Isabella Brandstätter (Universität Innsbruck, Doktorandin der Geschichtswissenschaft,
Kernfach Österreichische Geschichte)

Betreuerinnen: Gunda Barth-Scalmani / Anne Conrad


Nur aus Frömmigkeit?
Frauen im Bruderschaftswesen vom 17. bis ins 19. Jahrhundert in Tirol und Kärnten (Arbeitstitel)

Frauen aller Stände waren als Mitglieder in bemerkenswert vielen Bruderschaften (Fraternitäten) in deutlicher Überzahl vertreten. Nicht nur der Kirchenhistoriker Rupert Klieber konnte diese Tatsache anhand seiner Salzburger Studie beweisen, auch die für diese Arbeit ausgehobenen Quellen vermitteln ein ähnliches Bild. Zweifelsohne stellen Bruderschaften daher so etwas wie ein „Brennglas“ dar, mit dem Lebensrealität und Agency katholisch gesinnter oder zumindest katholisch sozialisierter Frauen (innerhalb des Bruderschaftswesens) untersucht werden können. Solche semi-kirchlichen Vereinigungen wurden etabliert, um moralische Sitten und römisch-katholische Frömmigkeitspraktiken zu verbreiten und zu intensivieren. Um die Relevanz zu verdeutlichen, kann deren Wichtigkeit für die katholisch gesinnte Bevölkerung durchaus mit der einer heutigen Lebensversicherung verglichen werden.
Konkret stellt sich die Frage nach den religiösen und nicht-religiösen Motiven, die Frauen zu einem Beitritt bewegten. Außerdem wird versucht, die Agency der weiblichen Mitglieder nachzuzeichnen (sichtbar beispielsweise durch Bittschriften an eine spezifische Bruderschaft). Aufgrund ihres breiten Netzes müssen außerdem die gesellschaftspolitische Relevanz der Fraternitäten sowie deren Einfluss auf geschlechtsspezifische Vorstellungen geklärt werden. Um einen „griffigen“ Aussagegehalt (zumindest für Teile der Habsburgischen Länder) zu erlangen, wird die Methode des Vergleichs herangezogen: (Laien-)Bruderschaften in Tirol und Kärnten werden daher miteinander in Beziehung gesetzt. Ob sich die unterschiedlichen Bruderschaften beeinflusst haben, gilt es ebenfalls zu untersuchen.
Von einer gründlichen Ausarbeitung würde nicht nur die historische Frauenforschung profitieren, sondern gleichermaßen die Religionswissenschaft sowie die Soziologie. Dass uns (wie bereits oben erwähnt) teils umfangreiche Bittschriften vorliegen, könnte zu einem tieferen Verständnis der frühneuzeitlichen Problemfelder beitragen. 

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