#international

Zu Gast: Fabian Kessl 

Fabian Kessl

© von Heyden, BUW
   CV 

LFUI Guest Professorship
March - April 2022

 

Heimatuniversität / Land
Bergische Universität Wuppertal / Deutschland

Funktion
Universitätsprofessor für Sozialpädagogik

Forschungsschwerpunkte
Erziehungswissenschaft, Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt sozialpolitische Grundlagen

Zu Gast bei
Erol Yildiz

Institut / Arbeitsbereich
Institut für Erziehungswissenschaft, Lehr- und Forschungsbereich „Migration und Bildung“

Vortragsveranstaltung an der UIBK
27.04.2022: "'Individuell oder institutionell?' Bildung und Erziehung in der Dialektik ihrer Institutionalisierung"

 "Unser Forschungsinteresse gilt der (De)Institutionalisierung des Pädagogischen, also der widersprüchlichen Gleichzeitigkeit von Ermöglichung und Verhinderung, die pädagogische Institutionen kennzeichnet."

 

Ich bin Gast an der Universität Innsbruck, weil...

… die Fakultät für Bildungswissenschaften mit ihrem Institut für Erziehungswissenschaft einen höchst anregenden kollegialen Zusammenhang verspricht, in den ich zu Beginn des Sommersemesters 2022 sehr gerne zwei Monate eingebunden bin. Mein aktuelles Forschungsinteresse an Fragen der „(De)Institutionalisierung des Pädagogischen“ fügt sich bestens in die Lehr- und Forschungsperspektiven der Innsbrucker Kolleg*innen ein, so scheint es mir. Denn die Frage, welche Möglichkeiten und welche Begrenzungen die institutionelle Verortung pädagogischer Praxis (z.B. in Schule oder Jugendhilfe) darstellt, ist ebenso anschlussfähig an die Innsbrucker Erziehungswissenschaft, wie die Frage, wo die Deinstitutionalisierung bisheriger pädagogischer Konstellationen neue Horizonte eröffnet oder doch eher erschwert (z.B. als Selbstbestimmung in der Behindertenhilfe oder als Selbstorganisation in migrationspädagogischen Kontexten).

 

An der Universität Innsbruck werde ich...

… meine aktuellen Forschungsarbeiten zur (De)Institutionalisierung des Pädagogischen in unterschiedlicher Form weiter vorantreiben: in der Lehre im erziehungswissenschaftlichen Studium; in Vorträgen im Institutskolloquium und einem öffentlichen Vortrag an der UIBK; in einem Internationalen Workshop am Institut für Erziehungswissenschaft zum Thema; und in aktuellen Publikationen und einem Forschungsantrag, an denen ich in Innsbruck im März und April arbeite.

 

Die Uni Innsbruck unterscheidet sich von meiner Heimatuniversität in...

… der geografischen Lage mitten in der Stadt. Zwar liegt auch die Bergische Universität Wuppertal im Bergischen, wie ihr Name schon zeigt. Aber die Höhenmeter, die im Bergischen Land zu überwinden sind, sind nicht zu vergleichen mit dem Anstieg auf den Patscherkofel oder zur Seegrube. Dennoch muss man in Wuppertal den Berg erklimmen, bevor man den zentralen Uni-Campus am dortigen Grifflenberg betreten kann. Dafür wird man mit einem faszinierenden Blick ins Tal der Wupper und die alten und neuen Industrieanlagen belohnt. Da hat sich die Universität in Innsbruck mit der Tallage und dem Blick auf die Berge für die umgekehrte Perspektive entschieden. Der Blick auf die Nordkette aus unserem Seminarraum im GeiWi-Turm, wo ich jeden Montag mit BA-Studierenden über die (De)Institutionalisierung des Pädagogischen diskutiere, ist schon sehr verführerisch, um eben einmal mit den Gedanken abzuschweifen.

 

Am wissenschaftlichen Arbeiten fasziniert mich...

… schon immer, dass wir den Verhältnissen auf den Grund gehen können. Wenn wir über pädagogische Zusammenhänge nachdenken, scheint es uns ja im österreichischen oder deutschen Kontext völlig selbstverständlich, dass die Schule eine öffentliche Einrichtung ist – also schulische Bildung institutionalisiert ist. Doch, was das für das alltägliche Tun von Schüler*innen und Lehrer*innen bedeutet, fragen wir nur selten: ‚Wo ermöglicht die Institutionalisierung von Bildung etwas, wo steht sie dem pädagogischen Tun eher im Weg?‘ Oft betonen wir nur das eine oder das andere: Pädagogische Institutionen, wie die Universität oder ein Berufshilfeträger, werden dann entweder als ‚über-bürokratisiert‘ kritisiert, ohne zu schauen, was mit der Etablierung pädagogischer Institutionen historisch erreicht wurde. Oder es wird die allgemeine Schulpflicht und das Eingriffsrecht der Jugendhilfe verteidigt, ohne die damit verbundenen Begrenzungen und Beschädigungen auf Seiten der Leute in den Blick zu nehmen. Deshalb gilt unser Forschungsinteresse der (De)Institutionalisierung des Pädagogischen, also der widersprüchlichen Gleichzeitigkeit von Ermöglichung und Verhinderung, die pädagogische Institutionen kennzeichnet.

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