Projektteil 3: Sexualität - Klasse - Geschlecht.

Eine sozialhistorisch-feministische Kontextualisierung der Psychiatrischen Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl

 

Die Regulierung weiblicher Sexualität scheint ein zentrales Anliegen der Nachkriegsgesellschaft zu sein. Die 1950er Jahre, also jene Zeit, in der die Kinderbeobachtungsstation unter der Leitung von Maria Nowak-Vogl eine selbstständige Station außerhalb der Psychiatrisch-neurologischen Universitätsklinik wurde, stehen für eine „Normalisierung“ von Gesellschaft und Geschlechterverhältnissen, für die Durchsetzung und (Re-)Etablierung traditioneller Hierarchien und der bürgerlichen Kernfamilie als allgemeines Lebensmodell, Stichwort „Familialisierung“ der unteren sozialen Schichten. Maria Nowak-Vogl agierte in diesem Zusammenhang Jahrzehnte lang im Sinne einer medikalen Regulierung der Sexualität. Im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stehen dabei Mädchen und weibliche Jugendliche, besonders der unteren “gefährlichen” Klassen, deren sexuelles Verhalten sie mit dem Medikament Epiphysan, diversen Praktiken der Disziplinierung des Körpers und ihrem sexualisierten Blick in die Intimsphäre zu kontrollieren sucht. Dies konnte auch Buben betreffen. Hegemoniale Vorstellungen von Sexualität und Geschlechterdifferenz, von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ (bzw. deren kultureller Inhalt) werden sowohl über Konsens, als auch über Zwang konstituiert. Eine sozialhistorisch-feministische Kontextualisierung kann dazu beitragen die Praktiken der Kinderbeobachtungsstation gesellschaftsseitig aufzuklären und einzuordnen.


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