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Ein Blick hinter die Kulissen: Livia Rößler, Projektmitarbeiterin am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung

Mit der Initiative „Modellregion Bildung Zillertal“ setzt die Tiroler Landesregierung seit dem Schuljahr 2014/15 ein Zeichen für regionale Bildung und für eine enge Kooperation mit der Universität Innsbruck, der die wissenschaftliche Begleitung dieses Projektes anvertraut wurde.

In der Rubrik „Ein Blick hinter die Kulissen“ soll in diesem Monat geschildert werden, wie Forschungs- und Begleitarbeit innerhalb eines Projektes aussehen kann und welchen Mehrwert ein solches Projekt für die Fakultät für LehrerInnenbildung im Allgemeinen und das Lehramtsstudium an der Universität Innsbruck im Besonderen birgt.

Mit der Beauftragung der Universität Innsbruck, namentlich des Institutes für LehrerInnenbildung und Schulforschung, wurde eine Stelle eingerichtet, der die Projektkoordination und operative Umsetzung der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes „Modellregion Bildung Zillertal“ obliegt. Diese Stelle trat ich, Livia Rößler, im September 2014 an. Die Leitung des Projektes hat Univ.-Prof. Dr. Christian Kraler übernommen.

Die Herausforderung eines Projektes, in dem es neben der wissenschaftlichen Beforschung von ausgewiesenen Fragestellungen auch um die Begleitung der beteiligten Akteure geht, liegt darin, Arbeitsmodi zu entwickeln, in denen die unterschiedlichen Erwartungshaltungen und Vorstellungen der ProjektpartnerInnen berücksichtigt und bestenfalls miteinander in Einklang gebracht werden.

Das Projekt „Modellregion Bildung Zillertal“ ist dazu konzipiert, zum einen die Gelingensbedingungen einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen zu beforschen sowie zum anderen die gesetzten Interventionen in der Professionalisierung der Lehrenden zu evaluieren. Davon ausgehend galt es im Rahmen der Projektstelle, ein Forschungsdesign zu entwickeln, das diesen Ansprüchen gerecht wurde. Im Laufe des ersten Projektjahres und der ersten qualitativen Erhebungen in der Modellregion kristallisierte sich dann noch eine dritte Forschungsfrage heraus, nämlich wie regionale Strukturen Schulentwicklungsprozesse beeinflussen (http://www.mbz-tirol.at/wissenschaftliche-begleitung/).

Abbildung 1: Zillertalks'18 in der Modellregion Bildung Zillertal
Abbildung 1: Zillertalks'18 in der Modellregion Bildung Zillertal

Aus Sicht dieses Projektes bedeutet wissenschaftliche Begleitung jedoch nicht nur, Forschungsfragen mit geeigneten Methoden zu beforschen, um Ergebnisse für die Scientific Community zu generieren, sondern diese Ergebnisse auch für jene Akteure nutzbar zu machen, die in der Modellregion arbeiten. So entstanden bereits in den ersten Monaten des Projektes Bildungspartnerschaften zwischen den sieben Schulstandorten der Modellregion sowie der Schulaufsicht. Um im Sinne dieser Bildungspartnerschaften die Ergebnisse für die Schulentwicklung nutzbar zu machen, gehörte es auch zur Aufgabe des Projektteams, unterschiedliche Formate zu entwickeln, die einen Transfer der Ergebnisse ermöglichten. Neben Bildungsberichten und Vernetzungsveranstaltungen, in denen die Befunde präsentiert und diskutiert wurden, resultierten aus den Ergebnissen auch innovativere Ansätze zur Integration der gewonnenen Erkenntnisse (z.B. im Rahmen der Zillertalks’18, vgl. Abb. 1). Durch die Aktionen und Formate trägt das Projekt “Modellregion Bildung Zillertal“ also zu einer evidenz-orientierten Schulentwicklung an den Standorten und in der Zusammenarbeit mit den entsprechenden Akteuren bei.

Abbildung 2: Konferenzteilnahme an der AERA 2019 in Toronto, Kanada
Abbildung 2: Konferenzteilnahme an der AERA 2019 in Toronto, Kanada

Ein nicht unwesentlicher Aspekt des wissenschaftlichen Arbeitens ist die Dissemination der eigenen Forschungsergebnisse in die wissenschaftliche Gemeinschaft. Daher wurden die gewonnenen Erkenntnisse bereits früh auf nationalen und internationalen Fachtagungen, z. B. auf einer Tagung der American Educational Research Association (AERA) (vgl. Abb. 2) zur Diskussion gestellt. Die Ergebnisse sowie deren Verarbeitung schlagen sich in zahlreichen Publikationen, Vorträgen und vor allem auch in meiner Qualifizierungsarbeit (Dissertation) nieder, deren Erstellung mit dieser Projektstelle verbunden ist. Aufgrund der Präsenz dieses Projektes in unterschiedlichen Netzwerken kam es zu vielfältigen neuen Kontakten, die für mich als Projektmitarbeiterin überdies zahlreiche weitere Kooperationsmöglichkeiten im In- und Ausland eröffneten.

Nachdem das Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung auch zentral in die Ausbildung zukünftiger LehrerInnen eingebunden ist, versteht es sich, dass Befunde aus Projekten, die an diesem Institut angesiedelt sind, Eingang in die Lehre finden. Im Rahmen des Wahlfachs „Praxisorientierte Schulentwicklung in ländlich-alpinen Räumen“ begleitete ich in mehreren Semestern Studierende, die sich vertiefend mit dem Thema „Schulentwicklung“ befassten. Gemeinsam mit ihnen wurden einschlägige Fragestellungen beforscht, die bedingt durch empirische Erhebungen mit einem oder mehreren Besuchen in der „Modellregion Bildung Zillertal“ verbunden waren. Somit konnte eine „Win-Win-Situation“ geschaffen werden, die es den Studierenden einerseits ermöglichte, aktuelle Einblicke in ein laufendes Forschungsprojekt zu erhalten und Schulentwicklungsthemen, die für ihre zukünftige Arbeit an Schulen von großer Relevanz sein werden, kennenzulernen. Andererseits bedeutete die Arbeit mit Studierenden für das Projektteam, dass sich interessante neue Forschungsfragen ergaben.

Durch die enge Zusammenarbeit mit der Bildungsabteilung des Landes Tirol sowie der Schulaufsicht entwickelte sich über die Jahre hinweg eine intensive Kooperation. Die generierten Daten lieferten vertiefte Einblicke in laufende nationale bildungspolitische Reformen und boten zudem die Möglichkeit, weiterführende Forschung in sich künftig entwickelnde Bereiche aufzunehmen, sodass das Projekt für weitere vier Jahre (bis 2022) verlängert wurde, was –angesichts einer restriktiven Förderungspolitik – keine Selbstverständlichkeit ist.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die Arbeit als Projektmitarbeiterin viele Freiräume lässt, wenn es etwa um die konkrete Ausgestaltung der Forschungsfragen und -methoden oder auch um die Bildungspartnerschaft mit den ProjektpartnerInnen geht. Gleichzeitig gewährt die Anbindung an das Institut und sein Team, aber auch an die Fakultät und ihre Institute sowie an die Universität als Ganzes eine Verankerung, die hilft, die eigene Forschung in einem breiten Kontext reflektieren und anbinden zu können. Gewiss ist die Anstellung als ProjektmitarbeiterIn zeitlich begrenzt und eine Verlängerung, wie sie im Falle des Projektes „Modellregion Bildung Zillertal“ möglich war, selten. Auch die Verantwortung, die eine Projektstelle mit sich bringt, mag an manchen Tagen herausfordernd sein. Nichtsdestoweniger möchte ich keinen Tag als Projektmitarbeiterin missen, da ich mit vielen tollen Menschen zusammenarbeiten darf und sich mir durch die zahlreichen nationalen und internationalen Kooperationen (z.B. als stellv. Sektionsvorsitzende der Sektion Schulforschung und Schulentwicklung der ÖFEB) neue Welten erschlossen haben, die meine Sicht auf Schule und Bildung um viele Facetten erweitert hat.

Abbildung 3: Ausrichtung einer Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) als stellv. Sektionsvorsitzende der Sektion Schulforschung und Schulentwicklung (Livia Rößler gemeinsam mit Christoph Weber, David Kemethofer und Michael Bruneforth, v.l.n.r.)
Abbildung 3: Ausrichtung einer Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) als stellv. Sektionsvorsitzende der Sektion Schulforschung und Schulentwicklung (Livia Rößler gemeinsam mit Christoph Weber, David Kemethofer und Michael Bruneforth, v.l.n.r.)

 

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