Judith Tröndle, MA Praxisforschung in Sozialer Arbeit und Pädagogik

judith.troendle@uni.lu

https://wwwen.uni.lu/recherche/fhse/desw/people/judith_troendle

Seit 2020 Postdoctoral Researcher an der Université du Luxembourg
2020 Promotion an der Humboldt- Universität zu Berlin


Elternschaft als Othering – Subjektivation doppelerwerbstätiger Paare als „Eltern eines Kindes mit Behinderung“

Die Studie widmet sich der Erforschung doppelerwerbstätiger Paare, deren Kind als ‚behindert‘ markiert ist. Diese Paare handeln in ihrer Doppelerwerbstätigkeit einer dominanten Zuschreibung zuwider, wonach in heterosexuellen Partnerschaften die diagnostizierte ‚Behinderung‘ eines Kindes mit weiblicher Fürsorge- und männlicher Erwerbsarbeit einhergehe. Anhand biographisch-narrativer Paar- und Einzelinterviews werden Paararrangements in ihrer jeweiligen paargeschichtlichen und paarinteraktiven Dynamik rekonstruiert. Hierbei wird deutlich, gegenüber welchen Widerständen ein solches Modell behauptet werden muss. Gesellschaftliche Barrieren wirken entlang der Differenzlinien Behinderung und Geschlecht intersektional. Sie werden jedoch unsichtbar durch die Verlagerung in den privaten Raum, innerhalb dessen sie durch partnerschaftliche Arbeitsteilungsarrangements beantwortet werden müssen. Die Rekonstruktionen verweisen, im Zuge einer subjektivationstheoretischen Vertiefung, zudem auf die wirkmächtige Subjektivation als ‚Eltern eines Kindes mit Behinderung‘ oder, pointiert gesagt, als ‚Sondereltern‘. Die Paare werden vorrangig als ‚Sondereltern‘ adressiert, was wiederum auf spezifische Normen der (An-) Erkennbarkeit als solche verweist: Als ‚Eltern eines Kindes mit Behinderung‘ werden die Paare einerseits über Prozesse der ‚Besonderung‘ erkennbar und anerkennbar, die etwa im Hilfesystem institutionalisiert sind. Andererseits sichern vergeschlechtlichte Dynamiken der Zuweisung von praktischer wie emotionaler ‚Sorge- und Bewältigungsarbeit‘ die (An-) Erkennbarkeit als ‚Sonderelternsubjekt‘ ab. Die Studienergebnisse verweisen dabei einerseits auf eine ‚spezifische‘ Form der Subjektivation, andererseits werden vor dem Hintergrund erhöhter emotionaler wie praktischer Alltagsanforderungen, generelle Ungleichheitsstrukturen in heterosexuellen Paarbeziehungen sichtbar (‚Brennglaseffekt‘).


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