Corona by Schmalix


Corona verstehen. Understanding Corona.
„Ansteckende Bilder“ – Filmische Positionen in Zeiten der Pandemie / Take 3

   04. bis 31 Oktober 2022

  Leokino Innsbruck

 

Eine gemeinsame Veranstaltung der Philosophisch-Historischen Fakultät, der
Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, des FSP Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte, des Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck sowie des FZ Medical Humanities.

 

Organisator*innen: Eva Binder, Elisabeth Dietrich-Daum, Tanja Helm (Leokino), Marina Hilber, Wolfgang Meixner, Christian Quendler, Dirk Rupnow und Sabine Schrader  



Wenn Corona etwas gezeigt hat, dann, dass die Pandemie nicht der „große Gleichmacher“ ist, also alle gleich betrifft. Wie der Cineast und Kulturkritiker Georg Seeßlen, wie andere auch, festhält, sind weder das Risiko einer Ansteckung, die Aussichten auf Heilung, die Verteilung der Mittel, die während der Pandemie bisher aufgebracht werden mussten, noch die vielfach erhoffte „Rückkehr zur Normalität“ für alle gleich. Die Debatten um „Systemrelevanz“ haben zudem aufgezeigt, dass das Feld der Kultur hier weitgehend ausgeblendet wurde, obwohl sich viele Staaten gerne als „Kulturnationen“ bezeichnen. Dennoch standen die Produktion und die Befassung mit Kultur während dieser Zeit nicht still. Sie fand nur anders und anderswo statt, machte aber die prekäre Situation vieler sichtbar, die in diesem Feld tätig sind und hier ihren Lebensunterhalt verdienen.

Nach zwei mehrtägigen, international besetzten Tagungen zu den gesell­schaft­lichen Auswirkungen von Corona im November 2020 und im Oktober 2021 wird der Veranstaltungszyklus „Corona verstehen“ in diesem Jahr mit Take 3 fortgesetzt. Im Gegensatz zu den zwei bisherigen Veranstaltungen wird dies in diesem Jahr aber nicht in der für die Wissenschaft klassischen Form von Referaten und Vorträgen geschehen, sondern durch einen Blick auf die Filmproduktion mit und in Zeiten von Corona sowie mit Filmklassikern über Seuchen/Pandemien. Die präsentierten Filme werden fachlich eingeleitet und kurz kommentiert. Der Eröffnungsfilm „Sonne“ (Regie und Buch Kurdwin Ayub) dekonstruiert die Ästhetik der Gegenwart in einer Bildsprache, die sich mit am Handy produzierten Filmen orientiert und verdeutlicht so die Spezifika der Erstellung eines Filmes in Zeiten der Pandemie. Am 18. Oktober 2022 widmet sich die Filmreihe mehreren Kurzfilmen, die während Zeiten des Lockdowns entstanden sind und Facetten der außergewöhnlichen Situation durch Covid thematisieren. An den weiteren Terminen (11., 25. und 31. Oktober) werden „Klassiker“ der Pandemie-/Seuchenfilme (Contagion, 12 Monkeys) bzw. mit Dawn of the Dead der Zombie-Klassiker vorgestellt, deren Narrative in der Zeit von Corona vielfach bemüht wurden und werden.

Die Veranstaltung findet in Koopera­tion der Institute für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Romanistik, Slawistik und Zeitgeschichte mit dem Leokino als Austragungsort, und österreichischen Kunstuniversitäten in Linz und Wien, mit Unterstützung durch die Philosophisch-Historische sowie Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, dem Forschungsschwerpunkt Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte, dem Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI), dem Forschungszentrum Medical Humanities, dem Zentrum für Interamerikanische Studien der Transferstelle Wissenschaft – Wirtschaft – Gesellschaft, dem Alumni-Netzwerk, der Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Universität Innsbruck sowie dem Vizerektorat für Forschung (alle Universität Innsbruck) sowie dem Referat Kulturentwicklung und Förderungen der Landeshauptstadt Innsbruck statt.

 

Programm

(alle Veranstaltungen im Leo 2, Beginn: 20:00 Uhr; Termin 4.10.2022 Leo 1)

 

04. Oktober 2022 


Eröffnung
durch Univ.-Prof.in Dr.in Ulrike Tanzer, Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Dirk Rupnow, Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck, Tanja Helm, Otto Preminger Institut/Leokino.

 

SONNE


Einführung: Univ.-Prof. Dr. Erol Yıldız, Institut für Erziehungswissenschaft / Forschungszentrum Migration und Globalisierung und Ass.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang Meixner, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie

Kurdwin Ayubs Werk ist ein beispielloser Film seiner Generation, drängend relevant in Form und Inhalt, die ironische Dekonstruktion, ein Lichtblick im jungen österreichischen Kino. Ein Spielfilm, der nur wenig mit jenen Filmen zu tun hat, die in den 25 Jahren der Diagonale zu sehen waren. SONNE ist ein Kind seiner Zeit und bringt die Ästhetik einer Gegenwart, in der dem Kino längst etwas Nostalgisches anhaftet, auf die Leinwand. (diagonale.at)

Österreich 2022; Regie & Buch: Kurdwin Ayub; Kamera: Enzo Brandner; Darsteller:innen: Melina Benli, Law Wallner, Maya Wopienka u.a.; (DCP; 87min; deutsch-kurdische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).

 


11. Oktober 2022

12 MONKEYS

 

Einführung: Univ.-Prof. Dr. Christian Quendler, Institut für Amerikastudien

Der Endzeit-Thriller von Terry Gilliam führt uns in eine Dystopische Welt, in der die Menschheit von einem tödlichen Virus bedroht wird. In der Hauptrolle: Bruce Willis, der durch eine Zeitreise die Welt vor diesem Schicksal retten soll. Ein düsterer Kult-Film voller Verschwörungen, Alpträume und schwelenden Revolutionen. Als Vorbild für 12 MONKEYS diente Chris Markers Foto-Kurzfilm La Jetée aus dem Jahr 1962. (stadtkino.at)

USA 1995; Regie: Terry Gilliam; Buch: Chris Marker, David Webb Peoples, Janet Peoples; Kamera: Roger Pratt; Musik: Paul Buckmaster; Darsteller:innen: Brad Pitt, Bruce Willis, Madeleine Stowe u.a.; (DCP, 130min; 1:1,85; Farbe; englische, französische ORIGINALFASSUNG)

 Einführende Bemerkungen zum Film von Christian Quendler

 


18. Oktober 2022

 

KUNST, FILM UND CORONA


(im Beisein von Autor*innen der Kurzfilme; Moderation: Univ.-Prof. Dr. Sabine Schrader, Antonio Salmeri und Corrado Schininà, jeweils Institut für Romanistik der Universität Innsbruck)

Junge Künstler*innen der Kunsthochschulen Lienz und Wien zeigen in Kurzfilmen ihre filmische Auseinandersetzung mit der Pandemie und den gesellschaftlichen Folgen. Anschließend laden wir zur Podiumsdiskussion über die Filme ein.


Einführende Bemerkungen von Sabine Schrader 

 

APPLAUS, APPLAUS


Der Animationsfilm zeigt die ökonomische Situation von Menschen in systemerhaltenden Berufsgruppen und deren körperliche und emotionale Verfassung in Zeiten einer Krise.

Österreich 2020; Drehbuch/Story, Animation, Sounddesign: Sarah Braid; Vocals: Nora Winkler; (DCP; 1:23min; deutsche ORIGNIALFASSUNG MIT ENGLISCHIEN UNTERTITELN)

 

MYSOPHOBIE 

 

Woran halten wir uns fest in ungewissen Zeiten? Exzessives Reinigen und Desinfizieren ist eines der Versuche, Kontrolle über eine unkontrollierbare Situation zu erlangen. Der Film entstand zu Beginn der Pandemie 2020.

Österreich 2021; Kollektiv Wirr (1:10 min)

 

DISTANZ


Die Protagonist*innen, Anna und Rudolf, erzählen mal heiter mal sehr ernst und ergreifend von ihrem Leben in Zeiten von Social Distancing während der Pandemie aus den Augen von Risikopatient*innen und Digital Immigrants, die in einem 3000 Einwohner*innendorf leben.

Österreich 2021; Lisa Studener (8:46 min)

 

THE CORONAL KISS

 

Haushaltsexterne Personen ohne Hemmungen küssen? Und das im ersten Lockdown? In diesem Werbespot wird das Undenkbare beworben, das mit einem speziellen Mund-Nasen-Schutz, THE CORONAL KISS FACE MASK, möglich wird. Nähe- und Distanzbedürfnisse treffen dabei aufeinander und verdeutlichen Verwirrungen zur Anfangszeit einer globalen Pandemie, gewürzt mit einer Prise Ironie.

Welche Lösungen lassen sich finden für die paradoxen körperlichen und emotionalen Distanzverordnungen? Wie können wir uns weiterhin lieben, berühren, fühlen, miteinander Sex haben? Der Coronal Kiss hat Potenzial, ein Verkaufshit zu werden. (akg Kunstuniversität Linz).

Österreich 2022; Regie & Buch: Sarah Maria Schmidt; Kamera: Sarah Maria Schmidt; Found Footage; (DCP; 2:09min, englische ORIGINALFASSUNG )


WEARABLE VOCABULARY 


Wearable Vocabulary dokumentiert einen Workshop im Juni 2021 in Wien, bei dem Teilnehmer*innen über Vokabeln gegen Unterdrückung und für Empowerment diskutieren. Wearable Vocabulary wurde in der Zeit strikter pandemischer Isolation von Mitgliedern der grassroots Organisation ARA konzipiert, die aus der afrikanischen Diaspora in Österreich stammen und in LGBTQI+ Angelegenheiten im öffentlichen Raum engagiert sind.

Österreich 2021; Afro Rainbow Austria [ARA]; Konzept, Aufnahme, Schnitt: Jovita Pristovšek; Sound: Marina Gržinić, Jovita Pristovšek, Sophie Uitz; Photo documentation: Rui Bai, Marina Gržinić, Jovita Pristovšek (11:28min)

 

TOUCHING PAIN (PART 2)

 

Mitten in der Pandemie begann der Fall der Uiguren, die in der autonomen Region Xinjiang im Nordwesten Chinas beheimatet sind, aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu verschwinden. Aaron Kimmig reflektiert die Situation der uigurischen Minderheit, die aus der zentral- und ostasiatischen Region stammt und kulturell mit ihr verbunden ist und in China seit vielen Jahren von Repression bedroht ist, anhand eines möglichen digitalen Reiseberichts und der im Internet verbreiteten Informationen. Touching Pain (Part 2) ist Teil einer dreiteiligen Doku-Fiktion Reihe über Diskriminierung, Fragmentierung, Verwaltung, Staatsbürgerschaft und Nicht-Staatsbürgerschaft.

Österreich 2022; Aufnahme und Produktion im Rahmen des FWF-PEEK-Projekts „Conviviality as Potentiality“ (AR 679); Aufnahme und Schnitt: Jovita Pristovšek; Tonaufnahme: Sophie Uitz; Konzept und editing director: Marina Gržinić (6:41min)

 

 


25. Oktober 2022

CONTAGION 


Einführung: Univ.-Prof. Dr. Christian Quendler, Institut für Amerikastudien

Es ist erschreckend, wie eine düstere Filmvision die Menschheit einholen kann. Keiner ahnte im Jahr 2011, wie nah Steven Soderbergh mit seinem düsteren Virenkrimi an die Realität von 2020 heranreichte. Zufall? CONTAGION erzählt von einem hinterhältigen Virus, das sich in der globalisierten Handy-Internet-Flugverkehr-Welt von heute in Windeseile ausbreitet. Es ist tödlich und mutiert schneller, als man seine DNA in den Labors entschlüsseln kann. Es zerstört nicht nur den physischen, auch den sozialen Körper: Lockdown, leergefegte Städte und Hamsterkäufe inklusive. 2020 der am häufigsten gestreamte Film.

USA 2011; Regie: Steven Soderbergh; Buch: Scott Z. Burns; Kamera: Steven Soderbergh (als Peter Andrews); Musik: Cliff Martinez; Darsteller:innen: Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Jude Law, Laurence Fishburne, Kate Winslet, u.a. (DCP; 106min; 1:1,85; Farbe; englische, Mandarin, kantonesische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN)

 Einführende Bemerkungen zum Film von Christian Quendler



31. Oktober 2022 

DAWN OF THE DEAD - ZOMBIE


Einführung: Mag. Maximilian Schweigl

DAWN OF THE DEAD gilt mittlerweile als Zombiefilm-Meisterwerk des unabhängigen amerikanischen Regisseurs George A. Romero (1940-2017) aus dem Jahre 1978. Nicht nur, dass sich Romero in seinem Film mit der Gesellschaft anlegt, er zerlegt auch die klaren Stereotypen des US-Films und lässt die Vernunft in einer starken Frau und einem Afroamerikaner weiterleben. Die Kopie, die wir sehen, entspricht der Version, mit der dieser Film die inneren Organe der EuropäerInnen im Sturm erobert hat. Was Tarantino für GRINDHOUSE teuer kaufen musste, besorgten hier Zeit und Lagerung, genauer gesagt 44 Jahre.

USA/Italien 1978; Regie: George A. Romero; Buch: George A. Romero; Kamera: Michael Gornick; Musik: The Goblins mit Dario Argento; DarstellerInnen: David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger, Gaylen Ross, Richard France u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; 4-Kanal-Magnetton; 126min; DEUTSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG)

Einführende Bemerkungen zum Film von Maximilian Schweigl

 
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