Forschung
Gegenstand des Faches Slawistik ist der slawische Sprach- und Kulturraum mit 15 Sprachen und ca. 315 Millionen SprecherInnen. In 13 europäischen Ländern ist eine slawische Sprache Staatssprache.
Profilbildender Schwerpunkt
Slawische Gegenwartssprachen, Russische Literatur (18.-21. Jh.) und Kultur einschließlich ihrer medialen Vermittlung, Russischer Film, Südslawische Literaturen und Kulturen
Forschungsschwerpunkte
Sprachwissenschaft
- Historische Sprachwissenschaft (Etymologie, Lexikologie, Syntax, Akzentologie)
- Pragmatik und Soziolinguistik
- Digitale Philologie und Korpuslinguistik (u. a. computergestützte Lexikographie)
- Älteres slawisches Schrifttum / Editorik
- Sprachvergleichende Linguistik (u. a. Wortbildung, Nominationsforschung)
- Phraseologie (insbesondere des Bosnisch/Kroatisch/Serbischen)
- Areale Linguistik (mit einem Schwerpunkt auf Südosteuropa)
Literatur- und Kulturwissenschaft
- Literatur- und Kulturtheorien
- Russische Literatur und Kultur (18.–21. Jahrhundert)
Epochenschwerpunkte: Aufklärung, Realismus, Symbolismus und Avantgarde, Literatur und Kultur der Gegenwart
Thematische Schwerpunkte: Ethik und Handlung, Identitäts- und Alteritätsdiskurse, Gender, Migrations- und Reiseliteratur, Inter- und Transkulturalität
- Südslawische Literaturen (19.– 21. Jahrhundert)
Epochenschwerpunkte: Bosnisch/kroatisch/serbische Literatur der Avantgarde, der Zwischenkriegszeit und der Gegenwart; Makedonische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
Thematische Schwerpunkte: Erinnerungsstrategien, Identitäts- und Alteritätsdiskurse, Kriegs- und Exilnarrative
Russischer und sowjetischer Film
- Autorenfilm, Russisches Kino der Gegenwart, Dokumentarfilm u. a.
- Sammlung und Archivierung von Filmen (Russland/Sowjetunion/Osteruropa) [hier]
Fremdsprachendidaktik
- Russisch im Kontext interdisziplinärer Fremdsprachendidaktik
- Authentizität im Unterricht slawischer Fremdsprachen
- Pragmalinguistik und Soziolinguistik im Russischunterricht
- Digitale Medien im Russischunterricht
- Testforschung: Russisch als Fremdsprache
- Assessment Literacy (Leistungsbeurteilungskompetenz) im Russischunterricht
Laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte (seit 2014)
Grammatikschreibung im Russischen und Polnischen aus genderlinguistischer Perspektive
Geldgeber Tiroler Wissenschaftsfond
Projektleitung Dr. Dennis Scheller-Boltz
Projektdauer 2015
Pressematerial [hier]
Projektbeschreibung
Das Forschungsprojekt widmet sich der Frage, wie sich im Laufe der Zeit geschlechtliche Strukturen in der russischen und polnischen Grammatik gewandelt haben, welche gendergerechten morphologischen und (morpho)syntaktischen Varianten sich etablieren konnten und welche Tendenzen sich heute im Russischen und Polnischen abzeichnen, um grammatisch einen gendergerechten Sprachgebrauch zu ermöglichen. Im Fokus stehen die metasprachlichen Angaben, die grammatische Regeln und Normen dokumentieren, beschreiben und rechtfertigen. Denn es sind nicht nur die Normen an sich, welche Geschlecht und mithin auch ein Geschlechtermodell konstruieren. Es sind maßgeblich auch die metasprachlichen Beschreibungen, die einer soziokulturellen Geschlechterordnung Gültigkeit verleihen.
Sloth and Happiness: On Intentional Action and the Superfluous Man
Geldgeber Tiroler Wissenschaftsfond
Projektleitung Dr. Sonja Koroliov
Projektdauer 2014
Projektbeschreibung
Der Grundgedanke des Projekts ergibt sich aus der Beobachtung, dass mangelnde Aktivität, Faulheit, Trägheit, Phlegmatismus, ineffektives Handeln, Langeweile, unerfüllte Pläne und unbefriedigende Lösungen in der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts eine große Rolle spielen, ohne dass es dafür eine umfassende Erklärung gäbe. Die Mehrheit der hervorstechendsten literarischen Figuren dieser Zeit (Puškins Onegin, Lermontovs Pečorin, Turgenevs Rudin, Gončarovs Oblomov oder Dostoevskijs Bewohner des Kellerlochs) werden in entscheidender Weise dadurch charakterisiert, dass sie – aus verschiedenen Gründen – nicht in der Lage sind, sich einer sinnvollen Tätigkeit zuzuwenden, Pläne in die Tat umzusetzen, dem Glück auf der Spur zu sein, oder einfach so zu handeln, wie sie es selbst wünschen. Hinzu kommt ein beschreibender öffentlicher Metadiskurs, der schon im 18. Jahrhundert beginnt, sich bis in das 20. Jahrhundert fortsetzt und diesen Sachverhalt in verschiedenen Medien explizit thematisiert – von aufgeklärt-sentimentalischen Journalen wie dem Truten’, dessen Herausgeber sich über die eigene Nichtsnutzigkeit lustig macht, bis zu Tolstojs essayistischer Annäherung an die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Arbeit (Über das Nichtstun). Eine bekannte Erscheinungsform dieser über längere Zeitspannen geführten Diskussion verdichtet sich in der Kategorie des „überflüssigen Menschen“. Nachdem Turgenev diese 1850 eingeführt hatte (Tagebuch eines überflüssigen Menschen), wurde sie Teil einer gängigen Zuschreibung, mit der auch retrospektiv auf Charaktere verwiesen werden konnte, die als ‚entfremdet‘, ‚gelangweilt‘, ‚unglücklich‘ oder ‚ineffektiv‘ qualifiziert wurden. In diesem Projekt möchte ich den „überflüssigen Menschen“ unter einem Gesichtspunkt behandeln, der sich an kontemporären Vorstellungen und Theorien des Handelns orientiert. Ein Großteil der vorhandenen Interpretationen stellt vor allem die soziale und politische Stoßrichtung der Idee in den Vordergrund und behandelt den überflüssigen Menschen entweder als soziales Phänomen, an dem sich die gesellschaftlichen Probleme Russland zu einer bestimmten Zeit kristallisierten, oder aber als literarisches Phänomen, das erfunden wurde, um auf eben jene gesellschaftlichen Probleme hinzuweisen. Im Gegensatz hierzu möchte ich versuchen, durch eine detaillierte Analyse der dem überflüssigen Menschen zugeschriebenen Inaktivität den Kontext eines größeren Diskurses über Handeln und Nicht- Handeln in der russischen Kultur zu erschließen. Ich werde mich also nicht mit real existierenden überflüssigen Menschen befassen (falls es solche gab), sondern mit literarischen Umsetzungen ineffektiven oder problematischen Handelns und deren Relevanz für die im Russland des späten 18. und des 19. Jahrhunderts vorherrschenden Vorstellungen und Überlegungen hinsichtlich der Frage, wie Handlung, Handeln und gescheitertes Handeln zu definieren sei.
Phraseologismen aus sowjetischen / russischen Filmen und ihre Verwendung in der russischen Gegenwartssprache
Geldgeber Swarovski KG
Projektleitung ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Weinberger und Mag. Dr. Eva Binder
in Zusammenarbeit mit Dr. Tatiana Kulik
Projektdauer 2014
Projektbeschreibung
Im Fokus des Projekts stehen Phraseologismen, die aus sowjetischen bzw. russischen Filmen stammen und deren Verwendung in der russischen Gegenwartssprache untersucht werden soll. Das Kino spielt(e) eine prägende Rolle für die sowjetischen Kultur, sodass die zu Phraseologismen gewordenen stehenden Wendungen aus Filmen allgemein bekannt und gebräuchlich waren und in der Kommunikation eine sozial verbindende Funktion übernahmen. Ob und welche dieser Phraseologismen in der russischen Gegenwartssprache, die starken Änderungsprozessen ausgesetzt ist, (noch) aktiv gebraucht werden, soll die im Rahmen des Projekts zum ersten Mal durchzuführende Untersuchung klären.
Stipendien
Mag. Emanuel Klotz, B.A. | Doktoratsstipendium aus der Nachwuchsförderung für das Dissertationsprojekt | verliehen vom Vizerektorat für Lehre und Forschung der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck am 6. Februar 2014 | Dissertation zum Thema Urslawisches Wörterbuch