Hinweis: Diese Informationen beziehen sich auf den Stand der Dinge vom 31. Dezember 2009 und wurden seither nicht mehr aktualisiert. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Weltordnung und Extreme

Wir leben auch im 21. Jahrhundert unverändert in einem „Zeitalter der Extreme“, wie das Eric Hobbsbawm für das 20. festgehalten hat. Noch nie waren so viele Menschen so reich, noch nie aber auch so viele Menschen so arm. Noch nie war die Menschheit mit so vielen existentiellen Gefahren (Klimawandel, Finanzkrise, Atomrüstung, Pandemien, …) konfrontiert, noch nie aber hatte sie zugleich so viele Chancen (materieller Wohlstand, technologischer Fortschritt, globale Kommunikation, Wissensgesellschaft, …). Insgesamt ergibt sich daraus eine beträchtliche Schieflage und Extremerfahrungen prägen das Leben vieler Menschen. Beides ist aber bislang nicht nur unzureichend zum Ziel internationaler oder gar globaler Ordnungsvorstellungen geworden, sondern auch zu wenig wissenschaftlich erforscht.

Dieser Erforschung – sowohl durch Gegenwartsanalysen wie auch durch historische Arbeiten – widmet sich der Cluster „Weltordnung und Extreme“. Seine Organisation ist schlank, er versteht sich als Forum für Projektbezogene Kooperation einzelner seiner Mitglieder und Diskussion der Ergebnisse und Vorhaben. Dabei spielt Kohärenz gegenüber befruchtender Pluralität der Ansätze eine deutlich untergeordnete Rolle. Er ist ein Dach für althistorische, wirtschafts-, sozial- und zeitgeschichtliche, geographische, politikwissenschaftliche und literaturwissenschaftliche Ansätze, die in unterschiedlichen historischen und aktuellen Kontexten um Fragen der Herrschaft und der Gewalt sowie deren Legitimation und Begründung kreisen. In dieser Hinsicht ist er auch eine Vereinigung von quellennahen und systematischen Ansätzen.

"Weltordnung" wird dabei konkret verstanden als bestimmte Ausprägung einer (politischen, ökonomischen oder epistemischen) Herrschaftsform einerseits unmittelbar in Form z.B. des internationalen politischen Systems bzw. von Hegemonien oder Imperien, andererseits aber auch mittelbar z.B. im Sinne struktureller Gewalt, der globalen kapitalistischen Ökonomie oder des Rassismus. Sie ist insgesamt nicht im Sinne einer globalen, sondern einer umfassenden Ordnung zu verstehen, die bearbeiteten Fallbeispiele können daher auch lokal begrenzt sein. Es interessiert dabei auch die religiös oder anders motivierte Legitimation der jeweiligen Weltordnung.

"Extreme" wird explizit verstanden als extreme Gewalt (z.B. Massentod), extreme Erfahrungen (z.B. Sklaverei oder Seuchen) und extreme Bedingungen (z.B. Konfliktsysteme oder auch Grenzregionen). Dabei wird insbesondere die Doppeldeutigkeit des Begriffs „Extreme“ stärker in den Blick genommen – etwa im Sinne des schon eingangs erwähnten Zeitalters der Extreme (Hobbsbawm), aber auch der „zugleich absolut besten und schlechtesten aller Welten“ (Illich), in der die Menschheit heute lebt.

Der Cluster "Weltordnung und Extreme" ist Teil der 2010 eingerichteten Forschungsplattform "Politik – Religion – Kunst" der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Er ist aus dem Cluster "Hegemonie und Massentod" der bis 2009 existenten Forschungsplattform "Weltordnung – Religion – Gewalt" (gegründet 2002, anerkannt 2007) hervorgegangen und setzt deren Tradition in inhaltlicher, methodischer und organisatorischer Hinsicht bewusst im Kleinen fort. Aufgrund seiner methodischen Breite und Offenheit ist er zudem in vielerlei Hinsicht anschlussfähig an Forschungen in anderen Clustern, außerdem aber auch offen für neue Interessentinnen und Interessenten von in- und außerhalb der Forschungsplattform.

 

Clustersprecher und Ansprechperson (andreas.exenberger@uibk.ac.at): 

  • PD Dr. Andreas EXENBERGER, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte (Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik), LFU Innsbruck

 

Weitere Mitglieder:

  • Mag. Ute AMMERING, Dissertationsstipendiatin am Institut für Geographie (Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften), LFU Innsbruck
  • Dr. Thomas BÖHLER, Ökonom am UN Department of Economic and Social Affairs, United Nations Secretariat, New York
  • Dr. Sabine M. E. FICK, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik (Historisch-Philosophische Fakultät), LFU Innsbruck
  • PD Dr. Belachew GEBREWOLD, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt Universität Hamburg
  • Dr. Ulrike GRÖNER, Absolventin am Institut für Politikwissenschaft (Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie), LFU Innsbruck
  • Dr. Simon HARTMANN, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE), Wien
  • Mag. Adrian KNAPP, Dissertationsstipendiat am Institut für Anglistik (Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät), LFU Innsbruck
  • Mag. Anne MERKLEIN, Dissertantin am Institut für Geographie (Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften), LFU Innsbruck
  • Mag. Stefan NEUNER, Dissertant am Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte (Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik), LFU Innsbruck
  • A. Univ.-Prof. Dr. Josef NUSSBAUMER, Dozent am Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte (Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik), LFU Innsbruck
  • Dr. Ulrich PALLUA, Lektor am Institut für Anglistik (Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät), LFU Innsbruck
  • Stefan SALOMON, Diplomand am Institut für Politikwissenschaft (Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie), LFU Innsbruck
  • Dr. Thomas SPIELBÜCHLER, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte (Historisch-Philosophische Fakultät), LFU Innsbruck

 

Links:

  • Homepage Forschungsfeld Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik
  • Homepage Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik an der Philosophisch-Historische Fakultät
  • Homepage Institut für Zeitgeschichte an der Philosophisch-Historische Fakultät
  • Homepage Belachew Gebrewold an der Helmut-Schmidt Universität Hamburg 
  • Projekthomepage English Literature and Slavery 1772-1834: From the Beginning of the Abolitionist Movement to the Abolition of Slavery am Institut für Anglistik

 

Texte (Auswahl):

 

Exenberger Andreas, 1. Februar 2010

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