TWF-Projekt: Ethnographie der Tierwohl-Praxis in der kleinbäuerlichen Lebensmittelproduktion in Tirol 

 

Laufzeit: 12 Monate (Februar 2021–Februar 2022)

Fördergeber: Tiroler Wissenschaftsförderung (TWF)

Kooperationen: Forschungszentrum Berglandwirtschaft Universität Innsbruck

Projektleitung/Bearbeitung: Nadja Neuner-Schatz

 

Projektbeschreibung: 

Das Projekt verfolgt das Ziel, qualitative Daten zur Tierwohl-Praxis in der kleinbäuerlichen Rinderhaltung in Tirol zu erheben und auszuwerten, um der Frage nachzugehen: 

Wie beeinflusst Tierwohl als gesellschaftliche Dringlichkeit das Mensch-Tier-Verhältnis in der kleinbäuerlichen Lebensmittelproduktion in Tirol?

In den Blick genommen wird dabei das Beziehungsgeflecht der menschlichen und tierlichen Akteur_innen innerhalb architektonischer und technischer Anlagen und naturräumlicher Bedingungen. Die kleinbäuerliche Nutztierhaltung in Tirol ist geprägt von der alpinen Lage, die die Bewirtschaftung erschwert und einem jahreszeitlichen Rhythmus unterwirft. Die oftmals innerhalb kleinstrukturierter Besitzverhältnisse geführten und durch Nebenerwerbstätigkeiten abgesicherten Betriebe werden durch die Forderung Tierwohl sicherzustellen vor umstrukturierende Herausforderungen gestellt. Eingefordert wird, für das Wohl der gehaltenen Tiere in sich steigerndem Maße Sorge zu tragen, beispielsweise im Zuge von Produktprogrammen des Lebensmitteleinzelhandels. Aber auch in der öffentlichen Diskussion über die landwirtschaftliche Nutztierhaltung lässt sich ein wachsendes Interesse am Wohlergehen der gehaltenen Tieren ausmachen – nicht zuletzt abzulesen an einer Konjunktur der Verwendung des Begriffes Tierwohl in österreichischen Medien. Und auch auf gesetzlicher und administrativer Ebene veränderten sich die Rahmenbedingungen für die Nutztierhaltung in Österreich im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte. Seit Jänner 2005 gilt das erste bundesweite Tierschutzgesetz zum „Schutz des Lebens und des Wohlbefindens der Tiere aus der besonderen Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“ – so der Wortlaut des Bundestierschutzgesetzes. Dieses Gesetz und die daran anschließenden Tierhaltungsverordnungen wirken unter anderem mittels verschiedener Verbote auf gängige Praktiken in der Nutztierhaltung ein. 2019 endete beispielweise die Übergangsfrist für die sogenannte Anbindehaltung bei Rindern, deren Verbot mit der Sicherstellung des Wohlbefindens der Tiere begründet wird. 

Es steht zu vermuten, dass sich vor diesem Hintergrund das Verhältnis von menschlichen und tierlichen Akteur_innen in der Nutztierhaltung für die Lebensmittelproduktion verändert und dass sich – mit einem wachsenden Bewusstsein für die Bedürfnisse der gehaltenen Tiere – eine Problemlage zwischen ethisch-moralischer Verantwortung für die betreuten Tiere und ihrer ökonomischen Verwertung auftut. Das rückt die Strategien und Deutungen der menschlichen Akteur_innen in den Fokus des Forschungsinteresses, aber auch deren Interaktionen mit den tierlichen Akteur_innen, für die nach einer Form der Handlungsträgerschaft innerhalb des anvisierten Beziehungsgeflechtes zu fragen ist. 

Das vorgestellte Projekt ist Teil des Dissertationsprojektes: „Tierwohl“ – Das gute Leben der Tiere, die wir essen. Zum Wandel des Mensch-Tier-Verhältnisses in der kleinbäuerlichen Lebensmittelproduktion in Österreich, durchgeführt am Fach Europäische Ethnologie (Universität Innsbruck) von Nadja Neuner-Schatz und betreut von Univ.-Prof. Dr. Timo HEIMERDINGER (Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Freiburg), Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Markus SCHERMER (Regional- und Agrarsoziologie, Innsbruck) und A. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gabriela KOMPATSCHER-GUFLER (Human-Animal Studies, Innsbruck).

 

 

Nach oben scrollen