Zur jesuitischen Eigenart der Fakultät

von P. Dr. Alois Riedlsperger SJ, Provinzial der Österr. Provinz

Die Chancen und Herausforderungen des universitären Umfeldes für die philosophisch-theologische Arbeit zu nützen, bildete das Hauptargument der Ordensleitung für die Entscheidung, sich auch in Zukunft an der Theologischen Fakultät Innsbruck zu engagieren. Für die philosophisch-theologische Arbeit eröffnet dieses universitäre Umfeld, das sich selbst in einem grundlegenden Wandel befindet, Chancen, die zugleich große Herausforderungen sind: von Gott zu sprechen im Raum der Öffentlichkeit, die Konsequenzen dieser Rede für ein verantwortetes Handeln in Technik und Wirtschaft, Politik und Kultur zu reflektieren, sich am interdisziplinären wissenschaftlichen Diskurs um Verständnis und Gestaltung der uns aufgegebenen Welt zu beteiligen. Eine philosophisch-theologische Arbeit, die sich diesen Herausforderungen stellt, wird mit dem Bestreben um nachvollziehbare Argumentation ein deutlicheres Profil gewinnen.

Die jesuitische Eigenart philosophisch-theologischer Arbeit wird sich daran zeigen, daß die inhaltlichen Grundanliegen des Jesuitenordens aufgenommen werden. Nach den Entscheidungen der Generalkongregation von 1995 sind dies die Verkündigung des Glaubens verbunden mit dem Eintreten für weltweite Gerechtigkeit, die Inkulturation von Glaube und Gerechtigkeit verbunden mit interreligiösem Dialog. Diese aufeinander bezogenen Grundanliegen wahrzunehmen, fordert eine Kooperation der wissenschaftlichen Disziplinen zu mehrdimensionaler Auseinandersetzung.

Die Orientierung an den Grundanliegen kann allerdings seitens des Ordens nicht einfach verordnet werden. Es bedarf vielmehr der freien und eigenständigen Aneignung. Damit ist auf den Dialog verwiesen, in dem Erfahrungen, Sichtweisen und Überzeugungen ausgetauscht und in Beziehung zueinander gesetzt werden. So wird es möglich, ein entsprechendes Verständnis der Grundanliegen als auch geeignete Vorgangsweisen für ihre Umsetzung zu finden.

Dieser jesuitischen Eigenart entspricht schließlich die Öffnung zur Zusammenarbeit mit allen an der Fakultät Tätigen. So hat sich die bereits erwähnte Generalkongregation von 1995 ausdrücklich für partnerschaftliche Kooperation ausgesprochen. Dies schließt ein, daß vermehrt Laien auch Führungspositionen in Einrichtungen der Jesuiten übernehmen. Jesuitische Eigenart ist demnach mehr an der Kooperationsbereitschaft aus Überzeugung abzulesen als daran, wieviele Jesuiten in einer Institution tätig sind.

Aus:  Baustelle Theologie 1/2 (1998) 6.

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