Formen und Funktionen auktorialer Epitexte im literarischen Feld der Gegenwart

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Bild: Offene Bücher (Credit: Patrick Tomasso on Unsplash)

Das in Kooperation mit der Universität Siegen konzipierte Forschungsvorhaben untersucht im Anschluss an das FWF-Projekt „Zur Funktion auktorialer Paratexte für die Inszenierung von Autorschaft“ (Laufzeit 2014-17), welches sich exemplarisch mit der Zeit um 1800 sowie der Klassischen Moderne beschäftigte, verschiedene Formen von Epitexten und ihre Funktionen im literarischen Feld der Gegenwart.

Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich seit 2000 die Formen und Funktionen auktorialer Epitexte erweitern und verändern – in einem professionalisierten literarischen Feld mit veränderten medialen Bedingungen und Möglichkeiten hinsichtlich der Inszenierung und Rolle von Autorschaft sowie der Korrelation von Autor und Werk.

Das impliziert nicht nur eine literarhistorische Verlagerung, sondern auch die Berücksichtigung veränderter kultureller, ökonomischer und vor allem medialer Bedingungen. So besteht das zugrundeliegende Textkorpus nicht mehr – wie noch beim Vorgängerprojekt – ausschließlich aus schriftlichen Quellen, sondern partiell auch aus audiovisuellem Material. Denn auktoriale Epitexte wie Interviews oder Literaturpreisreden finden sich seit einiger Zeit auch auf YouTube und anderen Kanälen. Nicht nur in medientechnischer Hinsicht ist dabei von der Annahme auszugehen, dass sich Formen und Funktionen auktorialer Epitexte aktuell ausdifferenzieren, sich das epitextuelle Spektrum mithin erweitert und für die Gegenwartsliteratur signifikant an Bedeutung gewinnt, wobei es sich nicht auf die notorisch gewordene Rolle des ‚Beiwerks‘ reduzieren lässt. Vielmehr ist zu fragen, inwiefern das literarische Werk zunehmend Anlass und Kulisse für epitextuell realisierte Inszenierungen von Autorschaft bietet.

Diese Zusammenhänge exemplarisch auf der Basis eines fest umrissenen Quellenkorpus theoriegeleitet und materialgesättigt zu untersuchen, ist das Ziel des Forschungsvorhabens, das sich zu diesem Zweck in drei Arbeitspakte gliedert. Neben den im Rahmen von Autorenlesungen und Literaturpreisverleihungen zunächst mündlich geäußerten Epitexten liegt der Fokus auch auf den proliferierenden Varianten fingierter Epitexte, die Paratextualität zum Teil eines ästhetischen Spiels werden lassen, welches die Grenze von Text und Paratext produktiv überschreitet – und gleichzeitig aufs Neue markiert.

 

 

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