Bericht

Workshop I  

Tourismus und Identität
Sprache -  Interaktion - Marketing

 10.-12.11.2016 | Universitätszentrum Obergurgl – Obergurgl im Ötztal/Tirol

Organisation: Monika Dannerer, Marianne Franz, Heike Ortner

Von 10. bis 12. November 2016 fand im Universitätszentrum Obergurgl (Ötztal) die 1. Innsbrucker Winterschool „Potenziale der Angewandten Linguistik“ (PAL) statt. Der Veranstaltungsort erwies sich als perfekter Rahmen für den Workshop, lautete das Thema doch „Tourismus und Identität: Sprache – Interaktion – Marketing“.

Die erste Innsbrucker Winterschool „Potenziale der Angewandten Linguistik (PAL)“ fand vom 10.-12. November 2016 in Obergurgl (Ötztal/Tirol) statt.

Sie war dem Thema „Tourismus und Identität. Sprache – Interaktion – Marketing“ gewidmet und dementsprechend international und interdisziplinär orientiert. Organisiert und geleitet wurde sie von Monika Dannerer, Marianne Franz und  Heike Ortner.

Für zweieinhalb Tage trafen sich 23 TeilnehmerInnen (zwei waren leider kurzfristig erkrankt) aus 8 verschiedenen Ländern, um bei winterlichem Wetter ihre einschlägigen Projekte und Forschungsansätze zu präsentieren und intensiv zu diskutieren und dabei neue Kontakte zu knüpfen. Das Universitätszentrum Obergurgl war dafür ein idealer Ort mit einem ebenso schönen wie funktionalen Ambiente, hervorragender Küche und zuvorkommender Betreuung.

Eröffnet wurde die Winterschool mit einem Beitrag von  Gudrun Held (Salzburg). Er widmete sich ähnlich wie die Beiträge von Olga Denti (Cagliari) und Thomas Schröder & Lisa Blasch (Innsbruck) den Mitteln der multimodalen Inszenierung bzw. der Identitätskonstruktion von Tourismusdestinationen in verschiedenen Medien (Prospekte und Homepages). Vesna Mikolic (Koper) fragte nach den Vor- und Nachteilen von Stereotypen im Kontext der Tourismuswerbung.

Der zweite Tag startete mit Präsentationen zur Problematik der Betriebsübergabe bzw. des ‑übernehmens von Familienbetrieben. Dabei wurde der Blickwinkel der Betriebswirtschaft von Mike Peters und Andreas Kallmünzer (Innsbruck) vertreten, eine historisch/ethnographischen Perspektive nahm Evelyn Reso (Touriseum, Meran) ein.  

Monika Dannerer und Heike Ortner (Innsbruck) präsentierten anschließend ebenfalls generationenübergreifende Daten zur Rolle der Sprache für die Konstruktion einer „authentischen“ Identität von Tourismusbetrieben.

Doris Höhmann (Sassari) thematisierte die sprachliche Ausgestaltung von Wissens- und Handlungsrahmen und ging dabei u.a. auf die Schwierigkeiten des Übersetzens ein.

Adam Wilson (Marseille) und Elwys de Stefani (Leuven) präsentierten Videodaten aus Interaktionen in touristischen Kontexten. Wilson untersuchte die Interaktion in einem Touristeninformationsbüro in Marseille und dabei die konkrete Sprachwahl und die hohe sprachliche Flexibilität der Angestellten. De Stefani fokussierte anhand zahlreicher Videobeispiele die räumliche und interaktionale Positionierung in touristischen Führungen und die damit angezeigten sozialen Beziehungen und Aufmerksamkeitsfoki.

Ebenfalls auf visuellem Material basierte der Vortrag von Eva Lavric und Hanna Waldthaler (Innsbruck), der der Präsenz von Sprache bzw. Mehrsprachigkeit im Elsass und in Südtirol nachging und damit auf höchst interessante Weise zwei zweisprachige Weinregionen verglich.

Kontrastiv war auch der Vortrag von Eija Ventola (Helsinki) angelegt, der die Tagung abschloss. Sie untersuchte am Beispiel der Städte Salzburg, Halle und Helsinki die Art wie die Komponisten Mozart, Händel und Sibelius als Ikon der Stadt genutzt und multimodal (re-)präsentiert werden.

Zentrales Element der Winterschool waren die Präsentationen der NachwuchswissenschaftlerInnen, die ihre Projekte jeweils anhand von Postern vorstellten, die ebenso intensiv wie konstruktiv diskutiert wurden: Julia Schönnach und Elisabeth Buchner (Universität Innsbruck) präsentierten Projekte zu Spracheinstellungen und Sprachverwendung im Tourismus in Tirol und im Salzburger Pinzgau. Alicia Fuentes Vega (Berlin / Madrid) erntete viel Interesse für ihr Projekt zur bildlichen Darstellung von Identität im Kontext erotischer Don Juan-Fantasien in der Visualisierung des Tourismusbooms der 1950er-1970er Jahre in Spanien. Irene Cenni (Gent) präsentierte ein Projekt, das sie gemeinsam mit Patrick Goethals durchführt, in dem interkulturelle Differenzen in negativen Bewertungen auf TripAdvisor untersucht werden. Elise Michon (Paris/Istanbul) präsentierte Internationalismen und Spuren des Französischen im Türkischen Wortschatz.

Ein weiterer zentraler Programmpunkt des Workshops war ein spannendes Kamingespräch mit dem Thema. „Tourismus multiperspektivisch – gestern – heute – morgen“ zu dem Patrick Gasser (Historiker, Direktor des „Touriseum“ Meran) Wolfgang Hackl (Literaturwissenschaftler, Universität Innsbruck) und Werner Hanselitsch (Geschäftsführer der Liftgesellschaft Obergurgl; leider verhindert) geladen waren.

Entsprechend ihren Zielsetzungen konnte die erste PAL-Winterschool ein hochkarätiges interdisziplinäres Fachsymposion anbieten, zu dem explizit NachwuchswissenschaftlerInnen eingeladen wurden, ihre Arbeiten zu präsentieren und sich damit auch fachlich zu positionieren. Die Möglichkeiten zu einem intensiven fachlichem wie informellen Austausch wurden aufgegriffen und von allen TeilnehmerInnen rege genutzt.

Die Verbindung mit Forschungsthemen Innsbrucker LinguistInnen sowie mit dem Forschungszentrum Tourismus & Freizeit ermöglichte es, Innsbrucker ForscherInnen und Studierende in besonderer Weise einzubinden und die Stärke der Universität auf diesem Gebiet zu unterstreichen ohne die Internationalität der Winterschool aus dem Auge zu verlieren.

Finanziell trugen neben „VERBAL“ auch die Universität Innsbruck (das Rektorat, das Dekanat der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, das Forschungszentrum Tourismus und Freizeit, die Alpine Forschungsstätte Obergurgl) und Ötztal-Tourismus zum Gelingen der Winterschool bei.

 

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