Maschinelle Beschlagwortung mit der GND – ein Blick in die Werkstatt der Deutschen Nationalbibliothek
Elisabeth Mödden
In der Deutschen Nationalbibliothek werden seit 10 Jahren maschinelle Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) genutzt, um möglichst viele Publikationen mit inhaltsbeschreibenden Metadaten anzureichern und damit das Suchen und Finden in Informationssystemen zu unterstützen. Im April 2022 wurde die alte Erschließungssoftware durch die neuentwickelte „Erschließungsmaschine“ abgelöst.
Mit dem neuen Erschließungssystem werden aktuell DDC-Sachgruppen, Schlagwörter aus der Gemeinsamen Normdatei (GND) sowie DDC-Kurznotationen der Sachgruppe Medizin für deutsch- und englischsprachige Medienwerke vergeben. Die Erschließungsmaschine wird durch die DNB betrieben und besitzt eine modulare Architektur, die sämtliche Bestandteile als Services integriert. Im Kern wird das Open-Source-Software-Tool „Annif“ für die automatische Klassifizierung und für die Indexierung eingesetzt. Das Tool ist eine Entwickelung der Finnischen Nationalbibliothek in Helsinki. Durch den modularen Ansatz können in Zukunft weitere Funktionalitäten und Verfahren in der Erschließungsmaschine flexibel kombiniert, ausgetauscht und ergänzt werden.
Die Techniken der KI entwickeln sich zurzeit rasant weiter. Können die aktuellen Innovationen auch für bibliothekarische Anwendungszwecke genutzt werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die DNB in dem Forschungsprojekt „Automatisches Erschliessungssystem“. Die Projektarbeiten haben 2021 begonnen und werden im Rahmen der nationalen KI-Strategie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Forschungsschwerpunkt ist die maschinelle Beschlagwortung mit dem Vokabular der Gemeinsamen Normdatei (GND).
Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Erschließungsmaschine und das KI-Forschungsprojekt.
Kurzbiografie
Elisabeth Mödden (Dipl.-Ing.) leitet das Referat Automatische Erschließungsverfahren und Netzpublikationen in der Deutschen Nationalbibliothek.