Ambivalenzen Europäischer Geschlechterpolitik

Die EU als geschlechterpolitische Akteurin und ambivalente Bündnispartnerin feministischer Kämpfe für ein diskriminierungs- und gewaltfreies Leben

Regina-Maria Dackweiler

Die seit dem Amsterdamer Vertrag in erster Linie an Wettbewerbsfähigkeit und Employability ausgerichtete Europäische Gleichstellungspolitik erweist sich bei genauem Blick als zwiespältige Bündnispartnerin feministischer Kämpfe um Antidiskriminierung und Selbstbestimmung von Frauen in den unterdessen 28 Mitgliedsstaaten des mit dem Friedensnobelpreis geehrten Staatenverbundes. Es gilt ebenso erzielte Erfolge mit Hilfe der EU, etwa im Feld der (sexualisierten) Gewalt gegen Frauen, zu konstatieren, wie die bitteren Früchte einer verkürzten Gleichstellungspolitik nachzuzeichnen. Diese verfolgt keineswegs das Ziel, Strukturen der Ungleichheit aufzubrechen und bestehende Herrschaftsverhältnisse im Interesse von Subordinierten und Minorisierten zu transformieren, sondern ist vielmehr geprägt vom Denken in individuellen und nationalen Platzgewinnen, hat sie sich doch etwa in der BRD mehr und mehr zum hegemonialen Diskurs über die dem „Wirtschaftsstandort“ dienliche Teilhabe von gut bis hochqualifizierten Frauen in den oberen Rängen der Ökonomie entwickelt. Dessen gewärtig werden Ungleichzeitigkeiten und Ambivalenzen in verschiedenen Politik- und Handlungsfeldern in den Blick genommen und aus einer kritisch-feministischen Perspektive eingeschätzt.

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