Kampf um Geschlechtergerechtigkeit ist Kampf um den Fortbestand der Demokratie in Europa

Rita Perintfalvi

Da eine illiberale identitäre Demokratie keinen Platz für das „Andere“ bietet, mobilisiert sie einen Identitätskampf gegen Vielfalt und Pluralität. In (ultra)konservativen kirchlichen Kreisen wollen die Menschen genau wie die Neuen Rechten ein durch die Modernisierungsprozesse überholtes Gesellschaftsbild konservieren. Nach ihrer Empfindung bedrohen gewandelte geschlechtliche Rollenbilder die Männlichkeit, der Gender-Diskurs die Geschlechterverhältnisse etc. Infolge ihrer Identitätskämpfe bilden religiöser Fundamentalismus und rechter Populismus gefährliche Allianzen miteinander, deren Folge z. B. die sog. Antigender-Debatte ist. Dabei geht es nicht bloß um einen klassischen konservativen Backlash gegen Gender Equality und LGBTQ Equality, sondern um viel mehr: „gender is a symbolic glue“ (Pető/Kováts). Diese Prozesse bedrohen den nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grundlage der Menschenrechte entstandenen politischen Konsens und die Demokratie. Ein trauriger Meilenstein ist in Ungarn 2018 die Auflösung des Studienfaches Gender Studies an der Universität ELTE (Eötvös-Loránd-Universität Budapest) und das Verbot der Einführung eines solchen Studienganges an einer staatlichen Universität auch in der Zukunft. Mit der Begründung, dass das Gender-Konzept mit den christlichen Werten nicht zu vereinbaren sei. So wird die Politik sakralisiert und die Religion entsakralisiert (Gábor). Wenn die rechtspopulistische Ideologie das Christentum instrumentalisiert, dann kann die sog. „christliche Demokratie” (Orbán) für den Fortbestand der EU die größte Gefahr bedeuten.

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