Interessenpolitik in fragmentierten Arbeitswelten: von Stellvertretung zu Selbstorganisation?

In prekarisierten Arbeitgesellschaften schwinden die Machtressourcen und mit ihnen die Organisations- und Konfliktfähigkeit vieler europäischer Gewerkschaften. Daran hat auch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise wenig geändert. Gewerkschaften werden mehr und mehr zu fraktalisierten Interessenvertretungen, zu pressure groups von noch halbwegs geschützten Beschäftigtengruppen. Doch es gibt auch Gegentendenzen. Erfolgreich sind Interessenpolitiken, die die Mitglieder wieder entdecken und sich Formen der Selbstorganisation öffnen. Der Vortrag beschäftigt sich mit der Krise gewerkschaftlicher Kooperation, dem Trend zu Elitendeals, einem „Korporatismus der Schwachen“, aber auch und vor allem mit Ansätzen und Beispielen einer gewerkschaftlichen Erneuerung. Dies geschieht auf Basis langjähriger empirischer Forschungen im Kontext der Labor Revitalization Studies. Die Kernthese des Vortrags lautet: Gewerkschaften besitzen – aller Schwierigkeiten zum Trotz – die Möglichkeiten einer strategischen Wahl. Strategic Unionism und inklusive Interessenpolitiken sind vielleicht unwahrscheinlich, aber doch möglich!

Klaus Dörre ist Professor für Arbeits-, Industrie-und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller Universität Jena, zahlreiche Publikationen und Tätigkeiten als Gutachter und wissenschaftlicher Beirat.

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