Projektteil 1: Kontinuität und Bruch.

Die Psychiatrische Kinderbobachtungsstation der Maria Nowak-Vogl (1954-1987) unter eingehender Berücksichtigung ihrer Vor- und Nachgeschichte

 

In diesem ersten Forschungsteil soll zum einen die lokale Vorgeschichte der Kinder­beobachtungsstation rekonstruiert werden und mit der allgemeineren Geschichte der frühen Psychiatrisierung von Kindheit am Anfang des 20. Jahrhundert verarbeitet werden. Die enge Beziehung zwischen Psychiatrie, respektive Kinderpsychiatrie und Fürsorgeerziehungswesen ist nicht neu, sondern nahm an dieser Zeitenwende ihren Ausgang (vgl. Michaela Ralser, 2010). Entsprechende Geschichten finden sich zahlreich auch für Tirol: sie sollen exemplarisch gezeigt werden. Diese Auseinandersetzung wird helfen, die besondere Bedeutung der Kinderpsychiatrie und Kinderheilkunde im heilpädagogischen Feld der Fürsorgeerziehung aufzuklären und zu verstehen, wie diese zu deren Leitwissenschaft werden konnte. Diese Voraussetzung erweist sich als bedeutsam, stellt sie doch einen Grund für die herausragende Position, welche die Kinderbeobachtungsstation mit ihre jahrzehntelangen Leiterin, der Psychiaterin und Heilpädagogin Maria Nowak-Vogl in den Nachkriegsjahrzehnten vor Ort einnehmen konnte und welch ungeahnten Einfluss sie auf die Jugendwohlfahrt entfaltete.

Nowak-Vogls Diskurs-, Netzwerk-, Gutachtens- und Behandlungspraxis soll das Hauptstück von Forschungsteil eins gewidmet sein. Es gilt die besondere institutionelle Stellung herauszuarbeiten, ihre spezifische Diskursführerschaft zu rekonstruieren, ihre Behandlungspraktiken zu analysieren und die Verflechtungsdynamik im Detail herauszustellen, welche die Machtstellung der Station und ihrer Leiterin begründete und über Jahrzehnte festigte, sodass sie zu einem wesentlichen Faktor in der Modernisierungsresistenz der regionalen Jugendfürsorge bis in die 1980er Jahre avancierte.

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