Die Universitätsbibliothek als Lern- und Schreibort im Studium

Jan Misera und Daniela Rothe

Universitätsbibliotheken sind zentrale Arbeitsorte für Studierende und Wissenschaftler*innen aller Fächer. Die Bildungs- und Schulungsprogramme der Bibliotheken z.B. im Bereich der Informationskompetenz ergänzen das Lehrangebot von Universitäten mit fachübergreifenden Themen wie Literaturrecherche und -verwaltung, elektronisches Publizieren und Open Access. Längst haben Universitätsbibliotheken auch das wissenschaftliche Schreiben als Thema entdeckt (vgl. Ruhmann/Schröter 2016). Die „Lange Nacht des Schreibens“ oder die „Nacht der aufgeschobenen Seminararbeiten“ ist vieler Orts selbstverständlicher Teil des Angebots.

Auf Initiative von Lehrenden aus verschiedenen Fächern (Erziehungswissenschaft, Geschichte,  Germanistik, Europäische Ethnologie, Vergleichende Literaturwissenschaft, Lehrer*innenbildung) hat die Universität Innsbruck 2021 ein Schreibzentrum an der Universitätsbibliothek angesiedelt. Schreibzentren sind fachübergreifende Lernorte, die Schreiblehre und Schreibberatung für Studierende in allen Qualifikationsphasen anbieten, zur schreibwissenschaftlichen Forschung beitragen und auf diese Weise die akademische Schreibkultur mitgestalten. Die Entwicklung von Schreibkompetenzen ist ein langfristiger übungsintensiver Prozess. Er begleitet nicht nur das ganze Studium, sondern setzt sich auch in den wissenschaftlichen und den wissensbasierten Tätigkeiten fort, die viele Absolvent*innen der Universität im Anschluss an das Studium ausüben. Die Angebote von Schreibzentren sind deshalb eine wichtige Ergänzung zu den in den Fächern verankerten Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben.

Im Vortrag stellen wir in knapper Form die konzeptionellen Grundlagen der Schreibzentrumsarbeit vor und erläutern am Beispiel des Formats Schreibwoche im Historischen Lesesaal wie wir diese an der ULB Tirol in konkrete fachübergreifende Angebote für Studierende und Promovierende übersetzen. Abschließend diskutieren wir die Herausforderungen und Entwicklungspotenziale, die mit der Entwicklung von schreibunterstützenden Angeboten in der Universitätsbibliothek verbunden sind.

Ziel des Beitrags ist es, im Rahmen des Kongresses und darüber hinaus mit Kolleg*innen anderer Bibliotheken ins Gespräch zu kommen, die ebenfalls Angebote für Schreibende machen und/oder mit Schreibzentren kooperieren. Von besonderem Interesse sind aus unserer Sicht Fragen der Verzahnung mit Angeboten aus dem Bereich Informationskompetenz bzw. der information literacy, die fachübergreifende und fachbezogene Kooperationen mit Lehre und Forschung sowie das Verhältnis zwischen Bildung und Service.

Literatur

Ruhmann, Gabriele/Schröter, Marcus (2016). Grenzverschiebungen: Wissenschaftliches Schreiben, Schreibwerkstätten und Informationskompetenz. In: Sühl-Strohmenger, Wilfried (Hrsg.). Handbuch Informationskompetenz. Berlin, Bosten: De Gruyter, S. 225-244.

Kurzbiografien

Jan Misera, MSc.: Geograph und Doktorand in der Arbeitsgruppe Transient Spaces & Societies am Institut für Geographie, Schreibtutor am Schreibzentrum an der Universitäts-und Landesbibliothek Tirol.

Daniela Rothe, Dr.: Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung, Schreibtrainerin und Leiterin des Schreibzentrums an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol Arbeitsschwerpunkte: Lebenslanges Lernen, Methoden der qualitativen Sozialforschung, wissenschaftliches Schreiben als kommunikative und soziale Praxis

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