Panel 2: Kunst und Corona

Anna Haid

Abstract

Das Coronavirus und sein Platz in der Kunstgeschichte

Ingeborg Reichle (Wien), Martina Baleva (Innsbruck) und Regine Rapp (Berlin) sprachen im Zuge der Tagung „Corona verstehen“, moderiert von Dirk Rupnow als Chair, über das Thema „Kunst und Corona“.

„Der Planet ist ein symbiotisches Ganzes – ein systemisches Ganzes“, meinte Regine Rapp in ihrem Vortrag. Wie dieses Zitat zeigt, beleuchtete das zweite Panel den Dominoeffekt an Veränderungen in den verschiedensten Sektoren unserer Gesellschaft, der durch die derzeitige Krise ausgelöst wurde und wird. Alle Ecken und Enden unseres Lebens werden von der Covid-19-Krise beeinflusst und unser Alltag strapaziert. Kunst und Kunstgeschichte können uns helfen zu erkennen, wie wir als Mensch mit Krisen umgehen können. Daneben lässt sich beobachten, wie die Bedeutung bestimmter Kunstsparten wächst, beispielsweise der Fotografie, die in den Medien zurzeit überaus präsent ist. Aber der Zugang zur Kunst könnte auch verloren gehen, etwa durch das Schließen von Museen.

Bereits zu Beginn dieses Panels zeigten sich die Schwierigkeiten, mit denen wir in Zeiten der Coronapandemie umzugehen lernen müssen: Aus technischen Gründen funktionierte das Streaming der Bilder nicht.  

Die Vortragenden zeigten uns die Handlungsräume unserer neuen Normalität auf. So berichtete beispielsweise Regine Rapp von neuen Möglichkeiten, Kunstwerke umzusetzen und Kunst im kleinen Raum intimer wahrzunehmen, wie sie im „Art Laboratory“ in Berlin selbst erfahren konnte.

Durch die Covid-19-Pandemie werden Ungleichheiten, zum Beispiel im Nord-Süd-Gefälle, stärker deutlich, welche sich auch in der Kunst widerspiegeln, wie Martina Baleva berichtet. Von dieser Pandemie ist im Unterschied zu anderen Seuchen wie dem Ebola-Fieber auch die westliche Welt betroffen. Deshalb stammen bildliche Darstellungen oft aus der Laborforschung, beispielsweise die Aufnahmen der Viren. Andere Bilder, welche sich in unser Gedächtnis geprägt haben, sind jene von Menschen mit Masken oder unscharf aufgenommen Fotos von Menschen auf Intensivstationen. Auch diese Bilder lassen ein klares Nord-Süd-Gefälle erkennen: Bilder von am Ebola-Fieber erkrankten Menschen, eine Krankheit, die von 2014 bis 2016 in westafrikanischen Ländern grassierte, zeigen u. a. nackte, leidende Menschen. Es ist ein klarer Unterschied im Umgang mit der Menschwürde zu beobachten, da Personen aus Industrieländern meist sensibler dargestellt werden als Menschen aus Entwicklungsländern.

Baleva erklärte auch, dass diese Fotografien drastischen Einfluss auf die Berichterstattung haben. Hierbei lassen sich auch Trends in der Verwendung von Bildern und Fotografien beobachteten. Beispielsweise gehören quietschbunte Bilder von Viren inzwischen zu unserem Medienalltag. Die fotographischen Aufnahmen der Viren sind jedoch weniger farbenfroh, meist nur in Schwarz-Weiß. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Darstellungen des Virus mit der Medienwirklichkeit und den Fotografien in Hochglanzmagazinen mithalten können müssen. Deshalb werden sie meist bearbeitet, um für die Betrachter*innen ansprechender zu sein.

Harte Realität für die Kunstgeschichte ist leider auch, dass ein Drittel der US-amerikanischen Museen im nächsten Jahr, trotz Förderungen des Staates, vor der Schließung stehen. Des Weiteren verlieren Kunstwerke an Wert. Dazu kommt, dass Pandemien nur vereinzelt ein Thema in der zeitgenössischen Kunst waren. Dies wird sich in den nächsten Jahren aber mit Sicherheit ändern, zu groß ist der Einfluss der Covid-19-Pandemie auf unser tägliches Leben und Denken, als dass die Kunst sie ignorieren könnte.

(Anna Haid)

Zurück zur Übersicht

 

Nach oben scrollen