Wer liest was?

Auch im 19. Jahrhundert stellte die Dokumentation von Leistungen der Universität und ihrer Einrichtungen einen wichtigen Teil der Arbeit von Professoren und Mitarbeitern dar. Davon zeugen eine große Anzahl von Berichten, Listen und besonders Tabellen in jeder Form und Größe in den Archiven und vermitteln uns damit ein anschauliches Bild von den Leistungen der Universität.
Symbolbild Infrastruktur
Bild: Symbolbild Infrastruktur. Montage (von links): Maria-Theresianische astronomischen Standuhr am IQOQI, Drogensammlung „Dittrichiana“ am Institut für Pharmazie. (Credit: IQOQI/M. R. Knabl, Andreas Friedle)

Tiroler Landesarchiv, Jüngeres Gubernium, Fasz. 3154, Studien 14387/1840

General Tabelle vom Jahre 1839/40
Über die Zahl der Leser an der k.k. Universitätsbibliothek in Innsbruck und über die wissenschaftlichen Fächer aus denen die Bücher von ihnen gewählt worden sind.
Archiv: Tiroler Landesarchiv, Jüngeres Gubernium, Fasz. 3154, Studien 14387/1840

 

Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Anzahl der Leser an der Universitätsbibliothek im Studienjahr 1839/40 und darüber, aus welchen Fachbereichen die Studenten und andere LeserInnen Bücher konsultiert haben. Die Tabelle stammte aus dem Generalbericht des Universitätsbibliothekars Martin Scherer und sollte die Leistungen und die Arbeit der UB demonstrieren und musste am Ende jedes Studienjahrs an die Studienhofkommission in Wien eingesendet werden. Gemeinsam mit anderen Berichten, Listen, Tabellen der Universitäts- und Bibliotheksleitung stellen sie wertvolle Quellen für die Arbeit der Universität und ihrer Einrichtungen dar und zeugen davon, dass auch damals schon der Dokumentation der Leistungen ein wichtiger Stellenwert in der Verwaltung der Universität zukam.

Die Tabelle ist nach Monaten und Sachgebieten gegliedert und listet für jeden Monat sowohl die gesamten LeserInnen auf als auch deren Verteilung auf die einzelnen Sachgebiete.

Insgesamt verzeichnete die Bibliothek in diesem Studienjahr 7.584 LeserInnen. Die Verteilung auf die einzelnen Monate war allerdings sehr unterschiedlich. Während in den kalten Wintermonaten die Studenten die Bibliothek am fleißigsten besuchten – wohl auch, um sich aufzuwärmen – sank die Zahl der Leser im Frühling drastisch, einzig im Mai erhöhte sich die Zahl der Leser wieder deutlich, da im Juni die Semesterprüfungen anstanden und die Studenten sich auf diese vorbereiteten. Auch räumte der Bibliothekar Scherer ein, dass die Zahl der LeserInnen insgesamt stark gesunken sei, weil es „viele schöne Herbsttage“ gab und auch die Gymnasiasten die Bibliothek weniger fleißig besuchten.

Das beliebteste Sachgebiet war „Geographie und historische Wissenschaften“, am wenigsten LeserInnen interessierten sich für „Mathematik und militärische Wissenschaften“.

Die Bibliothek umfasste damals etwa 33.000 Bände. Bücher mussten vor Ort bestellt werden und konnten dann im Lesezimmer konsultiert werden, das Ausleihen der Bücher war allerdings verboten. Die Zensurordnung regelte, welche Bücher (etwa unsittlichen Inhalts) nicht von den Studenten gelesen werden durften. Erst nach 1848 wurde diese Regelung gelockert und auch das Ausleihen von Büchern erlaubt, allerdings stand der damalige Bibliothekar dieser Neuerung sehr skeptisch gegenüber, weil er „im Bücherausleihen eine Menge Erfahrung gemacht, die er zur Ehre der Entlehner und zur Vermeidung des eigenen Schadens lieber nicht gemacht hätte. Das Vertrauen wird nicht leicht in irgend einer anderen Sache so unbedenklich mißbraucht, wie beim Bücherentleihen, wie jeder der selbst eine Bibliothek hat, und davon ausleiht, sich überzeugen kann.“

(Christof Aichner)

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