Sondersammlungen sichtbar machen. Das Handschriftenportal manuscripta.at

Maria Stieglecker

„Das Webportal soll im Laufe der kommenden Jahre zum zentralen Einstiegspunkt für Recherchen über Handschriften in österreichischen Bibliotheken entwickelt werden.“ Gemeint ist das Handschriftenportal manuscripta.at (https://manuscripta.at) und die Vision der Abteilung Schrift- und Buchwesen (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung – ÖAW, IMAFO), wie sie Alois Haidinger in den Schriften der VÖB 8 (2010) formulierte. Die Realität zeigt, dass wir diesem Ziel einen wesentlichen Schritt nähergekommen sind.

Das Handschriftenportal manuscripta.at bietet institutionenübergreifend die Möglichkeit, mittelalterliche Handschriften aus Sammlungen in ganz Österreich in all ihren Facetten abzubilden. Damit ist der Zugang nicht nur zu Beständen der großen öffentlichen Bibliotheken wie der ÖNB oder den Universitätsbibliotheken ermöglicht, sondern auch zu den vielen Privatsammlungen, vor allem Klosterbibliotheken. Zum einen werden über diese Online-Präsentation bereits bekannte, teilweise jedoch schwer zugängliche Daten zu den einzelnen Kodizes eingebunden, zum anderen Ergebnisse aus verschiedenen Erschließungs- und Forschungsprojekten. Zu einem Fünftel der geschätzten 25.000 mittelalterlichen Handschriften in Österreich kann bereits auf Volldigitalisate zugegriffen werden. Teilweise liegen diese an der ÖAW, auf dislozierte Digitalisate wird verlinkt. Auch die umfangreiche Bibliographie zu österreichischen Handschriften ist mit den einzelnen Manuskripten verknüpft. Ausgehend von Basisdaten wie Signatur, Kurzcharakterisierung des Inhalts, Beschreibstoff, Umfang, Format sowie Entstehungsort und -zeit werden die Daten Schritt für Schritt angereichert. Selbstredend bietet die digitale Infrastruktur genug Möglichkeiten, um etwa Sammlungen mit ihren Komplementärbeständen virtuell zusammenzuführen oder Parallelüberlieferungen zu vernetzen, Links zu einschlägigen Fachportalen zu setzen oder Korrekturen und Ergänzungen zeitnah einzubringen. Auf diese Weise wird kulturelles Erbe sichtbar gemacht, kostenfrei und niederschwellig, sowohl für die weiterführende Forschung wie für die Öffentlichkeit.

Wie eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken und dem Team von manuscripta.at aussehen kann, soll an den Beständen der Sondersammlungen der ULBT Innsbruck gezeigt werden: Die Tiefenerschließung dieses umfangreichen Bestandes fand ihren Niederschlag in zehn Katalogbänden, die in den Jahren 1987-2017 publiziert wurden. Von Beginn an fand ein reger Austausch mit der Abteilung Schrift- und Buchwesen statt und seit 2009 werden die Erschließungsdaten auch über das Webinterface in manuscripta.at eingepflegt. In Zusammenarbeit konnten zudem zu sämtlichen Papierhandschriften die Wasserzeichen systematisch erfasst und sowohl über das Handschriftenportal wie über das Online-Repertorium WZMA – Wasserzeichen des Mittelalters zur Verfügung gestellt werden. Die ULBT stellt über ihre Digitale Bibliothek neben Basisinformationen Volldigitalisate zur Verfügung, für eine detaillierte Beschreibung hingegen wird auf manuscripta.at verwiesen. Ähnlich gute Zusammenarbeit mit weiteren Bibliotheken lässt die angesprochene Vision zunehmend zur Realität werden.

Kurzbiografie

Historikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung, Abteilung Schrift und Buchwesen. Mitarbeit an verschiedenen nationalen und internationalen Projekten zur Wasserzeichenforschung und Handschriftenkatalogisierung.

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