wolfgang-stadler-innsbruck-european-university

 

Diese Seite wurde begleitend zur Veröffentlichung der Fakultätsbroschüre erstellt, die anlässlich der Übergabe des DekanInnenamts der Fakultät für LehrerInnenbildung im März 2021 publiziert wurde. Sollten Sie sich für ein gedrucktes Exemplar interessieren, melden Sie sich gern bei der Fakultät für LehrerInnenbildung!

Hier können Sie die Grußworte des Dekans zur Übergabe des Amtes im März 2021 nachlesen, es wird ein Blick zurück auf die letzten Jahre geworfen und es werden die Visionen für die Zukunft skizziert. Zentrale Themen der nächsten Jahre werden von Mitgliedern der Fakultät dargelegt und in Form eines Interviews wird die Fakultät aus Innensicht vorgestellt. Nähere Infos zu den Instituten und deren MitarbeiterInnen finden Sie hier.

Worte des Dekans

Ein Ende ist immer auch ein Anfang, und das gilt auch für das Amt eines Dekans. In den vergangenen vier Jahren durfte ich die Fakultät für LehrerInnenbildung an der Universität Innsbruck leiten und nahm somit am Kopfende eines Tisches Platz, an dem rund 96 Personen sitzen, die unsere Fakultät mit Leben erfüllen, diverse Hintergründe haben, unterschiedliche Themen beforschen und deren Sichtweisen auf Bildung sich ähneln und unterscheiden. Die MitarbeiterInnen der Fakultät und ihrer drei Institute kamen an diesem Tisch immer wieder zusammen, es wurden Brücken gebaut und Pläne für weitere geschmiedet.

Im März 2021 übergebe ich das DekanInnenamt an Suzanne Kapelari. Diese Übergabe soll Anlass sein, auf die vergangenen Jahre zurückzuschauen, vor allem aber wollen wir den Blick nach vorne richten, auf jene Themen, die uns in Zukunft beschäftigen und herausfordern werden. Das Leitmotiv dieser Broschüre ist „Zusammenarbeit“. Kooperation wird an unserer Fakultät auf verschiedenste Weise gelebt. Forschung und Lehre arbeiten Hand in Hand, um dem hohen Anspruch auf forschungsgeleitete Lehre gerecht zu werden.

Gemeinsam mit anderen Institutionen betreibt unsere Fakultät die immer besser funktionierende und stärker werdende Einheit desVerbunds LehrerInnenbildung WEST. Unter den Instituten unserer Fakultät wird das Miteinander und das

portraet-stadler-kapelari
Wolfgang Stadler und seine designierte Nachfolgerin Suzanne Kapelari 

Aufein- ander-Zugehen deutlicher spürbar. Das große Ziel der Etablierung eines intrafakultären Forschungszentrums, das die Zusammenarbeit nicht nur formal, sondern auch institutionell einfacher macht, ist ein großer Wunsch vieler Fakultätsmitglieder. Letztlich hat uns die Covid-19-Pandemie sehr deutlich gezeigt, dass digitale Zusammenarbeit und Weiterentwicklung über physische Grenzen hinweg nicht immer leicht sind, aber sich lohnen!

Die Arbeit an einer Fakultät für LehrerInnenbildung ist immer auch eine Arbeit für die Gesamtgesellschaft. Wir sind (mit-)verantwortlich für die Ausbildung zukünftiger LehrerInnen und können mit unserer Arbeit beitragen, soziale Barrieren abzubauen sowie den Blick auf Baustellen in der Bildungslandschaft zu lenken.

Meiner Nachfolgerin Suzanne Kapelari wünsche ich viel Erfolg, Freude und Geduld in ihrem neuen Wirkungsbereich und – ganz besonders – Verhandlungsgeschick in den Gesprächen mit dem Rektorat.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei den InstitutsleiterInnen und allen MitarbeiterInnen, bei Studiendekan Franz Pauer (2012–2019) und Studiendekanin Martina Kraml für die gute und angenehme Zusammenarbeit. Großer Dank gilt auch meinem Team im Büro des Dekans: Ohne euch wären die Aufgaben der letzten Jahre nicht zu bewältigen gewesen!

Wolfgang Stadler
(Dekan der Fakultät für LehrerInnenbildung 2017–2021)

 

Ein Blick zurück (2017–2021)

Es tat und tut sich was: Neben dem laufenden Forschungs- und Lehrbetrieb arbeiten die MitarbeiterInnen der Fakultät an der Vorbereitung und Durchführung von Tagungen und Kongressen, Ringvorlesungen, Podiumsdiskus- sionen, öffentlichen Vorträgen sowie an Fortbildungsangeboten und bemühen sich ständig um die Kommunikation mit den Fachfakultäten.

Aus den letzten Jahren kann unter anderem von folgenden Events berichtet werden:

Fakultätsevaluation 2019 und Klausur

Die externe Evaluierung oder vielmehr der Prozess der Vor- und Nachbereitung einte unsere Fakultät und zeigte bereits Geleistetes ebenso auf wie noch zu erbringende Leistungen in verschiedenen Bereichen. Die Wahrneh- mung der gemeinsamen Präsentation in Verbindung mit der Außensicht führte dazu, dass die Institute und ihre MitarbeiterInnen näher aufeinander zugingen. Basierend auf den Ergebnissen und Vorschlägen der evaluierenden GutachterInnen wurden die Möglichkeiten einer stärkeren instituts- und bereichsübergreifenden Forschung diskutiert. Zu diesem Zweck trafen sich 46 engagierte MitarbeiterInnen der Fakultät unter der Leitung des Dekans Anfang Dezember 2019 zu einer Klausur im Universitätszentrum in Obergurgl.

Global Network of Deans of Education

Für Mai 2020 war in Innsbruck ein weltweites – und zum ersten Mal reales – Treffen des Global Network of Deans of Education geplant. Ziel dieses Treffens sollte sein, Fakultäten für LehrerInnenbildung und Schools of Education als zentrale gesellschaftliche AkteurInnen in der Ausbildung zukünftiger LehrerInnen in den Fokus zu rücken und

ihre Bedeutung als lokale PartnerInnen in Schulsystemen, die LehrerInnen über Aus- und Fortbildung ihr Leben lang begleiten, hervorzuheben. Aufgrund der Covid-19-Pandemie musste das Treffen bis auf weiteres verschoben werden.

Zentrum für Interreligiöse Studien

Mit starker Beteiligung des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik wurde im Herbst 2020 das Zentrum für Interreligiöse Studien an der Universität Innsbruck eröffnet. Dieses Zentrum will interreligiöse Initiativen bündeln, relevante Wissenschaftszweige vernetzen und so die Sichtbarkeit von interreligiöser Forschung und Lehre erhöhen. Selbstverständlich sollen die Erkenntnisse, die aus dieser Zusammenarbeit gewonnen werden, in der Gesellschaft ihren Niederschlag finden.

 

hochschulgarten_elisabeth-carli
© Elisabeth Carli


Visionen – Werte – Ziele

Der Fakultät für LehrerInnenbildung mit ihren derzeit drei Instituten – Institut für Fachdidaktik, Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik – kommt eine tragende Rolle bei der Koordination der an der Umsetzung der PädagogInnenbildung NEU beteiligten Fachfakul- täten sowie der vier Partnereinrichtungen im Verbund LehrerInnenbildung WEST zu. Sie ist verantwortlich für die Qualität der Lehramtsstudien. Die Kooperation mit den Fachfakultäten und innerhalb des Verbunds führt neben der organisations- und hochschulübergreifenden Partnerschaft zu einem Dialog, der Feedback und Qualitäts- sicherung über die einzelnen Fächerkulturen hinweg erfordert und möglich macht.

Die Fakultät strebt die Integration von Bildungszielen für eine nachhaltige Entwicklung in der Aus- und Fortbil- dung von LehrerInnen im Sinn der Sustainable Development Goals an und fördert interdisziplinäres, kooperatives Vorgehen in Forschung und forschungsgeleiteter Lehre. Angesichts der religiösen und kulturellen Vielfalt in Schulen wird auf soziokulturelle, sprachliche und religiöse Diversität fokussiert und die Umsetzung der neuen Unterrichtsprinzipien für Politische Bildung und Interkulturelles Lernen gefördert.

Durch den Einsatz verschiedener und transparenter Qualitätssicherungsmaßnahmen arbeiten wir beständig daran, unsere Lehr- und Forschungstätigkeiten voranzutreiben. Intern werden diese Maßnahmen von koordinierenden Einheiten wie dem Lehramts- und Praktikumsbüro unterstützt. Der österreichweit agierende Qualitätssicherungsrat für PädagogInnenbildung steht uns als externer Begleiter zur Seite.

Fakultätsübergreifende Forschungsarbeiten werden u.a. in dem neu gegründeten Zentrum für Interreligiöse Studien durchgeführt; die angestrebte Internationalisierung zeigt sich bereits jetzt in den Publikationen der Language

Testing Research Group, die in naher Zukunft auch in die Aktivitäten des AURORA Universities Network einsteigen will, sowie in dem schon seit längerer Zeit bestehenden Programm eines European Doctorate in Teacher Education.

Die Zusammenarbeit im Verbund LehrerInnenbildung WEST wird weiter intensiviert, was sich beispielsweise in der Etablierung eines Lehrdatenverbunds oder in der stärkeren Zusammenarbeit in Fort- und Weiterbildung zeigt.

Ab dem Wintersemester 2021/22 wird das Unterrichtsfach Ethik in das curriculare Angebot aufgenommen und somit die Auswahl an Spezialisierungen und Unterrichtsfächern an der Fakultät um ein weiteres, gesellschaftlich sehr relevantes Fach bereichert.

Suzanne Kapelaris Vorhaben für die nächsten Jahre sind geprägt vom Gedanken des stärkeren Zusammenwachsens der Fakultät und der Öffnung nach außen.

 So soll die innerfakultäre Zusammenarbeit zwischen den Instituten intensiviert werden. Ein Zeichen dafür ist die erste gemeinsame Ringvorlesung im Sommersemester 2021 zu dem Thema „Grenzgänge und Grenzziehungen in der Lehrer- Innenbildung“, die von Nicola Brocca (Fachdidaktik), Ann-Kathrin Dittrich (LehrerInnenbildung und Schulforschung) und Jonas Kolb (Islamische Theologie und Religionspädagogik) organisiert wird. Eine zweite Vortragsreihe mit Fachwissen- schaftlerInnen und FachdidaktikerInnen zu „Doing Fach.Didaktik“ ist in Planung.

 Die intrafakultäre Kommunikation soll nicht nur durch Leitungsteamsitzungen und Klausuren, sondern auch durch das Entwickeln und Einreichen gemeinsamer Projektanträge vorangetrieben werden.

Die Fakultät soll eine gemeinsame Identität entwickeln. Das Konkretisieren von Forschungsstrategien sowie interdiszip- linäre, öffentliche Veranstaltungen und medienwirksame Auftritte werden hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Das Fortbildungsangebot soll breiter werden, z.B. durch die Öffnung der Vortragsreihe Didaktik am Abend (DiA) am Institut für Fachdidaktik, die für LehrerInnen und ARGE-LeiterInnen zugänglich gemacht werden könnte.

Die Beteiligung an internationalen und universitätsübergreifenden Netzwerken wird ebenfalls dazu beitragen, die Fakultät als verlässliche (Forschungs-)Partnerin in einem globalen Umfeld zu positionieren.

Dazu zählt nicht zuletzt auch die Vernetzung mit den DekanInnen und LeiterInnen anderer Zentren und Fakultäten für LehrerInnenbildung – sowohl innerhalb Österreichs als auch weltweit. Erste lokale Treffen anderer Zentren, Schools und Fakultäten haben bisher in Klagenfurt, Wien, Innsbruck und Graz stattgefunden. Auf globaler Ebene erfolgte die Vernetzung unserer Fakultät für LehrerInnenbildung durch die Mitwirkung von Dekan Stadler im Global Network of Deans of Education, die 2019 begann.

Zentrale Themen für die Zukunft

Reflexive Digitalisierung

Mit dem Workshop „Digitalisierung in der LehrerInnenbildung“ im Januar 2020, geleitet von Jacob Chammon vom Forum Bildung Digitalisierung in Berlin, wurde der Startpunkt für eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Themenfeld an der Fakultät in Angriff genommen. Dabei wurde eine Reihe von Vorhaben skizziert:

  • Ist-Stand-Erhebung zu dem Einsatz digitaler Medien in der Lehre
  • Ausbau der Schnittstellen zu den Schulnetzwerken
  • Stärkere Verankerung der digitalen Medien in den Curricula
  • Schulungsangebote
  • Einrichtung einer Arbeitsgruppe.

 Die Umstellung auf Online-Betrieb als Folge der Lockdowns im Frühjahr und im Herbst 2020 hat der Digitalisie- rung eine gewisse Selbstverständlichkeit gebracht: Virtuelle Lehre und Online-Besprechungen wurden nach einer intensiven Umstellungsphase zum Tagesgeschäft. Im Laufe des Sommersemesters 2020 setzte eine Phase reflexiver Digitalisierung ein, um die Umstellung zu optimieren. So wurden erste Befragungen von Studierenden noch im „Corona-Sommersemester” 2020 durchgeführt.

 Mit Start des Wintersemesters 2020/21 wurden deutliche, begleitende Akzente gesetzt – wie das Online-Café für Lehrende. Unter diesem Dach werden Vorträge zu aktuellen Themenbereichen, u.a. zum neuen Videokonferenzsystem BigBlueButton, zur umfassenderen Nutzung des Lernmanagementsystems OLAT und zu virtuellen Prüfungen angeboten. Zusätzlich werden Austauschmöglichkeiten für die Lehrenden, Kontaktstellen und E-TutorInnen für unterstützende Aufgaben organisiert. Der Lehrehalbtag im Sommersemester 2021 wird dem Austausch zu good-practice-Beispielen in der Online-Lehre mit den Verbundpartnern (PHT, PHV, KPH ES, Mozarteum) gewidmet sein.

Die Weiterentwicklung der Digitalisierung an der Fakultät für LehrerInnenbildung wird sich auch an den unter den COVID-19-Rahmenbedingungen gemachten Erfahrungen und ergriffenen Begleitmaßnahmen orientieren. Es gilt einen systematischen Prozess unter Einbindung aller AkteurInnen und mit langfristiger Entwicklungsperspektive in der LehrerInnenbildung voranzubringen.

Martina Kraml (Studiendekanin)
Klaus Reich (Beauftragter für Digitale Medien der Fakultät)

Internationalisierung

Die Fakultät für LehrerInnenbildung verfolgt seit ihrer Gründung konsequent das strategische Ziel der Internationalisierung in Lehre und Forschung. Regionale Verankerung und internationale Orientierung sind zentraler Kern der Lehr- und Forschungstätigkeit an der Fakultät, die diese Bemühungen in Zukunft auch noch weiter in verschiedenen Netzwerken wie beispielsweise AURORA verstärken will. Die zunehmenden Bestrebungen diesbezüglich zeigen sich bereits jetzt in den zahlreichen Präsentationen bei internationalen Tagungen und Kongressen, der Koordination von und der Teilnahme an internationalen Forschungsprojekten, dem Engagement in internationalen Forschungsgemeinschaften sowie in Co-Publikationen mit internationalen AutorInnen.

Beispielhaft dafür sind das schon seit längerer Zeit bestehende Programm eines European Doctorate in Teacher Education, die zahlreichen EU-Projekte des Bereichs Didaktik der Naturwissenschaften oder auch die Drittmittel- projekte und Publikationen der Language Testing Research Group am Institut für Fachdidaktik. Auch der Besuch zahlreicher GastwissenschaftlerInnen an der Fakultät durch LFUI Guest Professorship, ERASMUS+ Staff Mobility oder BritInn Fellowship Programme und die Ausrichtung internationaler Tagungen, Summer und Winter Schools, die renommierte internationale KollegInnen regelmäßig an die Universität Innsbruck führen, sind Zeugnis der internationalen Sichtbarkeit und zunehmenden internationalen Ausrichtung der Fakultät.

Im Bereich der Lehre tat sich für die Studierenden in den letzten Jahren durch die Schaffung eines Window of Opportunity sprichwörtlich ein Fenster auf: Durch curriculare Änderungen für Erasmusaufenthalte, in denen Lehrveranstaltungen nicht nur eines Faches, sondern beider Unterrichtsfächer und auch aus den Bildungswissen- schaften absolviert werden können, wurde die Motivation für einen Auslandsaufenthalt wesentlich erhöht.

Darüber hinaus bemüht sich die Fakultät bestehende Kooperationen mit internationalen PartnerInnen, beispiels- weise der Martin-Luther-Universität in Halle oder dem Beit-Berl-College in Tel Aviv, weiter auszubauen.

Benjamin Kremmel
(Leiter der Language Testing Research Group am
Institut für Fachdidaktik)

 

Diversität

Verschiedenheit und Vielfalt von SchülerInnen wie von Lehrkräften werden an der Fakultät für LehrerInnenbildung sowohl als besondere Herausforderung als auch als Bereicherung und Chance für eine Weiterentwicklung von Unterricht, Schule, Universität und Gesellschaft begriffen. Forschung und Lehre an der Fakultät zielen auf eine wissenschaftliche Fundierung und professionsbezogene Weiterentwicklung schulpädagogischer Arbeit im Kontext von Inklusions- und Exklusionsprozessen im Bildungssystem ab.

In den Fachdidaktiken und der Spezialisierung Inklusive Pädagogik, den Bildungswissenschaftlichen Grundlagen und in der Religionspädagogik und -didaktik stehen die Diversitätsbereiche Gender, Migration und Mehrspra- chigkeit, Religion, soziokulturelle Herkunft sowie Behinderung und Begabung im Mittelpunkt. Auch außerhalb der Fakultät sind die Institute und deren Arbeitsbereiche gut vernetzt: Es gibt enge Kooperationen mit anderen Fachfakultäten der Universität, z.B. der Fakultät für Bildungswissenschaften oder der Katholisch-Theologischen Fakultät, wie auch mit den anderen Hochschulen im Verbund West.

Die Forschung an der Fakultät konzentriert sich auf Bereiche, die neben Alleinstellungsmerkmalen eine klare Profilbildung erkennen lassen: Testforschung in den Fremdsprachen sowie Sprachlehr- und Lernforschung mit Bezug zu (außer-)schulischen Kontexten, Inklusionsforschung, Interreligiöse Religionspädagogik/-didaktik sowie Islamische Theologie im europäischen Kontext. Die Forschung in den Bildungswissenschaftlichen Grundlagen

setzt auf systemisch integrative, multimethodische Ansätze zu Phänomenen formaler Bildung und auf die Themen Diversität und soziale Ungleichheit.

Thomas Hoffmann (Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, Leiter des Arbeitsbereichs Inklusive Pädagogik)
Zekirija Sejdini (Leiter des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik)

Nachhaltigkeit
… bzw. LehrerInnen-Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

An der Fakultät für LehrerInnenbildung ist interdisziplinäres, multikulturelles, inklusives und transdisziplinäres Denken und Handeln nicht nur erwünscht, sondern systemisch verankert. Das haben wir allen Universitäten österreichweit voraus. Wir setzen damit ein Markenzeichen für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Weiterentwicklung von Universitätsstrukturen. Eine akademische LehrerInnenausbildung, die den Herausforde- rungen unserer Zeit begegnet und künftige Challenges in den Blick nimmt, muss auf multiperspektivische und handlungsorientierte Zusammenarbeit setzen.

Nachhaltiges Denken und Handeln brauchen genau diese Strukturen, in denen Forschende, Lehrende und Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenkommen. Hochwertiges fachspezifisches Wissen wird entwickelt und dieses in interdisziplinären Forschungs- und Praxisprojekten über unterschiedliche Diskussions- formate und im alltäglichen Gespräch, sei es nur im Rahmen einer Kaffeepause, ausgetauscht und gemeinsam weiterentwickelt. Mehrperspektivisches Denken und Handeln schließt an unserer Fakultät die transdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Institutionen im Verbund, in partnerschaftlichen Netzwerken und mit der Gesellschaft ein. Das große Potenzial auszuschöpfen, um regionale und nationale Bildungssysteme aber auch den internationalen Diskurs zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu befeuern, ist eine Vision, die die Fakultät für LehrerInnenbildung zu verwirklichen sucht.

Suzanne Kapelari
(Leiterin des Instituts für Fachdidaktik, Dekanin der Fakultät für LehrerInnenbildung ab März 2021)



 
 
nordkette_unsplash_joerg-angeli
© Unsplash / Jörg Angeli

4 Interviews – 8 Personen:  Die Fakultät aus der Innensicht

Anstatt einer klassischen Vorstellung der Institute, in der Personalstände, Forschungsoutput oder Daten zur Infrastruktur aufbereitet werden, führte Marianne Prast (Koordinatorin der pädagogisch-praktischen Studien- anteile im Büro des Dekans) mit einigen Mitgliedern unserer Fakultät Interviews zu aktuellen Fragen und fasste deren Ansichten zusammen: Dekan Wolfgang Stadler und Studiendekanin Martina Kraml präsentieren „ihre“ Fakultät und sprechen über die Herausforderungen, eine junge Fakultät zu leiten und weiterzuentwickeln.

Vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung berichten Institutsleiter Markus Ammann und Universitätsassistent Robert Pham Xuan, vom Institut für Fachdidaktik Institutsleiterin Suzanne Kapelari und Universitätsassistentin Katrin Schmiderer und vom Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik erzählen Institutsleiter Zekirija Sejdini und Universitätsprofessor Abdullah Takim. Mehrere Themen kristallisieren sich als zentral heraus. Zur Sprache kommen die Kommunikation nach außen, die Verantwortung der Fakultät für die Ausbildung zukünftiger Lehrpersonen, die Nutzung von Schnittstellen innerhalb und außerhalb der Fakultät sowie Visionen für die Zukunft.

Verantwortung übernehmen

Die Arbeit im Bereich der LehrerInnenbildung bedeutet, Verantwortung für einen zentralen Bereich unserer Gesellschaft zu übernehmen. An der Fakultät werden Lehrkräfte für zukünftige Generationen ausgebildet. Am Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik wird diese Rolle beispielsweise dergestalt deutlich: Das Institut nimmt neben Lehre und Forschung seine Third Mission, nämlich die Vermittlung und Versachlichung von Diskursen über den Islam in der Gesellschaft, sehr ernst. „Mit dem Islam ist es wie mit Fußball, (fast) jede/r redet darüber“, meint Abdullah Takim. Das Bestreben des Instituts, Themen wie Pluralitätsfähigkeit über die LehrerIn- nenbildung an die Schulen zu tragen, hat hohe gesellschaftliche Ausstrahlungskraft. Ähnlich sieht das Robert Pham Xuan vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, der sich in seiner Dissertation mit Fragen sozialer Ungleichheit beschäftigt. Gerade die Covid-19-Pandemie hat den Blick auf die schwierigen Aufgaben im Bereich der Bildung gerichtet. Fakultätsübergreifend soll hier in Zukunft noch klarer und deutlicher Position bezogen werden, denn letztlich geht es um grundlegende Fragen gesellschaftlicher Partizipationschancen.

 Suzanne Kapelari bringt es in ihrem Gespräch auf den Punkt: „Die große Stärke unserer Fakultät liegt im interdisziplinären, multikulturellen, inklusiven und transdisziplinären Denken und Handeln“, sagt sie. „Gerade im Sinne einer nachhaltigen Bildung setzt die Fakultät damit einen Meilenstein.“

„Heimat” bieten

Die Fakultät für LehrerInnenbildung versteht sich als „Heimat“, vor allem für die zahlreichen Studierenden der 26 Unterrichtsfächer und der zwei Spezialisierungen – von Feldkirch über Stams bis Innsbruck. Ein großer Wunsch vieler Fakultätsangehöriger ist auch eine gemeinsame räumliche Heimat, doch vor allem inhaltlich soll die Fakultät noch stärker als Referenzpunkt für alle Menschen in der Region etabliert werden, die an Bildung und Bildungs- prozessen beteiligt sind. Lehrpersonen, Studierende, SchülerInnen, Schulbehörden und andere ExpertInnen

sollen einen Raum bekommen, in dem Vernetzung erfolgen kann, wie es Katrin Schmiderer vom Institut für Fachdidaktik formuliert. Längerfristig gedacht könnten die bereits entwickelten Lernwerkstätten und -labore in eine Übungsschule und schließlich in ein umfassendes Haus der Bildung münden.

Gesehen werden

Seit ihrer Gründung im Jahr 2012 arbeitet die Fakultät für LehrerInnenbildung beständig am Ausbau ihrer nationalen und internationalen Wahrnehmung. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Team der Language Testing Research Group unter der Leitung von Benjamin Kremmel, das am Institut für Fachdidaktik im Bereich Didaktik der Sprachen angesiedelt ist. Außerdem war ein Treffen des Global Network of Deans of Education für Mai

2020 in Innsbruck geplant, doch leider fiel dieses Event mit zahlreichen internationalen Keynote Speakers und TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt der Pandemie zum Opfer. Internationale und nationale Bedeutung hat auch das 2020 gegründete Zentrum für interreligiöse Studien, das in seiner Form im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus einzigartig ist.

Alle InterviewpartnerInnen sehen die Fakultät für LehrerInnenbildung als Besonderheit in der österreichischen Bildungslandschaft. Über die letzten Jahre hat sich das Profil der Fakultät gefestigt, sie hat sich abgegrenzt und als Player etabliert. „Die Fakultät ist stabiler, geeinter, sichtbarer und selbstbewusster geworden“, wie es Dekan

Wolfgang Stadler formuliert. Auch die Institute kommen langsam aus einer individuellen Phase, in der die einzelnen Profile geschärft werden, und konzentrieren sich mehr und mehr auf das Miteinander. Gemeinsame Schnittstellen werden entdeckt und zunehmend genutzt. Für die nächsten Jahre gibt es viele konkrete Ideen und Pläne für Zusammenarbeit. Den Anfang macht im Sommersemester 2021 eine Ringvorlesung zum Thema „Grenzgänge und Grenzziehungen. Transdisziplinäre Ansätze in der LehrerInnenbildung“. Die Vortragsreihe „Didaktik am Abend“, ursprünglich der Fremdsprachendidaktik vorbehalten, öffnet sich zunehmend für Mitglieder und Themen der anderen Institute. Dass diese Vernetzung auch in der Lehre stattfindet, zeigt etwa eine Lehrveranstaltung des Leiters des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik, Zekirija Sejdini, die er am Institut für LehrerInnenbil-

dung und Schulforschung hält. Und letztlich zeigt sich der Wunsch nach mehr Vernetzung unter den DissertantInnen der Institute. Robert Pham Xuan meint dazu: „Es geht uns da ja allen gleich.“

An die Zukunft denken

Nachwuchsförderung liegt allen Instituten am Herzen. So betont Wolfgang Stadler, dass man sich vor allem im Feld der Fachdidaktik bei Neubesetzungen auf einem sehr umkämpften Markt bewegt. Daher ist es erfreulich, dass Dissertationsstellen zur Förderung des Nachwuchses geschaffen wurden. Die Früchte dieser Bemühungen werden beispielsweise bei Veranstaltungen wie dem IMoF-Nachwuchsforum deutlich oder wenn neue Akzente rund um das PhD-Studium und die Vernetzung der DoktorandInnen gesetzt werden. Großer Nachholbedarf besteht nach wie vor in den Didaktiken der MINT-Fächer, vor allem in Mathematik.

Andere ins Boot holen

Die Positionierung und Kommunikation nach außen ist für die Wissenschaft in allen Disziplinen ein wichtiges Thema. Eine Fakultät für LehrerInnenbildung steht besonders oft im Scheinwerferlicht und in der Kritik gesellschaftlicher Diskurse. Wie Wolfgang Stadler es formuliert: „Jede/r war in der Schule und jede/r will mitreden“. Markus Ammann spricht an, dass von LehrerInnenbildnerInnen oft viel erwartet wird: Einerseits solle hochqualitative Forschung geleistet werden, andererseits muss immer auch an niederschwellige Zugänge für einen breiten gesellschaftlichen AdressatInnenkreis gedacht werden, denn unsere Ergebnisse sind relevant für Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen – und eben auch für die Politik. Im Bereich der Wissenschaftskommunikation, die

ein breites Publikum anspricht, gibt es an der Fakultät noch Potentiale zu entdecken. Ein gutes Beispiel für ein gelungenes Projekt in diese Richtung ist das Islamportal, das von MitarbeiterInnen des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik aufgebaut wurde. Dieses Portal wird von LehrerInnen und SchülerInnen, aber auch von DozentInnen anderer Fakultäten sowie von JournalistInnen genutzt, da es fundierte Analysen über

den Islam verständlich aufbereitet. Das Institut nimmt an der Fakultät eine Vorreiterrolle ein, was den Auftritt nach außen angeht – nicht, wie Zekirija Sejdini betont, weil man das besonders gut macht, sondern weil es ganz einfach notwendig war und ist. Denn nicht nur das Institut ist sehr jung, sondern der gesamte Fachbereich der Islamischen Theologie ist im deutschsprachigen Raum im Aufbau begriffen.

Träume realisieren

Für die Zukunft wünschen sich die Angehörigen der Fakultät für LehrerInnenbildung, dass sich die Fakultät weiterhin als „Heimat” für alle Stakeholder in Westösterreich, die mit Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bildungsbereich zu tun haben, etabliert und im besten Fall an einem gemeinsamen Standort vereint wird. Nach einer Phase des Findens, Abgrenzens und Definierens ist die Fakultät bereit für eine verstärkte interne und externe Zusammenarbeit sowie für das Schaffen von neuen Begegnungsräumen.

Die Stärken der Fakultät, wie das trans- und interdisziplinäre Arbeiten, die Heterogenität, der selbstverständliche Anspruch auf forschungsgeleitete Lehre und lehregeleitete Forschung, die Reflexion und Evaluation des eigenen Unterrichts, ein Bekenntnis zu einer gemeinsam erarbeiteten Prüfungskultur, die zentrale Rolle im Verbund LehrerInnenbildung WEST und das fruchtbare Umfeld für NachwuchswissenschaftlerInnen sollen weiter befördert und nach außen kommuniziert werden. Gelingen kann das vor allem mit der Unterstützung der Fachfakultäten und mit einer wertschätzenden Haltung unserer jungen Fakultät gegenüber.

Es muss, so Studiendekanin Kraml, seitens der Universität, des Rektorats und der Lehramtsfakultäten Bewusstsein und Anerkennung für den Beitrag geben, den die Fakultät für LehrerInnenbildung und damit die Fachdidaktiken und bildungswissenschaftlichen Grundlagen für eine zeitgemäße LehrerInnenbildung leisten, nämlich die theoretisch-kon- zeptionelle Modellierung unterschiedlicher Lern- und Lehrprozesse im Unterricht sowie deren empirische Begleitung.

Viel zu oft verstellen veraltete Bildungskonzepte und subjektive Sichtweisen Einzelner den Blick auf die zentrale Bedeutung bildungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Ausbildungs-, Fort- und Weiterbildungsanteile.

 

G Zwetkoff
© G. Zwetkoff

 

Hinter den Kulissen

Seit über einem Jahr holen wir die vielen Personen, die unsere Fakultät prägen, vor den Vorhang und stellen sie in „Hinter den Kulissen“ näher vor. Die Personen beschreiben sich und ihre Tätigkeiten selbst. Egal ob ProfessorIn, NachwuchswissenschaftlerIn oder InhaberIn einer administrativen Schlüsselposition – gemeinsam sind wir die Fakultät für LehrerInnenbildung. Die Porträts  können hier nachgelesen werden.

Aktuelle Informationen  zu MitarbeiterInnen an unseren drei Instituten finden Sie hier.


Nach oben scrollen