Worum geht es in unserem Projekt?

Was erklärt die Seele?

Für das Verständnis der menschlichen Person spielte der Begriff der Seele eine zentrale Rolle. Philosophen, Theologen und Naturwissenschaftler meinten mit "Seele" den Träger geistiger Zustände und personaler Vollzüge. Die Seele war das, was den Menschen zum Menschen machte. Heute entspricht die traditionelle Frage nach der Seele weitgehend der modernen Frage nach dem menschlichen Selbst.

Dualisten im Alltag

Die meisten Menschen sind im Alltag Dualisten. Sie glauben, dass ihre Seele, bzw. ihr Selbst vom Körper verschieden sind. Bis vor kurzem stellte die wissenschaftliche Forschung keine großen Herausforderungen für diese Annahme dar. In der Zwischenzeit hat sich die Sachlage radikal verändert. Der Begriff der Seele wurde weitgehend aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch verbannt. Es heißt, dass die Kognitionswissenschaften dabei sind, die neuronalen Mechanismen unserer kognitiven Fähigkeiten, unserer Personalität oder unserer Charaktereigenschaften zu entschlüsseln.

Die Suche nach der Seele

Werden diese menschlichen Merkmale neuronal bestimmt, wo befindet sich dann die menschliche Seele? Viele Forscher plädieren deshalb dafür, den Begriff der Seele fallen zu lassen. Ist es dann aber sinnvoll, noch im Alltag an der Seele festzuhalten?
Welche Folgen für unser Menschenbild hat die Forderung, die Seele ad acta zu legen? Diesen und ähnlichen Fragen geht eine Gruppe von Forschern und Studenten am Institut für Christliche Philosophie nach. Im Zentrum steht die Frage, ob der Begriff der Seele einen explanatorischen Mehrwert beinhaltet, der durch moderne Begriffe wie "Geist", "Selbst" oder "Ich" nicht eingeholt werden kann.

Die Seele - Teil eines veralteten Begriffsystems?

Wenn spezifisch menschliche Merkmale wie Charakterzüge, intellektuelle Fähigkeiten oder religiöse Neigungen neuronal bestimmt sind, wo befindet sich die menschliche Seele? Sie scheint sich durch die Analyse der Naturwissenschaften in anonyme physiologische Vorgänge aufzulösen. Ist es nicht sinnvoll, angesichts des empirischen Datenbestands die Seele endgültig im Namen wissenschaftlichen Fortschritts fallen zu lassen?
So wie die Annahme des Phlogistons für die Erklärung brennbarer Stoffe nicht mehr gebraucht wird, so scheint für viele Wissenschaftler auch die Seele für das Verständnis des Menschen hinfällig geworden sein.
Bedeutet dies, dass der Mensch durch die Naturwissenschaften vollkommen materiell bestimmt werden kann? Was ist dann aber der menschliche Geist?
Lösen die Neurowissenschaften den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod auf?
Welche Implikationen haben die neusten Erkenntnisse über das menschliche Gehirn für die Ethik und die Religion?
Diese Fragen machen deutlich, dass die Kognitionswissenschaften eine mindest ebenso große Herausforderung für die philosophische und theologische Anthropologie darstellen, als Evolutionsbiologie im 19. und Genetik im 20. Jahrhundert.

Das Forscherteam in Innsbruck

In ihrem Projekt "The concept of soul and the new naturalistic challenge" setzt sich eine Gruppe von Forschern und Studenten am Institut für Christliche Philosophie mit diesen und ähnlichen Themen auseinander. Weitere Mitglieder der Gruppe arbeiten in der empirischen Psychologie, der Medizin, der Psychiatrie und der Theologie. Zusätzlich werden in- und ausländische Fachleute zu interdisziplinären Gesprächen eingeladen. Durch Vorträge und Austauschgespräche sollen die neuesten Forschungsergebnisse dargestellt und auf dem Hintergrund der oben angerissenen Fragestellungen diskutiert werden.

Internationale Vernetzung und Finanzierung

Die Innsbrucker Gruppe wurde 2005 - 2011 finanziell vom Metanexus Institute in Philadelphia gefördert. Das Metanexus Institute wird von der John Templeton Foundation, einer der größten US - amerikanischen Privatstiftungen, getragen. Ziel des Institutes ist die Förderung des Dialogs zwischen Theologie, Philosophie und den Naturwissenschaften. Um dieser Zielsetzung eine größere Breitenwirkung zu verleihen, wurde die Local Societies Initiative (LSI) gegründet, ein Förderprogramm, das die Gründung und den Ausbau von interdisziplinären Dialoggruppen unterstützen soll.


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