Über das Projekt

Auf Initiative von Harald Stadler (Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie) wurden bereits 2002 erste Überlegungen angerstellt, für das Gedankenjahr 2005 ein Projekt zu formen, welches sich abseits der Ausstellungen zum Kriegsendes bzw. österreichischen Staatsvertrags, mit den bisher nur einseitig beleuchteten Ereignissen beschäftigt. Durch die  Zusammenarbeit mit Karl C. Berger (Institut für Europäische Ethnologie/Volkskunde) konnte schließlich die Idee verfolgt werden, die Ereignisse nicht nur aus der Sichtweise ihrer jeweiligen Fachrichtungen zu untersuchen, sondern durch intensives Zusammenarbeiten ein interdisziplinäres Studienprojekt zu formen. Lehrveranstaltungen, die an den Instituten für Ur- u. Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie bzw. Institut für Europäische Ethnologie/Volkskunde zum Thema angeboten wurden, mündeten im November 2003 in einen ersten Feldforschungsaufenthalt. Die "Inform-Akademie Osttirol" stellte Räumlichkeiten in der Tammerburg, einem renaissancezeitlichen Bau des 16. Jhs., zur Verfügung. Der Ansitz diente in insgesamt drei Forschungsaufenthalten zu jeweils einer Woche als zeitweilige Außenstelle der Universität  Innsbruck.

 

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Exkursionen an die historischen Schauplätze sollten die Studierenden auf die Forschungsarbeit vorbereiten. Dieses praxisbetonte "forschende Lernen" ermöglichte die Vertiefung in archäologischer und empirischer Methodik. Gleichzeitig konnten dadurch zahlreiche kosakische Objekte aufgespürt und dokumentiert sowie erstmals Zeitzeugen auf ihre Wahrnehmungen und Erinnerungen hin befragt werden.

 

Vordergründiges Ziel war es vorerst aber nicht, die politische und militärische Geschichte zu recherchieren, sondern den Alltag der Kosaken in den Lagern nachzuzeichnen, den Kulturaustausch und Kulturtransfer mit den Einheimischen darlegen sowie Erinnerungen und Wahrnehmungen aus volkskundlicher und archäologischer Richtung her zu beleuchten. Vor allem der interdisziplinäre Ansatz erschien in dieser Hinsicht viel versprechend: 25 000 Menschen mit ihren Reit-, Last- und Haustieren kommen für kurze Zeit in ein Gebiet und lassen sich in festen und weichen Quartieren nieder. Dabei stellen sich aus heutiger Sicht mehrere Fragen: Was bleibt neben Bilddokumenten, Zeitungsberichten etc. an materiellen Objekten im Gebiet? Welche Gegenstände überdauerten in  Dachböden, oder was gelangte aus Zufall oder bewusster Absicht in die Erde oder ins Eis. Gerade deshalb aber standen bei der Forschungsarbeit ein mühsames und detektivisches Spurenlesen, penibles Kontrollieren und kritisches Reflektieren der eigenen Tätigkeit auf der Tagesordnung. Dazu wurden Lagerplätze, Verstecke nach der Deportation oder Gräber außerhalb des Kosakenfriedhofs lokalisiert und kartografisch als Funderwartungsgebiete der Zukunft erfasst. Dabei konnten Berufssoldaten der Franz-Josefs-Kaserne in Lienz mehrmals fachkundieg Auskunfte geben.

 

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Dabei war es oft so, dass ein Hinweis zum nächsten führte, oder aber auch, dass zahlreiche Recherchen im Nichts versandeten. Einerseits waren viele Zeitzeugen/-innen bereits verstorben; andererseits war oder ist vielen Personen auch gar nicht bewusst, dass sie kosakische Gegenstände in ihrem Besitz haben. In der weiteren Phase des Projektes wurde es notwendig, den zeitgeschichtlichen Zusammenhang stärker herauszuarbeiten, für den Martin Kofler (Studienverlag) gewonnen werden konnte.

 

In fachkundiger Zusammenarbeit mit der Inform-Akademie Lienz schließlich konnte die Ausstellung am 25. Mai 2005 eröffnet werden.

 

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