9783991061038

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bricolage 12: Gehen – kulturwissenschaftlich
Erkundungen zu alltäglichen Praktiken

Konrad J. Kuhn (Hg.)

ISBN 978-3-99106-103-8
brosch., 184 Seiten, zahlr. Abb.
2023, innsbruck university press • iup

Preis: 24,90 Euro

Gehen sei – so ist in regelmäßigen Abständen aus Zeitungen oder Fernsehsendungen, in Ratgeberbüchern oder von Fitness-Websites zu vernehmen – nicht nur die natürlichste, sondern auch die gesündeste und zudem nachhaltigste Fortbewegungsart. Der Mensch sei evolutionär zum Gehen geboren, sein Körper für ein Zu-Fuß-Gehen regelrecht konditioniert. Gehen muss allerdings aufwändig gelernt werden und als hochkomplexe Körperpraxis ist es überaus voraussetzungsreich, woran uns nicht zuletzt immer wieder Kleinkinder mit ihren ersten Schritten erinnern, was wir aber auch an den Gehversuchen von Robotern sehen, deren Programmierung offenbar keineswegs einfach ist. Rasch ist jeweils auch geschrieben, Menschen seien seit Jahrtausenden zu Fuß unterwegs gewesen; als marschierende Soldat:innen, als ihre Tiere begleitende HirtInnen, als wandernde Handwerksgesellen, als umherziehende Händler:innen, Erholung suchende Wanderer:innen, als pilgernde Gläubige oder als städtische FlaneurInnen. Gehen als historischer Normalfall also, der erst in den letzten hundert Jahren angesichts motorisierter und fossil betriebener Mobilität zur etwa in Städten bedrängten Ausnahme geworden sei. Wenn wir (wieder?) mehr gehen würden, dann wäre die Welt nicht nur ökologischer, sondern vielleicht ließe sich auch die Klimakatastrophe abwenden oder zumindest mildern. Aber auch individuell ginge es uns dann bald besser, wenn wir den langen Listen der Vorteile des Gehens glauben wollen: es trainiere Körper und Geist, der dafür notwendige vollautomatisierte Bewegungsablauf von An- und Entspannung der Muskeln wirke sich positiv auf die Denkleistung aus und verlängere nichts weniger als das Leben selbst – allerdings nur, wenn täglich 8.000 bis 10.000 Schritte zurückgelegt werden.

DOI: 10.15203/99106-103-8

 Konrad J. Kuhn
Alles geht? Einführende Gedanken zu alltäglichen Praktiken des Zu-Fuß-Gehens
DOI: 10.15203/99106-103-8-01

Elisabeth Waldhart
Spurensuche – Wie Gehen den Innsbrucker Stadtraum prägt und von ihm geprägt wird
DOI: 10.15203/99106-103-8-02

Claudia Frick
„Die sprechenden Zeichen des Bürgertums“ – Ein bürgerlicher Spaziergang und seine Accessoires im Innsbruck des 19. Jahrhunderts
DOI: 10.15203/99106-103-8-03

Marina Mearelli
„Andiamo a San Luca?“ – Motive und Wahrnehmungen abendlicher Gehkultur in Bologna
DOI: 10.15203/99106-103-8-04

Alexander Profanter
Zwischen Freiheit und Solidarität – Habituelle Veränderungen des Spaziergangs im Kontext der Corona-Pandemie
DOI: 10.15203/99106-103-8-05

David Dagn
Durch Welten wandern – Modalitäten des virtuellen Gehens in Videospielen
DOI: 10.15203/99106-103-8-06

Lea Dechert
Von Almwiesen, Kaiserschmarrn und Hüttenromantik – Wovon auf privaten Wanderblogs erzählt wird
DOI: 10.15203/99106-103-8-07

Laura Kogler
Gehen auf den „heiligen Berg“ – Zu emotionalen Praktiken des Bergsteigens auf die Hohe Munde
DOI: 10.15203/99106-103-8-08

Lucas Brand
„Quintessenz der Langeweile“? Erkenntnisse zum sportlichen Gehen
DOI: 10.15203/99106-103-8-09

Franziska Niederkofler
„Eigentlich ist die Straße für die Fußgänger:innen da ...“ – Eine ethnografische Annäherung an kleinstädtische Räume des Zu-Fuß-Gehens
DOI: 10.15203/99106-103-8-10

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