Informationskompetenz an einer Musikbibliothek. Besonderheiten – Herausforderungen - Lösungsansätze
Katharina Steinhauser, Daniel Revers
„Ich suche Noten vom Schubert-Streichquartett in B-Dur.“ Diese – im künstlerischen Alltag nicht gerade unpräzise klingende – Anfrage wirft für die Recherche in einer Musikbibliothek eine Reihe von Fragen auf: Partitur oder Stimmensatz? Praktische Ausgabe, Faksimile oder wissenschaftliche Gesamtausgabe? Urtext oder nicht? Welcher Verlag? Und nicht zuletzt: Welches von den mindestens drei Streichquartetten, die Franz Schubert in B-Dur geschrieben hat?
Die notwendigen Parameter für eine erfolgreiche Suche – vor allem von Notenmaterial – an einer Musikbibliothek sind vielfältig. In einer Freihandaufstellung würden Nutzer:innen vermutlich bald die gewünschte Notenausgabe finden – aber was, wenn die Bibliothek aufgrund des begrenzten Platzangebotes als Magazinsbibliothek organisiert ist? Dann sind bei der unumgänglichen Recherche im Onlinekatalog – oftmals gepaart mit sprachlichen Barrieren eines internationalen Publikums an einer Musikuniversität – Fehltritte und Missverständnisse fast schon vorprogrammiert.
Informationskompetenz bedeutet in diesem Szenario vor allem Recherchekompetenz. Fragen und Unklarheiten, die bei den Nutzer:innen auftauchen, zu identifizieren, nachzuvollziehen und dafür geeignete Hilfestellungen und Lösungsansätze zu entwickeln, die auf eine selbständige Recherche abzielen, gehört zu den zentralen Aufgaben.
Die Universitätsbibliothek Mozarteum Salzburg hat in den letzten 10 Jahren ein umfangreiches Programm aufgebaut, welches darauf abzielt den Zugang zum vielfältigen Angebot so niederschwellig wie möglich für unsere Nutzer:innen zu gestalten. Die Formate reichen von Bibliotheksführungen und Informationsveranstaltungen wie den „Coffee Talks“ über Recherchekurse für den Bibliothekskatalog, für Online-Ressourcen und fachbezogene Datenbanken bis hin zu Beratungsangeboten im persönlichen Einzelcoaching. Darüber hinaus pflegt die Universitätsbibliothek eine langjährige Partnerschaft mit dem Musischen Gymnasium Salzburg, welche dem musikalisch-künstlerischen Nachwuchs im Rahmen von Workshops, Projekttagen und Unterstützungsangeboten für die Recherche zur VWA möglichst früh die Vielfalt des Bibliotheksbestandes näherbringen möchte.
Ein enger Austausch mit den Lehrenden der wissenschaftlichen Fächer sowie die Verankerung von Kurseinheiten zur Bibliotheksrecherche in den Pflichtlehrveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten bieten hierfür gute Voraussetzungen. Die Vorträge und Workshops der Bibliotheksmitarbeiter:innen als Teil der Lehrveranstaltung werden von den Lehrenden gut angenommen und sehr geschätzt.
Auch die Einführung neuer Services für die Bibliotheksnutzer:innen – aktuell das Literaturverwaltungsprogramm Citavi und die digitale Noten-App nkoda – begleitet von Informationsveranstaltungen und Nutzer:innenschulungen, gehört zu den Aufgaben des Bereiches Informationskompetenz.
Die Erfahrung zeigt, dass dieses intensive, gut im Lehrbetrieb verankerte Kursprogramm vielfältige Vorteile bietet: Nutzer:innen finden sich dadurch leichter im Bibliothekskatalog zurecht und überwinden gegebenenfalls die Scheu vor tiefergehender Recherche – erfahrungsgemäß ein nicht zu vernachlässigender Faktor an einer Uni, deren Schwerpunkt in vielen Studiengängen vor allem auf der künstlerischen Entwicklung und nachgeordnet auf dem wissenschaftlichen Arbeiten liegt. Die Bibliothek selbst wiederum profitiert von einer besseren Informationskompetenz der Nutzer:innen, welche die Notwendigkeit für intensive Beratung am Schalter reduziert.
Ein Blick in die Zukunft zeigt eine verstärkte Entwicklung hin zu digitalen Angeboten, welche neue Möglichkeiten bieten, aber auch andere Anforderungen an die Informations- und Recherchekompetenz stellen. Ein wichtiges Ziel der Informationskompetenz ist es hier, die Vorteile und Chancen dieser digitalen Ressourcen in der traditionell eher konservativ geprägten klassischen Musikwelt an der Universität aufzuzeigen.
Kurzbiografien
Katharina Steinhauser, MA MA
ist Mitarbeiterin an der Universitätsbibliothek Mozarteum und dort unter anderem für den Bereich Informationskompetenz verantwortlich. Sie studierte Geschichte sowie Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Querflöte und ist außerdem als Musikerin, Musik- und Museumspädagogin tätig.
Daniel Revers, MA
studierte Musikologie in Graz und ist seit 2018 an der Universitätsbibliothek Mozarteum angestellt. Sein Zuständigkeitsbereich umfasst digitale Ressourcen und er wirkt sowohl beim institutionellen Repositorium als auch beim Ausbau der Infokompetenz mit.