Gesundheitspolitik als Herrschaftstechnologie? Zur kritischen Reflexion normativer Grundlagen in der Prävention von Übergewicht und Adipositas.

Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) sind in den vergangenen Jahren zunehmend in das Zentrum des medizinischen, politischen und gesellschaftlichen Interesses gerückt. Zeitungsartikel, Fernsehnachrichten und Unterhaltungsprogramme (The Biggest Loser) thematisieren kontinuierlich gesundheitsgefährdende Aspekte eines wachsenden Bauchumfangs oder warnen mit Metaphern wie „Fett-Tsunamie“ vor möglichen gesundheitsökonomischen Folgen für nationale Gesundheitssysteme. Der korpulente oder gar übergewichtige Körper wird immer öfter als Indikator eines gesellschaftlich-moralischen Verfalls interpretiert, dem präventiv mit gesundheitspolitischen Kontroll- und Disziplinierungsmaßnahmen zu begegnen sei. Der gesellschaftliche Druck auf „Dicke“ wächst und verdeutlicht eine zunehmende Politisierung von Übergewicht und Fettleibigkeit im Kontext einer vermeintlichen „Pandemie der Fettleibigkeit“. Vor diesem Hintergrund zielt der Vortrag darauf ab, mit Hilfe einer sprachwissenschaftlich motivierten Diskursanalyse die gezielte Medikalisierung und soziale Ausgrenzung übergewichtiger Körper zu untersuchen. Gegenstand der kritischen Analyse sind normative Werthaltungen und ideologisch gefärbte Denkmuster in der Prävention von Fettleibigkeit bei Kindern und in einem stadtplanerischen Präventionskonzept (obesogenic environments), mit denen gesundheitspolitisch eine spezifische Körperplanung und -kontrolle legitimiert wird.

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