Solidarische Ökonomie, die Wiederentdeckung der Commons und die ökosoziale Entwicklung des Gemeinwesens

Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die deutlichen Zeichen des Klimawandels und die Katastrophen im Golf von Mexiko und Fukushima machen den notwendigen ökosozialen Wandel überdeutlich. Die Risiken des westlichen Wachstums- und Entwicklungsmodells sind zu realen Gefahren geworden. Armut, Unterversorgung und extreme soziale Ungleichheit sind die stärksten Hindernisse zukunftsfähiger Entwicklung. So belegt etwa der Entwicklungsbericht der Weltbank von 2006, in welchem Maße ungleiche Chancenverteilungen nachhaltige Entwicklung und Armutsverringerung behindern und kommt zu dem Schluss, dass die Bekämpfung von Armut, das Streben nach Chancengleichheit, ökologische Nachhaltigkeit und die Verfolgung wirtschaftlichen Wohlstands komplementäre Ziele werden müssen.

Die aktuellen Ansätze zur Neudefinition gesellschaftlicher Wohlfahrt fallen zeitlich mit den deutlicher werdenden systemimmanenten Krisen zusammen. Die beiden zentralen Aspekte des Marktversagens – Naturmissachtung und soziale Gleichgültigkeit – stärken weltweit die gesellschaftlichen Strömungen, die alternative Vorstellungen von gesellschaftlicher Wohlfahrt und einem guten Leben vertreten. Ökosoziale Transformation erfordert radikal andere Lösungsansätze in allen  gesellschaftlichen Bereichen. Auch aus diesem Grund ist eine schnelle und umfassende politische Steuerung in Richtung ökosozialer Transformationsprozesse nicht wahrscheinlich. Sie erfordert die Kraft der Basisbewegungen, die in unterschiedlichen Selbstorganisationsformen lokal und global die Lebensgrundlagen verteidigen und ökosoziale Alternativen generieren. Diese politische Entwicklung verweist auf eine Neujustierung des Kräfteverhältnisses zwischen einer kritischen Zivilgesellschaft, Markt und Staat, die gegenwärtig erstritten wird.

Die solidarökonomischen Ansätze und Netzwerke, lokal und global, sind im Zusammenspiel mit anderen gesellschaftlichen Strömungen Bausteine einer zukunftsfähigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Mit der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an Elinor Ostrom im Jahr 2009 haben die ökosoziale und die solidarökonomische Bewegung unerwarteten Rückenwind erhalten. Die (Wieder-) Aneignung, Erhaltung und Bewirtschaftung der Commons (Gemeingüter), könnte die praktische Voraussetzung für ein solidarisches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem schaffen.

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