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Kleinfundbearbeitung und Material Culture Studies

Auf dem Gebiet der Kleinfundbearbeitung werden sowohl klassische Bestimmungen von römischem Fundmaterial, als auch weiterführende Untersuchungen im Rahmen der Material Culture Studies durchgeführt.

Atriumhaus

Keramikherkunft und Funktion im Atriumhaus
Herkunft und Funktion der Keramik aus dem Atriumhaus

Sowohl der Bautyp als auch das reiche Fundmaterial aus dem Atriumhaus legen die Benutzung durch wohlhabende, sozial höher gestellte Personen nahe. Die Bewohner versorgten sich mit Speisen und Tafelgeschirr aus dem gesamten mediterranen Raum. So wurde Tafelgeschirr aus Gallien, Germanien, Italien, Kleinasien und Nordafrika importiert. Austern, Wein aus Italien, Gallien und der Ägäis sowie vorwiegend aus Istrien importierte Olivenöle verdeutlichen die Verbundenheit der Bewohner zur mediterranen Welt. Die Benutzungszeit des Atriumhauses reicht vom 1. bis in das 5. Jh. n. Chr., wobei vor allem der Osttrakt des Gebäudes reichhaltige Informationen zur spätantiken Nutzung des Baukomplexes enthielt. Es ist auch in dieser Zeit noch von finanzkräftigen Bewohnern auszugehen, was sich etwa in den Speisegewohnheiten der Bewohner widerspiegelt. Die Bearbeitung und Auswertung des Fundmaterials erfolgte 2008 bis 2013 in einem durch den FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) finanzierten Forschungsprojekt (P20846-G02).

Literatur  

M. Auer, Late Roman local production in southwestern Noricum. Municipium Claudium Aguntum – a case study, Acta RCRF, 42, 2012, 419-422.

M. Auer, Municipium Claudium Aguntum. Keramik als Indikator für die spätantike Sozialstruktur?, REI CRETARIAE ROMANAE FAVTORVM, ACTA 44, 2016, 453-458.

M. Auer, Municipium Claudium Aguntum. Kitchen Residues from the Atrium House, in: G. Nutu, S.-C- Ailincai, C. Micu (Hrsg.), The man, the river and the sea. Studies in Archaeology and History in honour of Florin Topoleanu on his 65th anniversary (Cluj-Napoca 2017), 327-340.

S. Deschler-Erb / M. Auer, In cibo veritas – Zur wechselhaften Geschichte des Atriumhauses von Aguntum/Tirol (1.-4. Jh. n. Chr.) im Spiegel der Ernährungssitten, Annalen des Naturhistorischen Museums Wien, Serie A, Band 120, 2018, 5-17.

M. Auer, Das Municipium Claudium Aguntum und der östliche Mittelmeerraum. Neues zur materiellen Kultur der römischen Stadt, in: S. Hye / U. Töchterle (Hrsg.), UPIKU:TAUKE. Festschrift für Gerhard Tomedi zum 65. Geburtstag, Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 339 (Bonn 2019), 43-50.

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Fundarchiv Aguntum 

Arbeitsablauf bei der Inventarisierung der Altfunde
Arbeitsablauf bei der Inventarisierung der Altfunde

Bedingt durch die lange Grabungsgeschichte ist das archäologische Depot im Grabungshaus Aguntum reich gefüllt. Die Inventarführung vor 1991 ist jedoch nur mehr zu einem geringen Teil erhalten, womit es nötig wurde, das Gesamtmaterial im Depot Aguntum neu zu inventarisieren und so in ein wissenschaftlich nutzbares Fundarchiv umzuwandeln. Mit diesen durch die Universität Innsbruck und die Kulturabteilung des Landes Tirol unterstützen Arbeiten wurde im Jahr 2013 begonnen und in zwei Kampagnen konnte durch die Mithilfe der Studierenden ein Großteil des Fundmaterials fotografisch dokumentiert und in einem digitalen Archiv inventarisiert werden. 

Das Fundarchiv umfasst derzeit das Material von 1951 bis 1978 und wird laufend erweitert (1930iger Jahre und 1979-1989). Ziel ist es mittels des digitalen Fundarchivs eine Grundlage für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Altgrabungen zu schaffen, wie es mit dem Vorschlag, die von Miltner am Südende der Stadtmauer freigelegten Gebäude als Flusshafen zu interpretieren, bereits möglich war.

Literatur

M. Auer, A river port in Aguntum?, M. Auer (Hrsg.), Roman Settlements along the Drava River, Ager Aguntinus. Historisch-archäologische Forschungen 3 (Wiesbaden 2019), 1-9.

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Römische Keramik in Noricum

Naturwissenschaftliche Analyse

Im Zuge des durch den FWF geförderten Projektes „Das Atriumhaus von Aguntum“ (P20846-G02) wurde damit begonnen, die in Aguntum vorhandenen regionalen Keramikprodukte zu charakterisieren. Dabei kam das MGR-Verfahren in Verbindung mit chemischer und Dünnschliff-Analyse zur Anwendung. Den Projektpartnern Dr. Gerwulf Schneider (FU Berlin) und Dr. Malgorszata Daszkiewicz (FU Berlin / ARCHEA Warschau) ist es gelungen die lokale Keramikproduktion anhand von Hüttenlehm als Referenzmaterial festzumachen. Die Analysen haben aber auch gezeigt, dass innerhalb der in der Forschung landläufig als „Norische Keramik“ bezeichneten, vermeintlich lokalen Materialgruppe auch unterschiedlichste regionale Importmaterialien vorhanden waren.

Literatur  

Auer / M. Daszkiewicz, Archaeological expectations and archaeometric results. Some considerations on imported coarse wares and local pottery production in Aguntum, Austria, in G. Lipovac Vrkljan / B. Šiljeg / I. Ožanić Roguljić / A. Konestra [Hrsg.], Rimske keramikčarske i staklarske radionice, Proizvodnja i trgovina na jadranskom prostoru (Crikvenica 2017), 97-125.

Morphologisch-stilistische Analyse

Verbreitungskarte des Typs X
Verbreitungskarte des Typs X

Die Gruppe der grautonigen, reduzierend bzw. nicht zur Gänze oxidierend gebrannten Keramik in Aguntum wurde mit technologisch vergleichbaren Gefäßen in anderen norischen und oberitalischen Fundorten verglichen. Ein rein auf Randformen bezogener morphologischer Vergleich erbringt fundortübergreifend kaum sinnvolle Ergebnisse, weshalb vor allem der Verzierung bei der Suche nach Vergleichsstücken ein hoher Stellenwert eingeräumt wurde. Technologie, Morphologie und Stil (anhand der Verzierungen) haben es schließlich erlaubt ausgehend von Aguntum 18 keramische Typen mit weiteren Varianten zu definieren. Diese weisen ein klar eingrenzbares, allerdings in der jeweiligen Ausdehnung deutlich unterschiedlich großes Verbreitungsgebiet auf.

Literatur  

M. Auer, Municipium Claudium Aguntum. Keramikregionen als Interaktionsräume. Eine Westnorische Perspektive, Ager Aguntinus 2 (Wiesbaden 2019).

Keramikzirkulation – Waren- oder Ideentransfer

In Zusammenhang mit den unterschiedlich großen Verbreitungsgebieten von in Noricum produzierter Keramik stellt sich die Frage, auf welche Weise diese Keramikregionen entstanden sind und wie die Keramikproduktion in Noricum organisiert war. Mittels weiterer naturwissenschaftlicher Analysen, die nicht auf Aguntum beschränkt bleiben, sondern Fundmaterial aus Salzburg, Moosham, St. Peter in Holz, vom Zollfeld bei Klagenfurt und vom Magdalensberg mit einbeziehen, wird an der Klärung dieser Frage gearbeitet. Neben den Arbeiten zur Keramikzirkulation in der Provinz Noricum läuft seit 2020 ein Projekt zur Keramikproduktion im Umkreis von Aguntum, das sich mit dem verwendeten Rohmaterial sowie der Arbeits- und Organisationsweise der Keramikherstellung beschäftigt.

Literatur  

M. Auer, Zur Organisation des Töpferhandwerks in Noricum – Familienunternehmen oder Großbetrieb?, Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift [EAZ] 55, 1/2, 2014 [2016], 121-158.

M. Auer, Pottery Regions in Noricum. Evidence for Communities of Practice?, RCRF Acta, 2018, 467-476.

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Inhaltsanalysen

Der Frage nach den Speisesitten im Municipium wird einerseits über die Analyse von Tierknochen in Kooperation mit Dr. Sabine Deschler-Erb (IPNA Basel) nachgegangen und andererseits wurden zuletzt auch Inhaltsanalysen an unterschiedlichen Gefäßen (Lavez und Keramik) aus Aguntum in Zusammenarbeit mit Dr. Lucy Cramp (University of Bristol) durchgeführt. Insbesondere die Analyse der sogenannten Aguntiner Näpfe hat zuletzt spannende Ergebnisse erbracht, die nahelegen, dass diese Gefäßform zur Herstellung / zum Verkauf von Milchprodukten genutzt wurde.

Literatur

M. Auer, Überlegungen zur  Keramikproduktion im Territorium von Aguntum, in: C. Reinholdt / W. Wohlmayr (Hrsg.), Akten des 13. Österreichischen Archäologentages in Salzburg (Wien 2012), 311-316.

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Rostiges Eisen

Eisenfunde aus Aguntum
Eisenfunde aus Aguntum

Als Kooperationspartner der Restaurierungswerkstatt des Instituts für Archäologien stellt der FB Aguntum seit 2016 frisch geborgene Eisenfunde für das Projekt Rostiges Eisen zur Verfügung. Ziel des Projektes ist es, konservatorische Probleme bei Eisenfunden möglichst frühzeitig zu vermeiden und die aus konservatorischer Sicht „ideale Methode“ zur Bergung und Verpackung von Frischfunden auszutesten.

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Die römische Lampenproduktion des EVCARPVS

Firmalampen aus Aguntum
Firmalampen aus Aguntum 

Ausgehend von einer Studie zu den im Municipium Claudium Aguntum vorhandenen Firmalampen wurde unterstützt durch den TWF (Tiroler Wissenschaftsfonds) ein Forschungsprojekt zum Lampenhersteller EVCARPVS durchgeführt. Firmalampen mit diesem Herstellernamen wurden stilistisch und naturwissenschaftlich analysiert, was Einblicke in die Funktionsweise von Keramikproduktion „im großen Stil“ erlaubt. So zeigt sich bei den standardisierten Firmalampen deutlich, dass hier eine marktorientierte Struktur von Filialwerkstätten vorhanden war, die vor allem in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. florierte.

Literatur

M. Auer, Die römischen Firmalampen aus dem Municipium Claudium Aguntum, in: L. Chrzanovski (Hrsg.), Le Luminaire antique. Lychnological Acts 3. Actes du 3e Congrès International d´études de l´ILA. Université d´Heidelberg 21-26.IX.2009, Monographies Instrumentum 44 (Montagnac 2012), 11-23.

M. Auer / S. Sitz, Die Firmalampenproduktion des Eucarpus – eine Studie zur römischen Keramikproduktion, Germania 92, 2014 (2015), 85-12).

M. Auer, Names on Lamps- Distribution / Quantity of Firmalampen and regional trade, Roman and Late Antique Lamps: Production and Distribution, Contacts on the Mediterranean, Zbornik Instituta za arheologiju / Serta institute aechaeologici, E-ZIA 1 (Zagreb 2016), 38-46.

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