Die Hofkünstler Erzherzog Ferdinands II. (1529 – 1595) 

 
Mit der Ankunft Erzherzog Ferdinands II. in Innsbruck im Jänner 1567 begann eine neue Ära für Tirol. Aufgrund der gemäßigten politischen Haltung des neuen Landesfürsten erlebte das Land eine friedliche Zeit. Erzherzog Ferdinand konnte sich neben den notwendigen Regierungsgeschäften mit großer Begeisterung allen Sparten der Kunst und Kultur widmen. Wie zu dieser Zeit üblich, beschäftigte er Baumeister, Bildhauer, Maler, Goldschmiede, Tischler, Medailleure, Graveure, Uhrmacher, Zinngießer, Schlosser und Schmiede, Steinmetze, Hafner, Glasmacher, Tapessiere, Gärtner und Wasserkünstler. Ihm kommt damit als gebildetem und vor allem kritischem Auftraggeber für zahlreiche, sehr unterschiedliche Kunstgattungen eine entscheidende Rolle als Gestalter der Tiroler Kunstlandschaft in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu.
Seit Martin Warnkes grundlegender Publikation (Hofkünstler, Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers, Erstveröffentlichung 1985) ist der Begriff des „Hofkünstlers“ fest umrissen. Von städtischen Zunftpflichten befreit, mit einem fixen Jahresgehalt, Kleidung, Wohnung und zahlreichen Privilegien ausgestattet, konnte sich dieser frei entfalten. Gilt dies auch für den Innsbrucker Hof in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts?  
Diese Dissertation setzt sich zum Ziel, die umfangreiche „Hofkünstler – Gruppe“ Erzherzog Ferdinands II. zu erfassen. Der Weg an den Hof, Arbeitsbedingungen, Verträge, Aufgaben, Verpflichtungen und Privilegien sollen ebenso wie das Besoldungssystem, die Hierarchien und persönlichen Beziehungen untereinander oder aber die Rolle des Landesfürsten als Auftraggeber näher untersucht werden.
Das überaus reiche und bisher nur in Teilen publizierte Material des Tiroler Landesarchives ist Grundlage dieser Arbeit.  Dazu wird ein umfangreicher Quellencorpus erstellt, für den neben zahlreichen anderen Konvoluten vor allem die Kammerkopialbücher „Geschäft von Hof“ aus den Jahren 1566 bis 1597 und die Aktenserie „Kunstsachen“ (I, II, III) desselben Zeitraumes systematisch bearbeitet werden.
Die Arbeit wird im Wesentlichen aus drei Teilen bestehen, der erste beleuchtet die spezifische Situation und Organisation des Innsbrucker Hofes in Kunstangelegenheiten, in einem zweiten, handbuchartig gestalteten Teil werden die dem aktiven Künstlerkreis zuordenbaren Persönlichkeiten in ihrem Leben und Werk eingehend beschrieben. Im dritten Teil sollen besonders aussagekräftige Quellentexte sowie Abbildungen den theoretischen Teil näher erläutern bzw. illustrieren. Die gezielte Suche nach Künstlern oder noch erhaltenen Objekten wird ein Index erleichtern.
Ziel ist ein umfassender Überblick über die Organisation der Kunstproduktion und die daran beteiligten Persönlichkeiten am Hof Erzherzog Ferdinands II. in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

 

© KHM- Museumsverband
Harnisch für Karl von Burgau, Jakob Topf/ Elias Stark, 1582/83, Kunsthistorisches Museum Wien, Hof-Jagd- und Rüstkammer, Inv. A_1277. © KHM- Museumsverband
 

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Deckelbecher, Innsbrucker Hofglashütte, 1581 (?), Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer, Inv. KK_3302. © KHM- Museumsverband
 

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Portrait Erzherzog Ferdinands II., Pietro de Pomis, 1594, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv. 8993. © KHM- Museumsverband
 

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Tödleinschrein, Paul Reichel, 1583, Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer Inv. KK_4450 (Schloss Ambras, Innsbruck). © KHM- Museumsverband
 

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Hochzeitskodex Erzherzog Ferdinand II., Sigmund Elsässer, Hans Baur, 1580/82, Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer Inv. KK_5270 (Schloss Ambras, Innsbruck). © KHM- Museumsverband
 

 

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