten ist.
Einzelinterview, Telefonbefragung, schriftliche Befragung
2 Teilstrukturiertes Interview
Das teilstrukturierte Interview -auch halb- oder semistrukturiertes Interview oder Leitfadenbefragung- wird mittels eines Interview- bzw. Gesprächsleitfadens geführt, welcher ein im Rahmen des Leitfadens flexibles Eingehen (z.B. Anordnung der Fragen) auf den Interviewten ermöglicht, um so die erwünschten Informationen zu erhalten.
Leitfadengespräch, Intensivinterview, Tiefeninterview, Expertenbefragung (auch schriftlich), Gruppeninterview
3 Wenig strukturiertes Interview
Die Gesprächsführung -ohne Fragebogen oder detaillierten Leitfaden- ist flexibel, der Befrager kann die Anordnung und Formulierung seiner Fragen der Befragten jeweils individuell und nach Bedarf anpassen. Im allgemeinen folgt die jeweils nächste Frage aus den vorangegangenen Aussagen des Befragten.
Informelles Gespräch, informelle Anfrage,Experteninterview, tw. Gruppendiskussion, problemzentriertes, fokussiertes, rezeptives Interview.
4 Narratives Interview
Wie das wenig strukturierte Interview wird auch das narrative Interview i.d.R. ohne Fragebogen oder Leitfaden geführt. In der Forschungssituation des narrativen Interviews besteht der Stimulus des Forschers / Interviewers nur darin, die Erzählung (selbst) erlebter Geschichten, den Interviewten in Gang zu bringen. Erst nach dieser Erzählphase können eine Rückgriffsphase (Zurückverweisen des Interviewten auf bestimmte eigene Äußerungen mit der Bitte um Präzisiserung) und eine Bilanzierungsphase folgen, in welchen der Forscher wieder vorsichtig eingreift.
Die verbalen Äußerungen werden im allgemeinen genauestens festgehalten: Tonbandaufnahmen des Interviews belegen die gesamte Bandbreite verbaler Kommunikation, welche auch in der Transkription ihren Niederschlag findet.
Literatur: Arbeitskreis Qualitative Sozialforschung (Hg.): Verführung zum qualitativen Forschen. Eine Methodenauswahl; Wien 1994.
Atteslander, Peter: Methoden der empirischen Sozialforschung; Berlin 1995
Patzelt, Werner J.: Einführung in die Politikwissenschaft. Grundriß des Faches und studienbegleitende Orientierung; Passau 1992

Kausalität

Dirnhammer Günther

 Kausalität
(zu lat. causa: Fall, Grund, Ursache)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

'Kausalität' bezeichnet das Verhältnis, das zwischen einer Ursache und ihrer Wirkung besteht. Die Standardauffassung von 'Kausalität' besagt, daß Ereignisse in Kausalrelation stehen (>e1 verursacht e2<), wobei die Wirkung zeitlich nicht vor der Ursache liegen darf. Kausalrelationen fallen unter Kausalgesetze, insofern die Wirkung regelmäßig und mit Notwendigkeit auf die Ursache folgt.

Klassifikation

Niedermair Klaus

 Klassifikation
(verfasst von: Niedermair Klaus)

Die Zuordnung von Beobachtungswerten, Variablenausprägungen oder Fällen zu Klassen oder Kategorien ist eine grundlegende Ordnungsoperation in der empirischen Forschung. Klassifikationssysteme sollten drei Hauptkriterien erfüllen:
1. Klassen müssen eindeutig definiert sein [Eindeutigkeit der Zuordnung].
2. Klassen müssen wechselseitig exklusiv definiert werden, sich also gegenseitig ausschließen [sog. disjunkte Klassen]
3. Das K.system sollte erschöpfend sein, um die Zahl der Fälle, die sich nicht zuordnen lassen, ["sonstige"] möglichst klein zu halten.
Quelle: http://www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal/glossar/html/k11.htm

Klassische Hermeneutik

Käfer Kathrin

 Klassische Hermeneutik
(verfasst von: Käfer Kathrin)

... als Methode:
Hermeneutik bedeutet allgemein die Auslegung und Deutung des Sinns und der Bedeutung einer Schrift oder Rede. Im engeren Sinn (philosophisch und
sozialwissenschaftlich) bezeichnet Hermeneutik eine wissenschaftliche Erkenntnismethode, deren Basis die Lehre des Verstehens und Auslegens (seit DILTHEY) ist. Im Unterschied zur naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode, die Gesetzes-Hypothesen erklärt, bezieht sich Verstehen auf die Bedeutung von menschlichen Lebensäußerungen: von geschriebenen Texten, Filmen, Bildern, aber auch Musik - kurz von 'Zeichen'.
So ist das Verhalten von Menschen meist nicht durch Gesetze erklärbar, sondern man muß versuchen, das Verhalten zu verstehen und zu interpretieren.
'Verstehen ist das Erkennen von etwas als etwas (Menschliches) und gleichzeitig das Erfassen seiner Bedeutung.' (Danner 1979, 34)
Beispiel:
Ein Kind das immer gut war in der Schule, bringt plötzlich schlechte Noten mit nach Hause.
Dieses Verhalten kann man nicht mit einem Gesetz erklären (z. B. dem Fallgesetz), man muß versuchen das Verhalten zu verstehen und was dies zu bedeuten hat.
'Niemand geht 'voraussetzungslos' an das Verstehen eines Textes oder einer Szene heran, jeder bringt immer schon ein Vorverständnis mit ein.' (Gudjons, 1999, 59)
Dies bedeutet, dass wir uns im Grunde in einer Art Kreis oder Spirale bewegen. Dies nennt man auch den 'hermeneutischen Zirkel'. (( näheres siehe bei Gudjons, 1999; 59, 60)
'Im 18. Jahrhundert entwickelte Schleiermacher eine umfassende hermeneutische Theorie. Wilhelm erhob die verstehende Methode zur die Geisteswissenschaften kennzeichnende Methode.' (Gerd Reinhold; 1999)
Die Aufgaben der Hermeneutik sind u. a.:
Die interpretative Erklärung von Grundbegriffen
Verstehen eines Textes unter Berücksichtigung der Situation, Motivation, Intention und des historischen Kontextes seines / ihres Verfassers
Erfassung einer überhistorischen Wahrheit eines Textes
Ermittlung des Textsinnes für den / die Interpreten/in und seiner / ihrer Zeit
Berücksichtigung der Subjekt - Objekt - Dialektik (vgl. Stimmer, 2000)
Um einen Text und seine Bedeutung verstehen zu können, muß man diesen interpretieren. Die Hermeneutik hat Regeln zur verstehenden Textauslegung erarbeitet. ( ( näheres siehe Gudjons, 1999; 61)
Kritik am Verstehen als Methode:
Das Verstehen sei spekulativ, subjektiv, unexakt, willkürlich, empirisch nicht überprüfbar.
Verstehen sei eine Methode der Intuition.
Angesichts der Komplexität der modernen Gesellschaft gerät die Hermeneutik an ihre Grenzen , weil sie keine quantitativen Instrumente bereitstellen kann, dafür bräuchte es weitere Methoden. (vgl. Gudjons, 1999; 62)
Literatur: Gudjons, H: Pädagogisches Grundwissen. 6. Auflage; Bad Heilbrunn: Klinikhardt, 1999
Stimmer, F (...): Lexikon der Sozialpädagogik u. d. Sozialarbeit. 4. Aufl; München; Wien: Oldenbourg 2000
Gerd Reinhold (...): Pädagogik-Lexikon. München; Wien: Oldenbourg, 1999
Häcker H; (...): Dorsch Psychologisches Wörterbruch. 13. Aufl; Bern; Göttingen; Toronto; Seattle: Huber 1998

Kodieren, offenes - theoretisches

Niedermair Klaus

 Kodieren, offenes - theoretisches
(verfasst von: Niedermair Klaus)

"Wichtige Arbeitsschritte in dem von B. Glaser und A.L. Strauss [Strauss 1987] vorgeschlagenen Weg zu einer grounded theory: Das o.e. Kodieren etwa von Protokollen qualitativer Interviews ist nicht, wie bei qualitativen Studien, die Zuordnung von Textstellen zu zuvor festgelegten Codes, sondern die vorläufige, aber intensive [Stelle für Stelle berücksichtigende] Entwicklung von Kategorien, die möglichst nahe am Datenmaterial bleiben sollen [also etwa in der Sprache des Interviewten formuliert], um damit ein weitgespanntes Verständnis davon zu gewinnen, was in den Daten steckt. Spätere Überarbeitungen dieser ersten Kategorien bei t.en K., nunmehr an der Frage orientert, welche Kernkategorie [core category] dazu geeignet wäre, möglichst alle Aspekte der Daten im Hinblick auf eine Theorie zu ordnen, werden begleitet von theoretischen Überlegungen [niedergelegt als memos] und u.U. neu geprüft durch weitere Interviews."

Kompendium

Manfred Taferner

 Kompendium
(verfasst von: Manfred Taferner)

1. Handbuch, kurzes Lehrbuch2. Photografie: Eine Vorrichtung, die verhindert, dass seitlich Licht (Streulicht) auf die Objektivlinse photografischer Kameras fällt, bes. bei Gegenlichtaufnahmen und im Atelierbetrieb (z.B. eine Sonnenblende) K. dienen ferner zur Fassung und Halterung von Filtern, Softscheiben, Masken u. ä. Einrichtungen
Literatur: Brockhaus,F.A.: Der neue Brockhaus, Wiesbaden 1974

Konstrukt

Bucher Gabriele

 Konstrukt
(verfasst von: Bucher Gabriele)

(a) hypothetisches (theoretisches) Konstrukt
meint einen nicht unmittelbar faßbaren Begriff, der sich auf nicht direkt beobachtbare Entitäten oder Eigenschaften bezieht. Konstrukte sind in der reinen Beobachtungssprache nicht definiert. Sie werden durch Postulate eingeführt und sind häufig nicht völlig interpretiert. Sie sind nicht frei erfundene Vermutungen, sondern werden aus einem theoretischen Zusammenhang heraus sowie mit Hilfe von beobachtbaren Ereignissen erschlossen.
personales Konstrukt
Es hat in Abhebung vom Persönlichkeitskonstrukt die Bedeutung von integrativen Bestandteilen der Persönlichkeit. Es handelt sich dabei um nicht klar definierte Organisationsformen, deren Wirken nur durch die Aktivität des Individuums (z.B. in der Wahrnehmung) zum Tragen kommt. Die damit verbundene erkenntnistheoretische Auffassung gestattet den personalen Konstrukten subjektiv ordnende und interpretative Funktion. Das explizite oder implizite Raster der personalen Konstrukte besitzt für das Individuum den Charakter von Sichtweisen und Entscheidungshilfen im Umgang mit der Umwelt.
Konstrukt
Wissenschaftliche Theorien haben oft Sachverhalte zum Gegenstand, welche nicht direkt beobachtbar sind. Diese Sachverhalte werden als K. bezeichnet, wenn man betonen will, daß es sich dabei um eine gedankliche, theoretische Konstruktion handelt. Das bedeutet natürlich nicht, daß es den betreffenden Sachverhalt nicht 'gibt', sondern nur, daß er aus anderen, leicht(er) beobachtbaren Sachverhalten erschlossen wird. Daher spricht man auch manchmal von latenten Konstrukten (oder latenten Variablen). Der Begriff des K. ist eng verwandt mit dem Begriff des Konzepts. Spricht man von Konzept, betont man mehr die Tatsache, daß es ich um einen wissenschaftlichen oder theoretischen Begriff handelt ( und nicht so sehr, daß dieser nicht direkt beobachtbar ist)
Der Konstruktivismus geht davon aus, dass alle Wahrnehmungen schlussendlich nur Erklärungsversuche jedes einzelnen sind. Damit entspricht jedes Konstrukt im Grunde genommen nie oder eben immer der Wirklichkeit (Wirklichkeit als subjektiver Begriff für die Wahrnehmung jedes Einzelnen).
Es ist heute sicher allgemein anerkannt, dass erkennende Wahrnehmungen nur über Erfahrungen möglich sind. Unsere Art, die Dinge zu sehen, zu erklären, beruhen auf den Erfahrungen und deren Vernetzung. Wir alle konstruieren unsere individuellen Realitäten.
Literatur: Dorsch Psychologisches Wörterbuch (12.überarbeitete und erweiterte Auflage).Internet
ILMES-KonstruktILMES - Internet-Lexikon der Methoden empirischer Sozialforschung
http://lrz-muenchen.de/~wlm/ilm_k3.htm
(c ) w. Ludwig-Mayerhofer, ILMES/ Last update: 20 Jan 1998
http://www.integrativ.ch/allg/systemis.htm-top

Konstruktivismus

Gritsch Johannes

 Konstruktivismus
(verfasst von: Gritsch Johannes)

der,1)Kunst 2)Literatur 3)Mathematik,Logik 4)Philosophie, Wissenschaftstheorie: i.w.S alle diejenigen Strömungen, die sich mit der Konstitutionsleistung des Subjekts im Erkenntnisprozeß befassen. Menschl. Denken, Reden und Handeln sollen rekonstruiert, d.h. hinsichtlich ihrer Invarianzen und jeweiligen Gültigkeit in schrittweise gewonnenen Einsichten begriffen werden. Dabei haben sich unterschiedl. Ansätze des K. herausgebildet: 1)Die in Erlangen und Konstanz entstandene Strömung des K. sieht ihr vorrangiges Anliegen in der Bereitstellung einer >vernünftigen< Sprache, insbesondere einer Wissenschaftssprache. In weniger radikalen Ansätzen wird nur die Bildungs- und Wissenschaftssprache einer Rekonstruktion unterzogen, wobei als letzter unhintergehbarer Ausgangspunkt, als vorwissenschaftl. Apriori, die (alltägl.) Lebenswelt gilt. Radikalere Vertreter halten auch die alltägl. Sprachpraxis für grundsätzlich begründungsbedürftig und -fähig. Der von W. KAMLAH und P. LORENZEN - teilweise unter Rückgriff auf Ideen von H. DINGLER - entwickelte Ansatz des K. wurde u.a. von K. LORENZ und J. MITTELSTRASS fortgeführt. 2) Eine Reihe radikaler konstruktivist. Ansätze basiert auf Erkenntnissen der Systemtheorie und der Kognitions- und Entwicklungspsychologie. Sprache, Denken und Kommunikation werden daran anknüpfend als >lebende Systeme< aufgefasst. Lebenden Systemen wird v.a. eine zirkulär in sich geschlossene Organisation (Autopoiese, Selbstreferenz), eine dieser entsprechende Struktur sowie eine strukturelle Verknüpfung mit anderen Organismen (Interaktion) zugeschrieben. Entsprechende Ansätze haben u.a. in Psychologie, Biologie, Soziologie, Kunst- sowie Sprach- und Literaturwissenschaft Eingang gefunden. Mit den holistisch orientierten Wissenschaftsmodellen gelten die Probleme der traditionellen Erkenntnistheorie wie der Subjekt-Objekt-Dualismus als überwunden. Ziel ist eine Erweiterung des Wissenschaftsbegriffs, indem Axiome und Theorien einer Wiss. als grundsätzlich hinterfragbar gelten sowie systemat. Verknüpfungen aufgewiesen werden. Bedeutende Beiträge zur Entwicklung dieses radikalen K. haben die chilen. Biologen H.R. MATURANA und F.J. VARELA geleistet. 3) Im Rahmen der Wissenschaftstheorie fordern konstruktivist. Ansätze z.T. in Anknüpfung an den ->Konventionalismus von einer krit. Wissenschaft, dass sie ihre Mittel, Methoden und Theorien voraussetzungsfrei und schrittweise (>konstruktiv<) im Hinblick auf ein Anwendungsgebiet erstellt. Im Ggs. zu dem von K.R. POPPER aufgestellten Kriterium der Falsifikation von Theorien durch ihre Anwendung fasst der K. die aus einer Theorie gewonnenen Daten nicht als unabhängige Kriterien für Wahrheit und Falschheit, sondern als >Konstrukte< des Forschers, seiner Mittel und Methoden, auf. Durch aufgabe der Kriterien der Verifikation oder Falsifikation erscheinen auch Theorien haltbar, die zwar weder voll begründet noch widerlegt werden können, die aber für einen bestimmten Bereich leistungsfähig sind. W.KAMLAH u. P.LORENZEN: Log. Propädeutik oder Vorschule des vernünftigen Redens (1967); K. LORENZ: Elemente der Sprachkritik (1970); P. LORENZEN u. O. SCHWEMMER: Konstruktive Logik, Ethik und Wissenschaftstheorie (1973); H.R. MATURANA: Erkennen. Die Organisation u. Verkörperung von Wirklichkeit (a.d. Amerikan., 1982); I. ASOUZU: Krit. Betrachtung der konstruktiven Wissenschaftstheorie (1984); E. von GLASERSFELD: Wissen, Sprache u. Wirklichkeit. Arbeiten zum radikalen K. (a.d. Engl., 1987); L. SEGAL: Das 18.Kamel oder die Welt als Erfindung. Zum K. Heinz von Foersters (a.d. Amerikan., Neuausg. 1988); P. WATZLAWICK u. F. KREUZER: Die Unsicherheit unserer Wirklichkeit. Ein Gespräch über den K. (1988).
Literatur: Literatur: Brockhaus-Enzyklopädie: in 24Bd. - 19., völlig neubearb. Aufl. - Mannheim: Brockhaus Bd. 12 Kir - Lag. -1990 Begriff: Konstruktivismus Seite 297

Reiter Gundula

 Konstruktivismus
(verfasst von: Reiter Gundula)

der; -, kMz. 1. Richtung der bildenden Kunst, die stark mit geometrischen Figuren arbeitete 2. (mus.) stark formale Kompositionsweiseab etwa 1965 bekanntgewordene Ansätze der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, die die Erkenntnis von Wirklichkeit als bedingt durch die Konstitutionsleistung des Subjekts betrachten. Diese im Grunde seitt Kants Anstoß der Transzendentalphilosophie geläufige erkenntnistheoretische Position wurde neu besetzt von verschiedenen von der mathematischen Logik, der Sprachphilosophie, der Kognitions-und Entwicklungspsychologie oder der Systemtheorie herrührenden Ansätzen.
Literatur: Literatur: Internet: www.langenscheidt.de, www.wissen.de; recherchiert: November 2002

 Konstruktivismus – Konstrukt

Sabine Möth

 Konstruktivismus – Konstrukt
(verfasst von: Sabine Möth)

Der Ausdruck ‚Konstrukt’ kommt in den verschiedensten Bereichen vor, aber er hat immer etwas mit konstruieren zu tun. Ob es sich dabei nun um eine architektonische Konstruktion handelt, oder um etwas ganz anderes, hängt immer vom jeweiligen Kontext ab. Ich habe mich mit dem Begriff 'Konstrukt' im Zusammenhang mit dem radikalen Konstruktivismus beschäftigt.
Der Konstruktivismus geht davon aus, dass es nicht die eine Realität gibt, sondern, dass jeder Mensch sich seine eigene Wirklichkeit konstruiert. Und dabei können '...wir von der Wirklichkeit immer und bestenfalls nur wissen, was sie nicht ist.' (Watzlawick, 2001, S.14 )
Wenn man nun annimmt, dass sich jeder Mensch seine Wirklichkeit / Welt selber konstruiert, dann muss man daraus auch folgern, dass jeder Mensch, wenn er als einziger über sein Tun entscheidet, auch immer für seine Handlungen verantwortlich ist. '...das heute meist verbreitete Gesellschaftsspiel hat sich zur Regel gemacht, irgend jemand anderen für die eigenen Handlungen verantwortlich zu machen...'
(Heinz von Foerster, in Watzlawick, 2001, S. 58) In sehr anschaulicher Weise wird, dieses selbsterschaffene Konstrukt der Wirklichkeit, in der folgenden Kurzgeschichte von Paul Watzlawick demonstriert :
'Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel : Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will ? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er >Guten Tag< sagen kann, schreit ihn unser Mann an: >Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!' ( Watzlawick, 1999, S. 38 )
Literatur: Watzlawick Paul: Wie wirklich ist die Wirklichkeit, 1999
Watzlawick Paul: Anleitung zum Unglücklichsein, 2001

Kritische Theorie

Klaus Niedermair

 Kritische Theorie
Frankfurter Schule
(verfasst von: Klaus Niedermair)

Gruppe von Philosophen und Soziologen, die sich seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit Problemen der Gesellschaftskritik auf der Grundlage der Philosophie von Karl Marx beschäftigte. Ihre Lehre wird als Kritische Theorie bezeichnet.
Die Gruppe der Frankfurter Schule bestand aus großteils jüdischen Philosophen und Sozialwissenschaftlern rund um Max Horkheimer, und bildete sich in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts am 'Frankfurter Institut für Sozialforschung' (IfS) heraus. Das IfS wurde 1923 vom jüdischen Unternehmer Felix Weil gegründet. Der Begriff Kritische Theorie geht auf einen Aufsatz Horkheimers aus dem Jahre 1937 zurück und wird meist gleichbedeutend mit Frankfurter Schule verwendet, wobei jedoch Kritische Theorie eher die Schriften und die theoretischen Konzepte bezeichnet, Frankfurter Schule die Personen und die Gruppe, welche dahinter stehen.
Die Frankfurter Schule entwickelte eine auf Karl Marx und Sigmund Freud zurückgehende marxistisch orientierte Gesellschaftstheorie, welche vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg durch kulturtheoretische und ästhetische Überlegungen ergänzt wurde. Sie zielt auf eine ganzheitliche Erfassung aller Momente der gesellschaftlichen Entwicklung, also auch jener, die im Rahmen der Naturwissenschaft nicht erfassbar sind. In den 30er-Jahren zählten vor allem Herbert Marcuse und Theodor W. Adorno zu den Mitarbeitern, wobei es auch intensive Kontakte zu Walter Benjamin, Georg Lukács oder Siegfried Kracauer gab. Durch den Nationalsozialismus zur Emigration gezwungen gründete Horkheimer das IfS 1933 in New York neu. In der Kriegszeit entstand, in Arbeitsgemeinschaft mit Adorno, das berühmte Buch 'Dialektik der Aufklärung'. Horkheimer und Adorno kehrten nach dem Krieg nach Frankfurt zurück und errichteten dort das IfS wieder, wobei in dieser Phase vor allem Jürgen Habermas der Kritischen Theorie neue Impulse gab.

Lebenswelt

Breschan Kristina

 Lebenswelt
(verfasst von: Breschan Kristina)

Der von E. Husserl geprägte Begriff der 'Lebenswelt' stellt die Gesamtheit der tatsächlichen und möglichen Erfahrungshorizonte menschlichen Lebens dem mathematisierbaren 'Ideenkleid' der exakten Wissenschaften gegenüber.
A. Schütz und T. Luckmann sehen 'Lebenswelt' als soziologischen Hauptbegriff: 'Sie ist der Innbegriff einer Wirklichkeit, die erlebt, erfahren und erlitten wird' (1984). Untersucht wird vor allem die alltägliche und soziale Praxis. Als 'alltägliche Lebenswelt' wird jener Wirklichkeitsbereich bezeichnet, den der 'wache und normale Erwachsene in der Einstellung des gesunden Menschenverstandes als schlicht gegeben vorfindet'.
Habermas (1981) benutzt 'Lebenswelt' als Komplementärbegriff zum kommunikativen Handeln. Die Gesellschaft wir gleichzeitig als System und als Lebenswelt konzipiert. Die 'Lebenswelt' enthält den kulturell überlieferten und sprachlich organisierten Vorrat an Deutungsmustern. Vereinfacht gesagt, spricht er von der soziokulturellen Umwelt.
'Lebenswelt' wird auch als zentraler Begriff der Phänomenologischen Soziologie bezeichnet. Er wurde in bewusster Abgrenzung gegenüber dem einseitig objektivierenden, rational-qualifizierenden Weltbild der Naturwissenschaften von E. Husserl geprägt. 'Lebenswelt' erhält ihren Sinn -nicht ihre Existenz- von den sinnstiftenden, konstitutiven Leistungen des Menschen. Der einzelne teilt mit allen Menschen die unveränderlichen Grundstrukturen der 'Lebenswelt'. Diese sind universal gegeben. Die individuellen Verschiedenheiten von Lebenswelten ergeben sich wesentlich durch die Teilhabe an unterschiedlichen soziologischen Wissensvorräten.
Durch die Verknüpfung mit dem 'Alltagsbegriff' ist der Bedeutungsinhalt von 'Lebenswelt' in der Soziologie noch vielfältiger und uneinheitlicher geworden. Die 'alltägliche Lebenswelt' ist jener Bereich, in dem der einzelne Mensch relativ fraglos mit anderen zusammenlebt.
Für mich persönlich ist 'Lebenswelt' kein einheitlicher Begriff, sondern setzt sich aus allen subjektiven Wahrnehmungen zusammen, die ich in meiner Umwelt im jeweiligen Kontext mache. Damit ist für mich jede persönliche Beziehung genauso inkludiert, wie auch der kulturelle Kreis in dem ich aufgewachsen bin, oder in dem ich heute lebe. Jede Kleinigkeit, die bewusst oder unbewusst eine Wahrnehmung meinerseits nach sich zieht, ist Teil meiner 'Lebenswelt'.
Literatur: Hrsg.: Werner Fuch-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hans Wienold: Lexikon zur Soziologie, Westdeutscher Verlag. Opladen 1995
Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie, Kröner Vlg.Stuttgart 1994

 Klapfer Renate

 Lebenswelt
(verfasst von: Klapfer Renate)

Der Lebensweltbegriff wurde vom Philosophen Husserl (1948) geprägt und geht auf den phänomenologischen Ansatz zurück.
Unter Lebenswelt versteht man fixe, spezifische Handlungsabläufe, die dazu dienen, anthropologische (z. B. Erziehung) und gesellschaftliche Aufgaben zu bewältigen. Es ist die Welt, in der wir schon immer lebten, die wir also nicht mehr hinterfragen.
Erkenntnistheoretisch betrachtet gewinnt der Mensch Erkenntnisse und bildet sich Urteile auf der Grundlage dieser lebensweltlich erworbenen Einsichten und seines sich daraus ergebenden Vorwissens. Der Sinnhaftigkeit des Handelns kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Lebenswelten werden durch die Gesellschaft immer wieder neu reproduziert, z. B. durch Vermittlung von sozialen Verhaltensregeln. Vor allem über die Sprache können Inhalte weitergegeben werden.
Weiter Vertreter dieser Konzepts sind Schütz, Berger / Luckmann, Waldenfels, Bergmann und Habermas.
Alfred Schütz erweitert den Lebensweltbegriff, indem er ihn als offen definiert. Der Mensch existiert in einem bestimmten Bereich des Universums, in 'seiner' Welt. Potentiell ist aber eine Erweiterung der Erfahrung der Erfahrungen möglich. In der zeitlichen, räumlichen, gesellschaftlichen Dimension und im Bereich der Realitätsebenen ist Lebenswelt demzufolge erweiterbar. Lebenswelt kann als Kontext gesehen werden, in dem sinnvolles Handeln mit historischen Entwicklungen, mit aktuellen Erfordernissen und mit der Antizipation künftiger Handlungen verknüpft ist.
Literatur: Kaiser, A. Kaiser, R.: Studienbuch Pädagogik. Cornelsen Scriptor, 1991
Heinze, Thomas: Qualitative Sozialforschung. Methodologie und Forschungspraxis. Innsbruck / Hagen 2000, Skriptum zur Lehrveranstaltung

Röck Max

 Lebenswelt
(verfasst von: Röck Max)

Rüdiger Welter gibt in seiner Publikation 'Der Begriff Lebenswelt. Theorien vortheoretischer Erfahrungswelt'. München, Fink 1986, fünf verschiedene Definitionsangebote von Lebenswelt.
Lebenswelt ist primär die Welt eines im Zentrum fungierenden Subjekts, dem sie in den Grenzen individueller Sinnstiftung als 'seine Welt' erschlossen ist.
Diese Definition ist eine klare Absage und ein Widerspruch zur Intersubjektivität wie in der folgenden R. Girtler nahestehenden Definition gezeigt wird
Lebenswelt bezeichnet die Totalität des 'Wissensvorrates einer Kultur' und damit diese Kultur selbst als einen 'objektiven Sinn', wie er im vollen Umfang ihrer sprachlichen Unterscheidungs- und Artikulationsmöglichkeiten 'objektiviert' und in verschiedenen Graden der Anonymität präsent ist. --- Lebenswelt steht dann für die integrale Wirklichkeitsvorstellung einer Kulturgemeinschaft, welche deren Mitglieder auf Grund der 'sozialen Distribution des Wissens' mehr oder weniger auszugsweise gegenwärtig ist.
Eine weiter Definition stützt sich eher auf den objektiven sowie den subjektiven Aspekt einer Lebensweltdefinition.
Lebenswelt bezeichnet den für ihren Alltag allein und vorrangig relevanten Ausschnitt der Gesamtwirklichkeit einer Kultur, wie er dem Durchschnittsmenschen bekannt ist. Objektiv betrachtet umfasst die Lebenswelt den 'common sense' einer Kulturgemeinschaft. Subjektiv betrachtet handelt es sich um den 'Alltagskern meiner Welt'.
Eine weiter Definition geht auf den Interaktionismus ein und steht unter anderem H. S. Becker (eigene teilnehmende Beobachtung und Feldforschung) nahe.
Lebenswelt ist ein Name für die Gesamtheit der 'Rahmenbedingungen alltäglicher Erfahrungen' (Zeitlichkeit, Räumlichkeit, Sozialität).
Die folgende Definition von Lebenswelt fußt auf Husserl und Schütz.
Lebenswelt ist ein Name für die Gesamtheit der metaphysischen Konstanten (Schütz nennt: Intersubjektivität, Geschichtlichkeit und Endlichkeit): Sie strukturieren die Rahmenbedingungen und die Relevanzsysteme.
Im Grunde kann ich in all diesen Definitionen etwas finden, das für mich der Begriff Lebenswelt ausmacht und bedeutet. Es gibt nicht nur eine Lebenswelt in der wir leben, sondern, so glaube ich jedenfalls, sehr viele unterschiedliche. Dabei denke ich an die verschiedentlichen Systeme in denen sich jeder bewegt, kommuniziert und lebt. Beispiel: Ein Besuch bei einer Bekanntschaft in China eröffnet einem Menschen aus Innsbruck eine ganz andere Lebenswelt.
Mein Leben als Student ist auch anders als mein Berufsleben, eben eine andere Lebenswelt.
Literatur: Welter, Rüdiger: Der Begriff der Lebenswelt. Theorien vortheoretischer Erfahrungswelt". München, Fink 1986
Becker, Howard.S.: Außenseiter. Zur Soziologie abweichenden Verhaltens, S. Fischer Verlag 1973

 Marginalien

Irene E. M. Kohler

 Marginalien
(verfasst von: Irene E. M. Kohler)

lateinisch Randbemerkungen (Anmerkungen) in Handschriften, Büchern oder Akten, die den Text erklären (Marginalglossen) oder andere Lesarten wiedergeben (Varianten).
Literatur: Internetrecherche: wissen.de

Köll Patricia

 Marginalien
(verfasst von: Köll Patricia)

Marginali|e [mlat., zu marginal] die, -/-n, meist Pl., Randbemerkung, krit. Anmerkung (in Büchern, Handschriften, Akten o. Ä.); bes. die in einer kleineren Schrift auf den äußeren, seltener inneren Rand einer (Buch-)Seite (>marginal<) gedruckte Anmerkung (mit Quellen, Zahlen, Erläuterungen zum Text).
Literatur: Quelle: Brockhaus - Die Enzyklopädie: in 24 Bänden. Verlag: © F.A. Brockhaus GmbH, Leipzig - Mannheim

Methode

Gruber René

 Methode
(verfasst von: Gruber René)

Das Wort Methode (< altgriechisch methodos, was etwa soviel bedeutet wie 'Nachgehen') meint das planmäßige und systematische Vorgehen beim Versuch, Ziele zu erreichen. Etwas 'methodisch' anzugehen bedeutet, daß die Herangehensweise nicht sprunghaft und planlos, sondern zielgerichtet und systematisch verläuft.
Methoden sind in erster Linie Systeme von Regeln, nach denen in beobachteter Weise vorgegangen wird, wobei die Methode per se nicht ein beobachtbares Ereignis darstellt.
Methoden sind mitteilbar und lehrbar.
Sie haben normativen und präskriptiven Charakter, d.h. sie können richtig oder falsch angewendet werden.
Weiters enthalten sie intersubjektive Feststellungen darüber, wie die Regeln und ihre begrifflichen Bestandteile verstanden werden sollen.
Außerdem können sie zueinander in einem hierarchischen Verhältnis stehen.
Literatur: Roth, Erwin (Hrsg.): Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung und Praxis. Oldenburg, München, Wien 1984. (S.32-34)

 Ostermann Elisabeth

 Methode
(verfasst von: Ostermann Elisabeth)

'Das aus dem Griechischen stammende Wort Methode (griech. methodos: meta: zu etwas hin, hodos: Weg) kann mit Weg zum Ziel übersetzt werden. Der Weg ist dabei als ein überlegtes Verfahren, eine kalkulierte Vorgehensweise zu interpretieren.'
Literatur: Literatur: Rieder,Hermann: Methodik und Didaktik im Sport. München (blv Sportwissen) 1986, S.75.

 Methode, Methodologie

Dirnhammer Günther

 Methode, Methodologie
(griech. meta: zu etwas hin, hodos: Weg)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

'Methode' bezeichnet in einer umfassenden Bedeutung den mehr oder weniger beschreibbaren Weg wissenschaftlichen Vorgehens. Dieser Weg besteht allgemein gesprochen aus Handlungsanweisungen oder strategischen Maximen. Aus wissenschaftstheoretischer Sicht können den einzelnen Wissenschaftsbereichen bestimmte 'Methoden' zugeordnet werden. So zum Beispiel der Mathematik die 'deduktive Methode' oder den Geisteswissenschaften die 'hermeneutische Methode'. Gegenstand der 'Methodologie' sind die einzelwissenschaftlichen 'Methoden', die sie betrachtet und untersucht. Sie formuliert Handlungsanweisungen, wie das Erkenntnisstreben zu ordnen ist und thematisiert Erklärungsarten und -möglichkeiten. Je nachdem, ob die untersuchten 'Methoden' in allen Wissenschaften oder nur in Wissenschaften einer bestimmten Gruppe angewendet werden, kann man zwischen 'allgemeiner Methodologie' und 'spezieller Methodologie' unterscheiden. 'Allgemeine Methodologie' und Wissenschaftstheorie fallen weitgehend zusammen.

 Leichter Martina

 Methode, Methodologie
(verfasst von: Leichter Martina)

Methodologie: Lehre von den allgemeinen Regeln des wissenschaftlichen Forschens. Obgleich sie auch die Methoden der Forschung betrifft, darf sie nicht mit der Lehre von den Forschungstechniken verwechselt werden. Methodologie ist Metatheorie des Forschungsprozesses und hat die Bewertung und Kritik seiner Ergebnisse und ihres Zustandekommens sowie Vorschläge für die Verbesserung der Forschungspraktiken zum Gegenstand.
Sie kann demzufolge auf die grundsätzliche Frage, die soz. Erkenntnis überhaupt möglich ist, zurückgeführt werden und ist insofern sowohl mit der soz. Theoriebildung als auch mit der empirischen Sozialforschung verbunden. Als wissenschaftstheoretische Analyse des Forschungsprozesses behandelt die Methodologie die Bildung von Begriffssystemen, die Probleme der Operationalisierung von Begriffen, die logische Analyse von Erklärungen und Theorien, die Konstruktion von Theorien und ihre Überprüfung, die Formulierung von Hypothesen, die Entwicklung von Untersuchungsplänen, die systematische Analyse vorhandenen Wissens und die Beziehungen zwischen den mit Gesellschaft und Menschen befasste Wissenschaften.
Die Methodologie ist für die Sozialwissenschaften von besonderer Bedeutung, weil in ihnen die Bildung von umfassenden Theorien über Gesellschaft und gesellschaftliche Phänomene bisher nicht besonders erfolgreich war. Vor allem in der Soziologie hat daher die Diskussion um Theorien immer auch methodologischen Charakter.
Methode: systematisches Vorgehen/ Verfahren bei der Entwicklung wissenschaftlicher Probleme, Aussagen und Fragen (--> Hypothesen) sowie deren empirischer Überprüfung durch Realitätsanalyse. --> Experiment, -->Verstehen, -->Dialektik, -->Positivismus
Literatur: Bernhard Schäfers (Hg.): Grundbegriffe der Soziologie. Opladen: Leske und Budrich 1986
Günter Hartfiel: Wörterbuch der Soziologie. 2. Aufl. - Stuttgart: Kröner, 1976

Methodologie

Lang Karin

 Methodologie
(verfasst von: Lang Karin)

Das Wort 'Methodologie' stammt vom griechischen 'methodos', was soviel heißt wie 'Weg, etwas zu erreichen' und 'Lehre vom Nachgehen', ab.
Wissenschaftliche Methoden zielen darauf ab, planmäßige, konsequente Verfahrensweisen zur sicheren und die optimale Verwirklichung theoretischer und praktischer Ziele zu beschreiben. Grundlegend wird unterschieden zwischen Methoden der Forschung und Methoden der Darstellung.
Methodologie ist die Lehre von den Prinzipien, allgemeinen Regeln und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens bzw. Forschens, und damit ein wesentlicher Teil der Wissenschaftstheorie. Zu wesentlichen Teilen der Methodologie gehört eine Lehre vom Begriff (Definition) und eine Lehre vom Beweis.
In den Erziehungswissenschaften befaßt sich die Methodologie mit der Reflexion der verschiedenen wissenschaftlichen Methoden in bezug auf verschiedene Theorien und Handlungsfelder und steckt gleichzeitig den Rahmen für Möglichkeiten und Grenzen des wissenschaftlichen Arbeitens ab. Unter anderem wird nach Faustregeln für Erkenntnisverfahren, Prinzipien zur Schaffung neuer Methoden, ihrer Gegenstands-angemessenheit, dem Erkenntnisfortschritt im Zusammenhang mit der Anwendung von Methoden geforscht.
Probleme in der Methodendiskussion:
Expansion des Geltungsbereichs: die Erziehungswissenschaften stellen ausgedehnt auf alle Lebensalter und Lebensbereiche an sich den Anspruch, Sozialisationseffekte aller Art wissenschaftlich zu erforschen.
Paradigmendiffussion: es wird nach den Zielvorgaben erziehungswissenschaftlichen Handelns gefragt, und danach, wo neben Chancen des Eingreifens in die Praxis auch Gefahren lägen. Einerseits verlieren alte pädagogische Paradigmen ihre Gültigkeit, andererseits erweisen sich neue Ansätze (wie Kultur- oder Erlebnispädagogik) als zu kurzlebig, um paradigmatische Kräfte zu entwickeln.
Zersplitterung in Teilbereiche: führen zu autonomen Arbeitsbereichen, Problemdefinitionen, Methodenrepertoires und eigener Fachsprachlichkeit
Methodeneklektizismus: Methoden, die auf bloße Beschreibung 'objektiver Wirklichkeit' ausgerichtet waren kamen in das Kreuzfeuer metatheoretischer Diskussionen. Mit Methodeneklektizismus, d.h. dem Verwenden von unter-schiedlichen Methoden, wird versucht, der vielschichtigen sozialen Wirklichkeit näher zu kommen. Kritiker werfen dieser Methode 'unwissenschaftlichen Subjektivismus' vor.
Literatur: Dtv-Lexikon, Brockhaus Verlag, Mannheim 1999
Hillmann, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart, 1994
Stichwort "Methodologie" (bearb. von Thomas Heinze und Ursula Krambrock) in: Hierdeis, Helmwart und Hug, Theo (Hrsg.): Taschenbuch der Pädagogik, Baltmannsweiler 1996, Bd.2.

Modell
- Dirnhammer Günther

 Modell
(lat. modus: Maß)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

'Modelle' sind Annäherungen an die Wirklichkeit, die nur bestimmte, als wesentlich erachtete Phänomene der abgebildeten Wirklichkeit berücksichtigen. Das 'Modell' steht für etwas anderes, das es in gewisser Weise ersetzt. 'Modelle' repräsentieren ihre Originale für bestimmte Benutzer, Zeitspannen sowie unter Einschränkung auf bestimmte Operationen. Die Fragestellung lautet insofern: Modell wovon, von wem, für wen, wann und wozu? Ausschlaggebend für die Brauchbarkeit eines 'Modells' im Alltag oder in der wissenschaftlichen Praxis ist die Auswahl der Aspekte eines Phänomens die im 'Modell' auftreten sollen.

Moderne, Postmoderne

Ascher Martina

 Moderne, Postmoderne
(verfasst von: Ascher Martina)

Die Moderne ist jene Epoche , die der Postmoderne ( wie schon ihr Name verrät - post lat.= nach ) vorangeht und diese grundlegend beeinflusst.
Moderne Begriffe und Inhalte sind höchst divergent; d.h.: es gibt viele
'Modernen' bzw. Ansichten darüber was als modern bezeichnet wird.
Folglich gibt es auch Unschlüssigkeiten darüber, was genau mit dem Begriff Postmodern ausgesagt werden will.
Sogar bei einer Wissenschaft und ein und demselben Autor können verschiedene Modernen als Gegenbilder von Postmoderne existieren, so z.B.: beim Haupttheoretiker der Postmoderne bei Lyotard.
Einerseits versteht er unter ' Moderne' einen Bezug zur Natur herstellen, andererseits bezeichnet er als modern die Zeit der großen Meta- Erzählungen ( Emanzipation der Menschheit, Teleologie des Geistes, Hermeneutik des Seins ) als die Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts.
Die Trennlinie verläuft also nicht nur zwischen Moderne und Postmoderne
Sondern schon zwischen verschiedenen Modernen.
Die Moderne des 20.Jahrhunderts ist gekennzeichnet von Pluralität.
Die Wissenschaft ist durch die Vielfalt von Modellen und die Unmöglichkeit einheitlicher und entgültiger Lösungen geprägt.
Die Postmoderne ist eine Geistesströmung vor allem in der Philosophie, der Literatur und der Architektur der 80er Jahre unseres Jahrhunderts.
Die Philosophie hat den Pluralismus der Moderne erst relativ spät wahrgenommen. Genauer gesagt hat sie dieses eigentlich erst als postmoderne Philosophie getan.
Denn die Philosophie des Postmodernismus ist im Grunde nichts anderes als die Reflexion des Pluralismus , der die Grundverfassung der Moderne des 20. Jahrhunderts ausmacht.

 Monographie

Exenberger Anna Maria

 Monographie
(verfasst von: Exenberger Anna Maria)

(griech.) Einzeldarbietung, umfassende wissenschaftliche Behandlung eines einzelnen Gegenstandes oder einer einzelnen Person.
Literatur: Grosses Universal LexikonVerlag Gorndrom Seite 565

 Norm

Dirnhammer Günther

 Norm
(lat. norma: Winkelmaß, Richtschnur)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Unter 'Normen' kann man Regeln, Gesetze, Vorschriften, Prinzipien, Maßstäbe, Befehle, Bitten, Erkenntnisse oder Ermächtigungen verstehen. Für die sprachliche Formulierung von 'Normen' sind Ausdrücke wie müssen, sollen, dürfen, richtig, falsch, gut und schlecht charakteristisch. 'Normen' stellen entweder einen Beurteilungsmaßstab für richtiges oder falsches Handeln oder eine Handlungsaufforderung dar. Grundsätzlich muß man zwischen normexpressiven (normausdrückenden) Sätzen und normdeskriptiven (normbeschreibenden) Sätzen unterscheiden. Erstere enthalten wirkliche 'Normen', zweitere lassen sich analog zu anderen sozialen Tatsachen begreifen und rein empirisch belegen. DieFrage nach der Begründbarkeit von 'Normen' (normexpressiven Sätzen) wirft schwierige ontologische und erkenntnistheoretische Probleme auf. Der sogenannte Kognitivismus besagt, daß 'Normen' Tatsachen beschreiben und daher wahr oder falsch sein können. Der Non-Kognitivismus (Präskriptivismus) bestreitet das.

Operationalisierung

Dirnhammer Günther

 Operationalisierung
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Wissenschaftliche Begriffe müssen so formuliert sein, daß jederzeit darüber entschieden werden kann, ob sie zutreffen oder nicht. In der 'Operationalisierung' werden daher bestimmte Operationen (Handlungsanweisungen, Experimente, Beobachtungen) angegeben, aufgrund aufgrund derer über das Vorliegen eines Begriffs entschieden werden kann. Die >Reinform< der 'Operationalisierung' ist nur in den klassischen Naturwissenschaften möglich, da deren Grundbegriffe (Länge, Zeit, Geschwindigkeit, usw.) sich vollkommen durch die Angabe einer Zahl plus Maßeinheit ausdrücken lassen. Eine sorgfältige 'Operationalisierung' von Begriffen ist wichtig, damit die Begriffe auf das Vorliegen von Entsprechungen in der Wirklichkeit überprüft werden können. Sie werden gewissermaßen in die Nähe der realen Phänomene gebracht. Wesentlich schwieriger ist die 'Operationalisierung' für die in den Sozialwissenschaften gebrauchten Begriffe, da diese nur einen indirekten empirischen Bezug aufweisen. Sie dient forschungspraktisch dazu, den Gebrauch der Begriffe offenzulegen und für andere nachvollziehbar zu machen.

 Panel

Taferner Hildegunde

 Panel
(verfasst von: Taferner Hildegunde)

Ursprünglich bezeichnet das Panel im angloamerikanischen Prozeßrecht die Namensliste der zu ladenden Mitglieder eines Geschworenengerichts, später dann auch diese Gruppe selbst.
Heute bezeichnet das Panel einen stets gleichbleibenden Kreis von repräsentativ ausgewählten Auskunftspersonen, die im Rahmen der empirischen Sozialforschung (v.a. der Meinungsforschung) und der Marktforschung über einen längeren Zeitraum hinweg mehrfach in regelmäßigen Abständen zu bestimmten (i. d. R. immer denselben) Aspekten befragt und/oder beobachtet werden.
Die Paneluntersuchung ist eine Erhebungsmethode in der empirischen Sozialforschung, bei der eine in ihrer Zusammensetzung stets gleichbleibende Personengruppe bzw. andere Einheiten zu mindestens zwei Zeitpunkten hinsichtlich der selben Merkmale gemessen / befragt bzw. beobachtet werden. Man kann die Paneluntersuchung auch als eine Art zeitliche Längsschnittanalyse bezeichnen, welche als Ziel die Erforschung von bestimmten Wandlungsvorgängen vor Augen hat.
In der empirischen Sozialforschung wird versucht mit Hilfe von Panel-Erhebungen soziale Veränderungen unter dem Einfluß veränderter äußerer Momente feszutstellen. Als zeitliche Längsschnittuntersuchung eignet sich die Methode des Panel zur Erforschung des sozialen Wandels.
Die Paneluntersuchung dient der Feststellung von Meinungs-, Entscheidungs- und Verhaltensänderung, aber da die Merkmale keine Meinungen oder Einstellungen (z.B. auch Beruf, Einkommen, Erwerbstätigkeit) zu sein brauchen und die Untersuchungseinheiten keine Personen (z.B. auch Gemeinden, Sportmannschaften, Betriebe) sein müssen geht ihre Anwendungsmöglichkeit weit über die oben genannten Felder hinaus.
Das Ziel der Paneluntersuchung ist aber nicht nur die deskriptive Erfassung der Wechselvorgänge, sondern ihre Erklärung. Dabei ist wichtig, daß die Untersuchung nicht nur auf das natürliche Milieu beschränkt bleibt, sondern die im natürlichen Milieu ablaufenden Wechselvorgänge im Sinne eines Experiments angelegt werden.
Ein Problem dabei ist, daß das Panelverfahren keine Veränderung globaler Merkmale bzw. keine neuen qualitativ auftretende Merkmale feststellen kann, da immer der selbe Personenkreis hinsichtlich der selben Merkmale untersucht wird.
In der Marktforschung kann die Panel-Erhebung im Vergleich zu Einmalbefragungen Marktveränderungen (z. B. bezüglich Marktanteilen, Markenwechsel, Preis) aufdecken. Dazu werden - i. d. R. von Marktforschungsinstituten - Panels mit 2.000 - 5.000 Personen Einheiten angeworben und regelmäßig befragt.
Bei Haushalts-Panels (Verbraucher-P.) berichten die Panel-Haushalte wöchentlich in standardisierter Form über ihre Einkäufe.
Bei Handels-Panels werden die Verkäufe verschiedener Marken in den unterschiedlichen Betriebsformen des Groß- und Einzelhandels erfaßt.
Besondere methodische Probleme verursachen die hohe Verweigerungs- und Ausfallrate ('Panel-Sterblichkeit'), die repräsentative Abdeckung des Marktes ('Coverage') sowie Bewußtseins- und Verhaltensänderungen der Panel-Mitglieder aufgrund der Tatsache, daß sie beobachtet werden ('Panel-Effekt').
Literatur: H. Zeisel: Die Sprache der Zahlen (a.d. Amerikan., 1970); R. Mayntz u.a.: Einf. in die Methoden der empir. Soziologie (1978); Der Neue Bockhaus (1979)

Paradigma

Aigner Johann

 Paradigma
(verfasst von: Aigner Johann)

1. Wortbedeutung:
Das Lexem hat seinen Ursprung im Altgriechischen. Das Substantivum 'Beispiel, Vorbild, Muster, Modell' ist abgeleitet von einem Verbum 'dabei, zeigen, als Beispiel hinstellen'.
2. Begriffsbestimmung:
Der Begriff hielt erst mit T.S. Kuhns buch The Structure of Scientific Revolutions (1962) Einzug in den wissenschaftlichen Sprachgebrauch, obwohl er schon vorher in verschiedenen Wissenschaften gebraucht wurde. Seine These ist, dass zu allen Zeiten das wissenschaftliche Denken und die wissenschaftlichen Methoden von einem jeweils anerkannten Modell von Theorie und Praxis geleitet werden. Dieses Modell wird das Paradigma genannt.
Die wissenschaftliche Arbeit passiert innerhalb dieses Modells und dient dessen Aufbau. Neue Forschungsergebnisse können in Konflikt mit dem bestehenden Paradigma geraten und schließlich zu dessen Ablösung und Ersetzung durch das neue Paradigma führen.
3. Paradigmenwechsel:
Von einem Paradigmenwechsel spricht man, wenn es, wie oben angeführt, zu einer Ersetzung des bestehenden Paradigmas durch ein durch Forschungen entstandenes neues Paradigma kommt.
4. Beispiele für Paradigmata und Paradigmenwechsel:
Ein erstes Beispiel für einen Paradigmenwechsel stellt die Kopernikanische Wende dar. Der Wechsel vom Paradigma des geozentrischen Weltbildes zum heliozentrischen Weltbild. Der Mensch war plötzlich nicht mehr im Zentrum des Kosmos.
Ein weiterer Paradigmenwechsel erfolgte durch die von Ch. Darwin in seiner Schrift The Evolution of men by means of natural selection publizierten These von der Abstammung der menschlichen Rasse. Der Mensch war nicht mehr das von Gott geschaffene Wesen, das sich vom Tier unterschied.
Die von Siegmund Freud begründete Psychoanalyse kann auch als Paradigmenwechsel bezeichnet werden. Der Mensch war nicht mehr das von den Philosophen der Aufklärung vernunftbegabte Wesen. Der Mensch war nicht mehr 'Herr im eignen Haus'.
Literatur: Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik. 14. Auflage, Stuttgart: Kröner,1994
Gemoll, Wilhelm: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. 9. Auflage, München:Oldenbourg,1991
Hillmann, Karl-Heinz: Wöterbuch der Soziologie. 4. Auflage, Stuttgart: Kröner,1994

Elisabeth Streicher

 Paradigma
(verfasst von: Elisabeth Streicher)

Paradigma(griech. paradeigma Muster, Vorbild). Grundkonzeption für die Erarbeitung und Bewertung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Elemente eines P. sind ein bestimmtes Verständnis von Wirklichkeit, ein besonderes Erkenntnisinteresse, ein typisches Forschungsverfahren sowie eine spezielle Bestimmung des Verhältnisses von Theorie und Praxis. So geht das empirische P. zB. im Kern von einer geordneten, nach bestimmten Ursache- Wirkungszusammenhängen sich immer wieder gleichartig vollziehenden Wirklichkeit aus. Ziel der empirischen Forschung ist Gesetzeswissen, aus dem sich Prognosen und Handlungsanweisungen für die Praxis gewinnen lassen. Typische Forschungspraktiken sind Experiment und Messen. Dagegen definiert das geisteswissenschaftliche P. seine Wirklichkeit als sinnstiftende Interaktion von Individuen im Rahmen ihres historischen Lebenszusammenhanges. Rekonstruktion der in den Objektivationen enthaltenen Sinngebungen für kulturelles Handeln. Das typische Forschungsverfahren ist dementsprechend die Textauslegung (Hermeneutik), wozu heute selbstverständlich auch die Interpretation von Ergebnissen statistischer Analysen und empirischer Untersuchungen gehört.
Literatur: Schaub Horst, Zenke Karl G.:Taschenbuch zur Pädagogik (Deutscher Taschenbuch Verlag) 1995

Goldner Verena

 Paradigma
(verfasst von: Goldner Verena)

Pa·ra·dig·ma <n.; -s,="" -men="" od.="" -ma·ta="">
1 Musterbeispiel, Flexionsmuster
2 Gesamtheit an sprachlichen Einheiten, die in einem sprachlichen Kontext gegeneinander austauschbar sind (z.B. hier, oben, darüber); Ggs Syntagma
zählung, die in Beispielen eine Morallehre erläutert [Paradigma [das, Plural Paradigmen; griechisch], Beispiel, Muster, Gleichnis.
Paradigma [das, Plural Paradigmen; griechisch], von T. S. Kuhn (* 1922) eingeführter Begriff für ein Denkmuster, das die herrschende wissenschaftliche Orientierung einer Zeit prägt. Paradigma [das, Plural Paradigmen; griechisch], 1. ein Flexionsmuster, nach dem alle Wörter der gleichen Klasse flektiert werden; zum Beispiel ist springen - sprang - gesprungen das Paradigma für eines der starken Verben des Deutschen. 2. Als paradigmatisch bezeichnet man die Beziehung zwischen sprachlichen Einheiten, die an der gleichen Stelle, jedoch nicht zugleich vorkommen können und deshalb einander ausschließen; z. B.: Das Kleid ist rot/blau/gelb. Der Sprecher muss je nachdem, was er ausdrücken will, unter diesen Einheiten wählen.
Paradigma (griechisch paradigma: Beispiel, Vorbild, Verweis, Beweis, Urbild), Bezeichnung für ein Vorbild, Modell, Muster oder mustergültiges Beispiel; im weiteren Sinn werden auch besonders repräsentative Beispiele Paradigmen genannt. Der Begriff wird in verschiedenen Bereichen von Philosophie und Wissenschaften unterschiedlich verwendet. In der klassischen Metaphysik meint er das Urbild, auf das sich die innerweltlichen Abbilder beziehen. In der Linguistik bezeichnet 'Paradigma” zum einen ein Flexionsmuster, nach dem Wörter einer bestimmten Klasse dekliniert oder konjugiert werden, und zum anderen eine austauschbare sprachliche Einheit innerhalb eines größeren Kontextes. Wissenschaftsgeschichtliche und -theoretische Fragestellungen verstehen unter Paradigma eine zu einer bestimmten Zeit vorherrschende erkenntnisleitende Orientierung oder Forschungsmethode. In diesem Sinn bezeichnete bereits Georg Christoph Lichtenberg das kopernikanische System als 'Paradigma, nach welchem man alle übrigen Entdeckungen deklinieren sollte”. Entdeckungen und Erkenntnisse sind demnach also immer durch die jeweils gültigen Paradigmen bedingt. Thomas S. Kuhn zufolge führen Anomalien, die sich nach dem vorherrschenden Paradigma nicht lösen lassen, zu einem Paradigmenwechsel, bzw. zu einer wissenschaftlichen Revolution, die die Grundvoraussetzungen einer Wissenschaft neu bestimmt.
'Paradigma”
' ... Das, was den Mitgliedern einer wissenschaftlichen Gemeinschaft gemeinsam ist ... eine Konstellation von Meinungen, Wertungen und Methoden...” (Thomas Kuhn 1976) Eine wissenschaftliche Weltanschauung, ein Grundverständnis des Wissenschaftlers von der Welt, z.B. Menschenbild , Gesellschaftsvorstellung (Rousseau vs. Hobbes)
Paradigma. 1. Der Ausdruck 'Paradigma' bedeutet etwa soviel wie 'repräsentatives Beispiel', womit allerdings seine fundamentale Bedeutung in der Wissenschaftstheorie nur recht unvollständig umschrieben ist. 1. 1 Ansatzweise läßt sich diese Bedeutung durch Rückgang auf den von Wittgenstein geprägten Begriff der 'Familienähnlichkeit' explizieren: Die Bedeutung eines Wortes wie 'Spiel ... .. Zahl', etc. kann nicht durch eine, allen Objekten gemeinsame wesentliche Eigenschaft definiert werden, sondern lediglich durch Aufweis von Beispielen mit überkreuzenden Ähnlichkeiten in seinen verwandten Eigenschaften charakterisiert werden. 2. Wesentlich spezifischer, wenngleich unschärfer verwendet Kuhn (Struktur) den Begriff P., wenn er behauptet, die Entwicklung der Wissenschaften verlaufe nicht gemäß den rationalen Normen der Wissenschaftstheorie, sondern lasse sich historisch nur erklären durch die Vorherrschaft verschiedener, teils miteinander inkommensurabler Paradigmen der einzelnen Wissenschaften und Epochen.
2. 1. Mit 'Paradigmen' meint Kuhn - ähnlich wie schon Hanson mit seinen 'patterns of discovery' und Toulmin mit seinen, ' ideals of natural order' -jene Komponenten in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die für die Wahl spezifischer Fragestellungen und Problemlösungsstrategien bestimmend sind, ohne daß diese ihrerseits weiter als durch ihren Erfolg begründet werden könnten. So stellt die erfolgreiche Anwendung der Gravitationstheorie ein P. für die klassische Mechanik dar, so wie diese ihrerseits zum P * der klassischen Physik wurde.
2.1.1. Die Konzeption einer P.-geleiteten Wissenschaft führt zu einem Zweiphasenmodell der Wissenschaftsentwicklung:1) die Phase der 'normalen Wissenschaft', in der die Vorherrschaft eines P.s - trotz Anomalien und dergleichen - unbestritten ist; 2) die Phase der 'wissenschaftlichen Revolution', in der eine Theorie sich in so viele Widersprüche verwickelt, die im Rahmen des bestehenden P.s nicht zu erklären sind, so daß die Wissenschaft in eine Krise gerät. Diese wird erst durch den Sieg eines neuen P.s, d.h. seine Akzepanz durch die Forschergemeinschaft, beendet.
3. In Reaktion auf die Kritik an der Vagheit seines Paradigmenbegriffes (z. B. Masterman) hat Kuhn später (Thoughts) den Begriff der ”disziplinären Matrix' eingeführt, in der lediglich die Komponente'Beispielfälle' als P. im eigentlichen Sinne zu verstehen ist.
3. 1. Gegen diese Konzeption wurde sowohl von den kritischen Rationalisten (Popper) der Dogmatismusvorwurf bezüglich der 'normalen Wissenschaften' als auch durch die logischen Empiristen (vgl. Kordig) der Irrationalitätsvorwurf in Bezug auf die 'wissenschaftlichen Revolutionen' vorgebracht.
3.1.1. Mit Lakatos' Idee der 'wissenschaftlichen Forschungsprogramnie' (Forschungsprogramm) und Sneed/Stegmüller's (/') Theoriendynamik liegen jedoch von beiden Seiten Vorschläge vor, die zumindest die normalen Wissenschaften als weniger dogmatisch und die revolutionären Phasen als weniger 'revolutionär' erscheinen lassen.
Literatur: Das Grosse Bertelsmannlexikon 2001. © 2000
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000
Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe Band II / Josef Speck
Internet:http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/semesterapparate/weinbrenner/folien4/tsld001.htm
</n.;>

Peripherie

Gasser Christine

 Peripherie
(verfasst von: Gasser Christine)

Das Wort 'Peripherie'(w.) kommt aus dem griechisch (zu gr.: herumtragen) - lateinischen (periphericus, ...ca, ...cum) und heißt 'am Rande befindlich; Rand...'. 'Peripher' ist die adjektivische Form dieses Wortes und wurde früher auch 'peripherisch' genannt.
'Peripherie' kann je nachdem in welchem wissenschaftlichen Gebiet es verwendet wird folgende mehr oder weniger variierende Bedeutungen haben:
- (mathematisch): Umfangslinie, besonders des Kreises
- (allgemein): Randgut; Stadtrand; Rand (z.B. Satellitenstädte befinden sich an der
Peripherie)
- (bildungssprachlich): 'peripher' = außen; nebensächlich
- (medizinisch): 'peripher' = in den Randgebieten des Körpers liegend (z.B.
Hautnerven, Kapillaren); Anatomie zur Körperoberfläche hin, im
äußeren
'Peripher' wird also in den verschiedensten Gebieten verwendet und immer wieder begegnet uns das Wort im Alltag in Form von Sätzen wie z.B. 'Das tangiert mich peripher.' oder in der Wissenschaft in Ausdrücken wie z.B. 'peripheres Sehen'.
So ist in dem Buch 'Grundprobleme der Analytischen Ontologie' (Runggaldier 1998) davon die Rede, 'dass es Quine (Anm.: ein Sprachphilosoph) ablehne, davon zu sprechen, dass einzelne Aussagen empirisch vollständig bestätigt oder endgültig falsifiziert werden können. Einzelne Aussagen, selbst solche, die nahe an der 'empirischen Peripherie' einer wissenschaftlichen Theorie liegen, seien immer in gewisser Weise empirisch 'unterbestimmt'.'
'Peripher' wird im Gegensatz zum Ausdruck 'zentral' verwendet, da 'am Rand gelegen' zugleich 'abseits eines Zentrums' meint.
In der heutigen Zeit wird das Wort 'Peripherie' v.a. auch mit (der) 'Globalisierung' und ähnlichen Bewegungen in Verbindung gebracht. Durch die Globalisierung (Expansion in den verschiedensten Bereichen, zunehmende Orientierungslosigkeit, Umverteilungen usw.) wird immer mehr festgelegt was nun zentral ist, und was eben 'nur' peripher.
Hierzu möchte ich einige Sätze aus dem Aufsatz 'Globalisierung und Peripherie. Umstrukturierung in Lateinamerika, Afrika und Asien.' (Christof Parnreiter 1999), zitieren: 'In die netzwerkartig strukturierte Weltwirtschaft sind nur bestimmte Sektoren, Regionen und Menschen integriert; die Hierarchisierung der Macht und die Konzentration von Reichtum verschärfen sich. Wer oder was für den Akkumulationsprozeß nicht als nützlich erscheint oder nicht konkurrenzfähig ist, wird an den Rand gedrängt oder überhaupt dem Untergang geweiht. Besonders dramatisch ist die Lage in der Peripherie, wo der 'unnütze' Teil den verwertbaren überwiegt. Da es beispielsweise für die Weltwirtschaft weitgehend bedeutungslos geworden ist, Zinn zu fördern, ein Land wie Bolivien aber nun einmal hauptsächlich Zinn hat, werden dieser Staat und seine BewohnerInnen vom Weltmarkt unfreiwillig abgekoppelt.'
Literatur: Der Große Duden. Fremdwörterbuch, Mannheim 1966
Duden. Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke, Zürich: Dudenverl. 1998
(Suchmaschine im Internet)
HSK 14: Globalisierung und Peripherie. Umstrukturierung in Lateinamerika, Afrika und Asien. Frankfurt am Main: Brandes und Apsel, Wien: Südwind 1999 (Historische Sozialkunde 14). Herausgegeben von Christof Parnreiter, Andreas Novy, Karin Fischer. S. 9 - 33.
- E. Runggaldier u. C. Kanzian: Grundprobleme der Analytischen Ontologie, Zürich: Schöningh 1998

Philosophischer Konstruktivismus

Praxmarer Verena

 Philosophischer Konstruktivismus
(verfasst von: Praxmarer Verena)

Kon·struk·ti·vis·mus <[-vis-] m.; -; unz.>
1 abstrakte Kunst, die die Konstruktionselemente bes. betont
Betonung des formalen Baues der Komposition
Konstruktivismus (Philosophie), ursprünglich Sammelbezeichnung für eine Reihe Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelter Ansätze in der Philosophie der Mathematik, deren gemeinsames Ziel eine Neubegründung der mathematischen Logik war. Im heutigen philosophischen Sprachgebrauch wird der Begriff sehr viel weiter gefasst und steht für die Gesamtheit derjenigen Konzepte der Wissenschafts- bzw. Erkenntnistheorie, deren besondere Aufmerksamkeit der aktiven Rolle des Erkennenden im Erkenntnisprozess gilt. Die einzelnen sich als konstruktivistisch verstehenden Schulen unterscheiden sich zum Teil erheblich und in vielerlei Hinsicht. Einigkeit besteht jedoch darüber, dass ontologische, realistische und Korrespondenz-Theorien der Wahrheit abzulehnen seien.
Konstruktivismus ab etwa 1965 bekanntgewordene Ansätze der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, die die Erkenntnis von Wirklichkeit als bedingt durch die Konstitutionsleistung des Subjekts betrachten. Diese im Grunde seit Kants Anstoß der Transzendentalphilosophie geläufige erkenntnistheoretische Position wurde neu besetzt von verschiedenen von der mathematischen Logik, der Sprachphilosophie, der Kognitions- und Entwicklungspsychologie oder der Systemtheorie gründenden Ansätzen.
Philosophischer Konstruktivismus
Vertreter des philosophischen K. teilen mit anderen Autoren die Auffassung, daß Argumentationen im Zusammenhang mit erfahrungsbezogenen ('theoretischen”) Meinungsverschiedenheiten einer anderen Logik folgen als Arbumentationen im Zusammenhang mit absichtsbezogenen ('normativen”) Meinungsverschiedenheiten. Darüber hinaus gehen sie jedoch anders als z. B. Kant – von einer engen Verschränkung theoretischer und normativer Fragen innerhalb der Erkenntnistheorie aus. Diese Verschränkung folgt ihrer Ansicht nach daraus, daß über die jeweiligen Selektionen ein Dissens auftreten kann, und daß dieser einer Schlichtung im Rahmen einer normativ bezogenen Argumentation bedürfe.Um die Rationalität einer solchen Argumentation sichern zu können sind vom neueren philosophischen K. Ansätze zu einer philosophischen Ethik entwickelt worden. Resultat der bisher vorgelegten Arbeiten ist zunächst die Aufstellung zweier formaler Prinzipien: des 'praktischen Vernunftprinzips”(auch 'Prinzip der Transsubjektivität”) und des 'Moralprinzips”, die durch das von Lorenzen und Schwemmer vorgeschlagenen Verfahren der 'normativen Genese” in inhaltlicher Hinsicht ergänzt werden sollen.
Literatur: Das Grosse Bertelsmannlexikon 2001. © 2000
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000
Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe Band II / Josef Speck
Internet: http://www.t0.or.at/~punktstoerung/disk/k2.html

Positivismusstreit

Zauser Barbara

 Positivismusstreit
(verfasst von: Zauser Barbara)

"Als Positivismusstreit wurde nachträglich dieAuseinandersetzung zwischen Vertretern des kritischen Rationalismus; (Popper, H. Albert) und der kritischen Theorieder Gesellschaft der Frankfurter Schule< (Adorno, Habermas)auf der Arbeitstagung der Dt. Gesellschaft für Soziologie 1961in Tübingen bezeichnet. Hauptstreitpunkte waren die Frage der Wertfreiheit der Wissenschaft (Forschungsmethoden), die Möglichkeit der Isolation einzelner Daten und Fakten aus der komplexen, geschichtlich - gesellschaftlichen Totalität, die Bedeutung des gesellschaftlichen Entwicklungsstandes, damit auch der Stellung des Wissenschaftlers, für Forschungsprozeß, -ziel, -methode und -resultat, das Verhältnis von Empirie und Theorie, die (politische) Verantwortung des Wissenschaftlers für Auftrag und Verwertungseiner wiss. Forschung u.a. Zusammenfassend ging es um die Frage, ob Theorie ein System von Sätzen zur Erklärung von Wirklichkeit oder ein kritisches Instrument zur Veränderung !der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu mehr Mündigkeitund Demokratie sein soll. Der Positivismusstreit wurde in zahlreichen Wissenschaften diskutiert und fand, gerade auch in der Pädagogik mehrere Nachahmungen. So forderte etwa Brezinka im Anschluß an Poper und Albert programmatisch den Übergang;von der Pädagogik zur Erziehungswissenschaft; als einer streng empirischen Disziplin. Von daher unterzog er dievon ihm so genannte "weltanschauliche" Päd., die auch Normen und Ziele in den Reflexionsbereich der Wiss. mit einbezieht und von einer philosophisch begründeten Position aus argumentiert,auch ihrer angeblich unklaren Begriffe wegen einer radikalen Kritik. In der Folge (z. Teil schon vor dieser Auseinandersetzung) des Positivismusstreits in der Päd. setzten sich Vertreter einer polit., kritisch-emanzipator. Päd. (Blankertz, Mollenhauer, Klafki) mit dem Programm einer Erziehungswiss. im genannten Sinn auseinander. Den Vertreternder emanzipatorischen Päd. ging es dabei u. a. nicht nur darum, eine exakte Datenerhebung und Erklärung dessen, was geschieht, in Wenn - dann Sätzen zu leisten, sondern die Erziehungswirklichkeit in Richtung auf individuelle und kollektive Emanzipation und Mündigkeit zu verändern, und damit das Normative als notwendigen Bestandteil der Päd. als Wiss. zu behaupten. (Ethik und Päd.). Zur Klärung von Sachfragen hat der Positivismusstreit in keiner Wiss. wesentliches beigetragen. Er bestand meist mehr aus Doppelmonologenals aus echten Gesprächen, die Argumente erreichten die jeweiligen Diskussionsgegner nur in den seltensten Fällen. Der Positivismusstreit hat allerdings die Klärung und Abgrenzung von wissenschafttheoretischen Standpunkten vorangebtrieben; empirisch-analytische Erziehungswissenschaft."
Literatur: Literatur: Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart: Kröner 2000, 15. überarb.

Postmoderne

Gertraud KNOLL

 Postmoderne
(verfasst von: Gertraud KNOLL)

In der zeitgenössischen Philosophie verwendet Jean-François Lyotard, der als der geistige Mentor der Postmoderne gilt, diesen Begriff erstmals in seiner Schrift 'La Condition postmoderne' (Paris 1979), dt. 'Das postmoderne Wissen' (Wien 1982). Nach Lyotard ist die Postmoderne nicht - wie der Begriff fälschlich nahe legen könnte - eine datierbare Epoche, die auf die Moderne folgt, sondern sie beschreibt 'einen Gemüts- oder vielmehr einen Geisteszustand'. Sie ist getrieben von der Absicht, die bestimmenden erkenntnistheoretischen Grundzüge der Moderne neu zu redigieren, insbesondere deren anmaßendes und selbstgefälliges Selbstverständnis, sich aus dem Anspruch zu legitimieren, die ganze Menschheit durch Wissenschaft und Technik zu emanzipieren. Die Postmoderne setzt daher mit der Kritik an der totalisierenden Vernunft und ihrem herrschsüchtigen und konstruktivistischen Subjekt ein.
Den grossen Meta-Erzählungen der Vergangenheit, die nach Lyotard die alles umfassenden, alles integrierenden und alles interpretierenden Systeme des Denkens, deren Leitideen alle Erscheinungsformen der theoretischen und praktischen Vernunft umgreifen und auf ein Zeil hin dirigieren, wird kein Glaube mehr geschenkt. Solche Systeme konstruieren im Grunde ideologische Denkmuster, die die Ordnung und den Wahrheitsgehalt aller anderen Wirklichkeitselemente legitimieren. Nach Lyotard sind dies 'die Dialektik des Geistes, die Hermeneutik des Sinns (und) die Emanzipation des vernünftigen oder arbeitenden Subjekts'. Mit der 'Dialektik des Geistes' z.B. meint Lyotard die im Deutschen Idealismus herrschende Teleologie der Vernunft, die für die grosse Katastrophe dieses Jahrhunderts die Hauptverantwortung trägt.
Der Postmodernismus hingegen vertritt einen radikalen Pluralismus, in dem das Differente und Heterogene nicht als Wertminderung oder Störung angesehen werden, sondern - ganz im Gegenteil - als Bereicherung. Einheit und Totalität und alle sie fördernden oder voraussetzenden Strukturen sind obsolet geworden. 'Krieg dem Ganzen!' lautet nun die Devise. Die Postmoderne strebt eine Pluralität an, die in der Weise radikal ist, dass das Prinzip der Vielheit nicht bloß die Binnensicht eines Gesamthorizontes bestimmt, sondern auch den Rahmen bzw. Horizont selbst noch umfasst. Viele Lebenseinstellungen und Handlungsmuster existieren gleichrangig nebeneinander, Kritikfähigkeit und Urteilskraft jedes Einzelnen ist aber notwendig. Wolfgang Welsch beschreibt die postmoderne Lebensform folgendermaßen: 'Das postmoderne Subjekt ist nicht vielheitsscheu und felsenfest, sondern vielheitsfähig und übergangsbereit' (Burtscher ... 1989). Das Plurale ist wesentliches und essentielles Moment des postmodernen Lebensgefühls, aber auch ausschließlich im hier und jetzt, das heißt, nur im Augenblick zu leben, gehören dazu. Geschichtliches Denken und alle auf einen Zweck oder auf ein Ziel hin ausgerichteten Orientierungsmuster werden abgelehnt, eine gefällige Oberflächen-Buntheit entsteht. Gleichgültigkeit, Beliebigkeit und Indifferenz sind die unmittelbare Folge dessen, die die Zerstörung aller Finalitäten implizieren.
Der Pariser Soziologe Jean Baudrillard ist ein scharfsinniger Kritiker innerhalb der Postmoderne. Er kritisiert die ungebremste Steigerung der Vielfalt unserer modernen Konsumgesellschaft ganz massiv und gibt gleichzeitig zu bedenken, dass die Pluralisierung, so wie wir sie heute erleben, nichts anderes als einen neuen Modus der Uniformierung darstellt. Das Überangebot an Möglichkeiten und die Freiheit der Optionen führen zu einem Ausverkauf der Werte und gleichzeitig zu einer universellen Indifferenz. Ein sogenannter Einheitsbrei der Beliebigkeit entsteht und die Folge ist eine gigantische Implosion allen Sinns, es entsteht eine Inhaltsleere, die uns ein Gefühl des Lebensüberdrusses vermittelt. Aber ohne Ziele und Hoffnungen verliert der Mensch auch den Sinn seiner Existenz.

Postmoderne Erziehungswissenschaft

Welzenberger Caroline

 Postmoderne Erziehungswissenschaft
(lat. post >nach<)
(verfasst von: Welzenberger Caroline)

Die heutige Postmoderne-Diskussion geht auf die nordamerikanischen Literaturdebatten der fünfziger und sechziger Jahre sowie auf die amerikanischen und westeuropäischen Diskussionen um die Ausdrucksformen der aktuellen Architektur aus den siebziger Jahren zurück. Neben postmodernen Ansätzen in Architektur und Literatur findet man diese später auch in der Erziehungswissenschaft.
Entscheidend beeinflußt wurde die Diskussion um die Postmoderne in der deutschsprachigen Pädagogik von den zentralen Vertretern des französischen Poststrukturalismus Jean-Francois Lyotard, Michel Foucault und Jean Baudrillard.
Seit Mitte der achtziger Jahre setzt in der westdeutschen Erziehungswissenschaft die Diskussion um die sogenannte Postmoderne ein. Dabei war die Rede vom Ende der Pädagogik, Ende des Sozialen, Ende des Individuums und Ende des Humanen. Baudrillard spricht dabei von der Entmächtigung und Uniformierung des Subjekts, von der Auflösung des Realen und vom Ende der Geschichte.
Erst seit den späten achtziger Jahren setzt eine breite Diskussion ein und die positiven Einschätzungen der Postmoderne kommen immer stärker zur Geltung.
Eine Definition des Begriffes 'Postmoderne Erziehungswissenschaft' gibt es nicht. Aufgrund unterschiedlicher Problembeschreibungen, der Heterogenität möglicher Aufgaben und methodischer Zugänge sowie der Aktualität und der zunehmenden Häufigkeit des Stichwortes ist eine Charakterisierung unmöglich. Der Terminus kann am ehesten als Sammelbezeichnung für verschiedene neuere erziehungswissenschaftliche Diagnosen, Überlegungen und Vorschläge verstanden werden. Folgende Merkmale und Anhaltspunkte sollen einige Umrisse und Konturen verdeutlichen.
So verzichtet die postmoderne Erziehungswissenschaft auf einen Neuanfang. Stattdessen hinterfragt und kritisiert sie Denkgewohnheiten der Moderne. Weiters plädiert sie für Offenheit, Beweglichkeit und Ästhetisierung im Denken und befaßt sich mit den Verhältnissen der Erziehungs- und Bildungswirklichkeit (anstatt an der Uniformierung der nachwachsenden Generation zu basteln). Deutlich erkennbar sind auch die fließenden Grenzen zu anderen Wissenschaftszweigen (Philosophie,...). Begriffe in der postmodernen Erziehungswissenschaft sind nicht unveränderlich sondern werden als diskursive Konstruktionen angesehen.
Die postmodernen Denkanregungen haben sich im letzten Jahrzehnt auf verschiedenste Gegenstandsfelder der Erziehungswissenschaft ausgedehnt. Das Spektrum der Beiträge reicht von pädagogischer Jugendforschung, über jugendkulturelle Lebensstile bis hin zur Familienforschung, wo die Pluralität möglicher familialer Lebensstile untersucht wird. Auch werden Versuche unternommen, die Geschichte der Pädagogik mit Hilfe postmoderner Denkansätze zu rekonstruieren. Postmoderne Argumentationsansätze findet man in den letzten Jahren immer häufiger in erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen, wie etwa in der Schulpädagogik, der Medienpädagogik oder der Erwachsenenbildung.
Literatur: Einführung in Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft" 2. Auflage; Band2, herausgegeben von Heinz- H. Krüger, Leske +Budrich Verlag Opladen 1999
Postmoderne Ansätze in die Erziehungswissenschaft S. 165
"Postmoderne Pädagogik"
Hand out zur LV "Einführung in die Wissenschaftstheorie"
von Theo Hug
"Abstract: Postmoderne Erziehungswissenschaft"
(Theo Hug)
CD-ROM der Pädagogik Ausgabe 1996 Schneider Verlag, Hohengehren, Deutschland

Poststrukturalismus

Eisenbeutel Bianca

 Poststrukturalismus
(verfasst von: Eisenbeutel Bianca)

Was versteht man unter Poststrukturalismus?
Der Verständlichkeit wegen, möchte ich kurz auf den Begriff 'Postmoderne' eingehen:
Vor der Jahrtausendwende ist es Mode geworden, 'nach' beziehungsweise 'post' oder auch 'neo' zur Kennzeichnung besonders fortschrittlicher Denk- und Absetzbewegungen zu verwenden (vergleiche Postmoderne, Poststrukturalismus, Posthistoire, usw.).
Für den Durchbruch und die weite Verbreitung des Ausdrucks 'Postmoderne' und für die Anreizung zur eigentlichen Postmoderne-Diskussion war Jean-Francois Lyotard maßgebend.
Postmoderne wird als Verfassung radikaler Pluralität verstanden. Sie hat jedoch, obwohl man das vielleicht annehmen könnte, keinen Epochenanspruch. Für Lyotard bezeichnet der Ausdruck 'Postmoderne' eher einen Gemüts- oder vielmehr einen Geisteszustand.
Die Abgrenzung des Ausdrucks 'Postmoderne' ist insbesondere zum Poststrukturalismus und auch zur Posthistoire durchwegs fließend.
Poststrukturalismus hat sich als leicht handhabbare Sammelbezeichnung für eine Reihe neuerer französischer Denker etabliert.
Einer dieser war der französische Historiker und Philosoph Michel Foucault. Er gehörte dem Umfeld an, aus dem die Postmoderne-Konzeption Lyotards hervorging. Sein Denken weißt deutliche Nähe zu postmodernen Themen und Betrachtungsweisen auf, ohne dass Foucault sich selbst dieses Etiketts bedient hätte.
Er aktivierte ein altes Motiv französischen Denkens, wobei vor allem der Gedanke radikaler Differenz dazugehörte. Um diesen Gedanken besser transportieren zu können, präsentierte er ihn in einer strukturalistischen Hülle.
Eine typische strukturalistische Aussage und Betrachtung wäre, dass die verschiedenen Wissensgebiete und Wissensarten einer Epoche nur oberflächlich different erscheinen, in Wahrheit jedoch Manifestationen einer und derselben episteme - eines unbewussten archäologischen Musters von Wissen - sind. Das ist auch die Grundthese von Foucault.
Strukturalisten, zum Beispiel Levi Strauss, sind auf der Suche nach dem einen universalen und invarianten Kode, der sämtliche Erscheinungen der Kultur erklären kann. Der Strukturalismus war also der Idee nach ein universaler Integralismus.
Foucault war am Anfang ein perfekter Strukturalist, dann aber durchstößt er die Grenzen der strukturalistischen Betrachtung. Damit war die Karriere des Poststrukturalismus gestartet.
So können wir jetzt sagen, dass der Poststrukturalismus eben die Strömung ist, die durch den Gedanken unaufhebbarer Differenz sich vom Strukturalismus- der jede Differenz auf Einheit hin Überschreiten zu können glaubt- absetzt.
Der Poststrukturalismus tritt also als Gegentradition zum Strukturalismus ans Licht. Der differenzbewusste Neuzeitstrang kommt gegen den einheitseffizienten zum Durchbruch.
Literatur: Wolfgang Welsch: "Unsere Postmoderne Moderne"; VCH Acta humaniora; 2. Auflage 1988
Helmwart Hierdeis, Theo Hug (Hg.): "Taschenbuch der Pädagogik" 2. Teil; Schneider Verlag Hohengehren; 5. korrigierte Auflage 1997

Griesser Markus

  Poststrukturalismus
(verfasst von: Griesser Markus)

Poststrukturalismus (häufig analog zu Begriffen wie Neostrukturalismus oder auch Postmoderne Philosophie gebraucht);
Denkströmung, welche sich in erster Linie über den gemeinsamen historischen und geographischen Kontext definiert, in welchem die ´Hauptwerke` der dem Poststrukturalismus zugerechneten AutorInnen entstanden sind - nämlich in Frankreich, ca. zwischen Ende der 50er und Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Häufig genannte VertreterInnen sind: Jacques Lacan, Roland Barthes, Michel Foucault
(- diese drei Theoretiker werden mitunter auch als klassische Strukturalisten geführt), Helen Cixous, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Felix Guattari, Luce Irigaray, Julia Kristeva, Jean-Francois Lyotard, häufig auch Jean Baudrillard u.a..
Wenn es aufgrund der Heterogenität dieser verschiedenen Ansätze auch schwer fällt, ist es natürlich möglich, auf einer inhaltlichen Ebene bestimmte Parallelen zwischen den einzelnen poststrukturalistischen AutorInnen auszumachen.
So spricht beispielsweise Heike Raab von zwei wesentlichen Elementen, die ihrer Meinung nach als verbindlich für die verschiedenen poststrukturalistischen Theorieansätze angesehen werden können:
Die Infragestellung von ´Denk-, Schreib- und Repräsentationsweisen`, wie sie in der epistemologischen Tradition des Abendlandes seit Beginn der Neuzeit ausformuliert und praktiziert wurden. Raab nennt dabei im Speziellen drei Aspekte, welche im Rahmen poststrukturalistischer Theorien verstärkt zum Thema einer kritischen Auseinandersetzung mit oben genannter Tradition wurden:
# Den Angriff auf die Kategorie des souveränen, als homogene Einheit konstruierten,
okzidentalen Subjekts;
# Der Zweifel an einer auf Kontinuität und Fortschritt basierenden Geschichtsauffassung;
# Die Kritik an der Vorstellung, es existiere so etwas wie ´Sinn` oder ´Bedeutung` auch
jenseits historischer/sozialer/... Kontexte und also auch losgelöst von den Regelwerken
spezifischer Systeme, wie zum Beispiel der Sprache oder einer bestimmten wissen-
schaftlichen Disziplin;
(- ´Für einen erkenntnistheoretischen und kulturbedingten Relativismus`);
Das Aufgreifen der Forschungsansätze ´klassischer Strukturalisten` unter der Infragestellung zweier wesentlicher Aspekte dieser Ansätze, nämlich:
# des Versuchs ´transkulturelle, ahistorische, abstrakte Gesetze` zu entdecken, sowie
# der Behauptung, daß sich innerhalb der Strukturen ausschließlich inhaltliche oder be-
deutungsmäßige Zuschreibungen, niemals jedoch die Ordnung der Werte selbst
verändern können;
Zentral in diesem Zusammenhang ist also die Abkehr von den idealistischen Konsequenzen des klassischen Strukturalismus, welche die Existenz einer zentralistisch und homogen organisierten Welt jenseits der historisch und kulturell spezifischen Strukturen suggerieren.
´[...]niemand weiß so genau, was denn der Poststrukturalismus nun wirklich ist, wer zum Poststrukturalismus dazugehört oder wie sich der Poststrukturalismus von anderen Denkströmungen [...] unterscheidet.`
Kuhn, Gabriel - Tier Werden, Schwarz Werden, Frau Werden. Zur politischen Philosophie des Poststrukturalismus; Innsbruck 1994; S. 2
´[...] es ist schwierig [...] zu wissen, wer oder was mit dem Begriff ' Poststrukturalismus' bezeichnet ist [...].`
Butler, Judith - Körper von Gewicht; (Orig. New York 1993 / dtsch. Berlin 1995); Frankfurt a. M. 1997;S. 53
Poststrukturalismus (häufig analog zu Begriffen wie Neostrukturalismus oder auch Postmoderne Philosophie gebraucht);
Denkströmung, welche sich in erster Linie über den gemeinsamen historischen und geographischen Kontext definiert, in welchem die ´Hauptwerke` der dem Poststrukturalismus zugerechneten AutorInnen entstanden sind - nämlich in Frankreich, ca. zwischen Ende der 50er und Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Wie bereits angeklungen ist, herrscht weitestgehend Uneinigkeit darüber, wer dem Poststrukturalismus zugerechnet werden kann. Häufig genannte VertreterInnen sind: Jacques Lacan, Roland Barthes, Michel Foucault (- diese drei Theoretiker werden mitunter auch als klassische Strukturalisten geführt), Helen Cixous, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Felix Guattari, Luce Irigaray, Julia Kristeva, Jean-Francois Lyotard, häufig auch Jean Baudrillard u.a.. In Ermangelung anderer verbindlicher Elemente wird im Rahmen von Sekundärliteratur zum Poststrukturalismus häufig auf zwei, mehr oder weniger für alle oben genannten TheoretikerInnen verbindliche Ausgangspunkte ihrer Theoriebildung verwiesen:
Auf gesellschaftspolitische Prozesse im Frankreich der Nachkriegszeit, auf ihre Verortung in einem als links bis links-extremistisch bezeichneten Lager, auf den Mai `68 als ´Stichdatum des zeitgenössischen französischen Denkens`, der (gemeinsam mit der ´traumatischen Erfahrung` des Stalinismus) als Wendepunkt im Verhältnis zahlreicher Intellektueller zum Marxismus gesehen werden kann, sowie auf die klare Positionierung der meisten PoststrukturalistInnen in Abgrenzung zu marxistischen Intellektuellen und deren Monopolanspruch auf Gesellschaftskritik.
Auf die allen oben genannten TheoretikerInnen in unterschiedlichem Ausmaß gemeine Bezugnahme auf bestimmte ´Denktraditionen`, nämlich:
Zum einen und ganz zentral natürlich der Rückgriff auf strukturalistische Theorieansätze und Methoden. Vor allem die Arbeiten im Bereich der Linguistik (Ferdinand de Saussure) und die Übertragung der daraus gewonnenen ´Erkenntnisse` auf Bereiche jenseits der Sprachwissenschaft (z.B. auf die Ethnologie/Anthropologie bei Claude Levi-Strauss) waren dabei von großer Bedeutung.
Zum anderen und gewissermaßen in Abgrenzung zum Existentialismus, der bestimmenden Denktradition im Frankreich der Nachkriegszeit, die Bezugnahme auf Theorieansätze, welche im deutschsprachigen Raum ihren Ursprung hatten. Insbesondere muß hierbei wohl auf das ´Dreiergespann` Marx, Freud und Nietzsche verwiesen werden, wobei vor allem bei den ersteren beiden das Prinzip des ´Gegenlesens`, wie es Jean Baudrillard skizziert (´Man muß [...] Freud gegen Freud ausspielen) eine zentrale Rolle spielt.
Dieser ´respektlose und undogmatische Umgang` mit Denktraditionen findet sich bei nahezu allen poststrukturalistischen AutorInnen und kommt auch im Foucaultschen Verständnis von Theorie als die Zurverfügungstellung eines Werkzeugkoffers zum Ausdruck (´Nimm, was dir in einer konkreten Situation als Werkzeug dienlich sein kann und vergiß beziehungsweise verwirf den Rest.`).
Daneben waren es immer wieder die ´nicht-kanonisierten und dissidenten Einzelgänger`, insbesondere der französischen Denkgeschichte (von Rimbaud über Artaud bis zu Bataille), welche poststrukturalistischen TheoretikerInnen als ´Werkzeuglieferanten` dienten.
Darüber hinaus ist es natürlich auch möglich, auf einer inhaltlichen Ebene bestimmte Parallelen zwischen den einzelnen poststrukturalistischen AutorInnen auszumachen.
So spricht beispielsweise Heike Raab von zwei wesentliche Elemente, die ihrer Meinung nach als verbindlich für die verschiedenen poststrukturalistischen Theorieansätze angesehen werden können:
Die Infragestellung von ´Denk-, Schreib- und Repräsentationsweisen`, wie sie in der epistemologischen Tradition des Abendlandes seit Beginn der Neuzeit ausformuliert und praktiziert wurden. Raab nennt dabei im Speziellen drei Aspekte, welche im Rahmen poststrukturalistischer Theorien verstärkt zum Thema einer kritischen Auseinandersetzung mit oben genannter Tradition wurden:
# Den Angriff auf die Kategorie des souveränen, als homogene Einheit konstruierten,
okzidentalen Subjekts / auf das autonome Subjekt als ein aus sich selbst schöpfendes Zentrum des Sprechens, Handelns, usw.;
# Der Zweifel an einer auf Kontinuität und Fortschritt basierenden Geschichtsauffassung;
# Die Kritik an der Vorstellung, es existiere so etwas wie ´Sinn` oder ´Bedeutung` auch
jenseits historischer/sozialer/... Kontexte und also auch losgelöst von den Regelwerken
spezifischer Systeme, wie zum Beispiel der Sprache oder einer bestimmten wissen-
schaftlichen Disziplin;
(- ´Für einen erkenntnistheoretischen und kulturbedingten Relativismus`);
Das Aufgreifen der Forschungsansätze ´klassischer Strukturalisten` unter der Infragestellung zweier wesentlicher Aspekte dieser Ansätze, nämlich:
# des Versuchs ´transkulturelle, ahistorische, abstrakte Gesetze` zu entdecken, sowie
# der Behauptung, daß sich innerhalb der Strukturen ausschließlich inhaltliche oder be-
deutungsmäßige Zuschreibungen, niemals jedoch die Ordnung der Werte selbst
verändern können;
Zentral in diesem Zusammenhang ist also die Abkehr von den idealistischen Konsequenzen des klassischen Strukturalismus, welche die Existenz einer zentralistisch und homogen organisierten Welt jenseits der historisch und kulturell spezifischen Strukturen suggerieren.
Vielleicht könnte man abschließend dazu sagen, daß nach poststrukturalistischem Verständnis ´das Wesen der Dinge` tatsächlich das ist, was man sieht, allerdings mit dem Zusatz, daß das, was der/die Einzelne mit seinem/ihrem jeweiligen, kontextabhängigen Blick zu erfassen vermag, immer schon etwas gemäß kulturell und historisch spezifischen Strukturen Geformtes ist und ´das Wesen der Dinge` in letzter Konsequenz für PoststrukturalistInnen also schlichtweg nicht existiert.
Literatur: Metzler / Philosophie Lexikon. Begriffe und Definitionen; Stuttgart/Weimar 1996
Altwegg, J. / Schmidt, A. - Französische Denker der Gegenwart; München 1987
Kuhn, G. - Tier-Werden/Schwarz-Werden/Frau-Werden. Zur politischen Philosophie des
Poststrukturalismus; Innsbruck 1994
Raab, H. - Foucault und der feministische Poststrukturalismus; Ebersbach 1998
Deleuze, G. - Woran erkennt man den Strukturalismus?; (Orig. Paris 1973); Berlin 1992
Frank, M. - Was ist Neostrukturalismus?; Frankfurt a. M. 1983
Schiwy, G. - Poststrukturalismus und ´Neue Philosophen`; Reinbek 1985

 Praxis

Steinacher Brigitte & Knitel Dietmar

 Praxis
(verfasst von: Steinacher Brigitte & Knitel Dietmar)

Praxis die, -: das ergibt sich aus der Praxis (aus der Erfahrung); - Gegensatz: Theorie. (mit Plural Praxen): ärztliche Ordination.
Praxis (grch.; 'Tat'), (die), Handlung, Verrichtung; Brauch; Erfahrung (Gegensatz: Theorie); Berufsausübung.
Praxis, die, ...xen [lat. praxis < griech. prãxis = das Tun; Handlung(sweise); Unternehmen; Wirklichkeit, zu: prásein, práttein = tun, handeln]:
1.a) Aufführung, Anwendung von Gedanken, Vorstellungen, Theorien o.Ä. in der Wirklichkeit: ob das richtig ist, das wird die P. erweisen; Einmal musste er die P. des Vertreterberufes kennenlernen ...
b) bestimmte Art u. Weise etw. zu tun, zu handhaben: ...
Erfahrung durch die eine bestimmte praktische Tätigkeit gewonnen wird: ....
a) Tätigkeitsbereich eines Arztes, Psychiaters, Masseurs o. Ä.: ...
b) Räumlichkeit, in denen ein Arzt, Psychiater, Masseur o. Ä. seinen Beruf ausübt: ..
Praxis, w. (grch. Tat, Handlung), Verrichtung, Brauch, Erfahrung (als Gegensatz zu Theorie); Tätigkeit,, Berufsausübung eines Arztes, Anwalts usw.
Praxis: Umgehen mit Situationen, das mehr oder weniger auf gedanklicher Durchdringung und Lenkung beruht.2
Praxis: Felder in der Lebenswelt, in der pädagogische Phänomene enthalten sind.
Praxis ist die Notwendigkeit, das Leben als Mensch unter den historisch gewordenen Bedingungen des gesellschaftlichen und biographischen Ganzen handelnd zu bewältigen.
Literatur: ÖWB, S. 479.
Bertelsmannlex., S. 1432.
Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 7: Pekt-Schi, S. 299
Kiele, Fremdwörterlex., S. 355.
Aregger 1997, S. 129.
Tschamler 1996, S. 108
Hierdeis 1978, S. 826.

Primär- und Sekundärliteratur

Pallhuber Andrea

 Primär- und Sekundärliteratur
(verfasst von: Pallhuber Andrea)

Die Primärliteratur umfasst Orginalinformationen, z.B. Zeitungen, Fachbücher. Aber auch unveröffentlichte Informationen wie Briefwechsel oder Manuskripte.Sekundärliteratur meint geordnete Informationen über Primärliteratur, z.B. Bibliographien oder Verlagskataloge; im quasi veröffentlichten Informationsstatus auch Bibliothekskataloge und Datenbanken, im unveröffentlichten Status z.B private Vorlesungen und Kurse
Literatur: Stary, Joachim & Kretschmer, Horst: Umgang mit wissenschaftlicher Literatur. Eine Arbeitshilfe für das sozial- und geisteswissenschaftliche Studium. Frankfurt a.M. (Cornelsen Skriptor) 1994

Prognose

Dirnhammer Günther

 Prognose
(griech. prognosis: Vorauswissen)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Prognosen sind Vorhersagen von zukünftigen Ereignissen. Sie gelten nur dann als wissenschaftlich, wenn sie analog zu Erklärungen mit Hilfe von Gesetzen und bestimmten Anfangsbedingungen gewonnen werden. Der sogenannten Strukturgleichheitsthese zufolge gibt es zu jeder Erklärung eine 'Prognose' mit gleicher logischer Struktur und umgekehrt. Im Unterschied zu Erklärungen ist bei 'Prognosen' das Explanans gegeben, gesucht ist das Explanandum. Die wissenschaftstheoretische Bedeutung der Prognosestellung hängt historisch betrachtet eng mit den Erfolgen der modernen Naturwissenschaften bei der Vorhersage künftiger Ereignisse zusammen. Positivistische und empiristische Erkenntnisprogramme erachteten, in Anlehnung an die Naturwissenschaften, die Prognosestellung als eine ihrer Hauptaufgaben. Deutlich wird das am erkenntnistheoretischen Postulat des Positivisten A. Comte: >Savoir pour prevoir< (>Wissen um Vorherzusagen<).

Mair Gabriel

 Prognose
(griechisch = das Vorherwissen)
(verfasst von: Mair Gabriel)

Prognosen gab es wohl seit der Zeit, in der die Menschheit ihre Fähigkeit zu Kommunikation und Schriftwesen immer deutlicher verfeinerte, da es in der Natur des Menschen liegt neugierig in seine Zukunft zu blicken. Egal ob Pharisäer, mystische Wahrsager oder gar das Orakel von Delphi, diese Formen der Prognose sind heute kaum noch zulässig, sie sind einer wissenschaftlichen Form des 'Weissagens' gewichen.
Prognosen sind heutzutage wissenschaftlich fundierte Voraussagen von Entwicklungen, Zuständen oder Ereignissen, die zu einem gegenüber der Äußerung dieser Voraussage zu einem späteren Zeitpunkt eintreten. Genaue Prognosen sind unerläßliche Voraussetzungen rationaler Planung. Sie bedienen sich statistischer Verfahren wie Trendanalysen oder Systemsimulationen. Besonders im sozialwissenschaftlichen Bereich zeigte es sich, daß bloße Bekanntgabe einer Prognose Auftretenswahrscheinlichkeiten deutlich verändert.
Spezielle Beispiele von Prognosen sind: in der Meteorologie die Wettervorhersage, in der Medizin eine Vorhersage des Krankheitsverlaufs aufgrund der Diagnose, in der Psychologie die Vorhersage des Schul- oder Berufserfolgs aufgrund von Testergebnissen oder in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Prognosen (z.B.: Wahlprognosen) aufgrund von Umfragen (Demoskopie).
Die Lehre von der Prognose ist die Prognostik. Sie ist zunächst durch ihre Erfolgsorientiertheit zu charakterisieren, sie will eine richtige Aussage zu einem Entwicklungstrend machen. Ihr Ausgangspunkt ist die hypothetische Vorgabe eines Bedingungskomplexes. Da eine richtige Prognose unter Umständen auch mit einer falschen Theorie oder auch ohne Theorie erzielt werden kann, ist eine prognostisch orientierte Wissenschaft letztlich nicht erkenntnis- oder theorieorientiert. Die Prognostik ist deshalb ein selbständiger Wissenschaftszweig, der nicht unbedingt zum theoretischen Entwicklungsfortschritt der zugehörigen Wissenschaft beiträgt.
Trotz aller Anzeichen, die auf eine zunehmende Rationalisierung unserer Lebenszusammenhänge, also einer Unterordnung an wissenschaftlich beweisbare Fakten, hinweisen, vertrauen auch heute noch viele Menschen irrationalen Denkmodellen, wie es der derzeitige Aufschwung esoterischer Rückbesinnung auf althergebrachte Rituale oder die Astrologie mit ihren Horoskopen beweist.

Reidl Monja

 Prognose
(verfasst von: Reidl Monja)

Prognose kommt vom Griechischen bzw. Lateinischen und heißt das Vorherwissen.
Die Prognose ist die Vorhersage einer zukünftigen Entwicklung (z.B. eines Krankheitsverlaufes) aufgrund kritischer Beurteilung. (Duden; Das Fremdwörterbuch)
Anders gesagt, ist es eine allgemeine Bezeichnung für eine Voraussage von Entwicklungen, Verhalten, Zuständen oder Ereignissen, die zu einem späteren Zeitpunkt eintreten sollen.
Prognosen sind auch wissenschaftlich fundierte Aussagen über den voraussichtlichen Verlauf einer Entwicklung oder den Zustand eines zu prognostizierenden Systems zu einem gewissen Zeitpunkt.
Prognosen sind nach mehreren Merkmalen zu unterscheiden:
1. nach ihrem Prognosehorizont
kurzfristige Prognosen (bis 12 Monate)
mittelfristige Prognosen (1 bis 3 Jahre)
langfristige Prognosen (4 bis 6 Jahre)
längstfristige Prognosen ( mehr als 6 Jahre)
2. nach ihrer Prognosemethode
mathematische Prognose ( beruhen z.B. auf Berechnungen mittels physikalischer Grundgesetze
empirische Prognosen ( beruhen auf empirisch gewonnenen Merkmalen)
systemanalytische Prognosen ( beruhen auf a) und der Ableitung von Regeln innerhalb der zu beobachtenden Systeme
Oder, wie es in der Definition des klinischen Wörterbuch lautet:
Prognose ist Voraussicht auf den Krankheitsverlauf und Heilungsaussicht; die Prognose kann gut ( bona ), schlecht ( mala ), sehr schlecht ( pessima ), verzweifelt ( infausta ), zweifelhaft
( dubia ), ungewiß ( incerta ) sein; man spricht von prognosis quoad vitam, valetudinem, restitutionem. ( Aussicht, in bezug auf Leben, Gesundung, Wiederherstellung )
Prognose wird aufgrund der medizinisch - statistischen Forschung gestellt, die Krankheitsverläufe über lange Zeit registrieren.
Die Prognose einer Erkrankung gibt sowohl dem Arzt einen Anhaltspunkt für die zu ergreifenden Behandlungsmaßnahmen, als auch dem Patienten eine frühzeitige Möglichkeit, sich auf zu erwartende Krankheitsfolgen oder sogar den Tod einzustellen.
In der Psychologie werden Gesetzmäßigkeiten des Verhaltens erforscht, um zukünftiges Verhalten vorhersagen zu können.
Bevor eine Prognose aufgestellt wird, findet meist eine intensive Untersuchung der Persönlichkeit und des bisherigen Verhaltens statt.
Prognosen spielen in vielen Bereichen ein wichtige Rolle, z.B.:
1. in der Beratung zur Vorhersage des künftigen schulischen oder beruflichen Erfolges,
2. in der Klinischen Psychologie zur Vorhersage einer psychischen Störung bzw. eines Behandlungserfolges,
3. in der Kriminalität zur Vorhersage möglicher Rückfälle
Genauso wird Prognose in der Prävention verwendet oder, um einmal ein Thema, das nicht zur Medizin gehört, zu erwähnen, es gibt genauso Wetterprognosen!
Literatur: Duden - Das Fremdwörterbuch
Pschyrembel - Klinisches Wörterbuch
Psychologie - Fachlexikon ( Internet )
Bad Heilbrunner Gesundheitsdatenbank ( Internet )
Glossar und Lexikon ( Internet )

Protokoll

Andrea Nagy

Protokoll
(verfasst von: Andrea Nagy)

Laut Duden ist das Protokoll eine 'förmliche Niederschrift, Beurkundung einer Aussage, Verhandlung oder Ähnliches', die 'schriftliche Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse einer Sitzung', oder ein 'genauer schriftlicher Bericht über Verlauf und Ergebnis eines Versuchs, Heilverfahrens oder Ähnliches', weiters aber auch 'die Gesamtheit der im diplomatischen Verkehr gebrauchten Formen'.
Im Stary 1994, (Textsorten S31) gibt es eine ähnliche Definition. Zusätzlich den Verweis auf das Protokoll als Mitschrift der Studenten in den Seminaren. Dazu kann man aus Rost 1997 (S194-203) und Junne 1993 (S124-131) folgendes zusammenfassen:
Das Protokoll ist eine Berichtform, die Verlauf, Inhalte, Ergebnisse, konträre Positionen von Gesprächen, Gremiensitzungen oder Konferenzen verbindlich festhält. Es gibt verschiedene Protokollarten, die verschiedenste Anforderungen an die ProtokollantIn stellen. Zum Beispiel ein wortgetreues Protokoll wird eine Tonbandaufzeichnung, oder das Beherrschen von Stenotypie voraussetzen. Anders verhält es sich bei einem Gedächtnisprotokoll, oder bei einem Ergebnis- bzw. Beschlussprotokoll. Allgemein bedarf es von Seiten der ProtokollantIn jedoch: Aufmerksamkeit und Sorgfalt, Einschränkung eigener Redebeiträge, Nachfrage, keine Nebensächlichkeiten, keine Wertungen.
Formale Kriterien beim Protokoll wären zum Beispiel die Angaben über Termin, Ort, Themen, SitzungsleiterIn, ProtokollantIn (beim Semesterprotokoll das laufende Semester,, Lehrveranstaltungsnummer und- titel, Name der DozentIn). Protokolle schreibt man im Präsens, verwendet üblicherweise, außer beim Wortlautprotokoll die indirekte Rede, die Zusammenfassung jedes Gesprächsbeitrages mit neuem Inhalt schreibt man in eine neue Zeile, den Übergang zu neuen Themen sollte man durch eine Leerzeile kennzeichnen. Durch Unterstreichen und sonstiges sollten Protokolle übersichtlich gestaltet werden. Ordentliche, und gewissenhaft geschriebene Protokolle bringen eine Menge Arbeitserleichterung und erfüllen (speziell im Studium) wichtige Aufgaben wie: Die Gedächtnisstütze für die TeilnehmerInnen einer Lehrveranstaltung (schreibt eine mit, können sich alle anderen auf Diskussionen besser einlassen) , als Information für nicht anwesende Kursteilnehmer, außerdem kann man aufgrund des Protokolls Diskussionspunkte noch einmal klären und ergänzen, das Protokoll kann zur Grundlage der Kurs- Auswertung verwendet werden, und auch als 'Kurs- Zeitung' - in der wichtige Termine zur Lehrveranstaltungsplanung, aber auch Literaturhinweise und andere wichtige Informationen nachlesbar sind

Literatur: Duden, Fremdwörterlexikon; Stary 1994 Textsorten ; Rost 1997; Junne 1993;

 

Qualitative Analyse

Klaus Niedermair

 Qualitative Analyse
(verfasst von: Klaus Niedermair)

Die qualitative Analyse ist eine Methode der qualitativen Sozialforschung. Spätestens seit den 80er Jahren ist die qualitative Sozialforschung wissenschaftlich erprobt, bewährt und öffentlich anerkannt: sie ergänzt die verschiedenen quantitativen Forschungsmethoden, die vorwiegend makro- bzw. demoskopisch orientiert sind, durch einen behutsameren, gegenstandsnahen und subjektbezogenen, aber intersubjektiv nachprüfbaren Zugang zur sozialen Wirklichkeit; sie ist - im Unterschied zu quantitativen Methoden - gerade für die Erforschung komplexer, unstrukturierter Daten geeignet, sie ist eher auf die Entwicklung neuer Begriffe und Theorien orientiert als auf die Anwendung vorhandener Theorien und Hypothesen, sie ist also mehr ein Prozeß der Theorieproduktion als der Theoriereproduktion.
Literatur: Quelle: http://bases.uibk.ac.at/dmos/llos/cuquakl.html

 Rationalismus

Geisler Eva-Maria

 Rationalismus
(verfasst von: Geisler Eva-Maria)

(lat. rationalismus; engl. Rationalism, französisch rationalisme; ital. Razioanlismo)
Das Wort 'rationaliste' kommt im 16.Jahrhundert in Frankreich auf. Der älteste Beleg (1539) zeigt, dass es im Gegensatz zu 'empirique' steht und jemanden bezeichnet, der dem Denken größere Bedeutung für die Erkenntnis beimißt, als der Erfahrung.
Rationalismus ist für alle großen philosophischen Systeme des 17. Und frühen 18.Jahrhundrts charakteristisch, obwohl er damals nicht allgemein als Rationalismus bezeichnet wurde. Der Rückgang auf das reine Denken und dessen Selbstgewißheit erschien als einzige mögliche Antwort auf die Bedrohung der Philosophie und Wissenschaft durch den Pyrrhonismus. Die weite Verbreitung des Rationalismus hängt damit zusammen.
Rationalismus kann also als Gesamtheit der philosophischen Richtungen bezeichnet werden, die auf verschiedene Art die Vernunft, das Denken, den Verstand subjektiv, die Vernünftigkeit, die log. Ordnung der Dinge objektiv in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellen.
> Der metaphysische Rationalismus geht von einer methodisch nicht weiter reflektierten
Identität von Vernunft (Denken) und Wirklichkeit (Sein) aus.
> Der erkenntnistheoretische Rationalismus versucht den Verzug eines nichtempirischen
Wissens mit der Annahme 'angeborener Ideen' (Begriffe) zu begründen.
> Der methodische Rationalismus stützt die Rede von nichtempirischen Bedingungen der Erkenntnis auf begriffliche Konstruktionen.
Die Synthetisierung erfuhr der Rationalismus im 17./ 18. Jahrhundert durch Descartes (gilt als Begründer des klassischen Rationalismus), Spinoza, Leibniz,...
In Vorbereitung durch die von Leibniz getroffene Unterscheidung zwischen Vernunft und Tatsachenwahrheiten, erfolgt der Übergang von einem erkenntnistheoretischen Rationalismus zu einem methodischen Rationalismus in Kants Analyse synthetischer Urteile a priori.
Der Rationalismus ist auch die Denkweise der Aufklärung. Er teilt deren Optimismus insofern, dass er an die unbegrenzte menschliche Erkenntniskraft glaubt, die sich früher oder später durchsetzen wird. So gibt es für Rationalisten nur vorläufige, aber nicht grundsätzlich unlösbare Probleme. Der sogenannte Rationalimus der Aufklärung stützt sich aber auf das des klassischen Empirismus organisierte Programm einer rational geplanten Empirie. Von daher erweisen sich Rationalismus und Empirismus als erkenntnistheoretische Varianten der Einsicht in den Zusammenhang von Vernunft gegenüber traditioneller, theologischer Orientierungen. Hier wird der Begriff Rationalismus dann auch theologisch gebraucht. Dieser religiöse Rationalismus (Höhepunkt im 18. Jahrhundert aufklärerische Theorie) führte damals dazu, dass überlieferte Offenbarungslehren völlig in Vernunftwahrheiten umgewandelt wurden.
Im Zeitalter des Rationalismus entstand ein neuer Begriff der Wissenschaft. Er wurde gleichbedeutend mit der Mathematik und der Naturwissenschaft.
'Wissenschaftlich' heißt seither: in math.-naturwissenschaftlicher Sprache darstellbar bzw. dargestellt.
Ferner entstand der Begriff: 'Wertfreie Wissenschaft'.
Dies bedeutet, dass sich Wissenschaft nicht darum zu kümmern hat, ob Forschungsgegenstand und Ergebnisse ethisch wertvoll oder wertwidrig sind. Dabei wird der Ratio eine unbeschränkte Herrschaft eingeräumt, gegen die an keiner höheren Stelle / Instanz appelliert werden kann.
Folgende histor. Richtungen Materialismus, Positivismus, Pragmatismus,... können als rationalistisch bezeichnet werden und ebenso Richtungen wie Neupositivismus der Gegenwart.
Nach dieser eher geschichtlich orientierten Begriffserklärung möchte ich nochmals ganz einfach und kurz zusammenfassen:
Eine Wissenschaftsauffassung ist dann rationalistisch, wenn sie gedanklich (rational) Konstruktionen entwirft, mit denen man Wirklichkeit erklären kann. Solche Konstruktionen sind wissenschaftliche Theorien. Das sind wiederum Zusammenhänge von einzelnen Grundsätzen, die nach logischen Regeln entworfen sind.
Literatur: Meyers Großes Taschenbuch - Lexikon / Band 18
Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich
Meyers Lexikonverlag
Historisches Wörterbuch der Philosophie Dorstatt; 1989
Schischkoff, George: Philosophisches Wörterbuch, 21. Auflage Stuttgart 1982)

Heinz Veronika

 Rationalismus
(verfasst von: Heinz Veronika)

Rationalismus %28lat.%3A ratio %3D Vernunft%2C Verstand%29 Hauptvertreter%3A Descartes%2C LeibnizIn der Neuzeit kristallisieren sich Rationalismus und Empirismus %28die Gegenbewegung%29 als tragende Methoden der neu entstehenden Wissenschaften heraus. Durch die Aufklärung und das Aufkommen des anthropozentrischen Weltbildes rückt der Mensch ins Zentrum der Welt. Die Erfindungen und Entdeckungen bewirken einen grundlegend neuen Blick hinsichtlich des Menschen und seinen autonomen Fähigkeiten %28Zerbrechen des christlich-katholischen Glaubensmonopols%29. Der bedingungslose Glaube an Autoritäten als Erkenntnisquelle wird fraglich. Ziel beider Richtungen ist die Suche nach einem neuen Fundament des Wissens.Der Rationalismus ist die Vernunftrichtung in der Philosophie%2C die das Denken als einzige Quelle zur Wahrheit betrachtet%2C und die Möglichkeit der Erkenntnis durch Erfahrung %28Empirismus%29 gering schätzt. Der Gebrauch der Vernunft verhilft dem Menschen zu Selbständigkeit und Freiheit. Der Rationalismus fand hauptsächlich Anklang in Mitteleuropa %28Frankreich%2C..%29%2C während sich der Empirismus in England verbreitete %28Hauptvertreter%3A David Hume%2C John Locke%29. Das Wort Ratio wurde auch in der römischen Kaufmannssprache verwendet und bedeutete dort soviel wie Rechnung%2C Rechenschaft%2C Summe%2C Zahl%2C.. . Berechenbarkeit ist das Kriterium von Rationalität. Gefühle gelten im Gegensatz dazu geradezu als beispielhaft für Unbeständigkeit%2C Unberechenbarkeit und Widersprüchlichkeit. Der Rationalismus glaubt an die Macht der gesetzten Wirklichkeit%2C an die strenge Beweisbarkeit seiner Sätze und an allgemeine Maßstäbe für Denken und Handeln. Der Rationalist ist Objektivist.Rene Descartes %281596-1650%29 sucht nach etwas%2C das absolut sicher ist und zweifelt an allem%2C was nicht absolut sicher ist %28Methode des radikalen Zweifels%29 . Er geht von einem allgemeingültigen Satz %28unbezweifelbares Fundament%3A fundamentum inconcussum%29%2C der nicht mehr zweifeln lässt%2C aus%2C und leitet davon Einzelaussagen ab %28 Methode der Deduktion%29. Er sucht nach etwas%2C das unbezweifelbar wahr ist%2C also nach einem Archimedischen Punkt. Jenseits von jedem Zweifel ist der Satz%3A %22Cogito%2C ergo sum%22.Descartes glaubt also%2C dass wir nur über die Vernunft die Welt erkennen können. Das Ergebnis ist die Cartesianische Spaltung. Er teilt die Realität in die geistige Welt %28%22res cogitans%22%29 und in die materielle Welt %28%22res extensa%22%29. Die %22res cogitans%22 ist a-kausal%2C nicht zeitlich und nicht räumlich. Mittels der %22res cogitans%22%2C also durch unser Bewusstsein und Denken %28Logik%2C Mathematik%2C.%29%2C ist es uns möglich die materielle Welt zu erkennen. Die Begrenzung auf die reine Verstandestätigkeit ist der Versuch%2C auch einen radikalen Neuansatz zum christlichen Offenbarungsdenken zu schaffen%3A Der Mensch lebt nicht auf eine äußere Macht hin%2C sondern seine Macht liegt in seinem vernünftigen Verstand%2C seinem eigenen Willen.

Loruenser Marlene

 Rationalismus
(verfasst von: Loruenser Marlene)

Rationalismus (von lat. ratio: Vernunft) ist eine philosophische Strömung, die die Vernunft als für den Erkenntnisprozess wesentlich hervorhebt.
Den Gegensatz dazu stellt der Empirismus dar, in welchem das Schwergewicht auf Erfahrung und sinnlicher Wahrnehmung liegt.
Die Denkweise des Rationalismus findet sich in irgendeiner Form in jeder Phase der westlichen Philosophie wieder.
Wer heute von Rationalismus spricht, meint jedoch, die von Renè Descartes begründete Denktradition.
René Descartes (1596-1650) war ein französischer Philosoph, Naturwissenschaftler und Mathematiker. Obwohl er Rechtswissenschaften studierte, widmete er sich zeitlebens den Problemen der Mathematik und Philosophie. Er geriet öfters in Konflikt mit der Kirche, unter anderem wegen seines Gottesbegriffes. Seine Schriften wurden von der Kirche auf den 'Index librorum prohibitorum' gesetzt.
'Auf unserer nach dem unmittelbaren Weg zur Wahrheit sollten wir uns nicht mit Dingen abgeben, über die wir keine mit den Beweisen der Arithmetik und Geometrie vergleichbare Gewissheit erlangen können.' (Zitat René Descartes)
Descartes versuchte, die rationalistischen und induktiven Methoden der Mathematik auf die Philosophie zu übertragen. Er beschloss nichts für wahr anzuerkennen, bis er nicht die Gründe herausgefunden habe, die ihn dazu veranlassten etwas als wahr anzusehen.
Nur der Akt des Denkens beweist die eigene Existenz: 'Cogito ergo sum' (René Descartes) - 'Indem ich denke (zweifle), bin ich'
Für Descartes repräsentierte die Geometrie das Vorbild für alle Wissenschaften und die Philosophie. Er meinte, dass sich gewisse universelle, notwendige Wahrheiten allein mit den Mitteln der Vernunft entdecken ließen. Auch behauptet er, dass diese Wahrheiten nicht von Sinneserfahrungen ableitbar seien.
Descartes' Philosophie, die auch Cartesianismus genannt wird, ersetzt die Theorien der meisten früheren Philosophen durch ein System von mechanischen Erklärungen der physikalischen Phänomene.
Weitere Vertreter: Baruch Spinoza (NL), Gottfried Wilhelm Leibniz (D)
Eine weniger radikale Sicht der Dinge vermittelt der sog. Kritische Rationalismus
Es wird davon ausgegangen, dass auch die Vernunft grundsätzlich fehlbar ist und die Wahrheit nicht mit letzter Sicherheit erkannt und behauptet werden kann. Vertreter dieser Strömung: Karl Popper, Hans Albert, Paul Feyerabend, Imre Lakatos
Karl Popper nach haben Theorien wissenschaftlichen Charakter nur insofern, als sie durch Tatsachen widerlegbar (falsifizierbar) sind; Wissenschaftler sollten ihren Theorien gegenüber kritisch eingestellt sein und nach möglichen widerlegenden Tatsachen suchen - diesen nicht aus dem Weg gehen.

Mahlknecht Carolin

 Rationalismus
(verfasst von: Mahlknecht Carolin)

zu lat. ratio Vernunft
Als Vorbild reiner Vernunfterkenntnis gelten die Mathematik und die Naturwissenschaft. Der R. behauptet den Primat der Vernunft gegen lebensweltliche Zusammenhänge, soweit sie nicht rational bestimmbar sind (Traditionen, Vorurteile, Aberglauben, Mystizismus). Nach rationalistischer Auffassung sind alle geschichtlichen Erscheinungen, besonders die Kulturgebilde, aus vernunftgeleiteten Erwägungen und Entschlüssen der handelnden Menschen entstanden z.B. der Staat aus bewußter Vereinbarung, Sprache und Kunst aus absichtsvoller Erfindung – oder sie lassen sich als solche rational rekonstruieren. Die geistesgeschichtliche Entwicklung der Systeme der R. setzte sich im 17./18. Jahrhundert ein. Ausschlaggebend dafür war Rene Descartes mit seinem erkenntnistheoretischem Rückgang auf das Subjekt ('Cogito ergo sum', d.h. Autonomie der subjektiven Vernunft), seiner Lehre von angeborenen Ideen (im Unterschied zum Empirismus etwa bei J. K. Locke, wonach wir nur durch Erfahrung zu Bewußtinhalten gelangen. Weitere Hauptvertreter waren z.B. de Spinoza, G. W. Leibniz sowie C. Wolf.
Die Auswirkungen des R. waren groß, besonders in der Religionwissenschaft und protestantischen Theologie (Überprüfung der Glaubenslehre an den Maßstäben der Vernunft, Umdeutung der Dogmen in Wahrheiten, der Wunder in natürlichen Vorgänge). Anderseits wurd mit der Aufklärung zugleich die Grenzen des Rationalismus deutlich: u.a. Verkennung der Macht des Unbewußten und der nicht rationalistischen Seelenkräfte, die Unterschätzung rationalistischer Wertsetzungen. So finden sich im 18.-20. Jh. Auch zahlreiche Ansätze einer Rationalistischen -Kritik u.a. im Sturm und Drang und der Romantik bei F. Nietzsche, H. Bergson, M. Heidegger in der neueren französischen Philosophie, der Gesellschaftstheorie.
Bis heute haben die Entwicklungen auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiet Universalisierungstendenzen des Rationalismus bestärkt, wonach dieser u.a. auch für die Erkenntnisse von Geschichtsverläufen wie für psychologische und lebensweltliche Zusammenhänge (rationale Analyse und Planung) vorallem maßgeblich sei.<

Realtypus

Niedermair Klaus

 Relativismus
(lat. relatus: zurückgetragen, auf etwas bezogen)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Der 'Relativismus' besteht darin, daß das, was ist und gilt, als abhängig von demjenigen behauptet wird, der es als seiend bzw. gültig beurteilt. >Sein< und >Geltung< sind dem 'Relativismus' zufolge >Sein< und >Geltung

Reduktionismus

Dirnhammer Günther

 Reduktionismus
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

'Reduktionismus' bezeichnet die Auffassung, daß ein komplexes Ganzes auf seine Teile und die Beziehungen zwischen ihnen reduziert werden kann. So vertritt beispielsweise der 'physikalische Reduktionismus' den Standpunkt, daß alle Dinge und Prozesse physikalischer Natur sind und dementsprechend durch physikalische Gesetze hinreichend erklärt werden können. Diese Art des 'Reduktionismus' wird auch als 'ontologischer Reduktionismus' bezeichnet, der sich häufig, wie auch in unserem Beispiel, als ontologischer Monismus auftritt. In methodologischer Hinsicht besagt 'Reduktionismus', daß alle Wissenschaften von den Methoden einer Basiswissenschaft auszugehen haben, die häufig mit der Physik gleichgesetzt wird. Ontologische Reduktion von Dingen und Prozessen und methodologische Reduktion von Theorien treten oftmals zusammen auf. In einem abschätzigen Sinne meint 'Reduktionismus' die ungerechtfertigte Übertragung naturwissenschaftlicher Methoden auf die Geisteswissenschaften oder die Ablehnung der Rückführung eines selbständigen Bereiches von Entitäten auf einen anderen.

Referat

Schett Gerda

 Referat
(verfasst von: Schett Gerda)

Man beschäftigt sich eingehend mit einer bestimmten Thematik und und hält anschließend einen Vortrag darüber. Es ist darüberhinaus ein eine Beurteilung enthaltender schriftlicher Bericht über ein spezielles Sachgebiet.
Literatur: DUDEN Fremdwörterbuch, 5. Aufl. 1990

Reflexion

Dirnhammer Günther

 Reflexion
(lat. reflectere: zurückbeugen)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Der Begriff 'Reflexion' bedeutet im allgemeinsten Sinn Widerspiegelung, zumeist wird er aber im Sinne eines Nachdenkens über das Denken in Form eines Selbstbezuges des denkenden Ich verwendet. Zwar hatte die Selbstbezüglichkeit des Denkens schon in der Antike eine bedeutende Rolle gespielt, eine systematische Bedeutung erlangte sie aber durch R. Descartes, für den 'Reflexion' die Grundlage aller Wissenschaft bildete. Durch diese Grundlegung wurde 'Reflexion' zu einem zentralen Begriff im Zusammenhang der Herausbildung des neuzeitlichen Subjekts.

Holzer Irmgard

 Reflexion
(verfasst von: Holzer Irmgard)

Reflexion
im Gegensatz zum denkenden Auffassen der Vernunft oder des intuitiven Verstandes das bloße Verbinden von Denkvorgängen, auch dem diskursiven Verstand zugeordnet. Weil das Denken in der Reflexion sich selbst erfaßt, dient die transzendentale Reflexion nach Kant dazu, die Möglichkeitsbedingungen von Erkenntnis überhaupt aufzuklären. Von daher erhält Reflexion im Gegensatz zur antiken Tradition in der Gegenwart den hohen Wert von Rationalität und Selbstbesinnung.
Reflexivität
Interpretatives Verstehen beruht - in der sozialen Wirklichkeit wie in der wissenschaftlichen Forschung- auf einer Zirkularität von Sinnkonstitution und Sinnverstehen, wie es im Begriff des 'Hermeneutischen Zirkels' gefaßt wird. Dementsprechend ist die Reflexivität der Analyse eine Voraussetzung für die Gegenstandsadäquatheit der Methode. Im Forschungsprozeß bedeutet Reflexivität seitens der ForscherInnen vor allem die Möglichkeit und Bereitschaft, auf unerwartete, 'neue' Situationsmomente oder Konstellationen zu reagieren, dies zu reflektieren und die Angemessenheit der verwendeten Untersuchungsinstrumentarien bei veränderten Bedingungen neu zu überdenken.
Reflexion (Philosophie) (von lateinisch reflectere: zurückbeugen), Grundbegriff der neuzeitlichen Philospohie für eine rückbezügliche, sich selbst vergewissernde Form des Denkens.
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Optik und bezeichnet dort das Zurückwerfen von Lichtstrahlen (siehe Reflexion). In der Philosophie wird er bereits von Thomas von Aquin verwendet, setzt sich aber als Terminus erst im 17. Jahrhundert durch. Der Sache nach spricht bereits Aristoteles von einem 'Wissen des Wissens' und einem 'Denken des Denkens'. Einen fundamentalen Stellenwert hinsichtlich der Selbstvergewisserung des Subjekts und der Sicherung von Erkenntnis nimmt die Reflexion jedoch erst in der mit René Descartes und seinem Diktum eines 'cogito, ergo sum' beginnenden neuzeitlichen Philosophie ein.
Erstmals als Terminus verwendet wird der Begriff der Reflexion von John Locke und zwar für die innere Wahrnehmung, die Locke der äußeren Wahrnehmung (sensation) entgegensetzt. Zur inneren Wahrnehmung rechnet Locke alle Tätigkeiten und Vorstellungen des Geistes. Immanuel Kant unterscheidet strikt zwischen Vorstellung und Reflexion und bezeichnet die Reflexion in seiner 'Kritik der reinen Vernunft' als 'das Bewußtsein des Verhältnisses gegebener Vorstellungen zu unseren Erkenntnisquellen'. Die transzendentale Reflexion soll Kant zufolge klären, ob bestimmte Begriffe zur sinnlichen Anschauung, zum Verstand oder zur Vernunft gehören und das Verhältnis dieser Begriffe zueinander bestimmen. Als solche Verhältnisbestimmungen nennt Kant die Begriffspaare Einerleiheit und Vielheit, Einstimmung und Widerspruch, Inneres und Äußeres sowie Materie und Form. Darüber hinaus spielt der Begriff der Reflexion eine wichtige Rolle in Kants Ästhetik: Hier werden Wissenschaft und Ästhetik zwei Formen der Urteilskraft bezüglich der Bestimmung des Verhältnisses von Allgemeinem und Besonderem zugeordnet. Während die wissenschaftliche Urteilskraft einem gegebenen Allgemeinbegriff ein besonderes Phänomen unterordne, bestehe die ästhetische oder reflektierende Urteilskraft darin, zu einem gegebenen Phänomen einen allgemeinen Begriff zu suchen.
Ein weiterer und für die europäische Geistesgeschichte sehr zentraler Aspekt, der sich mit der Reflexion verbindet, wird erstmals durch Francois Fénelon und dann vor allem durch Jean Jaques Rousseau thematisiert. Es handelt sich hierbei um die Annahme, daß der Mensch durch die Reflexion seinen unmittelbaren natürlichen Zustand verloren und sich dadurch mit sich selbst entzweit habe. Das Problem der durch die Reflexion bedingten Entzweiung spielt eine wichtige Rolle für die Philosophie des deutschen Idealismus. Im Mittelpunkt von Johann Gottlieb Fichtes Philosophie steht der Versuch, die Entstehung des Bewußtseins bzw. des Ichs als Einheit und Verschiedenheit von sich selbst zu erklären. Vermittels der Reflexion sei es, so Fichte, möglich, die sich selbst bestimmende Tätigkeit des Ichs aufzufinden und so zu einem Wissen von sich zu gelangen. Gleichzeitig aber bringe die Reflexion eine Spaltung mit sich, so daß sich das Ich in der Reflexion nicht wirklich als Einheit erfahren könne. Eine vollständige Selbstgewißheit erwartet Fichte daher nicht von der Reflexion, sondern von der intellektuellen Anschauung. Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel betont den trennenden Charakter der Reflexion: Zunächst bewirke sie eine Aufhebung der Unmittelbarkeit und sei somit eine Negation, die dann aber durch eine weiter Reflexion bzw. durch eine Stufenfolge von Reflexionen zu einer Entfaltung des Bewußtseinsprozesses führe.
In der Phänomenologie Edmund Husserl bezeichnet der Begriff der transzendentalen Reflexion eine Denkform, die ein Noema -d.h. einen gedanklichen Gehalt- als Produkt auf den konstitutiven subjektiven Akt zurückführt, der es hervorgebracht hat.
Literatur: Bertelsmann Lexikon, Band 12
Sonja Hintermeier, "Qualitative und Quantitative Sozialforschung", aus: Verführung zum Qualitativen Forschen - Eine Methodenauswahl; Arbeitskreis Qualitative Sozialforschung, 1994
Microsoft Encarta Enzyklopädie 2000

MacGregor Sieglinde

 Reflexion
(verfasst von: MacGregor Sieglinde)

Reflexion lt. Phil Wörterbuch von Georgi Schischkoff (Hg.), Körner 1982, bezeichnet das Reflektieren, das prüfende und vergleichende Nachdenken über etwas. Im engeren Sinne die 'Zurückbeugung' des Geistes nach Vollzug eines Erkenntnisaktes auf das Ich.
Im 'Handbuch philosophischer Grundbegriffe', Studienausgabe 1973, unterscheidet Hans Wagner sechs verschiedene Reflexionsformen die ausführlich über neun Seiten behandelt werden:
Traditionelle Reflexionsformen: 'Terminologiegeschichtlich ist >Reflexion< erheblich jünger als die mit diesem Terminus bezeichnete Sache; die Sache ist so alt wie die Philosophie selber; denn keine wesentliche Richtung philosophischer Überlegung kommt ohne jene spezifische Form des Denkens aus, welche >Reflexion< heißt.' Er unterscheidet einfache, alltägliche Formen der Reflexion, sowie auch komplexere Formen. Eine der einfachsten und alltäglichen Form der Reflexion ist das in die Welt hinein gerichtete Denken auf Gegenstände, Ereignisse oder Verhältnisse, um etwa Relationen von Gleichheit, Verschiedenheit, Gegensatz oder Widerstreit zu erfassen. 'Die Begriffe von solchen Relationen sind nicht inhaltliche, sondern reflektierende Gegenstandsbegriffe, >Reflexionsbegriffe<'. Neben dem Bewußtsein von Weltgegenständen, kann sich das Bewußtsein auch auf sich selbst richten: sein Erleben, die Vorgänge in ihm selbst und seine eigenen Inhalte. 'Neben die Bewußtseinsquelle des >äußeren Sinns< tritt die Bewußtseinsquelle des >inneren Sinns<' ...'für jeden Typus von philosophischem Empirismus hat >Reflexion< ausschließlich oder doch ganz überwiegend diese Bedeutung: in der Reflexion entdeckt das Bewußtsein, was in ihm selbst vorgeht, was es selbst tut, was sich dank dem, was es selbst tut, in ihm an Inhalten seiner selbst bildet.' Was aber jenen beiden lang tradierten Reflexionstypen fehlt, ist die Fähigkeit die Wert- und Geltungsfrage zu beantworten.
Grundschema der psychologischen Reflexion: Zunächst ist unser Denken in die Welt hinein gerichtet und will kaum von anderen wissen, aber sobald es will, oder Anlaß darin hat wird es einen Schritt zurücktreten. In der Reflexion wird erstens faßbar, was schon immer im Spiel, aber nicht bedacht war: das Subjekt, die kognitive Akte, die Gedanken über den Gegenstand. Der Denkende kann also, sofern er will, sich auf jene Akte zurückwenden, die er erst vollzogen, aber nicht bedacht hatte. Der Denkende kann sich fragen: was ging in mir da vor und wie ging es in mir vor? 'Falls er so fragt, wird er nunmehr Akte kognitiver Art auf jene vorausgegangene Akte richten, um diese letzteren zu studieren.' Dieses Studium wäre, was man Erkenntnispsychologie nennen könnte, ein empirisches Unternehmen, wobei das Interesse nicht auf die >äußere< sondern auf eine >innere< Erfahrungswelt gerichtet wäre.
Transzendentale Geltungsreflexion theoretischer Art: Wir können uns immer wieder auf die Gedanken, die wir uns gebildet haben, zurückwenden: auf unsere Meinungen, Urteile, Schlüsse, Theorien, Annahmen usw. Doch es ist leider auch eine Grundtatsache, daß unsere Gedanken statt wahr, falsch oder ungültig sein können und wir müssen diese Gedanken auch prüfen. Die reflektierende Prüfung setzt das Bestehen von Maßstäben voraus, an denen die zu prüfenden Gedanken sozusagen zu messen sind,...einmal als die Kriterien für die Unterscheidung von Gültigem und Ungültigem, sodann auch als die Prinzipien, dank denen Gedanken Gültigkeit besitzen können, kurz als Geltungs- (oder Wahrheits-) Prinzipien.' Denn solange wir diese Kriterien und Prinzipien nicht kennen, können wir uns nicht einmal prinzipiell der Wahrheit und Gültigkeit unserer Gedanken sicher sein. Jenen Inbegriff der Geltungskriterien und -prinzipien kann man nach KANT als den Inbegriff des Apriorischen bezeichnen. In der Geltungssicherung hatte sich schließlich durchgesetzt, daß das Logische apriorischen Charakter hat, wenn auch der Empirismus dies auf die Welt der Gedanken beschränkt sehen möchte. Diese Art von Reflexion die durchwegs vom Gedanken der Wahrheit und Geltung beherrscht ist, lebt nur mehr in den anspruchvollsten Formen der Wissenschaftstheorie fort.
Phänomenologische Konstitutionsreflexion: Vom Gedanken nimmt auch eine andere Form der Reflexion ihren Ausgang. Diese geht davon aus, daß '...jeder Gedanke ein Produkt, eine Leistung des Subjekts und des Aktlebens dieses Subjekts ist.' Nach HUSSERL wurde diese als die noematische Reflexion bezeichnet; in ihr wird das Noema, der gedankliche Gehalt des Bewußtseinsgeschehens zum Gegenstand der Reflexion gemacht, und zwar eben unter der spezifischen Fragestellung, welchen Akten, welchen Bewußtseinsleistungen das Noema verdankt ist. 'HUSSERLS Reflexionstypus setzt am Produktcharakter jedes Noemas ein, ist an der Aktkonstitution der Noemata interessiert und muß näherhin Konstitutionsreflexion heißen.'
Wissenschaftstheoretische und wissenschaftskritische Reflexion: handelt von jenem hochkomplexen, vielfach differenzierten und nach sich geschichtlich dauernd wandelnden Inbegriffs von Gedanken (Theorien). Was dann Ziel der Analysen wird, sind deren logisch-theoretischen Strukturen.
Erweiterung der Geltungsreflexion auf das Gesamtgebiet der Praxis sowie auf die Religion und geisteswissenschaftliche Arbeit: Hier ist die Betonung nicht mehr in der theoretischen Geltungsreflexion, sondern eine die Praxis betreffende. Mit dieser Wendung der Reflexion ins Praktische ergibt sich die Grundlage für eine Reihe fundamentaler Diziplinen der Philosophie.
Literatur: Schischkoff, Georgi (Hg.): Philosophisches Wörterbuch, Körner 1982
Wagner, Hans: Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Studienausgabe 1973

Relativismus

Dirnhammer Günther

 Relativismus
(lat. relatus: zurückgetragen, auf etwas bezogen)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Der 'Relativismus' besteht darin, daß das, was ist und gilt, als abhängig von demjenigen behauptet wird, der es als seiend bzw. gültig beurteilt. >Sein< und >Geltung< sind dem 'Relativismus' zufolge >Sein< und >Geltung

Repetitorium

Lindebner Dietmar

 Repetitorium
(verfasst von: Lindebner Dietmar)

das; lateinisch Unterricht oder Lehrbuch zur Wiederholung und Festigung eines bereits erarbeiteten Lernstoffes
Literatur: Internetrecherche: wissen.de

Resümee

Kofler Evelyn

 Resümee
(verfasst von: Kofler Evelyn)

- Zusammenfassung, Lebenslauf- Schlussergebnis, Fazit, Konzentrat- Zusammenfassende Erklärung
Literatur: Österreichisches Wörterbuch; http://www. lexikon-online.com; http://www.langenscheidt.aol.de

Subjektivität vs. Objektivität

Martina Preg

 Subjektivität vs. Objektivität
(verfasst von: Martina Preg)

Der Begriff Subjektivität leitet sich ursprünglich vom Nomen 'Subjekt' ab, das in philosophisch geprägter Hinsicht das Ich darstellt, sofern es sich erkennend, wahrnehmend, wollend einem Nicht-Ich, einem Gegenstand (( Objekt), gegenüber findet.
Der Subjektivismus leugnet allgemeingültige Werte sowie die Möglichkeit objektiver Erkenntnis, unter Subjektivität versteht man daher die persönliche Auffassung und/oder das Vorherrschen persönlich gefärbter Urteile.
Objektivität
Auch der Begriff der Objektivität läßt sich von einem Nomen ableiten und erklären: Das Objekt stellt nach philosophischer Auffassung im Gegensatz zum Subjekt den Gegenstand einer Tätigkeit dar, zum Beispiel jener des Denkens.
Die Objektivität bezeichnet somit eine Denkweise und Haltung, die den Gegenstand sachlich, unbeeinflußt von Voreingenommenheiten, Gefühlen und Interessen auffaßt.
Zum Subjektivitätsbegriff: Das spontane Erleben der eigenen Person, von Menschen und Dingen der Umwelt, der jeweiligen Situation, in der die Person sich befindet, ist geprägt durch das Subjekt, den Augenblick, den Ort und die Umstände des Erlebens. Es wird beeinflußt durch Stimmungen, Gefühle, Erwartungen, rationale Verarbeitung, auch der eigenen Geschichte, den eigenen Empfindungen, Kenntnissen, Fähigkeiten. Dieses durchwegs 'subjektive' Erleben ist Ausgangspunkt aller empirischen Forschung, einfach deswegen, weil es keinen anderen Ausgangspunkt gibt als das forschende Subjekt (oder die durch das forschende Subjekt hergestellten Forschungsmittel). Dieses Erleben ist aber nicht nur Ziel, sondern Mittel, mit dessen Hilfe etwas entdeckt werden soll, das nicht nur subjektiv ist, nicht nur das Erleben einer bestimmten Person in bestimmter raum-zeitlicher, sozialer und historischer Lage. Dieses Nicht-Subjektive ist im Erleben durchaus enthalten, Erleben ist Erleben einer Gegebenheit, eines Äußeren und noch das 'reinste' Gefühl, der abgehobenste Gedanke, die irrealste Phantasie oder der unerklärlichste Traum enthalten Nicht-Subjektives und sind Anlaß zur Auseinandersetzung.
Wie man das Subjektive vom Nicht-Subjektiven trennt, ist eine Frage der Methodologie: Qualitative Methoden enthalten im Vergleich zu Alltagsmethoden deutlich mehr Objektivität, trotzdem darf die Subjektivität des Forschers (zum Beispiel des teilnehmenden Beobachters) nicht ausgeschlossen werden. Sowohl Alltagsbeschreibungen als auch qualitative Beschreibungen sind Abstraktionen der Wirklichkeit, wobei die Art der Abstraktion den Unterschied ausmacht. Aber auch Quantitative Methoden sind - entgegen aller Beteuerungen - nicht objektiv, weil die Auswahl der (für die quantitative Beschreibung des Geschehens) zugrundegelegten (wenigen) Variablen nicht dem Gegenstand eigen ist, sondern vom Forscher vorgenommen wird. Welche Variablen gewählt werden und welche Skalen- oder Meßniveaus die einzelnen Skalen haben, ist der Beitrag des Forschenden und insofern 'subjektiv'.
Die Objektivitätsbegriffe der Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Naturwissenschaften sind zwar verschieden, aber nicht so verschieden, daß eine Trennung der Wissenschaften auf dieser Basis gerechtfertigt erscheint. Alle drei Wissenschaftsrichtungen gehen über Subjektives hinaus, obgleich sie bei ihm beginnen und beginnen müssen, weil Forschung immer vom Forschenden ausgeht, wie ja bereits erwähnt wurde. Naturwissenschaftliche Daten sind im Prinzip also nicht objektiver als sozialwissenschaftliche oder psychologische, weil sie ebenfalls Subjektives noch immer enthalten. Die jeweiligen Objektivitätsbegriffe verlieren also den Charakter unterschiedlicher Wertigkeit und erhalten das Merkmal einer bloßen Beschreibung der Forschungsfelder: Die Forschung der Naturwissenschaften zielt auf Objektivität, weil sie mit 'Objekten' befaßt ist, die der Sozialwissenschaften auf 'Intersubjektivität', durch ihren Gegenstand des Sozialen und die Psychologie auf 'Subjektivität' im übergreifenden Sinne, weil die Persönlichkeit ihr Gegenstand ist. Alle sind dadurch wissenschaftlich, daß sie über das subjektive Augenblicks-Erlebnis hinausgehen und über die raum-zeitliche Teil-Information, über 'Subjektives' in diesem Sinne nämlich.

 Suchbegriff

-

 Suchbegriff
(verfasst von: )


Wort oder eine Wortgruppe, nach denen in einer elektronischen Referenz-quelle gesucht werden kann. Suchbegriffe können auf bestimmte → Such-kategorien beschränkt, → trunkiert, → maskiert, als → Phrasensuche ver-wendet und mit → logischen Operatoren kombiniert werden. Bei der Ab-frage der → Datenbank werden die Werte in den → Datenfeldern mit dem Suchbegriff verglichen (matching). Datensätze, die den Kriterien entsprechen, werden anschließend in einer → Trefferliste angezeigt.

 Survey

Holzer Irmgard

 Survey
(verfasst von: Holzer Irmgard)

(Quelle: The Oxford Popular Dictionary & Thesaurus, Oxford 1995)
Allein schon an der Vielzahl dieser Wörter läßt sich erahnen wie umfangreich dieser Begriff ist.
Survey - 'Untersuchung einer größeren Stichprobe von Untersuchungsobjekten mit einem einheitlichen, standardisierten Instrument. Der Begriff wird häufig als Synonym für Befragung verwendet. Auch wenn Befragungen in der Tat der zentrale Anwendungsfall von Survey-Forschung sind, so ist diese Gleichsetzung dennoch nicht korrekt, weil Surveys auch der Erhebung objektiver Daten dienen können, ohne daß man auf Auskünfte der Untersuchungspersonen angewiesen wäre. Solche Erhebungen werden z.B. im Rahmen umweltepidemiologischer Untersuchungen durchgeführt.'
Survey - 'Bezeichnung für Überblicksstudien in der empirischen Meinungsforschung.'
Survey - Wirtschaft: 'Gutachten eines Sachverständigen im Warenhandel (Surveyor); auch Bez. für Erhebung, Umfrage bei der Markt- und Meinungsforschung.'
Demoskopie - (Umfrageforschung, Meinungsforschung, Survey-Research). Die Untersuchung sozialer Sachverhalte mit Hilfe von Befragungen.
Survey - 'A method of collecting information from people, usually through a questionnaire or an interview, for the analysis of some aspect of a group or area.'
Survey: definition
'use of a questionnaire to collect data on attitudes, opinions, facts (purchase patterns)'
Survey - 'The process by which boundaries are measured and land areas are determined; the on-site measurement of lot lines, dimensions and position of a house on a lot, including the determination of any existing encroachments or easements.'
'Survey research is one of the most important areas of measurement in applied social research. The broad area of survey research encompasses any measurement procedures that involve asking questions of respondents. A 'survey' can be anything form a short paper-and-pencil feedback form to an intensive one-on-one in-depth interview.
We'll begin by looking at the different types of surveys that are possible. These are roughly divided into two broad areas: Questionnaires and Interviews. Next, we'll look at how you select the survey method that is best for your situation. Once you've selected the survey method, you have to construct the survey itself. Here, we will be address a number of issues including: the different types of questions; decisions about question content; decisions about question wording; decisions about response format; and, question placement and sequence in your instrument. We turn next to some of the special issues involved in administering a personal interview. Finally, we'll consider some of the advantages and disadvantages of survey methods.'
Alle Webseiten wurden im Jänner 2001 abgerufen und entsprechen dem Stand zu diesem Zeitpunkt.
Literatur: Quelle: The Oxford Popular Dictionary & Thesaurus, Oxford 1995)
(Quelle: http://www.lrz-muenchen.de/~wlm/ilm_s18.htm)
(Quelle: http://www.uni-konstanz.de/FuF/SozWiss/fg-soz/bargel/Glossar/Glossar.htm#D)
(Quelle: Der Brockhaus: Enzyklopädie in 24 Bänden. - http://www.xipolis.net)
(Quelle: http://www.lrz-muenchen.de/~wlm/ilm_d10.htm)
(Quelle:http://vpweb.viasoft.com/demo15/segments/lds00001/method/glos/mg200/mg292nd0.m)
(Quelle: http://www.wcslc.edu/pers_pages/a-hansen/ss8/fslide2.html)
(Quelle: http://www.buyersresource.com/Glossary/SURVEY.html)
(Quelle: http://trochim.human.cornell.edu/kb/survey.htm

Survey-Studie

Origer Nadia

 Survey-Studie
(verfasst von: Origer Nadia)

Unter der Survey-Studie versteht man auch noch Demoskopie, Meinungsforschung und
Umfrageforschung. Die Survey-Studie ist ein Teilgebiet der empirischen Sozialforschung und will die Volksmeinung erforschen. Sie hat also die Zielsetzung, Einstellungen und Meinungen der Bevölkerung, ausgewählten Personenkreisen (Stichproben) oder von repräsentativen Bevölkerungsteilen zu aktuellen Fragen, Problemen, sozialen Missständen etc. zu erfassen. Solche Untersuchungen, auch Umfragen genannt, mit Hilfe der Interviewtechnik auf der Grundlage von grösseren Stichproben werden auch als surveys, social surveys (Überblicksstudien) bezeichnet. Die Fragestellung der Surveys kann 'geschlossen' (ja, nein, ich weiss nicht) oder 'offen' (freie Beantwortung, meist mündlich) sein. Das Ergebnis spiegelt dann die Meinung der gesamten Bevölkerung wider, sofern die Stichprobe nach den Regeln der Statistik ausgewählt wurde. Zu den Themen der Umfrageforschung gehören unter anderem Wahlen, Beliebtheit von Politikern, Markt- und Verbraucherstudien, Medienforschung (Studium der Lesegewohnheiten, von Rundfunk- und Fernsehempfang, etwa zur Untersuchung der Beachtung von Reklamen). Die Breite dieser Themenstellung wird auch durch die Bezeichnung Markt- und Meinungsforschung abgedeckt. Die Umfrageforschung wird heute weitgehend von kommerziellen Instituten im Auftrag von Unternehmen, Verbänden, Parteien, Regierung und Verwaltung betrieben.
Literatur: Lexikon zur Soziologie (ungekürzte Sonderausgabe; herausgegeben von W.Fuchs, R.Kuma, R.Lautmann, O.Rammstedt, H.Wienold)
Knaurs Lexikon (herausgegeben von F.N.Mehling)
Knaurs Jugend Lexikon (herausgegeben von H.P.Thiel, Dr.M.Würmli)

Szientismus

Dirnhammer Günther

 Szientismus
(zu lat. scientia: Wissen, Wissenschaft)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Vertreter einer szientistischen Position sind der Ansicht, daß Wissenschaft nach dem Vorbild der Naturwissenschaften betrieben werden soll. Der Begriff 'Szientismus' selbst wurde von Gegnern einer solchen Position geprägt, er weist daher eine polemische und Ideologische Bedeutung auf. Die 'Szientismusthese' besagt, daß exakte wissenschaftliche Methoden nach dem Vorbild der Naturwissenschaften auch in den Humanwissenschaften anwendbar sind bzw. angewendet werden sollen (methodologischer Szientismus). Eine Konsequenz daraus ist die Identifikation von >der< wissenschaftlichen Methode mit derjenigen der Naturwissenschaften. Der 'moralische Szientismus' behauptet, man dürfe Menschen, Gruppen, Institutionen und Gesellschaften ebenso dem objektivierenden experimentalwissenschaftlichen Zugriff unterwerfen wie etwa ein physikalisches System von Gegenständen. Von verschiedener Seite wird Kritik am 'Szientismus' geäußert (z. B. Kritische Theorie, Konstruktivismus). Insbesondere wird darauf hingewiesen, daß die theoretische Vernunft ein normatives Fundament habe, theoretische Vernunft praktische Vernunft einschließe. P. Feyerabend kritisiert den Chauvinismus und Imperialismus des 'Szientismus'.

  Küng Veronika

Szientismus
Scientismus
(verfasst von: Küng Veronika)

Der Scientismus (Szientismus)ist eine kritische Bezeichnung für Versuche der Übertragung von Methoden und Prinzipien naturwissenschaftlicher Forschung (insbesondere der Physik) auf die Human-, Sozial- und Geisteswissenschaften.
Literatur: Bibliographisches Instituts & F.A. Brockhaus AG: CD-ROM zu Meyers Grosses Taschenlexikon; Mannheim-Leipzig-Wien-Zürich, 2001

Theorem

Jochum Martin

 Theorem
(verfasst von: Jochum Martin)

Das Wort théorem kommt vom griechischen théorêma (das Angeschaute; engl. theorem der 'Studiengegenstand' oder 'Betrachtungsgegenstand”bedeutet). Die Wörter Theorie und Theater haben dieselbe Quelle.
Leitsatz; ein Schlußsatz, eine begrenzte theoretische Aussage, die sich auf Grundaussagen wie Vermutungen oder Behauptungen stützt. Allgemein: Bezeichnung für einen Lehrsatz einer wissenschaftlichen Disziplin einer Theorie nachvollziehbarer Vorschlag, der sich aus anderen Vorschlägen ergibt, die schon bewiesen oder die ohne Beweis angenommen wurden.
Bereits in der voreuklidischen Wissenschaft, insbes. der Mathematik, ist mit dem Begriff des Lehrsatzes der Gedanke seines Beweises innerhalb eines axiomatischen Systems verbunden. Vermutlich tritt ”Theorem” in Euklids ”Element” erstmals in diesem Sinne terminologisch auf. Heute ist es üblich, einen Satz S ein Theorem einer axiomatischen Theorie T zu nennen. Wenn S aus dem der Theorie T zugrundeliegenden Axiomensystem logisch folgt. Entsprechend heißt S ein Theorem eines formalen Systems G, wenn S eine in G ableitbare Formel ist. Alle Sätze, die aus einem System von Axiomen hergeleitet werden können, werden Theoreme genannt. Da gültige Deduktionen die Wahrheit der Prämissen auf die Konklusion überführen, sind dann auch alle Theoreme eines deduktiven System wahr, wenn die Axiome dieses Systems wahr sind. Deshalb reicht es unter Umständen, den Wahrheitswert der Axiome zu überprüfen. Umgekehrt gilt, dass, wenn ein Theorem falsch ist, dann mindestens ein Axiom falsch ist. Dieses Eigenschaft ist wichtig, wenn die Axiome aus hypothetischen Annahmen bestehen
Literatur: Lexicon, s. http://www.sociologicus.de
Handlexikon zu Wissenschaftstheorie. Helmut Seiffert u. Gerard Radnitzky (Hg.) München: Ehrenwirth, 1989, S. 26-27

Theoretisches Sampling

Schumacher Philipp

 Theoretisches Sampling
theoretical sampling
(verfasst von: Schumacher Philipp)

Der Begriff des "theoretical sampling" stammt aus der Grounded Theory. Darunter versteht man die aktive Auswahl von Datenquellen, Fällen, Stichproben, Ereignissen o. ä. anhand schon entwickelter Konzepte. Es werden bewußt Vorkommnisse ausgewählt, ohne auf deren quantitative Repräsentativität zu achten. Wichtig ist vielmehr die Repräsentativität der Konzepte in ihren variierenden Formen. Mit Strauss/Corbin gesprochen: „In jedem Beispiel einer Datenerhebung suchen wir nach Hinweisen für deren [der Konzepte] bedeutsame An- oder Abwesenheit und fragen, warum? Warum ist ein Konzept vorhanden, warum ist es nicht vorhanden, und welche Form nimmt es an?“ (STRAUSS/CORBIN 1996, S. 161).

aus: Dilger, Martin (2000): Grounded Theory. Ein Überblick über ihre charakteristischen Merkmale. Internet: URL: http://www.martin-dilger.de/science/grounded_theory.pdf [10.10.2007], Berlin
Literatur: STRAUSS, Anselm / CORBIN, Juliet: Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung, Weinheim 1996 [Original: Basics of Qualitative Research: Grounded Theory Procedures and Technique (1990)].

Theorie

Dirnhammer Günther

 Theorie
(griech. theoria: das Anschauen, die Erkenntnis)
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Die ursprüngliche Bedeutung von 'Theorie' ist die geistige Schau von etwas, das der Wahrnehmung nicht zugänglich ist. Ganz allgemein versteht man heute unter 'Theorie' Sätze oder Gesetze mit gewissen Eigenschaften. Theoretische Erkenntnis ist eine durch Denken gewonnene. Gegenbegriffe zu 'Theorie' sind das Handeln (die Praxis) und das durch Erfahrung gewonnene Wissen. 'Theorien' dienen insbesondere der Zusammenfassung, Koordination, Reproduktion und Voraussage von Phänomenen. Sie sollen logisch konsistent, widerspruchlos und informativ sein. Erfahrungswissenschaftliche 'Theorien' müssen nach bestimmten Normen empirisch prüfbar sein, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, alltägliches Wissen von wissenschaftlichem Wissen abzugrenzen. In einer anderen Wortbedeutung steht 'Theorie' für ein wissenschaftliches Lehrgebäude, unter Absehung von seinem Gegenstand oder der verwendeten Methoden. Diese Bedeutung kommt beispielsweise im Begriff >Wissenschaftstheorie< zum Tragen.

Pfoser Sandra und Pirchmoser Daniela

 Theorie
(verfasst von: Pfoser Sandra und Pirchmoser Daniela)

Das Wort Theorie heißt griechisch „theoro“, also beobachten, betrachten, schauen. „theoria“ drückt das Anschauen, die wissenschaftliche Betrachtung aus.
Die Wissenschaft versucht durch das Erstellen von rationalen Konstrukten die Wirklichkeit zu erklären. Solche Konstrukte sind Theorien.
Somit ist eine Theorie die Gesamtheit eines Systems aus logisch miteinander verbundenen, gesetzesartigen Hypothesen, die der Erklärung und Vorhersage des Verhaltens von bestimmten Erscheinungen und zur Begründung der Realität dienen.
Theorien müssen im wissenschaftlichen Vergleich von verschiedenen Seiten abgesichert sein. Außerdem sollen sie möglichst neutral formuliert und logisch widerspruchsfrei verfasst sein. Theorien müssen sich einer Messung und Erprobung an konkurrierenden (vielfach erfolgreich geprüften) Theorien unterziehen.
Das Ziel dieser wissenschaftlichen Darstellung ist eine möglichst lückenlose und sinnhafte Erfassung und Begründung der Wirklichkeit.
Theorien, im Sinne der Absicherung beobachtbarer Tatsachen, werden in den Naturwissenschaften, wie Physik, Mathematik, Geometrie und andere abgefasst. Aber auch geisteswissenschaftlich, beispielsweise in der Pädagogik, haben Theorien den Zweck,
„(...) Einzelerkenntnisse so zu ordnen und gedanklich zu vervollständigen, dass über ein bestimmtes Gebiet der Wirklichkeit (z.B. die Schule, das Spiel) möglichst widerspruchsfreie, vollständige und umfassende Darstellungen und Erklärungen der Zustände oder Entwicklungen in diesem Gebiet möglich werden.“ (Schaub, Zenke, 2002, 544)
Auch im Alltag werden oft unbewusst Theorien zur besseren Bewältigung erstellt. In allen Lebensbereichen werden im Laufe des Lebens praktische Erfahrungen gemacht, die dann eine Grundlage für den Aufbau von persönlichen Alltagstheorien schaffen.
Eine Theorie sollte immer überprüfbar sein. Erst die Verwirklichung eines Ablaufs zeigt, ob die theoretische Behauptung brauchbar ist. Verschiedene Aussagen zu einer Sache können sich gegenseitig stützen und damit eine Theorie erhärten

Literatur: Gudjons; Herbert: Pädagogisches Grundwissen. 7.Auflage. Bad Heilbrunn (Julius Klinkhard), 2001. Schaub, Horst; Zenke, Karl G.: Wörterbuch Pädagogik. 5.Auflage. München (Deutscher Taschenbuch Verlag), 2002. Internetquellen: Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Hypothese. Dokument erstellt am 04.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypothese (Stand: 09.12.2005). Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Theorie. Dokument erstellt am 07.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Theorie (Stand: 09.12.2005). Wikipedia- Die freie Enzyklopädie: Empirie. Dokument erstellt am 04.12.2005, Online im WWW abrufbar unter URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Empirisch (Stand: 09.12.2005). Lexikon sociologicus- Gesellschaft. Lexikon der Grundbegriffe: Theorie. Dokument erstellt am 05.07.1999, Online im WWW abrufbar unter URL: http://www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/s_z/theorie.htm (Stand: 09.12.2005).

Silke Saurer

 Theorie
(verfasst von: Silke Saurer)

Griechisch: Betrachtung
zu Theorien - anschauen, betrachten, erwägen
Unter Theorie versteht man eine rein gedankliche Betrachtungs- und Erklärungsweise, das heißt, eine durch Denken gewonnene Erkenntnis und steht damit im Gegensatz zu dem durch Erfahrung gewonnenen Alltagswissen.
Mit Theorie meint man ein System von logisch miteinander verbundenen widerspruchsfreien Hypothesen, Aussagen, Sätzen - das einen Versuch anstrebt um Phänomene zusammenzufassen, zu beschreiben, zu erklären und vorherzusagen.
Theorie ist daher auch Bezeichnung für ein wissenschaftliches Lehrgebäude und für die Lehre über die Grundlagen, Gesetze und Prinzipien eines bestimmten Bereiches der Wissenschaft, Technik oder der Kunst.
Eine Theorie kann nicht endgültig verifiziert werden, sie kann jedoch durch einen konkreten Fall falsifiziert werden, das heißt, wir können eine Theorie widerlegen und bestätigen aber niemals endgültig verifizieren.
Literatur: (aus Brockhaus, Enzyklopädie, F. A. Brockhaus Mannheim)

Thesaurus

Ingrid Sprenger

 Thesaurus
(verfasst von: Ingrid Sprenger)

Der Begriff Thesaurus hat seinen Ursprung im Griechischen bzw. Lateinischen und ist mit Schatz zu übersetzen. Damit ist genauergenommen ein tempelartiges Gebäude für Weihgaben im alten Griechenland gemeint. In der Fachsprache versteht man unter Thesaurus einen Buchtitel in der Bedeutung von Wort-, Wissenschatz und Sammelwerk. Es dient dazu, Texte in einem starren System von Begriffen, sozusagen einem Ordnungssystem, zu positionieren. Der hierarchische Aufbau, das Ausschließen von Synonymen und die gute Übersetzbarkeit erleichtern sowohl das Zuordnen als auch das Auffinden von Texten.

Thesenpapier

Ostermann Elisabeth

 Thesenpapier
(verfasst von: Ostermann Elisabeth)

'Eine These ist ein möglichst kurzer,eventuell provokanter Behauptungssatz,der des Beweises oder einer Begründung bedarf.Ein Thesenpapier wiederum setzt sich aus mehreren Thesen zu einem Thema zusammen, ist demnach weder eine Stichwortsammlung noch eine Gliederung.Thesen werden auf- und möglichst schriftlich zur Verfügung gestellt, um eine Diskussion anzuregen und in Gang zu bringen bzw. um zentrale Aussagen zusammenzufassen und über sie zu informieren.' (Rost 1997, S.198).
Literatur: Rost, Friedrich: Lern- und Arbeitstechniken für pädagogische Studiengänge. Opladen (Leske & Budrich) 1997.

Traktat

gernot woerle

 Traktat
(verfasst von: gernot woerle)

Trak|tat das od. der; -[e]s, -e
: 1. (veraltend) Abhandlung. 2. religiöse Flugschrift. 3. (veraltet) [Staats]vertrag.
Literatur: mr check zu finden unter:http://www.mr-check.de/askcheck/

 


Typus

Niedermair Klaus

 Typus
(verfasst von: Niedermair Klaus)

Im allgemeinsten Sinn bezeichnet ein Typus eine durch bestimmte Merkmalsausprägungen ausgezeichnete Grundform, die sich entweder von einem unthematisierten Hintergrund (= den einem definierten Typus nicht zugehörige Fällen) abheben läßt oder der mindestens einem Gegentypus gegengestellt wird. Typenbildung kann sich auf die unterschiedlichsten Gegenstände beziehen (Kunststile, Menschen, Lerntypen u.v.a.m.).Typen sind, auch wenn sie am empirischen Material gewonnen werden, primär mentale Konstruktionen des Forscher/der Forscherin; Typenbildung ist daher in erster Linie ein begriffliches Werkzeug zur Ordnung eines Materials bzw. einer komplexen Wirklichkeit. In die Logik der Typenbildung ist die Unterscheidung zwischen rein und weniger rein ausgeprägten Fällen eines Typus gleichsam eingebaut, so daß das typologische Konzept in flexibler Weise eine 'weiche' Klassifikation von Fällen erlaubt. Flexibilität und Offenheit sind zugleich die Achillesferse typologischer Ansätze: Da aus Gründen der Forschungsökonomie meist nicht alle wichtigen Merkmale erschöpfend berücksichtigt werden können, wird aufgrund eines Vorverständnisses zwangsläufig eine Auswahl typen'relevanter' Merkmale getroffen. Auswahl und Relevanz sind daher prinzipiell strittig und kritisierbar. Da der Reiz typologischer Modelle an Prägnanz und Überschaubarkeit gebunden ist, kann nur eine begrenzte Zahl von Dimensionen berücksichtigt und nur eine begrenzte Zahl von Typen aufgestellt werden. Es bestehen keine festen Regeln, wie viele Typen ein Modell enthalten soll, ob hierarchische Modelle mit Untertypen (vgl. z.B. Studien zum autoritären Charakter) sinnvoll sind usf. Dennoch, oder vielleicht auch gerade deshalb, weil Forschern/innen bei der Typenkonstruktion kaum Grenzen gesetzt sind und ihnen eine kreative Leistung abverlangt wird, gilt: Typenbildung ist ein unverzichtbares Mittel der Datenreduktion und -strukturierung in der qualitativen und quantitativen Sozialforschung, da im Prinzip jedes Material - auch nachträglich - typologisch erschlossen werden kann. Typologien erscheinen so häufig als letztes Mittel, einen umfangreichen und unübersichtlichen Datenbestand zu ordnen. Zum anderen sind Typologien trotz ihrer oft komplexen Fundierung in Merkmalssyndromen meist recht 'lebensnah' und anschaulich, daher gut kommunizierbar; sie können durch typische Fälle Einzelfalldarstellung) plausibel illustriert werden. Aber Vorsicht: "Die Beliebtheit ... hängt sicherlich damit zusammen, daß die Zuordnung der beobachtbaren Realität zu einigen wenigen, häufig griffigen Typenbezeichnungen es erlaubt, die komplexe, chaotische Welt in einem vereinfachten, überschaubaren Modell abzubilden und somit dem Benutzer der jeweiligen Typologie die Illusion zu geben, er hätte etwas von dieser Welt verstanden" (Behne, 1986, S. 24). Typologien sind - als heuristisches Arbeitsmittel - in einer Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen anzutreffen: u.a. Medizin (z.B. Sheldonsche Körpertypen, Typ-A-Persönlichkeit), Psychologie (z.B. Temperamentslehre (Hippokrates), psychoanalytische Charaktertypologien); Soziologie (z.B. Riesmans innen- und außengeleitete Persönlichkeit, autoritäre vs demokratische P.) Politikwissenschaften (politische Milieus, Typen legitimer Herrschaft), Musikwissenschaft (z.B. Hörertypologie); Kunstgeschichte. In den Sozialwissenschaften hat Weber zusätzlich die Unterscheidung zwischen Idealtypus und Realtypus eingeführt.
s. auch: Idealtypus
Quelle: http://www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal/glossar/html/t22.htm [2204/10/27]

Validität

Kranz Verena

 Validität
(verfasst von: Kranz Verena)

Validität, die: 1. Rechtsgültigkeit. 2. Gültigkeit eines wissenschaftl. Versuchs oder eines Messverfahrens, z. B. eines (psycholog.) Tests. 3. Übereinstimmung eines Ergebnisses (einer Meinungsumfrage) mit dem tatsächlichen Sachverhalt (Soziol.; Psychol.)
Die Validität gibt den Grad der Genauigkeit an, mit der ein Test dasjenige Persönlichkeitsmerkmal oder diejenige Verhaltensweise, die er messen soll oder zu messen vorgibt, tatsächlich misst. Validität liegt also demnach vor, wenn Messwerte das theoretisch definierte Merkmal auch wirklich repräsentieren. Ein häufiges Problem dabei ist, dass die theoretische Definition dessen, was gemessen werden soll, unklar ist.
Der Grad der Genauigkeit mit der ein Test misst, setzt sich zusammen aus:
Inhaltsvalidität: Diese Art der Gültigkeit wird häufig auch als 'logische Gültigkeit' bezeichnet. Damit meint man, dass für die Inhaltsvalidität, der Inhalt eines Tests selbst das bestmögliche Kriterium darstellt. Ein Beispiel dafür wären die Aufgaben eines Rechentests zur Messung des Persönlichkeitsmerkmals 'Rechenfähigkeit'. Problem dabei ist, dass es wohl kaum eine vollständige Auflistung aller relevanter Fragepunkte (Test-Items) geben kann, sodass man sich mit einer Näherungslösung - durch eine exemplarische Aufzählung von Fragepunkten - zufrieden geben muss.
Kriteriumsvalidität: Die kriteriumsbezogene Gültigkeit wird auch als 'externe Validität' bezeichnet und wird dann für gegeben angesehen, wenn eine hohe Übereinstimmung zwischen den Testergebnissen und einem beobachtbaren Außenkriterium besteht. Es muss also einen Zusammenhang geben zwischen dem Testverhalten und dem Verhalten außerhalb der Testsituation.
Konstruktvalidität: Dieser Validität liegt ein theoretisch begründetes Konstrukt zu Grunde. Konstruktvalidität liegt vor, wenn der Test dieses Konstrukt auch tatsächlich misst.
Zusammenfassend lassen sich diese Validitäten wohl nach zwei Schlussweisen unterscheiden:
Während nämlich sowohl bei der inhaltlichen als auch bei der kriteriumsbezogenen Validität vom (beobachtbaren) Verhalten in der Testsituation auf das (ebenfalls beobachtbare) Verhalten außerhalb der Testsituation geschlossen wird, schließt man bei der Konstruktvalidität vom Verhalten in der Testsituation auf Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale als Grundlage oder Bedingung des Verhaltens, also auf unbeobachtbare Konstrukte.3
Literatur: DUDEN. Das Fremdwörterbuch. Band 5. 4. Auflage. Mannheim; Wien; Zürich 1982, S. 789.
www.medialine.focus.de/PM1D/PM1DB/PM1DBD/PM1DBDA/pm1dbda.htm

Varianz

Drosdowski, Müller, Scholze-Stubenbrecht, Wermke;

 Varianz
(verfasst von: Drosdowski, Müller, Scholze-Stubenbrecht, Wermke;)

Varianz, lat.= Veränderlichkeit;Bei bestimmten Umforumungen (Math.) Die mittlere quadratische Abweichung einer zufälligen Veränderlichen von ihrem Mittelwert (Statistik).
Literatur: Duden, das Fremdwörterbuch5. Auflage,

 Julia Vonbank

 Varianz
(verfasst von: Julia Vonbank)

Varianz, lat.= Veränderlichkeit;Bei bestimmten Umforumungen (Math.) Die mittlere quadratische Abweichung einer zufälligen Veränderlichen von ihrem Mittelwert (Statistik).
Literatur: Duden, das Fremdwörterbuch5. Auflage,

Verifikation vs. Falsifikation

Dirnhammer Günther

 Verifikation vs. Falsifikation
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Wenn sich im Zuge einer Überprüfung eine empirische Aussage (Hypothese) als wahr herausstellt, spricht man von 'Verifikation' (Bestätigung). Erweist sie sich als falsch, spricht man von 'Falsifikation' (Widerlegung). Eine empirische 'Verifikation' mittels Beobachtungen oder Experimenten ist möglich, wenn ihre Bedingungen nicht den Naturgesetzen widersprechen. Der Begriff der 'Falsifikation' ist mit Poppers Lehre von der prinzipiellen Fehlbarkeit menschlicher Erkenntnis (Fallibilismus) verbunden. Die Logik der 'Falsifikation' beruht auf der Voraussetzung, daß sich (Natur-)Gesetze auch durch noch so viele Tatsachenaussagen nicht verifizieren lassen. Für deren 'Falsifikation' reicht dagegen schon die Beobachtung eines einzigen widerlegenden Falles aus.

 Gerl Sonja

 Verifikation vs. Falsifikation
(verfasst von: Gerl Sonja)

Verifikation bedeutet Beglaubigung oder Wahrheitsbeweis.
Die Verifizierbarkeit wird im Empirismus gefordert. Darin werden nur Aussagen als wissenschaftlich sinnvoll betrachtet, die durch Experimente oder Beobachtungen bestätigt werden können, also verifiziert werden können. Eine Behauptung zu verifizieren bedeutet, ihre Wahrheit nachzuweisen vornehmlich durch die Augenscheinlichkeit der Sinneswahrnehmung. Es gilt allgemein als Kennzeichen einer Wissenschaft, daß ihre Aussagen zumindest prinzipiell durch Erfahrungen verifiziert werden können, und zwar entweder im strengen Sinne oder im weiteren Sinne einer Wahrscheinlichkeitsangabe.
Die Verifikation von Hypothesen setzt die Geltung einer Induktionslogik voraus. Diese wurde aber schon von Galilei bestritten und ist, streng genommen, unmöglich.
Ein alternativer Standpunkt, sieht das Kennzeichen einer wissenschaftlichen Aussage in ihrer grundsätzlichen Falsifizierbarkeit.
Falsifikation
Falsifikat bedeutet die Fälschung. Die Falsifizierbarkeit ist die Widerlegbarkeit durch Tatsachen. Das Falsifizieren, ist das nachweisen, daß eine Annahme oder Theorie nicht wahr sein kann.
Es besteht allgemeine Übereinstimmung darüber, daß wissenschaftliche Aussagen von unbegrenzter Allgemeingültigkeit nicht im strengeren Sinne verifiziert werden können, da dies eine unendliche Zahl von Beobachtungen erfordern würde. Nach Popper gilt, daß wenn die Wahrscheinlichkeit (oder der Grad der Verifizierbarkeit) solcher Hypothesen als Relation zwischen der verfügbaren Evidenz und der zur vollständigen Verifikation benötigten Evidenz eingeführt wird, ihre Wahrscheinlichkeit stets null bleibt.
Popper war maßgeblich an der Begründung des kritischen Rationalismus beteiligt. Dieser wendet sich ab von der Verifizierung und nimmt nur solange eine Hypothese für richtig an, solange sie noch nicht falsifiziert werden konnte. Popper meint. ' Nicht verifizieren, sondern falsifizieren!'
Literatur: Dtv-Lexikon
Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG, München
Lexikon der Psychologie
Verlag Herder Freiburg, Basel, Wien

Verstehen

Mayr Ulrike

 Verstehen
(verfasst von: Mayr Ulrike)

Die Methode hermeneutischer Wissenschaftspositionen ist das Verstehen.
'Verstehen heißt Erfassen von Bedeutung aus wahrnehmbaren Zeichen. Bei diesem Vorgang handelt es sich um ein Schlussverfahren. Von Zeichen (z.B. Worte, Mimik) wird auf Bedeutung geschlossen.
Der Schluss ist aber nur möglich aufgrund der durch die Gesamtsituation aktualisierten Sinnbereiche über den entsprechenden Lebenszusammenhang. Verstehen läuft damit ab in der Bewegung
Ausdruck Leben Verstehen
(Zeichen) (Gesamtsituation) (Bedeutung)
Das Verstehen unterliegt einer Zirkel - bzw. Spiralbewegung:
Das Einzelne wird nur verstanden, sofern das Ganze verstanden ist, das Ganze wird nur verstanden, sofern das Einzelne verstanden ist'.
Literatur: Kaiser, Arnim (1994). Studienbuch Pädagogik: Grund - und Prüfungswissen. 7. Auflage. Frankfurt am Main: Cornelsen Scriptor.

Wertfreiheit

Dirnhammer Günther

Wertfreiheit
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Das Postulat der 'Wertfreiheit' besagt, daß Wissenschaft Erkenntnisse für Problemlösungen und Nebenfolgen gewinnen solle. Es geht auf den Soziologen M. Weber zurück, der diese Position erstmals im sogenannten Werturteilsstreit vertrat. Er meinte damit nicht etwa, daß die Tätigkeit eines Wissenschafters ohne bezug auf Werte und Entscheidungen denkbar wäre. Wohl aber sollen Seins- und Sollensaussagen strikt getrennt werden. Die Wissenschaft kann demnach die Probleme nicht entscheiden, sondern nur entscheidungsfähig vorbereiten. Die Entscheidungen selbst müssen Politiker treffen. 'Wertfreiheit' bedeutet nach Weber zudem, daß der Lehrende wissenschaftliche Zusammenhänge ohne Werturteile darzulegen habe. Das heißt aber auch, daß Wissenschaft frei von politischen oder ökonomischen Vorgaben sein soll. Gegen das Postulat der 'Wertfreiheit' kann eingewendet werden, daß zur Beschreibung von Tatsachen keine rein wertfreien Ausdrücke verfügbar sind und daß die Lehre von der 'Wertfreiheit' selbst ideologisch und nicht wertneutral ist.

 Wirklichkeitskonstruktion

Schwazer Anita

 Wirklichkeitskonstruktion
(verfasst von: Schwazer Anita)

Der Begriff 'Wirklichkeitskonstruktion' wird vor allem im Konstruktivismus verwendet: Jeder Mensch konstruiert sich selbst vom ersten Tag seines Lebens an seine Wirklichkeit, das heißt seine eigene 'Logik', seine eigene Auffassung über sich und die Welt. Es gibt also keine objektive Wahrheit, sondern immer nur subjektive Wirklichkeiten. Die objektive Wirklichkeit wird als Realität bezeichnet, sie ist für den Menschen aber nicht erkennbar.
Der Soziale Konstruktivismus besagt, dass wir die Welt im Dialog konstruieren und misst daher der Kommunikation mit anderen Individuen eine ganz besondere Bedeutung bei.
Im Radikalen Konstruktivismus ist die Handlungsorientierung zentral. Die Entstehung und Erweiterung der Erkenntnis von Wirklichkeit wird als Konstruktion ausschließlich des Individuums selbst aufgefasst und ist immer ein Lernprozess. Lernen bedeutet demnach nicht nur Wirklichkeit zu konstruieren, sondern auch zu rekonstruieren, wenn Lösungen bereits vorhanden sind ( nicht jeder braucht das Rad neu zu erfinden! ), oder aber zu dekonstruieren, wenn sie uns einengt anstatt uns weiterzubringen. Es gibt also folgende drei Möglichkeiten zu lernen:
Konstruktion ( Aufbau )
'Ich bin der Erfinder meiner Wirklichkeit.'
Rekonstruktion ( Wieder- Aufbau )
'Ich bin der Entdecker einer bereits vorhandenen Wirklichkeit.'
Dekonstruktion ( Um- und Abbau )
'Ich bin der Enttarner, der hinterfragende Kritiker meiner Wirklichkeit.'

 apriori vs. aposteriori

Dirnhammer Günther

 apriori vs. aposteriori
(verfasst von: Dirnhammer Günther)

Die Unterscheidung zwischen 'apriori' und 'aposteriori' ist eine erkenntnistheoretische, sie betrifft somit das Wissen und die Wissenschaft. Die wissenschaftstheoretisch relevante Frage lautet, ob Erkenntnis auf Erfahrung angewiesen ist oder ob es eine von aller Erfahrung unabhängige Erkenntnis geben kann. Erkenntnis gilt als 'apriori', wenn sie vom Früheren, den Ursachen zu den Wirkungen übergeht. 'Apriorische Erkenntnis' hat ihren Ursprung in der Vernunft. Als 'aposteriori' gilt Erkenntnis, wenn sie vom Späteren, den Wirkungen zu den Ursachen übergeht. 'Aposteriorische Erkenntnis' kommt aufgrund von Erfahrung zustande. In diesem Zusammenhang ist Kants Bestimmung 'apriorischer Erfahrung' in der >Kritik der reinen Vernunft< zentral. Nach Kant ist Erfahrung gesetzmäßig strukturiert, die Gesetze wiederum basieren auf synthetischen Urteilen, die 'apriori' gültig sind. Er geht davon aus, daß Erkenntnis 'apriori' durch allgemeine Begriffe des Verstandes möglich ist.

 idiographisch vs. nomothetisch

Stolz Simone

 idiographisch vs. nomothetisch
(verfasst von: Stolz Simone)

idiographisch: beschreibend, einmalig, verstehend, individuell
idiographisch ist also eine allgemeine Bezeichnung für Untersuchungen, die einmalige Ereignisse und Sachverhalte beschreiben. Somit kann man unter idiographischen Wissenschaften diejenigen verstehen, die das Einmalige, das Eigentümliche beschreiben. Bsp. geschichtliche und geisteswissenschaftliche Disziplinen.
nomothetisch: Gesetze aufstellend, allgemeingültig, generell
n. ist die Bezeichnung für eine Wissenschaftsrichtung, die sich mir der Erforschung von allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten beschäftigt. Bsp. Naturwissenschaften
Diese beiden Richtungen werden meist gegenübergestellt. D.h. Vertreter der einen Disziplin sehen Unzulänglichkeiten bei den anderen Disziplinen und umgekehrt. Meiner Meinung nach ist dies vergleichbar mit der subjektiv-objektiv Beziehung.
Genauso wie hier kommt man weder ohne die eine, noch ohne die andere Methode aus. Es reicht wohl kaum nur Gesetze aufzustellen, ohne sie auf individuelle Fälle anwenden zu können. Andererseits reicht es nicht aus, nur Beschreibungen vorzunehmen, aus denen man gar nichts ableiten kann.
Literatur: http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/Projekte/plex/Plex/Lemmata/n-Lemma/nomothet.htm

zirkulär

Klaus Niedermair

 zirkulär
(lat.: circulus - Kreis)
(verfasst von: Klaus Niedermair)

Sich im Kreise drehend.
In einer Begründung liegt dann ein Zirkel vor, wenn man etwas, das vorher als zu begründend festgestellt wurde, zur weiteren Begründung heranzieht, als ob es schon begründet wäre.


Nach oben scrollen