Subjektivierung von Arbeit: Entgrenzung, Balance, Ernüchterung?

Der Vortrag wird sich die gängigen Thesen der Entgrenzung, Intensivierung und Subjektivierung der Arbeit anschauen und aus Sicht neuerer Untersuchungen für eine Differenzierung zwischen politischen Debatten, Managementprogrammen und gelebter Praxis plädieren. Die Typisierungen eines unternehmerischen Beschäftigten-Habitus seit den 1990er Jahren unterlagen ja schon damals dem Risiko, hier Konfusionen anzurichten.

Empirisch ist zu beobachten, dass selbst in wissensintensiven Branchen steigende Arbeitsanforderungen nur eine kurze Zeit lang mit dem Enthusiasmus der New Economy erfüllt wurden. In eher operativen Beschäftigungsfeldern werden zwar auch subjektive Leistungen, Emotionsarbeit usw. verwertet und subjektgebundene Bedürfnisse nach Anerkennung vereinnahmt. Beschäftigte aber bemerken nicht erst seit der Krise keinen nennenswerten Fortschritt an subjektiven Entfaltungschancen und -anforderungen bei der Arbeit. Insofern spricht einiges dafür, auch wissenschaftlich die "alten" Themen fehlender Mitsprache, verschärfter Konkurrenz und kleinteiliger Kontrolle wieder aufzugreifen, und sich nicht in der Überschätzung von Management-Rhetoriken zu verlaufen.

 

Ursula Holtgrewe: PD Dr., Studium der Soziologie und Politikwissenschaften in Marburg und London, Promotion in Kassel, Habilitation an der Uni Duisburg-Essen, Gast- und Vertretungsprofessuren an den Universitäten Wien, Mainz, Duisburg-Essen und der Cornell University, seit 2006 Teamleiterin für "Arbeit, Organisation, Internationalisierung" bei FORBA, Wien.

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